Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
7. Jahrgang. Wien, 15. Februar 1915. Nr. 4.
Justus Brinckmann.
Justus Brinckmann ist nicht mehr: in seiner
Wohnung zu Bergedorf bei Hambuig ist der rüstige,
schaffensfreudige Altmeister der Museumsleute am
Abend des 8. Februar vom Tode jäh dahingerafft
worden.
Mit dem Hamburger Museum für Kunst und Ge -
werbe, das er an die vierzig Jahre leitete, wird den
Heimgang Brinckmanns eine ganze Generation von
Kunstgelehrten beklagen, die zu ihm als ihrem Vor -
bild aufgeblickt. Denn sein Museum war nicht allein
eine weithin leuchtende Mustersammlung, er hatte es
zu einer Pflanzstätte für Kunstjünger gestaltet, der
kein ernst Strebender fernblieb. Sammler selbst war
Brinckmann nicht; „für einen Museumsdirektor“, so
erklärte er seinerzeit auf eine Anfrage der „Interna -
tionalen Sammlerzeitung“* ist „persönliche Sammler -
liebhaberei ausgeschlossen“, ja er sah nicht einmal
darauf, daß sein Museum sich mit Sammelgegenständen
fülle. Nicht auf die Menge, sondern nur auf die Güte
und Eigenart der Objekte kam es dem Kenner an, der
denn auch eine Sammlung zusammenbrachte, die
kaum ihresgleichen hat.
Justus Brinckmann der im 72. Lebensjahr stand,
war ein Hamburger Kind, Sohn eines Juristen. Die
Mutter, die einer Alt-Hamburger Kaufmannsfamilie
entstammte, war eine geschickte Malerin und be -
geisterte Naturfreundin und hatte in den Knaben die
Liebe zur Natur, aber auch zum Sammeln gelegt. Karl
.Möbius, sein Lehrer am Gymnasium, gewann ihn für
die Naturforschung und hielt ihn an, alle Nieder -
schriften der Schulvorträge mit genauen Zeichnungen
der Demonstrationsobjekte zu versehen. Auch der
-Hamburger Maler Gensler hatte großen Einfluß auf
ihn. Nach Verlassen der Schule wurde Brinckmann
Hauslehrer, bereiste Südfrankreich, Italien, Ägypten
und besuchte zwischendurch öffentliche mittlere und
hohe Schulen in Pan, Lausanne und Montpellier. Er
beschäftigte sich mit vergleichender Anatomie und
prähistorischen Untersuchungen, machte in Lausanne
das Bakkalaureat aus Mathematik und stellte fast
gleichzeitig eine geologische Arbeit fertig, die er selbst
illustrierte. Einundzwanzigjährig, veröffentlichte er in
den Sclileswig-Holsteinschen Jahrbüchern seine Ent-
* 1. „Internationale Sammlerzeitung“ J. 1909, Nr. 14.
,Der Wert des Sammelns“. Eine Rundfrage, II.
deckung eines Urnenfriedhofes im Sachsenwalde, die
ihm eine Berufung an das Geirfer Museum .eintrug,
die er aber ablehnte, weil er nochmals nach Ägypten
gehen wollte. 1865 war er Student der Naturwissen -
schaften in Leipzig, hörte auch Staatsrecht und National -
ökonomie und vertiefte sich nebenbei in die Kupferstich -
kunde. Im selben Jahre lockte ihn Hyrtls Weltruf nach
Wien. Eitelberger zog Brinckmann bald zur Mitarbeit
an das eben gegründete Österreichische Museum für
Kunst- und Industrie heran, übertrug ihm die Ordnung
und Aufstellung der antiken Gläser des Museums,
worüber Brinckmann in den Mitteilungen des Instituts
im Jahre 1866 eine grundlegende Studie, „Die Samm -
lung antiker Glasfragmente und ihre Bedeutung für
die heutige Glastechnik“, veröffentlichte. Unmittelbar
darauf (1867) übersetzte er die Abhandlungen Cellinis
über die Goldschmiedekunst und -kultur, der er Par-
allelstcllcn aus des Theophilos „Diversarum Artium
Schedula“ hinzufügte.
Nach halbjährigem Aufenthalte in Wien veröffent -
lichte er von Berlin aus in den „.Hamburger Nach -
richten“ einen Aufsatz, in dem er für Hamburg die
Errichtung eines Museums nach Muster des Öster -
reichischen Museums forderte. Da er leben mußte und
keine entsprechende Stellung fand, entschloß er sich
rasch zu neuem Studium und wurde Jurist und Advokat.
Auch schriftstellerisch betätigte er sich als Redakteur
des „Hamburgischen Korrespondenten“, weilte 1870/71
als Journalist auf dem französischen Kriegsschau -
platz, 1872 gab er Erläuterungen zur Sammlung
Minutoli heraus und fungierte 1873 bei der Wiener
Weltausstellung als Mitglied der deutschen Zentral -
kommission, für deren amtlichen Bericht er eine Dar -
stellung der Holzindustrie lieferte. Dann wurde er
Sekretär der Hamburger Gewerbekammer und be -
gründete zunächst aus Mitteln einer Gesellschaft das
Hamburger Museum (1874), das nach drei Jahren vom
Staate übernommen wurde, und dem er bis zu seinem
Tode Vorstand.
Brinckmann war in Deutschland der Erste, der die
japanische Kunst fruchtbar machte. Seine Beiträge zur
Geschichte der japanischen Töpferei offenbaren, wie
Eduard Leisching mit Recht hervorhebt, die tiefsten
Einsichten und die von ihm angelegte Sammlung ist
die bestausgeglichene in Europa. Seine literarische
Meisterleistung ist aber der 1894 in zwei Bänden
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Internationale Satnmler-Zeitung
Nr. 4
erschienene Führer durch sein Museum, der zugleich
ein ausgezeichnetes Handbuch der Geschichte des Kunst -
gewerbes darstellt.
Die persönliche Erscheinung Brinckmanns ist den
Kunstfreunden durch Max Lieber in anns großes Bild
in der Hamburger Kunsthalle vertraut, den Profes -
sorenkonvent, in dem Justus Brinckmann als Sprecher
dargestellt ist. *
S*C *
Brinckmann und die Gudewerth-Truhe.
Brinckmann pflegte unter den vielen Auktionen, die
er besucht hatte, die Versteigerung der Sammlung Froh ne,
die im Jahre 1908 in Kopenhagen stattfand, als die seltsamste
zu bezeichnen. Die Sammlung an sich war wenig bedeutend,
von besonderem Wert war jedoch eine Truhe, die von
dem von Brinckmann zuerst festgestellten und als
Meister der flötespielenden Hasen eingeführten Holzschnitzer
Gudewerth herrührte, und die Brinckmann für sein Museum
erwerben wollte. Um zu verhindern, daß die Truhe außer
Landes gehe, hatte man schon Wochen vorher in Dänemark
Gelder gesammelt, die jedoch die erforderliche Höhe nicht er -
reichten. Damals trat auch die ,,Kippe“, der Ring von Kunst -
händlern, der bei fast allen Versteigerungen hinter den Kulissen
zu arbeiten pflegt, öffentlich auf; die Zeitungen brachten
regelrechte Berichte über die Nachversteigerungen der Kippe,
die sich bei dieser Versteigerung auch mit den Museumsleitern
glänzend vertrug, die sich übrigens auch über ihre Wünsche
vorher verständigt hatten. Am letzten Tage der Auktion sollte
die Truhe versteigert werden. Die Spannung in Kopenhagen,
ob das Stück dem Lande erhalten bleibe, war aufs höchste
gestiegen. Kurz vorher begab sich der Leiter des Kopenhagener
Kunstindustriemuseums, Emil Hannover, zu Brinckmann
und bat ihn, von dem Kauf Abstand zu nehmen. Brinckmann
sagte zu und erschien nicht bei der Versteigerung. Dort glaubte
man an eine Verspätung und schob den Verkauf Stunde um
Stunde hinaus, bis schließlich das Stück doch ausgeboten werden
mußte und dem Kopenhagener Museum zufiel.
