Seite 158 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 12 Tagen keine irgendwie bedeutsamen Arbeiten entstanden : gelungen ist, sich und ihr künstlerisches Schaffen sind, welche Gedenken an diese Kriege in würdiger neuerdings in den Dienst patriotischer Gedanken und Weise feiern und die auch nur annähernd einen Ver- Empfindungen zu stellen und die Erinnerung an gleich mit den alten historischen Kriegsporzellanen den Weltkrieg von 1914 und 1915 in einer Reihe aushalten könnten. Um so erfreulicher ist es, daß es | ebenso schöner wie würdiger Kriegsgedenken fest- der Berliner Manufaktur mit Glück und Geschick j zuhalten. Chronik. Ansichtskarten. (Preisausschreiben für Kriegspostka.rten.) Der Frauenkunstverband zu Leipzig hatte unter seinen Mit gliedern ein Preisausschreiben für Kriegspostkarten erlassen. Aus dem Erlös dieser jetzt verkauften Karten, der der Hilfs- kasse zufiel, sollen nunmehr M 300 für ein neues Ausschreiben zur Verfügung gestellt werden. Bibliophilie. (Neuordnung der Tnkun abelsamm lu ng der Münchner Hof- und Staatsbibliothek.) Die in der Münchner kgl. Hof- und Staatsbibliothek bewahrte Sammlung von Wiegendrucken, nach Paris und London die drittgrößte der Welt, ist jetzt einer umfassenden Neuordnung unterzogen worden, die eine umfassende Katalogisierung aller Schätze zur Folge hatte. Diese Neubearbeitung der Bestände der Münchner Wiegendrucke geht bis in den Anfang des Jahres 1909 zurück, und als die preußische Regierung damals an die Herstellung eines wissenschaftlichen Gesamtverzeichnisses aller Inkunabeln ging, konnte die Münchner Bibliothek die weitgehendste Mit arbeit an dem bedeutsamen Unternehmen Zusagen. An selbst ständigen Ausgaben besitzt die Sammlung, wie nunmehr test- gestellt wurde, 9400 Drucke in 16.000 Exemplaren, an ent behrlichen Dubletten stehen ihr 4400 Nummern, darunter viele Ausgaben in mehreren Stücken, zur Verfügung. Diese Bestände setzen sich aus rund 130 alten Sammlungen zusammen. (Deutsche Auslandsbibliothek.) Aus Berlin wird uns geschrieben: Dr. J. Neumark aus Warschau, ein bekannter polnischer Musikforscher, wurde zum Vorstand der polnischen Musikabteilung an der „Deutschen Auslandsbibliothek“ ernannt, die ihr vorläufiges Heim im Luisenstädtischen Gymnasium fand. (Die Bibliothek des Grafen Witte.) Aus Peters burg wird gemeldet: Die Witwe des russischen Staatsmannes Gräfin M. J. Witte hat die reichhaltige Bibliothek ihres ver storbenen Gatten dem Petersburger Polytechnikum vermacht. Bilder. (Lionardos Frauenbildnis mit dem Wiesel.) Die Ausstellung der Krakauer Sammlung Czartoryski in Dresden (siehe Nr. 3 der „Internationalen Sammlerzeitung“) hat die Aufmerksamkeit wieder auf das Bildnis der Dame mit dem Wiesel gelenkt, wobei die Frage nach seinem Urheber im Mittel punkt der Erörterungen steht. Immer mehr neigt man dazu, das Bild nicht mehr Lionardo, sondern einem seiner Schüler zuzuschreiben. Der Name Boltraffios wird dabei am meisten genannt. In der „Kunstchronik“ macht Dr. Emmy Voigt länder auf eine Zeichnung in Stockholm aufmerksam, die zweifellos eine genaue Vorstudie zu dem Bildnis darstellt und die von der gleichen Hand gezeichnet sein muß, von der das Bild gemalt ist. Am nächsten kommt die Zeichnung dem nach rechts niederblickenden Frauenkopf in Windsor, der ein gesicherte Zeichnung Boltraffios ist, da er als eine genaue Vor studie zu Boltraffios Madonnen der Sammlungen Crespi und I.oeser anzusehen ist. Rührt also die Stockholmer Zeichnung von Boltraflio her, so läßt sich rückschließend mit Sicherheit sagen, daß das Krakauer Bild nicht Lionardo, sondern, wie die Zeichnung, Boltraffio angehört. Die Stockholmer Zeichnung gibt auch für die Frage nach der zeitlichen Entstehung des Gemäldes einen Anhalt. Sie weist es in die Gruppe der Werke Boltraffios, die seinen ersten Stil bilden und in der ersten Hälfte der 1490er Jahre entstanden sein müssen. Solche Werke von Boltraffio sind beispielsweise die Madonna der Sammlung Crespi mit ihrer obenerwähnten Studie, weiter der Narziß der Uffizien zu Florenz, endlich die Zeichnung der Uffizien Nr. 425. (Die Antwerpener Manieristen.) Einer dankenswerten Aufgabe hat sich der Leiter der BerlinerGemäldegalerie, Doktor Max Friedländer, unterzogen. Er hat versucht, Ordnung in die wüste Masse jener niederländischen Bilder zu bringen, die zwischen 1500 und 1530 entstanden sind und zumeist unter dem Verlegenheitsnamen Herri met de Bl es in den Katalogen der großen Kunstsammlungen aufgeführt werden. Bisher hatten sich alle Forscher an diese undankbare Arbeit gemacht, die Ver suche, einige Stücke aus dem Wirrsal zu lösen und Maler individualitäten zu erkennen, sind aber fehlgescblagen. Es handelt sich hier um Kunstwerke, die, wie Friedländer eingehend darlegt, wohl nicht in einem großen Atelier hergestellt sind, als vielmehr in einer Reihe benachbarter Werkstätten und die eine Stilmode darstellen, deren Höhe etwa zwischen 1513 und 1520 zu setzen wäre. Friedländer kommt zu dem Schluß, daß man vielleicht den Antwerpener Manieristen im stil geschichtlichen Zusammenhang eine ähnliche Stellung zwischen Gotik und Renaissance einräumen müsse, wie dem jungen Cranach, dem jungen Altdorfer und dem Dürer der Apokalypse. Handschriften. (Eine orientalische Handschriftensammlung.) Ludwig Rosenthals Antiquariat in München erwarb vor kurzem eine bedeutende orientalische Handschriften sammlung. Unter anderen befinden sich dabei: Pergament- Codices in syrischer und arabischer Sprache aus dem 9. Jahr hundert vom Berge Sinai, Predigten in arabischer Sprache aus dem 10. Jahrhundert, ein syrisches Evangelarium aus den! 12. Jahrhundert, ferner ein Werk des heiligen Cyrillus von Jerusalem in kufischer Schrift. Medaillen. (Medaillen zur Erinnerung an frühere Verteidi gungen von Tirol.) Anläßlich der jetzigen Kämpfe an der Tiroler Grenze dürfte es von Interesse sein, darauf hinzuweisen, daß in früheren Kriegen besondere Gedenkmünzen für die