Internationale
ammlerZeifunfl
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
7. Jahrgang.
Wien, 15. Dezember 1915. Doppel-Nummer 19 u. 20.
Karl Goetz’ Medaillen auf den Weltkrieg.
Von Dr. Max Weinberg (Wien).
Karl Goetz ist ein bekannter Medailleur, der in
München wirkt und durch seine bisherigen Arbeiten bei
den Freunden der Kunstmedaille in bestem Andenken
steht. Hat er doch schon eine ganze Galerie interessanter
Porträtköpfe geschaffen , deren bildnerische Wiedergabe
sich durch scharfe Charakteristik auszeichnet. Nun
bietet ihm der Weltkrieg neue künstlerische Motive
und Anregungen.
Da ist zunächst die bemerkenswerte Kaiser Franz
Joseph-Medaille. Dem Österreicher pocht das Herz,
wenn er um das Porträt des erlauchten Monarchen
liest: „Ich habe alles geprüft und erwogen." Jene
inhaltsschweren Worte des kaiserlichen Manifestes vom
28. Juli 1914. die sich auf dem Revers rings um einen
schön komponierten Doppeladler, wie folgt, fortsetzen:
,,Mit ruhigem Gewissen betrete Ich den Weg, den die
Pflicht Mir weist.“
Ebenso wie diese „Manifest-Medaille" in geschmack
voll patinierter Bronze ausgeführt und gleichfalls
80 Millimeter im Durchmesser zählend, ist die Zwei
Kaiser-Medaille. Auf dem Avers (Fig. 1) derselben
sind die Porträts Kaiser Franz Josephs I. und
Kaiser Wilhelms IT. dargestellt. Der Revers (Fig. 2)
bringt einen Österreichisch-ungarischen und einen
deutschen Krieger in voller Marschadjustierung,
„Schulter an Schulter“ ausschreitend, mit dem rühren
den Vers des alten deutschen Volksliedes: „Ich hatt’
Zweikaiser-Medaille (Revers).
einen Kameraden, einen bessern find’st du nit". Beide
genannte Medaillen werden gewiß sehr gesucht sein.
Mit köstlichem Münchener Künstlerhumor erdacht
und ausgeführt sind die Goetzschen Spottmedaillen
auf verschiedene Ereignisse des Weltkrieges. Der
Künstler hat deren schon eine ganze Reihe geschaffen.
Ach, wenn er nur nicht so schrecklich ernst wäre,
wie viel Witz und Spott hat dieser Weltkrieg nicht
schon ausgelöst! Nicht mit Unrecht hat man vom
„Lachen im Kriege" gesprochen. Gleich den politi
schen Zeitungen und den Witzblättern, deren Spalten