Seite 132 Internation aleSammier-Zeitung. Nr. 9 Die Sammlung Dr. Artur Sambon. Zu einem Ereignisse auf dem Kunstmarkte dürfte sieh die Versteigerung der Sammlung des Dr. Artur Sambon gestalten, die unter der Leitung des Experten Dr. Jakob Hirsch aus München zu Ende dieses Monats in der Galerie P e t it in P a r i s vor sich gehen wird. Fig. 1. Es handelt sich um eine außerordentliche Sammlung, in der alle Kunstgattungen und Epochen repräsentiert sind. Dr. Artur Sambon, ein bekannter Archäologe und Numismatiker, hat den Ruf eines feinen Kenners, der in seiner Wohnung auf der Place Vendome Stücke von seltener Schönheit vereinigte. In erster Linie wären die altägyptischcn Steinskulpturen der Erwähnung wert: es findet sich da unter anderem eine figurenreiche Gruppe, die aus dem Grabe der Prinzessin Neofrit-Abit stammt. Neofrit-Abit ist, wie urkundlich festgestellt wurde, eine Tochter Chufus (Cheops), der die große Pyramide bei Giseh erbaute. Die Figuren stellen die Prinzessin und ihren Gemahl sowie ihre Dienerschaft dar. Unter den dienenden Geistern sehen wir eine Wäscherin, die vor ihrem Waschbrett kniet. Unter den griechischen Statuen finden wir einen lebensgroßen tanzenden Satyr im Stile des Praxiteles. Sie wurde mit einer anderen Marmorfigur der Sammlung, einer Sphinx, neben den Gärten des Sailust in Rom aufgefunden. Unter den römischen Skulpturen ragen zwei Rüsten von packendem Realismus hervor. Die eine in Bronze stellt A g r i p p a dar, den großen römischen General, welcher das Kaiserreich gründete. Der unbekannte römische Künstler hat mit bewundernswerter Energie die Wildheit dieses Napoleon des Altertums festgehalten. Die zweite Büste ist ein Porträt des Carracalla, nicht des theatra lischen Carracalla aus dem Museum von Neapel, sondern ein natürlich aufgefaßtes Bild des lebensvollen Mannes in einer Normalstellung. Man denkt dabei fast an ein Porträt des Donatello. Die Serie der antiken Bronzen ist sehr reichhaltig und weist viele edle Stücke auf, so eine kleine Venus, die gerade den Fuß ins Wasser setzt. Man sieht förmlich, wie der Körper der Göttin infolge der Be rührung mit dem kalten Wasser geschüttelt wird. Weiters stoßen wir auf einen Bogenschützen mit edlen und schlanken Formen, eine Apotheose der menschlichen Schönheit, auf ein ägyptisches Kätzchen mit ausge streckten Krallen, das sich sonnt, eine griechische Arbeit aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert, einen Löwen assyrischer Herkunft, durchwegs Meisterwerke. Nennt man noch die reizenden griechischen Vasen mit kühnen und eleganten Silhouetten, die einzigen Zeugen griechischer Malerei, Werke von Polyghot, Parrhasios und Zeuxis, eine Serie von Gegenständen aus den ersten Zeiten des Christentums, wie eine Liturgie aus pati- niertem Silber, welche den Namen des ephesischcn Magi strats Aballathos trägt, eine Bronzelampe mit einem Kopf, welcher zwischen den Ohren das Monogramm des Heilands trägt, sowie ein Osterlamm, so ist damit erst eine kleine Auswahl des Sehenswerten erwähnt. In der Abteilung »Mittelalter« sehen wir die herr lichsten Fayencen aus dem 13. und 14. Jahrhundert, ferner sizilianische Poesien aus dem 13. Jahrhundert, von der arabischen Literatur inspiriert. In einem Gedichte beklagt sich der Poet über die Grausamkeit seiner Schönen, der er zuruft: »Du hast mir eine tiefe Wunde geschlagen, an der ich sterbe; sei nun etwas weniger grausam, damit ich im Sterben wenigstens die Illusion habe, von dir geliebt worden zu sein.« Die italienische Kunst ist durch ihre schönste Epoche, durch das 15. Jahr hundert, vertreten. Eine prächtige Kollektion von poly chromen Fayencen mit Porträts, unter anderem auch die Waffen des Herzogs von Calabrien, in Faenza bei Gelegenheit seiner Hochzeit ausgeführt, reizende Basreliefs des Andrea della R o b b i a, eine ent zückende Jungfrau des Sansovino, ein Putto von Verrocc'hio, eine heilige Jungfrau des Antonio Rosselino stechen hier hervor. Fig. 2. Unter den Marmorskulpturen erwähnen wir ferner ein Basrelief aus der Schule von Pisa aus dem 14. Jahr hundert, eine Prinzessin darstellend, die den Schleier von den Füßen der Jungfrau herabhebt, von Engeln um geben, eine heilige Jungfrau des Mino da F i e s o 1 e, ein