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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 18
zettel der Berliner Hoftheater aus dem Jahre 1843,
Theaterschriften^iüber einzelne Städte, wie Leipzig, Berlin,
Breslau, Erfurt, Hamburg, Frankfurt, seltene Erstausgaben,
Büsten von Schauspielern und Erinnerungsmedaillen. Der
zweite Teil der Versteigerungen wird hauptsächlich musikali
sche Werke unter den Hammer bringen.
(Die Kriegsnot des englischen Buchhandels.)
Während der „Bookseller“, eines der bedeutendsten Fach
blätter des englischen Buchhandels, die Verhältnisse im
englischen Buchhandel bisher immer als glänzend und unan
getastet geschildert hat, sieht sich gerade diese Buchhändler
zeitschrift jetzt dazu gezwungen, sich für die Dauer des
Krieges aus einem wöchentlichen in ein Monatsblatt zu
verwandeln. Die Mitteilung, die den Lesern über diese Um
wandlung gemacht und die in unserem .Buchhändler-Börsen
blatte wiedergegeben wird, klingt recht elegisch — aus der
Fanfare ist eine Schamade geworden. Es heißt da: „Ebenso
wie die meisten Leute haben auch wir, als im vergangenen
Jahre der Krieg so unerwartet ausbrach, geglaubt und gehofft,
daß seine Dauer nur eine beschränkte und die dadurch
veranlaßte Geschäftsstockung nur eine vorübergehende sein
werde. Nun aber, wo die Feindseligkeiten nahezu zwölf Monate
gedauert haben und zurzeit keine Aussicht auf eine schnelle
Beendigung besteht, wird es uns klar, daß wir alle übertrieben
zuversichtlich und optimistisch gewesen sind. Es ist deshalb
notwendig, die veränderte Lage richtiger einzuschätzen. Die
Geschäftstätigkeit im Buch- und Verlagshandel ist wesentlich
eingeschränkt worden; die Menge der Neuerscheinungen und
damit auch die Notwendigkeit zur Bekanntgabe von Anzeigen
und Nachrichten aus dem Buchhandel haben sich merklich
vermindert und w r ir glauben, daß die Brauchbarkeit des
„Bookseller“ in seiner Eigenschaft als Buchhändlerblatt nicht
gerade sehr leiden wird, wenn er in weniger häufigen Zwischen
räumen als bisher herauskommt. Es ist daher beschlossen
worden, daß der „Bookseller" von nun an nicht mehr
wöchentlich, wie jetzt, sondern nur noch einmal im Monat
erscheint. Sobald ein dauernder Friede in Sicht ist (alle
werden hoffen, daß es nicht noch ein Jahr dauert), und so
bald die normalen Verhältnisse wiederhergestellt sein werden,
wird das gewohnte wöchentliche Erscheinen unter günstigeren
Aussichten wieder aufgenommen werden.
Bilder.
(Die Sammlung Pablo Bosch.) In Madrid starb der
feinsinnige Kunstsammler Don Pablo Bosch, dessen Samm
lung alter Gemälde sich weniger durch ihren Umfang, als
durch ihren Wert auszeichnete. Bosch besaß Hauptwerke
von Gerard David, B. van Orley und Greco. Einer letzt
willigen VerfügungjBosch’ zufolge, geht die Sammlung in den
Besitz des Prado über.
(Ein unbekanntes Bild Fritz v. Uhdes) ist in
München aufgetaucht. Es stellt ein „Mädchen in der Küche"
dar und dürfte aus’dem Jahre 1883 stammen. Es wurde von
einem entfernten Verwandten des Künstlers auf den Kunst
markt gebracht.
(Waidhofener Stadtansichten.) Aus Waidhofen
an der Ybbs wird uns berichtet: Der bekannte Aquarellmaler
Erwin Pendl hat im vorigen Monat im städtischen Museum
eine Anzahl seiner Waidhofener Stadtansichten ausge
stellt, die den ungeteilten Beifall aller Ausstellungsbesucher
fanden. Dieser Tage hat der Schloßbesitzer von Waidhofen
Louis Baron Rothschild eine der schönsten erworben, das
sonnige Aquarell in Hochformat, das die Ybbsufer gegen die
Lehrwerkstättte, die Zeller Hochbrücke und den Ybbstorturm
zeigt.