Zum Dank dafür bekam Brinckmann vom Kopenhagener
Museum und von der Kippe, die bei dieser Gelegenheit die
Hochachtung der Kunsthändler vor dem Senior der Museums -
leiter zum Ausdruck bringen wollte, wertvolle Geschenke für
sein Museum, dabei ein frühes Stück Straßburger Porzellan
und einen Steinzeugkrug mit dem Metternichschen Wappen,
der aus der Werkstatt der nach Höhr ausgewanderten Sieg-
burger Töpferfamilie Knutther stammte, so daß er trotzdem
mit Neuerwerbungen nach Hamburg zurückkehrte.
L
Die Kriegstechnik im Museum.
Der jetzige Völkerkrieg steht im Zeichen von Wissen -
schaft und Technik. Wie in keinem Kriege der Ver -
gangenheit wendet jedermann allen Fragen der Kriegs -
technik die regste Aufmerksamkeit zu und versucht
selbst, noch im Fluß befindliche Probleme auf ihre Aus -
nutzbarkeit als Kampfmittel zu prüfen. Im kleinen
zeigt sich diese Erscheinung auch im Deutschen
Museum in München. Der Krieg hat, wie wir den
„Münchener Neuesten Nachrichten“ entnehmen, die
Besucherziffer vermindert, dafür aber das Interesse
der Besucher auf Dinge gelenkt, an denen sie in Friedens -
zeiten achtloser vorüber gingen. Früher waren es die Ab -
teilungen: Bergbau, Akustik, Optik, Astronomie usw.,
die die höchste Besuchsziffer auf wiesen. Jetzt wenden
sich die meisten Besucher in die Säle, in denen an
Originalen, Modellen und Demonstrationseinrichtungen
die Entwicklung der Panzerplatten, die Herstellung der
Granaten gezeigt wird. Die Verkehrsabteilung findet
erhöhte Beachtung, besonders aber die Säle, in denen die
Kriegsschiffe, die Torpedos und Minen nebst den
Unterseebooten ausgestellt sind.
Die Entwicklung der modernen Schlachtflotten ist
auf das engste verquickt mit dem Werdegang der
Panzerplatten. In Raum IV wird das Urmaterial
veranschaulicht, dem wir fast ausschließlich die Fort -
schritte im Bau der Schutz- und Trutzwaffen zu danken
haben und das dem 19. Jahrhundert zu dem Namen
„Eisernes Zeitalter“ verhalf. Am Eisen knüpft sich der
Name Friedrich Krupp; er war es, der dem Metall seine
Geheimnisse erlauschte, der es umwandelte zu jenem
Stahl, der den Bau der 42 cm-Mörser ermöglichte.
Die ausgestellten Objekte beantworten uns die gar
nicht einfache Frage: „Was ist Eisen, was ist Stahl?“
Eisen als solches ist ein Grundstoff, ein reiner Körper,
frei von allen Verunreinigungen. Das chemisch reine
Eisen spielt in der Technik keine Rolle; sie versteht unter
„Eisen“ keinen Grundstoff (Element), sondern eine
Legierung, eine Verschmelzung, deren Hauptbestandteil
zwar der Grundstoff Eisen bildet, neben dem aber viele
sogenannte Verunreinigungen, zum Beispiel Kohlen -
stoff, Mangan, Phosphor (vergleiche in Saal 41 bis 43)
Vorkommen. Dieses technische Eisen zerfällt in unzäh -
lige Arten; zunächst in Guß- und Schmiedeeisen. Letzte -
res bildet das Hauptkonstruktionsmaterial der Waffen -
technik; es wird durch mehr oder minder verwickelte
Prozesse, über die vielen Objekte in Saal 4 — Flamm -
öfen zum Puddelverfahren, Bessemerbirne zum Bes -
semerprozeß — orientieren, gewonnen.
Ausschlaggebend für die Verwendung des Eisens,
beziehungsweise Stallles zu Geschützrohren, Panzer -
platten ist sozusagen der innere Aufbau, das durch das
Mikroskop sichtbare Kleingefüge des Materials. Be -
trachten wir die einzelnen Eisenstücke an ihren B uch-
flächen usw., so ist zu bemerken, daß wir es nicht mit
einer einheitlichen gleichmäßigen Masse, sondern mit
einem wirren Durcheinander von mehr oder minder
feinen Körnchen (Kristallen) zu tun haben. Durch man -
nigfache Verfahren kann der körnige Zustand erheblich
verändert werden. Und auf einer solchen Veränderung
basiert die Erfindung Krupps, die im Zeitenlauf ver -
bessert, zur Fabrikation der 42 cm-Geschütze führte.
Das Geheimnis des Stahles liegt in der Mikroskopie des
Materials und diesen Wissenszweig der Eisentechnik,
der unter dem Namen „Metallographie“ bekannt ist,
veranschaulichen die ausgestellten Originale, Zeichnun -
gen usw.
In Saal 5 sind die Panzerplatten. Die Entwicklung
des Panzers setzte nach dem Krimkriege ein; die zuerst
aufgekommenen einfachen, schmiedeeisernen Platten
tauschte man nach einigen Übergängen durch die
Kompoundpanzer aus. Wir sehen bei den ausgestellten
„Kompounds ', wie eine Stahlplatte mit einer weichen
Walzeisenplatte fest verbunden ist. Den Sieg in der
Herstellung der Panzer trug wieder Krupp davon;
im Nickelstahlpanzer, der eine außerordentlich harte
Oberfläche, große Festigkeit und doch hohe Elastizität
aufweist, scheint vorläufig das Beste geschaffen zu sein.
Ein Blick auf die Beschußproben ergibt den Grad
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Internationale Sammler-Zeitung
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der Widerstandsfähigkeit gegen Geschosse bei den
Panzerarten. Aus dem Wettbewerb zwischen) Panzer
und Geschoß, bezieh. Geschütz resultiert, wie
der jetzige Krieg illustriert, die Niederlage der Panze -
rung.
Die Herstellung der Geschützrohre erfolgt nach
verschiedenen, durchwegs geheimgehaltenen Verfahren.
Bilder in Saal 3 erläutern den Werdegang der Geschütz -
rohre in früheren Jahrhunderten und die Objekte in
Raum 5 illustrieren die Fabrikation der modernen
Geschützrohre; sie geben eine vorzügliche Übersicht
über die Behandlung des jeweilig verwendeten Stahls
usw. Selbst der beste „Edelstahl“, das. heißt die erst -
klassigen Geschützrohre besitzen nur eine geringeLebens-
dauer. Sie ist natürlich in erster Linie abhängig von der
Qualität des Stahls, vor allem spielt die Beschaffenheit
der „Seelenwände“ eine Rolle und von großer Be -
deutung ist die Zusammensetzung der Geschoßladung.
Mit einigen Einschränkungen darf man sagen: je kleiner
das Kaliber der Kanone, desto größer ist ihre Lebens -
dauer. So können einfache Feldgeschütze 1.500 bis 2000
Schüsse aushalten; ein Geschütz von der schweren
Artillerie ist in der Regel mit etwa 250 Schuß unbrauch -
bar geworden. Das Geschützrohr der gewaltigen Schiffs -
kanonen kostet rund 250.000 Mark; rechnet man seine
Abnützung mit, dann stellt sich jeder Schuß aus einem
derartigen Rohr auf etwa 3500 Mark. Erheblich teurer
ist der Schuß aus der „Seele“ der „dicken Berta“ und
aus den neuen österreichischen Motormörsern.
In Saal 9 sind die mannigfachen. Typen der Schiffs -
maschinen, teilweise betriebsfertig, installiert; spezielles
Interesse beansprucht der Dieselmotor, der jetzt als
Antriebsmasehine für Unterseeboote die meiste Ver -
wendung findet. Der Dieselmotor ist deshalb für die
Unterseeboote besonders praktisch, weil er mit einem
schwer entzündlichen Brennstoff (Öl) gespeist wird und
schon dadurch eine große Betriebssicherheit gewähr -
leistet. Er dient in den Unterseeboten zum Antrieb
des Fahrzeuges bei der Fahrt über Wasser; bei der Fahrt
im Wasser sind es die im Innern des Bootes installierten
Elektromotoren, die als Triebmaschinen funktionieren.
