Internationale Sammler-Zeitung Seite 211 Nr. 16/17 in Schutzverwahrung übernommen worden sind, um sie vor der Vernichtung durch französische Beschießung zu retten. Vor allem handelte es sich um Schöpfungen eines der bedeu tendsten Renaissancebildhauev Frankreichs, Lougier Richeer, aus der Gegend von St. Mihiel, dem im vorigen Jahre gestürm ten Maasfort, u. a. auch aus der Kirche des Ortes St. Mihiel selbst. Richeer erweist sich hier, zum Beispiel in der tiefemp fundenen Pieta, als ein früher Schüler Michelangelos. (Inscriptiones Bavariae Romanae.) Die königlich bayrische Akademie der Wissenschaften hat ein Werk er scheinen lassen unter dem Titel Inscriptiones Bavariae Romanae sive Inscriptiones Romanae provinciae Raetiae ... edit Frie- dericus Vollmer. Dieser stattliche Band dürfte über die gelehrten Kreise hinaus Interesse und Verbreitung finden. Er enthält alle römischen Inschriften, die in Bayern gefunden wurden, dazu die Inschriften Tirols und Württem bergs, soweit es zur römischen Provinz Raetien gehört hat. Die Sammlung erscheint \um so’erwünschter, als die große Inschriftensammlung Mommsens, das Corpus inscriptionum Latinarum fast nur in Bibliotheken verbreitet ist und frühere Werke inhaltlich wie wissenschaftlich überholt sind. Die Akademie hat es durch Beisteuer beträchtlicher Mittel möglich gemacht, daß auf den beigegebenen 76 Tafeln fast alle In schriften auch im Lichtdruck reproduziert sind. Reichhaltige Inhaltsverzeichnisse erleichtern die Benützung der Inschriften für sprachliche und historische Forschungen. Ein Verzeichnis der Fundorte bringt in knappen Angaben eine Übersicht über die bisher in Bayern erforschten Römerkastelle und sonstigen Niederlassungen. Drei Karten geben genau mit Eintragungen die Straßen im alten Raetien wieder. (Eine frühmittelalterliche Kirche in Meiringen.) Ein eigenartiger Zufall will es, daß an einer Stelle, wo man es der ganzen Lage nach am wenigsten vermuten sollte, im Dorfe Meiringen im Haslital (Berner Oberland), eine der ältesten Kircbenanlagen der Schweiz aufgedeckt wurde. Bei Anlaß von Renovations- und Sicherungsarbeiten an der heu tigen, aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammenden Dorf kirche fand man nicht nur im Innern interesante und wert volle Fresken in romanischem Kunststil, sondern auch darunter eine durch eine Überschwemmungskatastrophe untergegangene Anlage, die aus dem 10. Jahrhundert stammen dürfte. Beson ders bemerkenswert ist der rechteckige Chorab^chluß. Der Platz, wo sich die Sakristei befand, scheint noch älter zu sein. Da wo das Querschiff mit der Südmauer des Seitenschiffes zusammenstößt, fand man eine Nische, in der sich ein Altar befand. Die Decke dieser Nische und der Hintergrund waren mit Fresken verziert, die sechs Apostel darstellen, unter denen Petrus an seinen Attributen genau erkennbar ist. Der Altar tisch ist aus Kalktuff und enthielt eine Grabanlage, in der man zwar keine Reliquien entdecken konnte, wohl aber mehrere Kultgefäße von sehr alten Formen aus teilweise irisierendem Glas. Die Länge der neu entdeckten Kirche beträgt 33 m die Breite 17'50 m. Weitere Ausgrabungen werden wohl noch einen Vorhof zutage bringen. Es ist ferner wahrscheinlich, daß der Turm der heutigen Kirche, der sich neben derselben ganz einzelstehend befindet, zu dieser ältesten Kirchenanlage gehört. Bemerkenswert sind auch die Fragmente von bemalten Glas, die wohl zu den ältesten Glasmalereien der Schweiz gehören. Die maßgebenden Behörden lassen es sich angelegen sein, dieses einzigartige Dokument frühen christlichen Lebens in einem entlegenen Alpentale zu erhalten. (Wilhelm Allers.) Im Alter von 58 Jahren ist in Karls ruhe der Maler und Zeichner Christian Wilhelm Allers ge storben. Seine photogiaphisch-getreuen Bleistiftzeichnungen mit Tuschverwendung waren zu ihrer Zeit sehr beliebt. Zu meist brachte Allers größere Sammlungen vor. Bildern heraus, in denen er interessante