(Der Bilderfälscher Lehmann verhaftet.) Mitte
Oktober wurde, wie von uns gemeldet, in München der aus
Liegnitz stammende Maler Willy Lehmann als Fälscher von
Knaus-, Defregger-, W. v. Diez-, Hodler-, v. Keller-, Welti-
Bildern usw. entlarvt. Ein Schweizer Kunstsammler, der alte
Meister zu kaufen suchte und ein Inserat erlassen hatte, wurde
von Lehmanns Frau zur Besichtigung verkäuflicher Bilder in
ihre Wohnung an der Nymphenburgerstraße eingeladen. Die
Menge der zum Verkauf gestellten Bilder und die Erklärungen,
die Frau Lehmann über die Herkunft der Bilder gab, erweckten
das Mißtrauen des Kaufliebhabers; er machte der Polizei Mit
teilung, die in der Leh.mannsch.en Wohnung Nachschau hielt
Als die Polizei zum zweiten Male kam, waren Lehmann und
seine Frau verschwunden. Nun ist Lehmann in Zürich ver
haftet worden. Er wird, sobald dem Anträge auf Auslieferung
stattgegeben ist, nach München transportiert und ins Unter
suchungsgefängnis eingeliefert werden. Der gegen Lehmanns
Frau, Ida Lehmann, erlassene Haftbefehl konnte noch nicht
vollzogen werden.
Handschriften.
(Handschrift eines Wiener Missales.) Im Anti
quariat Jacques Rosenthal in München steht gegenwärtig
die prächtige Handschrift eines aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts stammenden Missales zu Verkauf, das sich
nach Eintragungen in den Kalender, mit dem der Text beginnt,
als aus dem Besitze des Collegium ducale in Wien, welches
1434 vom Herzoge Albrecht III. zum Wolde der Universität
gegründet worden war, herrührend erweist. Die außerordentlich
schön und sorgfältig geschriebene Handschrift (306 Pergament
blätter, 31 X42 cm groß) ist mit mehreren großen Miniaturen
und einer bedeutenden Anzahl größerer und kleinerer, teils
in Gold und verschiedenen Farben, teils rot und blau ausge
führten Initialen, wovon mehrere in seitliche Bordüren aus-
laufen, geschmückt. Schon dieser, aller Wahrscheinlichkeit
nach in Wien, oder doch in Österreich entstandenen Miniaturen
wegen, deren kunsthistorische Würdigung noch zu erfolgen
hätte, wäre es zu wünschen, daß die in jeder Hinsicht kost
bare Handschrift für Österreich erhalten bleiben könnte.
Hier sei nur auf Eintragungen an der Innenseite des rück
wärtigen Deckels hingewiesen, welche sich auf die Erwerbungen
der Kapelle an zum Gottesdienste gehörigen Gegenständen
und Geräten beziehen. Sie beginnen: „Anno Christi 1508. Hic
notati sunt ornatus ad missas collegii ducalis Vienncnsis
deputati atque calices et alie res ad capellan collegii spec-
tantes". Es werden nun angeführt: Missale, Kelche und Pa-
tenen, Meßgewänder, Altartiicher u. a. m. In späteren Ab
sätzen folgen noch Eintragungen aus den Jahren 1512 und
1513. Als Spender der Gegenstände durch letztwillige Verfü
gungen erscheinen genannt: Gregor Perger, Georg Peurl,
der Priester Wolfgang Schreiber „ex Pulca", Magister Andreas
Steidl, Pfarrer in Luchenhardt, Barbara Gundackerin. Der
Letzteren Widmung ist erwähnenswert: „Date sunt duo
tabelle depicte ex ultima voluntate quondam honeste matrone
Barbara Gundackerin. Ex hiis duabus tabellis una est in altari
omnium sanctorum scilicet crucifixo depicta, altera tabella
valde venusta pro corporali ad calicem deputata". Der voll
ständige Text dieser Eintragungen ist veröffentlicht in dem
Aufsatze: „Alte Schatzverzeichnisse" von Dr. Paul Lehmann,
der in den Beiträgen zur Forschung, Studien und Mitteilungen
aus dem Antiquariat Jacques Rosenthal, I. Folge, Heft I,
München 1913, S. 16 ff, erschienen ist.
Numismatik.
(Die Münzen der Ostseeprovinzen.) Aus Berlin
wird berichtet: In der letzten Sitzung der Numismatischen
Gesellschaft hielt Dr. Bahrfeldt einen Vortrag über die
Münzen der Ostseeprovinzen: Kurland, Livland, Esthland,
auf die in erwartungsvollem Hoffen unsere Augen während
des jetzigen Krieges gerichtet sind.
Eine Münzgeschichte dieser Provinzen ist bisher nicht
geschrieben worden, es wird darauf auch wohl verzichtet
werden müssen, da die Quellen für solche, die Archive, nicht
mehi fließen; sie sind in früheren Zeiten durch die Kriegs-
läufte vernichtet worden und nur wenige Nachrichten sind
auf uns gekommen. Um ein Bild von den dortigen Münz- und
Geldverhältnissen zu gewinnen, müssen hauptsächlich die
Gepiäge selbst dienen, und auch diese lassen vielfach im Stich.