Der elektrische Strom zur Betreibung der Motoren
stammt von einer Akkumulatorenbatterie, deren Ladung
durch einen Dynamo erfolgt, der seinerseits durch den
Dieselmotor in Rotation gebracht wird.
Vom Saal der Schiffsmaschinen begeben wir uns in
die Räume, in denen die ebenso kostbaren wie exakt
gearbeiteten Modelle der Kriegsschiffe allci Zeiten
und fast aller Völker zur Schau gestellt sind. Chrono -
logisch geordnet, erblicken wir zuerst die Kriegsschiffe
des Altertums und lernen deren Ausrüstung und Taktik
kennen. Die Kriegsschiffe des Mittelalters haben ganz
andere Konstruktionen wie die, die nach der Erfindung
des Schießpulvers und der Feuergeschütze aufkamen.
Eine gewaltige Umgestaltung brachte die Einführung
der Dampfmaschine als bewegende Kraft mit sich; sie
war der Anlaß, daß die Segelkriegsschiffc in kürzester
Zeit gänzlich verschwanden.
Die eigentliche — man darf sagen mit ungestümer
Hast vorwärtseilende — Entwicklung der Kriegsschiffe
setzte erst mit der Verbesserung der Dampfmaschine
und dann mit der Einführung der eisernen Panzerung
ein. Gerade die Entwicklung des Schiffspanzerschutzes,
ferner die Anordnung der Geschütze wird durch viele
instruktive Modelle dargestellt.
Den Hauptanziehungspunkt für die Besucher bilden
die neuesten Kriegsschiff typen, die „Dreadnoughts“
und „Überdreadnoughts“. Ein modernes, deutsches
Schiff dieser Art wird durch das Modell der „Rheinland“
repräsentiert. Die Nachbildung gewährt einen Einblick
in das System der Panzerungen, die je nach der Stelle,
die geschützt werden soll, in ihrer Stärke usw. variieren.
Von der Steuerbordseite -— es ist die sogenannte vor -
nehme Seite, von der aus die Offiziere und Gäste das
Schiff betreten — aus bemerken war im Vorderteil
des Meeresriesen besondere, durch Eisenplatten ab -
getönte Hohlräume; es sipd die Kollisionsschotten, die
den Hauptteil des Schiffes vor dem Einbruch des
Wassers bewahren, wenn das Fahrzeug mit einem andern
kollidiert.
Die „Rheinland“ gehört zu den Turmschiffen, das
heißt, die schweren Geschütze sind in gepanzerten
Türmen untergebracht; im Modell ist die Anordnung
der schweren und der vorderen Mittelartillerie veran -
schaulicht. Der empfindlichste Teil, gewissermaßen das
Zentralnervensystem des Schiffes, ist der Stand, wo der
Kommandostab seinen Sitz hat. Von hier aus wird nicht
nur das ganze Schiff geleitet, sondern fast auch jede
Einzelheit im Gefechtsfalle bestimmt. Elektrische
Leitungen verbinden den Kommandanten und seine
Mitarbeiter mit allen Winkeln der schwimmenden
Festung. Ein Druck auf den Knopf des Telegraphen, ein
Hebelgriff, ein leis’ geflüstertes Wort in den Laut -
sprecher, können im Nu die Situation des Schiffes, den
Lauf der Schlacht verändern.
Im hinteren Teil der „Rheinland“ bemerken wir das
TorpedolanHerrohr: aus ihm verläßt der Torpedo den
Schiffskörper und eilt mit einer Geschwindigkeit, die
40 Kilometer und mehr in der Stunde betragen kann,
auf sein Ziel zu. Die Schußentfernungen Und c eit dem
russisch-japanischen Kriege erheblich gesteigert worden;
die Preise der Torpedos haben sich ebenfalls erhöht,
jeder Schuß stellt sich auf J.8.000 bis 20.000 Mark.
Danach ist der Torpedo die teuerste Waffe, die wir haben,
aber auch die wirksamste. Die Fabrikation der Torpedo -
boote —■ ein Boot kostet zwischen 1% bis 2 Millionen
Mark — hat in den letzten Jahren riesig zugenommen
und fast alle Nationen schenken dem Bau der Untersee -
boote die allergrößte Aufmerksamkeit.
Die Entwicklung der Unterseeboote* ist durch
Bilder und Modelle veranschaulicht; wie sie.sich in der
Praxis bewähren, und welchesSystem in der Rivalität der
Nationen den Erfolg an sich reißt, wird die nächste
Zukunft lehren. Pis ist aber nicht allein die Technik,
die gerade unseren Unterseebooten schon zu Siegen
verhalf; die starre Materie wurde lebend unter dem
Geiste, der sie beherrscht, flammende Begeisterung
leitete sie, der Enthusiasmus machte sie fügsam, und
ohne diesen Enthusiasmus wird im friedlichen Wett -
bewerb wie im Waffengange keine Staatskunst und
keine Kriegswissenschaft zum Siege führen.“
* Die Versuche mit Tauchbooten gehen bis ins 17. Jahr -
hundert zurück. Im Jahre 1624 versuchte Kornelius Drebbel
ein Unter wasserboot auf der Themse. Die Fortbewegung erfolgte
durch zwölf Ruder, die durch Ledermanschetten im Schiff abge -
dichtet waren. Während des zweistündigen Versuchs lief dasFahr-
zeug in 15 Fuß Tiefe unter Wasser. Im Jahre 1648 beschäftigt
sich Wi lki n s in seinem Buch „Mathematical Magick“, 2. Teil,
Kapitel 6, mit dem Problem des Unterseebootes und 1653 kon -
struierte ein Franzose in Rotterdam ein Unterseeboot.
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Internat ionale Sammler- Zeitung
Nr. 4
Deutsche Meister
Ausstellung bei 1
Zum Besten der „Kriegshilfe für bildende Künstler“
hat die Kunsthandlung von Gurlitt in Berlin eine
Ausstellung eröffnet, der man nicht allein um des
wohltätigen Zweckes willen lebhaften Zuspruch wün -
schen muß. Was hier an Werken moderner deutscher
Meister, meist aus Berliner Privatbesitz, zusammen -
getragen ist, darf als eine Sammlung von Proben der
besten Arbeit gelten, die seit einem halben Jahrhundert
auf dem Gebiete der deutschen Malerei geleistet wurde.
Ein Feuerbach-Saal bildet, wie Max Osborn
in der „Vossischcn Zeitung“ schreibt, den schönen
Mittelpunkt der ungemein anregenden, manigfache
Ausblicke öffnenden kleinen Galerie, deren Stücke
des jungen Wolfgang Gurlitt Findigkeit an entlegenen
und versteckten Stellen aufstöberte. Der Saal enthält
eine ganze Serie völlig unbekannter Werke, die auch
den Feuerbach-Fachleuten bisher entgangen sind. Voran
ein paar Versuche der grünsten Frühzeit: das (noch
harte, doch merkwürdig charakteristische) Miniatur -
porträt des alten Herrn Sylvester Trenelle, bei dem
das sechzehnjährige Wunderkind in Düsseldorf wohnte,
von 1845; dann das reizende Bildnis eines Mitschülers
L. v. Woringen und eine noch ganz romantische, an
Schnorrs Art erinnernde Nibelungenzeichnung aus dem
gleichen Jahre, und ein delikates, schon völlig sicher
hingemaltes Selbstporträt Feuerbachs von 1846 —
vielleicht die interessanteste der vielfachen Selbst -
darstellungen, die der Werdende in Düsseldorf, nicht
nur zur Übung, auch aus Freude an der eigenen hüb -
schen Erscheinung, fertigte. Dann einige prachtvolle
Landschaften. Eine, „mit der Schlange“, um 1860 in
Italien entstanden, die deutlich zeigt, wie sich die
heroische Landschaft von Koch und Preller her
in Feuerbach malerisch verjüngte. Eine andere mit
einem schweren Felsblock, über die zauberhaftes Licht
gebreitet ist. Eine dritte „Waldweg“, von herrlicher
Frische des prangenden sommerlichen Grün. Figürliches
kommt hinzu. So die Studie eines schlafenden Kindes
(1850) in ausgezeichnet gemaltem weißem Bettchen;
es ist lehrreich, sie etwa mit einer der schlafenden
P'rauen von Courbet zu vergleichen: bei Courbet alles
animalische Natur, bei Feuerbach eine zaghaftere
Farbenkunst, die aber von Anfang bis Ende der Arbeit
durch eine Seele von eigenem, feinem Klang hindurch -
ging. Weiter das stille Bild einer schönen Römerin,
im Antlitz ein wenig leer, aber in der malerischen Gc-
samthaltung von wunderbarer Vornehmheit. Oder das
Doppelporträt einer Dame mit ihrem kleinen Jungen,
befremdend im Kompositionellen, mit dem sich der
Künstler (der hier offenbar im Aufträge, ohne sonder -
liche Anteilnahme arbeitete) weidlich gequält zu haben
scheint; aber bemerkenswert in der Solidität des Hand -
werks. Schließlich der wenig oder gar nicht bekannte
erste Entwurf zum Gastmahl des Plato von 1865,
ungemein frei und leicht hingesetzt und mit wahrhaft
berückender Genialität, trotz der Fülle der Einzel -
figuren, zu einer Einheit gebunden.