Gesellschaftsschichten schilderte, so die Zirkuskünstler, das Leben hinter den Kulissen. Das berühmteste Werk Allers wurden seine Bismarck-Bilder;, auch ist der Zyklus „Die silberne Hochzeit“ zu nennen. (Vorgeschichtliche Funde.) Aus Graz wird uns ge schrieben : Auf dem Röthesteinerkogel, auch Drachentauern genannt, der nächst der Südbahnstation Mixnitz die Scheide wand zwischen Ober- und Mittelsteiermark bildet, öffnet sich 951 Meter über dem Meere ein hohes Felsentor, durch das man in einen majestätischen Dom tritt, in die „Drachenhöhle“, im Volke auch Kogellucken genannt. Im mächtigen HöMen- lehrn sind fossile Knochen des Höhlenbären eingebettet. Unter mehreren auf Felsstücke eingemeißelten Wappenschildern und Jahreszahlen findet man auch die Inschrift: Fridericus Dux Austriae affuit anno 1409. Die 3. Juaii. An die Höhle knüpfen sich schöne Sagen von einem Drachen, der hier ge haust und weit und breit Schrecken verbreitet hat, bis er von einem mutigen Jüngling erlegt wurde. Auch von Raubrittern erzählt die Sage, die hier ihre Leute verbargen. Der bekannte, Arcbäolog Universitätsdozent Dr. Walter Schmid hat nun Ausgrabungen in der Höhle vorgenommen, die einen über raschenden Erfolg hatten. Er fand reichhaltige Überreste von der Anwesenheit des Menschen in der schwer zugänglichen Höhle aus dem Ende der jüngsten Steinzeit und aus der jün geren Bronzezeit. Über einer dünnen diluvialen Schichte mit Einschlüssen von Höhlenbärenresten lagerte eine starke Kultur- schiclite mit zahlreichen Gefäßresten, die vornehmlich durch ihre Verwandtschaft mit der Ornamentik der Pfahlbauan siedelung am Mondsee auffallen, meist Töpfen und Schalen, deren in Furchenstich ausgeführte Ornamente aus Dreiecken, Rauten und Grübchen bestehen und zuweilen mit staikcr weißer Einlage ausgefüllt sind, die die Verzierung vom dunklen Grunde heben sollte. Neben zahlreicher Keramik erscheinen Steinbeile aus Serpentin und Hornsteine, sowie Werkzeuge aus Hirschgeweih. In der jungsteinzeitlichen Schichte wurde außerdem ein menschlicher Unterkiefer gefunden, der den bisher ältesten sicher beglaubigten menschlichen Überreste in der Steiermark darstellt. Über dieser neolithischen Schichte befanden sich in einer Lage feinen schwarzen Kohlenstaubes, der die menschliche Lagerstätte bezeichnet, die Überreste menschlicher Tätigkeit aus der jüngeren Bronzezeit, die des halb besonderes Interesse beanspruchen, weil die in ihr ge fundenen Gußschalen die erste Erzgußstätte der Bronzezeit erwiesen haben. Die Gußschalen oder Gußlöffel aus Ton, von denen zwei Schalen vollständig, zwei in Bruchstücken erhalten sind, tragen im Innern deutliche Spuren vom Schmel zen der Bronze. Die nächsten Fundorte ähnlicher Gußlöffel sind außerhalb Ungarns die Pfahlbaue vom Mondsee und vom Laibacher Moor und das Kupferbergwerk am Mitterberge bei Bischofshofen, Aus dem Vorkommen von Kupfer in der Umgebung von Mixnitz kann man schließen, daß das in der Drachenhöhle verarbeitete Erz in unmittelbarer Nähe gewon nen wurde. Neben den Gußlöffeln lag in der Drachenhöhle ein größerer Vorrat an ganzen und zerbrochenen Bronzegegen ständen, Ketten, runden, ovalen und eckigen Beschlägen und Anhängseln, Nadeln, Lanzen und Pfeilspitzen, Ringen, einem schmalen Meißel und Sicheln. Neben diesem Erzfunde ist auch das Ergebnis an bronzezeitlicher Keramik reichlich, die in ihren strengen Formen deutlich ihre Abhängigkeit von me tallenen Gefäßformen, die sie in Ton nachahmt, verrät. Museen. (Neuerwerbungen der Berliner Königlichen Mu seen.) In die Abteilung antiker Bildwerke des Berliner Mu seums gelangte durch Ankauf der Torso einer Athena-Statuette aus Eskisehehir. In die Ägyptische Abteilung kam die Statue einet ptolomäischen Königin aus grünem Stein, auf der sich keine Inschrift befindet. Ferner kam in die Sammlung ein Bruchstück aus einer Grabwand.der 18. Dynastie: der Kopf eines Toten und die Spitze seines Stockes, in versenktem Relief.