Neben Feuerbach steht Böcklin, wiederum mit
selten oder nie gezeigten Dingen, wie dem liebens -
würdigen Bildchen der badenden Nymphen mit dem
Kornfeld zur Seite, über das heiteres Sommerlicht
hinleuchtet. Von Leibi sieht man ein meisterliches
aus Privatbesitz.
Gurlitt in Berlin.
Bildnis seiner Nichte, das dem Regierungsrat v. Burchard
gehört, von einer Weichheit und Milde des Klanges,
die unübertrefflich sind, und ein kleines Impromptu
aus der Frühzeit (1866): Dächer gegen blauen Himmel;
dazu Kohlezeichnungen von höchstem Glanz. Trübner
erscheint. Auch Menzel, mit allerlei Kleinarbeiten,
meist aus dem Besitz seines Neffen; ein „Papagei“
in geistreich impressionistischer Andeutung, die an
Slevogt denken läßt, und eine angetuschte Zeichnung
„Kind und Wärterin“, intimer in der Empfindung,
als man es sonst bei Menzel gewöhnt ist, stehen dabei
an der Spitze. Um sie her ein ganzer Kreis sorgsam
ausgewählter Stücke.
Einzelnes wäre noch herauszuheben. Zunächst ein
Bild des Österreichers Anton Romako (1834—1889),
der lange vergessen war und jetzt erst wieder nach
Gebühr gewürdigt wird. Es ist ein „Kind mit Blumen“,
in das viel Soziales und Mystisches hineingepackt ist,
ein armes, dürres Proletariermädel, das dann in Gegen -
satz zu den Rosen gesetzt ward, die es feilbietet. Aber
in der hell vom Licht umspielten Gestalt, in der zärt -
lichen Malerei des blonden Kopfes, in den gereckten,
hageren Armen, die wie ein Vorklang von Kokoschka
aussehen, in der Sinnenfreude des bunten Blumen -
hintergrundes steckt ein erstaunliches Können und eine
Auffassung, die Romako keinem als sich selbst ver -
dankte. Überraschungen sind auch die Früharbeiten
zweier Berliner Maler, die wir sonst ganz anders kennen:
die wundervoll tonige Harzlandschaft mit einer Schaf -
herde von Paul Meyerheim (1862) und die verblüffende
halb Feuerbachisch, halb französich anmutende Frauen -
gestalt der „Sehnsucht" von Ludwig Knaus aus seiner
Pariser Zeit! Zugleich hat Gurlitt den Anfang damit
gemacht, aus Anton v. Werners besten Tagen Zeug -
nisse ans Licht zu ziehen. Ein jugendliches Selbst -
porträt, ein überaus zart gemalter Kinderkopf von
1861, eine belebte Gartenszene voll Luft und Licht
und eine ähnliche, frisch und ohne Ängstlichkeit an -
gelegte Gruppe aus einem Park am Wannsee lassen
erkennen, wie stark und ursprünglich dies Talent war,
das bei offiziellen Repräsentationen später oft so trocken
und kalt werden konnte.
In Anton v. Werners Erinnerungen ist auch zu lesen,
wie im Kriegswinter 1870 Thomas Couture sich
an Bismarck wandte, um für sein auf dem Lande
vor Paris gelegenes Atelier Schutz zu erbitten und zu
erlangen. So kam Couture mit den Offizieren der feind -
lichen Armee zusammen, und damals entstand, im
Dezember in Villers le Bel gezeichnet, das Bleistift -
porträt des jungen . Leutnants von Hindenburg,
der damals Adjutant im 3. Garderegiment zu Fuß war.
\ ergleicht man das interessante Blatt mit den uns
heute allen wohl vertrauten Bildern des Russenbe -
zwingers, so findet man kaum einen Zug, der von dort
nach hier führt. Coutures schlanker Leutnant, der
einen Mantel malerisch um seine Schulter schlingt
und eine Reitpeitsche unterm Arm hält, blickt merk -
würdig romantisch, fast träumerisch drein — wieviel
mußte Zeit und Arbeit an diesem weichen Antlitz
härten, bis sich aus ihm die Züge heldenhafterTatkraft
und Entschlossenheit bildeten, die wir verehren!
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Internationale Sammler - Zeitung
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Die Kriegssammlung der Wiener Hofbibliothek.
Die Direktion der Wiener Hofbibliothek ersucht uns um
Aufnahme folgender Zuschrift:
Die k. k. Hofbibliothek in Wien hat eine Sammlung von
Kriegsliteratur und Verwandtem ins Leben gerufen, welche
derzeit bereits einen ansehnlichen Bestand aufweist. Den
Grundstock bilden Bücher, Broschüren und sonstige Druck -
schriften, die, bei österreichischen Verlegern erschienen, als
Pflichtexemplare der k. k. Hofbibliothek eingeliefert werden
müssen. Diese Reihe wird durch Ankauf solcher Publikationen
der deutschen und ausländischen Verlage ergänzt, welche zu -
nächst für Österreich, dann aber auch unter allgemeinen Ge -
sichtspunkten ein Interesse haben. Hiebei ist auf die Literatur
zurückgegriffen worden, die etwa in utopistisclier Form die
Möglichkeit eines Weltkrieges fachlich oder belletristisch er -
örtert. Schriften über die internationale Lage knapp vor
Kriegsausbruch oder zur Zeit desselben schließen sich an;
hier gehört auch die Folge der von den einzelnen Staaten bald
nach Kriegsbeginn herausgegebenen amtlichen Dokumente.
Weiters wurden Schriften über prinzipielle Fragen des Krieges,
soweit sie aus der gegenwärtigen Lage siel; ergeben, eingestellt,
ebenso militärische Fachschriften, die geeignet sind, über die
Kriegslage Aufklärung zu bieten, sowie Nachsclilagebücher über
Armee- und Flottenbestände. Hiezu bildet eine umfassende
Karten- und Tabellenliteratur die sinngemäße Hrgänzung.
Einen breiten Raum nehmen die Schriften ein, welche sich mit
der Mobilmachung, der Umformung des öffentlichen Lebens
durch den Krieg in religiöser, politischer, sozialer Hinsicht,
der Festigung des Staatsgedankens, der Modifikation der
nationalen Fragen und ähnlichen für Österreich besonders
wichtigen Problemen befassen. Wirtschaftliche Literatur umfaßt
eine andere Gruppe. Was die politischen und wirtschaftlichen
Beziehungen anbelangt, in welchem die Zentralmächte zum
feindlichen und neutralen Ausland stehen, so wurden neben den
in Deutschland und Österreich erschienenen Publikationen
durch Vermittlung des neutralen Buchhandels und mit besonde -
rer Bewilligung der maßgebenden Behörden auch Veröffent -
lichungen des Auslandes herangezogen; ferner, was an wert -
volleren Zeitschriften und Tagesblättern erreichbar war.
Außer allgemeiner gehaltenen Kricgsclironikcn wurden Schriften
über einzelne K'riegsereignisse ebenso beschafft, wie Darstellun -
gen von Mitkämpfern und gedruckte Berichte oder Briefe
aus dem Felde. An schöner Literatur sucht man nebst für Feld
oderHaus bestimmten Anthologien alle bedeutenderen Schriften
in Prosa und Poesie heranzuziehen, weiterhin auch einschlägige
musikalische Literatur. Aber auch nicht buchmäßige Erschei -
nungen werden in den Kreis der Sammlung cinbezogen und liier
bittet die k. u. k. Direktion neuerlich um die kräftigste Unter -
stützung durch die Öffentlichkeit. Die Behörden werden um
Zusendung von Maueranschlägen, Verfügungen und dergleichen
ersucht, Körperschaften und Vereine um Zuwendung von
Plakaten, Programmen und Drucksorten, soweit sie irgendwie
mit dem Kriege in Zusammenhang stehen.
Die k. k. Hofbibliothek sammelt ferner — in dieser Hinsicht
ergeht die Bitte um Beiträge an Verleger und Drucker, wie auch
an Privatpersonen —auf den Krieg bezügliche Kunstblätter,
vereinigt oder einzeln, Wandschmuck, Bilderbogen und Wand -
kalender. Sie bittet aber nicht nur um Überlassung von Flug -
blättern und Einzelblättern, sondern auch um Handschrift -
liches. Und hier wäre die Einsendung von Feldpostkarten
und Feldpostbriefen, die ihrem Inhalt nach geeignet sind,
Details für künftige Darstellungen zu liefern, ganz vorzüglich
erbeten; von derlei Dokumenten wird auf Wunsch eine Ab -
schrift genommen und das Original zurückgestellt. Auf
Festungs-undSoldatenzeitungensowieaufExtrablätter
und Extraausgaben nichtösterreichischer Zeitschriften und
Zeitungen wird gleichfalls besonderes Gewicht gelegt. Auch aus -
ländische Zeitungsausschnitte, sofern sie hur in irgend einer
Beziehung von Wert sind, werden erbeten.
Weiters ist eine umfassende Ansichtspostkarten -
sammlung angelegt, für welche gleichfalls vor allem ausländi -
sche, auf den Krieg bezugnehmende Karten willkommen wären.
Schließlich bittet die Direktion um Einsendung von allen Arten
noch unter typographische oder graphische Gesichtspunkte
fallende Kuriositäten, so um Notgeld, Kriegsmarken,
Scherzbilder, Vivatbänder und dergleichen mehr.
Es wird aus betriebstechnischen Gründen ersucht, Sen -
dungen an die k. k. Hofbibliothek, Wien I., mit dem Vermerk:
,,Kricgssammlung“ zu versehen.
Für die Spender von Handschriftlichem sei bemerkt, daß
Manuskripte leaiglich als Material für den Historiker aufbe -
wahrt werden und eine etwaige Herausgabe durch das Institut
selbst nicht erfolgt; doch wird für eine spätere Zeit eine
Ausstellung der interessantesten Objekte im Prunksaal
der Hofbibliothek geplant.
Autographen.
Von Richard.
Ein Freund unseres Blattes schreibt uns:
Im Jahrgang 1839 der von I. S. Ebersberg heraus -
gegebenen Zeitschrift ,,Der Österreichische Zuschauer“ (3. Bd.,
S. 802 u. f.) finde ich einen mit Richard gezeichneten
Artikel über Autographen (,,Autographe“ lautet die Über -
schrift), der als eines der ältesten Dokumente für diese
Liebhaberei ein Plätzchen in der „Internationalen Sammler-
Zeitung" verdienen würde Der Artikel enthält übrigen" auch
Mitteilungen über eine Autographenauktion, auf die
speziell hingewieäen sei.
Der Artikel lautet: „Unter den vielen Liebhabereien,
welche heutzutage im Schwung sind, hat keine vielleicht
mehr Verteidiger gefunden, als die an Autographen. Man
ist sogar so weit gegangen, die ganze Biographie eines be -
rühmten Mannes oder doch wenigstens die Hauptlineamente
seines Charakters aus dessen Manuskripten herauszulesen,
mögen diese auch bei der gleichgültigsten Gelegenheit ent -
standen sein. Eine solche Fertigkeit wäre allerdings be -
wundernswerter, als die Lehren Galls oder Lavaters
allein es scheinen leider die so sehr angefochtenen Systeme
mehr innere Wahrheit zu besitzen, als jene moderne Kabbala.
Denn sie gründen sich doch auf den unleugbaren, nur von
ihren Schöpfern zu weit ausgedehnten Einfluß der Seele
auf ihre Organe, auf das Sichknndgeben des Charakters
durch ebendieselben, so daß nach ihrer Ansicht die indi -
viduellen Äußerungen des Externen ein individuelles Gepräge
in den letzteren zurücklassen, eine Ansicht, welcher in gewissem
Sinne auch der berühmte Stahl gehuldigt hat, indem er
sagt, die Seele baue nach ihrem Schema den Leib. Aber
welcher Kausalnexus läßt sich zwischen die mannigfachen
Verhältnisse bringen, welche einerseits die Handschrift, ander -
seits den Charakter eines Menschen formen ? Jene bildet
sich gewöhnlich noch unter dem Bakulus des Schulmonarchen,
dieser erst unter der Rute des Schicksals; jene bleibt sich
oft ein ganzes Leben hindurch konstant, dieser ändert sich
bei dem nämlichen Individuum und während derselben Zeit
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Internationale Sammler-Zeitung
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öfter als einmal; jener ist das Produkt einer manuellen
Fertigkeit, deren Grad oft nur durch äußere, für die physische
und moralische Entwicklung des Individuums ganz gleich -
gültige Einflüsse bestimmt wird, dieser ist das Resultat der
Persönlichkeit und Außenwelt, aus allen, auch den ver -
schiedenartigsten Berührungen beider hervorgegangen.
Man spricht sehr viel von einem Wesen, von einem so -
genannten Geiste der Handschriften und scheint hierunter
nichts anderes zu verstehen, als eben jenen allgemeinen'Aus -
druck der Individualität, wir möchten sagen, die algebraische
Formel derselben, welche in den Buchstaben der Hand -
schrift eingeschachtelt sein soll. Wenn man aber diese
Geisterbanner fragen möchte, durch welche irdischen, sicht -
baren Symptome diese Idee aus der Form und Lage der
einzelnen Schriftzeichen hervortrete, sie würden eine klare Ant -
wort wohl schuldig bleiben müssen. Denn die Gemeinplätze,
daß ein an Schattenstrichen und Schroffheit laborierendes
Manuskript von Pedanterie, ein flüchtiger, regelloser Feder -
zug von Genialität, ein hin und herschwankendes Buch-
stabengemengsel von Charakterschärfe zeuge u. dgl. m.,
leben zwar in aller Munde, aber auch nicht die Erfahrung
eines Einzigen kann sie als Gesetz, geschweige als Regel
hinzustellen wagen.
Dennoch gibt es einen Standpunkt, von welchem aus
dieses Steckenpferd auch dem Unbefangenen als ein statt -
liches Flügelroß erscheinen muß, welches ihn vom trockenen
Ackerschollen seiner wirklichen Existenz zur heiteren Himmels -
höhe einer idealen Götterversammlung hinaufträgt. Wir
setzen nämlich voraus, daß unsere Autographe nicht etwa
nur Mitglieder eines bunten Stammbuchklubs sind — wiewohl
auch diese, bei mehr als gewöhnlicher Sorgfalt wenigstens,
angenehme Ferngläser der Vergangenheit werden können —
sondern, daß sie von der Hand wirklich großer Männer her -
rühren, mag nun diese Größe bürgerlicher oder sittlicher
oder künstlerischer Natur sein. Tn diesem Falle besitzen
wir gleichsam ein Vermächtnis ihrer unsterblichen Hand, zu
dessen Erwerb uns zwar kein Testament, aber unsere freudige
Anerkennung ihrer Größe berief; wir dünken uns ihnen
näher, ja Verwandte derselben zu sein. Und sind wir es im
Geiste, so Schlagen wir uns mit jedem Worte ihrer Hand -
schrift eine Brücke in ihr ganzes gewaltiges Ideenreich, so
schlingt jeder Satz derselben ein Liebesband zwischen uns
und ihrem Verfasser, so entfaltet sie selbst vor unserem inneren
Auge sich zu einer Weltkarte seines Tuns und Treibens, so
wird sie uns der Zauberschlüssel zu den Wundergärten seiner
Werke, die Himmelsleiter, auf der zu dem selig Träumenden
die Engel seines höheren Ebenbildes herniedersteigen.
Ist uns vielleicht gar das schöne Los gefallen, daß jene
Teilchen, jene Demokritos-Tdee hochgefeierter Wesen, zunächst
und nur allein für uns bestimmt sind, daß wir nicht durch
Handel, sondern durch Wandel dazu gelangten, so stehen
wir bei Betrachtung derselben in einem Gemäldesaale, welcher
die schönste und stolzeste Biographie von uns selbst enthält.
Ähnliche Ansichten mögen es sein, welche in den ge -
bildetsten Kreisen des Publikums dieser Art von Sammlungen
ihre Anhänger verschafften und dem Raritätengelüste an
berühmten Pantoffeln, welthistorischen Schlafmützen und
vielbesprochenen Schnupftuchsfragmenten hoffentlich den
Todesstoß geben werden. Wie groß übrigens die Zahl der
Autographenliebhaber oder vielmehr, wie groß die Lieb -
haberei ist, ergibt sich aus dem pretium affectionis, bis zu
welchem ihre Objekte gestiegen sind. So wurden in einer
am 10. v. M. zu Wien abgehaltenen Autographenauktion
ein Brief von Goethe um 11, ein 21 Zeilen starkes Manu -
skript von Lessing um 16, ein französischer Brief der
Mali bran um 9, 12 Zeilen von Raphael Morghen um 8,
eine Handschrift von Jean Paul in Quart um 12fl. C.-M.
losgeschlagen. Bei vielen Exemplaren war, wie die Aufträge
abwesender Liebhaber bewiesen, nur der Mangel an be -
mittelten Mitbewerbern Ursache, daß sie nicht um das
Doppelte und Dreifache jenes Preises erkauft wurden, um
welchen sie wirklich erkauft worden sind, obschon bereits
letzterer gewöhnlich das Vierfache ihres Ausrufswertes betrug.
Übel kamen hingegen die deutschen Schriftstellerinnen durch,
welche entweder gar nicht oder nur um geringe Preise, er -
standen wurden. Andere, übrigens interessante Handschriften
scheinen deshalb keine Abnehmer gefunden zu haben, weil
sie uni verhältnismäßig große Summen nur den Besitz, des
NamenSzuges oder der Unterschrift versprachen. Im ganzen
gingen jedoch die meisten Nummern von Bedeutung um hohe
Preise ab, so daß diese reichhaltige Auktion dem Verkäufer
und Käufer gleich erfreulich sich gestaltete“.
* *
*
Die Autographenauktion, von der im vorstehenden Ar -
tikel die Rede ist, hat am 17. Juni 1839 stattgefunden.
In dem Artikel „Die ersten Autographenauktionen", den
Dr. Tgnaz Schwarz in der „Internationalen Sammler-
Zeitung“ (Jahrg. 1909, Nr. 7, S. 101 u. f.) veröffentlichte,
teilte er über diese Versteigerung mit: „Zwischen der zweiten
und dritten Gräfferschen Auktion brachte der Antiquar
Bader am 17. Juni 1839 ,am Schlüsse der gräflich
Fuclisschen Bücherlizitation* eine kleine Autographen -
sammlung zur Versteigerung. Der Katalog enthält 276 ein -
zelne Stücke, eine Anzahl von Signaturen und zwei Stamm -
bücher aus dem 18. Jahrhundert, darunter zwei Briefe und
ein Musikstück Beethovens, die zwei ersten 4 4 fl., das
letztere für 10 fl. verkauft; Goethe mit einem Brief,
datiert Karlsbad, 10. Mai, 79 Zeilen 11 fl.. (Bader), ferner
eine große Anzahl mehr oder minder bedeutender Stücke,
flüchtig katalogisiert und zumeist zu Spottpreisen abgegeben.
Interessant sind die im Anhänge ausgebotenen Stammbücher;
das eine, das des Leipziger Theologen Karl Friedrich
Meischner, mit einer großen Anzahl Eintragungen und
Silhouetten berühmter Persönlichkeiten aus der Zeit von
1779 bis 1783, (erworben von A. von Franck für 25 fl.),
das andere G. F. Lorenz gehörige, mit Widmungen von
Goethe, Weimar 1776, Lenz, Eckhof, Lessing, Jacobi etc.,
(verkauft für 20 fl.)“.
Das erste grönländische Buch.
Knud Ras müssen, der bekannte Grönlandforscher, be -
spricht in „Politiken“ eine in ihrer Art einzig dastehende
literarische Neuerscheinung: das erste Buch eines
Grönländers, das auch in der Eskimosprache geschrieben
ist. Es hat den für unsere Ohren nicht gerade wohl -
klingenden Titel „Singnagtugaq“, was auf Deutsch „Der
Traum“ heißt. Der Autor ist der grönländische Pfarrer
Matthias Storch, ein geborener Eskimo, der in Nordgrönland
in äußerst primitiven Verhältnissen aufgewaclisen ist, kraft
seiner ungewöhnlichen Begabung aber eine außerordentliche
Laufbahn hinter sich hat. Während seiner Jugend führte er
das Leben eines Eskimos, wurde dann von einem Pfarrer er -
zogen und durch dessen Vermittlung schließlich nach Kopen -
hagen gesandt, wo er eine vollständige wissenschaftliche Aus -
bildung erhielt, auf Grund deren er kürzlich zum Pfarrer für
seine Landsleute ernannt wurde.
Stoichs Buch ist von Anfang bis zu Ende eine Kampf -
schrift. Frei von dem primitiven Autoritätsgefühl aller übrigen
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Internationale Sammler-Zeitung
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Grönländer, war er imstande, Kritik an allem zu üben, was er
in seinem Geburtslande für unrecht und verbesserungsfähig
hält. So gibt er den Lebensabriß eines Knaben, der offenbar
ein Selbstbekenntnis darstellt und jedenfalls einen sehr per -
sönlichen Eindruck macht. Weiter enthält das Buch Schilderun -
gen aus dem Gemeinschaftsleben der grönländischen Eskimos,
in denen sich eine beißende Ironie zum Ausdruck bringt,
gemischt mit kleinen, anschaulichen Schilderungen der eigen -
artigen Natur des Landes und mit einigen typisch grönländischen
Liebesgeschichten.
Es ist das erstemal, daß ein Grönländer in dieser Art
seine angeborene Zurückhaltung überwunden und die Dinge
bei ihrem Namen genannt hat; schon hiedurch hat das Buch
einen großen kulturellen Wert. Zum ersten Male liest man hier
schwarz auf weiß aus der Feder eines gebildeten Eskimos von
den wahren Beweggründen zu den Streitereien zwischen
Nomaden und seßhaften Leuten, von Zwangsehen bei den
Eskimos, von ihrer nicht seltenen Lebensmüdigkeit, die sie
in die Tat umsetzen, indem sie wie die alten Nordländer irgend
einen hohen Felsen besteigen und sich von diesem hinabstürzen.
Sie wissen dazu eine Stelle ausfindig zu machen, an der man ihre
Überreste nie wieder findet. Ganz modern mutet eine köstliche
Satire an, die eine behördliche Zusammenkunft glossiert.
Das Buch endet mit der Wiedergabe eines Traumes, in
dem der Held der Erzählung einen Tag im Jahre 2105 erlebt.
Zu diesem Zeitpunkt haben sich alle Verhältnisse in Grönland
verändert; alle Reformen, die heute nur Zukunftsmusik sind,
haben sich verwirklicht; der Eskimo ist jetzt selbst der Kauf -
mann in seinem eigenen Lande geworden, und er bekleidet die
Stellungen, die früher nur von Dänen eingenommen wurden.
Die Fischerbevölkerung ist zum Wohlstand gekommen; aber
wie zuvor liegen die Eskimos hoch oben in den nördlichsten
Gegenden des Landes noch dem Sechundfange ob.
Knud Rasmussen erklärt, das Buch beweise, daß die
früheren Behauptungen von der mangelnden geistigen Ent -
wicklungsfähigkeit der Eskimos mit einem Schlage widerlegt
seien. Dänemark habe die Pflicht, Grönlands Entwicklung
in Bahnen zu lenken, in denen der eingeborenen Bevölkerung
selbständiger Anteil an den Errungenschaften der modernen
Zivilisation werden könne.
Chronik.
Bibliophilie.
(Die Bücher versteigerun g bei Lepke.) Aus Berlin
wird uns geschrieben: Die Bücherversteigerung bei Lepke
brachte am ersten Tag, aus dem Nachlaß Karl Frenzeis
und des Baumeisters Paul Hentschel u. a. eine Reihe be -
merkenswerter alter Drucke, Manuskripte und kunstgeschicht -
licher Werke unter den Hammer. Trotz der Kriegszeit war die
Bietelust recht rege; der größte Teil der Werke ging an be -
kannte Berliner Antiquare. Es brachten: Kuglers Geschichte
Friedrichs des Großen mit den Bildern von Menzel 50 M., elf
sehr gut erhaltene Mappen „Architektur der Renaissance in
Toskana" 560 M., zwei Bände mit Abbildungen Scliinkelscher
Architekturen 37 M. und ein Atlas aus dem 17. Jahrhundert
56 M. Für alte Drucke und Manuskripte wurden dagegen nur
verhältnismäßig niedrige Preise gezahlt. Ein Miniaturdruck
Thomas A. Kempis, Köln 1660, brachte 39 M. und eine Biblia
sacra,Venedig 1727, 32 M. Von Antwerpener Drucken aus dem
16. und 17. Jahrhundert erzielten „Missale Romanum" 26 M.
und Thomas Aquinos „Enarrationes“, 1569, nur 19 M. Unter
den Manuskripten wurde eine „Pommersclie Chronik“
aus dem Ende des 16. Jahrhunderts für nur 31 M. und eine
Friedrich Wilhelm IV. gewidmete Denkschrift über die ita -
lienischen Eisenbahnen für 17 M. zugeschlagen. Ariostos
„Orlando furioso“, Venedig 1569, brachte 18 M., während
handschriftliche Kataloge zu Dürers sämtlichen Kupfer -
stichen und zu Rembraiidt zusammen 20 M. erzielten.
Zwei Pergamenturkunden, ein Lehnbrief Kaiser Karls V.,
1555, und eine Urkunde von 1720, fanden für 13 M. einen
Käufer, 490 Blatt reichverzierte Initialen von Hans Holbein
dem Jüngeren brachten 17 M. Der zweite Tag brachte haupt -
sächlich deutsche und französische Literatur aus dem Nachlaß
Frenzeis. Ihren Höhepunkt erreichte die Auktion mit der
Versteigerung der Karl Frenzei zu seinem siebzigsten Geburts -
tag von der Redaktion der „Nationalzeitung“ gewidmeten
französischen Prachtausgabe von Molieres sämtlicheil Werken
von Garnier Freres in Paris. Ein bekannter Berliner Antiquar
erstand das Glanzstück der Sammlung für 275 M. Voltaires
sämtliche Werke in der 52bändigen Ausgabe (E. Testard &
Cie., Paris 1888) brachten 89 M. und das 20bändige Werk
Diderots aus demselben Verlag 44 M. Höhere Preise wurden
für deutsche Klassiker und literaturgeschichtliclie Werke er -
zielt. 137 Bände der Sophien-Ausgabe von Goethes Werken
wurden nach heftigem Bieterkampf für 320 M. zugeschlagen.
28 Bände Schriften der Goethe-Gesellschaft erzielten 53 M.
Eine Goedekesche Ausgabe sämtlicher Schriften Schillers brachte
57 M., Leopold v. Rankes sämtliche Werke 76 M. und E. T. A.
Hoffmanns gesammelte Werke mit den sehr gesuchten Feder -
zeichnungen Theodor Hosemanns 81 M. Moderne deutsche
und französische Literatur fand zu billigen Preisen Käufer.
Bilder.
(Ein Cranach-Fund.) Carl Romminger, der zur
Behandlung seiner vor Dixmuiden erhaltenen Wunde zu dem
Augenarzt Dr. Lichtwer in Wittenbergekam, bemerkte da
eine große, sehr gut erhaltene „Anbetung der Könige“, die
er nach eingehendem Studium als eine Arbeit Lucas Cranachs
d. Ä. aus seiner besten Zeit erkannte. Den Beweis für seine
Zuschreibung erbringt Romminger in einem Aufsatz der
„Kunstchr.“. Nach einer genauen Farbenbeschreibung der
Tafel weist er nach, daß die Figuren des Bildes sich eng an
verschiedene andere Werke Cranachs anschließen. So hat der
Kopf der Madonna große Verwandschaft mit der Darmstädter
„Madonna“, der Maria auf der „Verlobung der heiligen Katha -
rina“ in Wörlitz und der Eva vom „Sündenfall“. Die sehr
hohe Stirn, die schmale Nase mit der etwas knopfartigen Kuppe,
der kleine Mund mit der vorgeschobenen Unterlippe, die außer -
ordentlich feine Behandlung des Haares, die schlanken Hände
—- alles stimmt zu dem Madonnentypus des Meisters. Ebenso
ist das Kind typisch für seine Art, und der alte König, der dem
Kinde die Hand küßt, findet sich u. a. wieder in dem Berliner
„Hieronymus“ in dem Kriegshauptmann der Frankfurter
„Kreuzigung“ und dem äußersten fürbittenden Heiligen auf
dem Leipziger „Sterbenden“. Gleiche Ähnlichkeiten lassen
sich noch in verschiedenen anderen Köpfen des Bildes und in
der ganzen Dienergruppe nach weisen. Die hinter dem Haupt
der Maria sichtbare Berglandschaft zeigt die cl arakteristischen
Einzelheiten der Cranachschen Landschaften und ist mit dem
Hintergrund auf der Gothaer „Anbetung“ verwandt. Daß es
sich hier um keine Werkstattarbeit aus dem Kreise Cranachs,
sondern um ein eigenhändiges Gemälde des Meisters handelt,
geht aus der meisterhaften Malweise hervor. Zudem ist auch
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das Zeichen Cranachs, die nach links gerichtete Schlange mit
den Fledermausflügcln und dem Ring, am unteren linde des
oberen schrägen Dachbalkens zwar sehr schwach, aber doch
hinreichend deutlich zu erkennen. Das Sclilußglied des Be -
weises für die Echtheit dieses Bildes, das ums Jahr 1518 ent -
standen sein muß, ergibt sich aus seiner Geschichte. Die Tafel
wird zum erstenmal in der 1784 zu Halberstadt erschienenen
Biographie des bekannten Fabeldichters Licht wer erwähnt,
der ein Vorfahre des jetzigen Eigentümers war. Lichtwer erbte
das Bild zusammen mit den Cranachschen Porträts Luthers
und seiner Frau von seinen Vorfahren, die bei dem sächsischen
Kurfürsten in Dresden als hohe Beamte tätig waren. Das Ge -
mälde war also bereits wenigstens im 17. Jahrhundert im Besitz
einer kunstliebenden sächsischen Familie.
(Das Schongauer-Werk von Lehrs.) Jetzt, während
des Krieges erscheint eine in Friedenszeiten lange vermißte,
mustergültige Ausgabe der Kupferstiche eines der größten
deutschen Meister, des Colmarer Malers und Stechers Martin
Schongauer. Der beste Kenner des ältesten deutschen Kupfer -
stiches, Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Max Lehrs,
der Direktor des Dresdener Kupferstichkabinetts, hat das Werk
geschaffen, und die Graphische Gesellschaft in Berlin gibt es
als außerordentliche Veröffentlichung heraus. Die 115 Blatt
Kupferstiche, die heute als Schöpfungen dieses vor Dürer
bedeutendsten Meisters des Stichels gelten, sind da in muster -
gültigen Kupfertiefätzungen wiedergegeben. Bisher gab es
nur eine französische Ausgabe der Schongauerschen Werke,
denn vor 1870 belegten die Franzosen mit historischer Gewalt -
samkeit diesen guten Deutschen, der aus Schwaben um 1450
ins damals noch kerndeutsche Elsaß einwanderte, für sich mit
Beschlag. Für wissenschaftliche Zwecke war die französische
Ausgabe wegen Überarbeitung der Platten längst entwertet.
Lehrs hat nun aus 16 Sammlungen die besten Abdrücke der
Schongauerschen Stiche zusammengesucht, um sie den Wieder -
gaben zugrunde zu legen. Für die meisten Blätter kamen die
an Leuchtkraft und Tiefe unübertroffenen Exemplare des
Berliner Kabinettes in Betracht. Der an Fülle der Erfindungs -
kraft, Beherrschung der graphischen Technik und weiterer
Wirkung im ganzen Abendlande fast einzig dastehende deutsche
Meister, an dessen Arbeiten noch der junge Michelangelo ge -
lernt hat, was deutsche Phantasiekraft vermag, hat damit
eine würdige Veröffentlichung seiner Hinterlassenschaft
erhalten.
(Die Fitgerschen Wandgemälde zerstört.) Bei
einem in der Nacht auf den 26. v. M. im Bremer Künstler -
vereinshause ausgebrochenen Brande ist der große Saal-mit
den Wandgemälden Artur Fitgers zerstört worden. Das
Künstlerhaus lag in einem Anbau des Bremer Doms. Aus dem
Mittelalter stammen die untere Halle und der Domumgang,
ein Kreuzgang, an dessen Wand alte Steinfiguren stehen. Über
der Halle lag eine große Aula, in welcher der Künstlerverein
zuerst seine Veranstaltungen abhielt, ln den siebziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts wurde das Gebäude vollständig um -
gebaut. Die alte Halle und ein Teil des Kreuzganges blieben
erhalten, der große Saal wurde in neugotischem Stil umgebaut.
Ende der neunziger Jahre erhielt er einen hervorragenden
malerischen Schmuck durch den Bremer Maler und Dichter
Artur Fitger. Fitger hatte auf die Hauptwand einen figuren -
reichen, farbenprächtigen Dionysiuszug gemalt: Im Morgen-
glanze schweben die Musen dem Zuge voran, ihnen folgen
Zentauren und Bacchantinnen, Herkules mit seiner Sieges -
beute, der trunkene Silen, und in bunten Gruppen ziehen
Opfertiere und Dorfmusikanten vorüber. Die gegenüber -
liegende Längswand, von der aus man den Saal betrat, hatte
Fitger mit den Bildern der Grazien, der fackeltragenden
Nacht, dem Triumphwagen des Bacchus, und Sokrates, dem
Meister der Rede und Freund des Weines, geschmückt. Über
dem Orchesterpodium sah man die heilige Cäcilie an der Orgel,
Orpheus inmitten von Jagdgenossen und den musizierenden
Luther. Die Flächen der Deckenkassetten zeigten Medaillons
mit den farbigen Brustbildern von Dichtern und Künstlern.
Der herrliche Saal mit dem Werk Fitgers ist nun den Flammen
zum Opfer gefallen.
(Das Malerische bei Rembrandt.) In der Januar -
sitzung der Kunstwissenschaftlichen Gesellschaft zu München
hat Professor Wölfflin einen sehr interessanten \ortrag
über das Malerische bei Rembrand t gehalten. Er hat darin
eine wichtige und treffende grundsätzliche Unterscheidung
gemacht zwischen dem Malerischen des Sehens, dei Auf -
fassung, das vom Gegenstände unabhängig ist, und dem Stofl-
lich-Malerischen, das dem ersteren gegenüber einen relativ
objektiven Charakter hat, und all das umfaßt, was man als
malerische Gruppierung, malerische Beleuchtung, malerische
Ansicht und dergleichen bezeichnet. In diesem Sinne ist die
Ruine malerischer als das neue Gebäude, die verkürzte Ansicht
malerischer als die unverkürzte usw. Die malerische Aul -
fassung kann sich mit dem Objektiv-Malerischen verbinden,
ist aber nicht darauf angewiesen. Rembrandt hat Bettler
in zerlumpter Kleidung als malerische Motive gewählt, Velas-
quez dagegen hat viele Hoftrachten malen müssen, und seine
Malerei ist dadurch um kein Haar weniger malerisch geworden.
Bei Rembrandt ist das Verhältnis dieses: je mehr er fort -
schreitet in der malerischen Auffassung, um so mehr ver -
zichtet er auf die „pittoresken" Motive. In der Radierung
des barmherzigen Samariters, zum Beispiel, findet man alle
Requisiten einer malerischen Regiekunst, aber das Blatt
ist wenig malerisch gesehen. Das Gemälde von 1648 mit dem
gleichen Gegenstand ist im selben Maße szenisch vereinfacht,
als es malerischer in der Darstellung geworden ist. Die Ent -
wicklung, die Rembrandt durchmacht, ist eine typische, nicht
nur für einzelne Individuen, sondern auch für Entwicklungen,
die ganze Generationen umfassen. Als nahcliegcnd.cs Beispiel
für diese Erscheinung wies Wölfflin auf die Geschichte der
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts hin, die den Apparat
an sogenannten malerischen Motiven immer mehr vereinfacht
und verkleinert hat, um dafür zu einer rein malerischen Auf -
fassung der Natur zu gelangen.
Handschriften.
(Die Handschriften der „Mitschuldigen“.) Von
Dresden aus ist die Nachricht von einem bedeutsamen
„Goethefunde“ verbreitet worden. In der Hinterlassenschaft
einer Dame habe sich eine bisher unbek mnte Handschrift
von Goethes „M i t s c h u 1 d i g e n“ gefunden, die
gemäß den Bestimmungen der Erblasserin dem Goethe-
und Schiller-Archiv in Weimar übersandt worden sei. Es
handelt sich hier offenbar um einen Irrtum. Allerdings be -
fand sich lange Zeit hindurch ein Manuskript des Goetlie-
schen Jugendlustspiels in Dresden, und zwar im Besitze
der Frau Franziska Wenzel, geb. Gräfin Hülsen, deren
Gatte, der bekannte Sammler Regierungsrat Wenzel,
es vor Jahren auf einer Dresdener Auktion mit einem
von ihm zufällig erstandenen Bücherkonvolut erworben
hatte. Diese Handschrift ist außerordentlich wichtig;
denn sie stellt Goethes eigenhändige, mit der Jahres -
zahl 1769 bezeichnete Niederschrift der ersten Bearbeitung
des Stückes in ebnem Akt dar. Doch sie ist durchaus nicht
unbekannt, so daß die jetzt in den Blättern verbreitete
Notiz, die Goethe-Philologen hätten von ihrem Vorhanden -
sein gewußt, aber bisher vergeblich nach ihr geforscht, nicht
zutrifft. Schon 1891 konnte das Manuskript für die große
Weimarische Goethe-Ausgabe (9. Band, vergl. S. 460)
durch das Entgegenkommen der Besitzerin benutzt werden.
Nun aber befindet sie sich bereits seit mehreren Jahren im
Weimarer Archiv, Dort fand sie Max Morris schon 1912 vor;
er druckte sie dann in seiner Neuausgabe des „Jungen
Goethe“ (Band 6) vollständig ab. Ohne Zweifel ist mit
den jetzigen Dresdener Mitteilungen dies Manuskript gemeint;
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Internationale S
ein anderes, das etwa neu ans Tageslicht gekommen wäre,
ist seitdem, wie das Goethe- und Schiller-Archiv in
Weimar auf eine Anfrage bestätigte, dort nicht eingetroffen.
Die Handschrift ist übrigens zu unterscheiden von der
anderen, die Georg W i t k o w s lc i 1899 für die Gesellschaft
der Bibliophilen als Faksimiledruck herausgegeben hat. Denn
diese stellt bereits die zweite Fassung des Versspiels in drei
Akten dar — das Manuskript hatte Goethe, höchst sauber
und korrekt, für Friederike hergestellt, von ihrem Neffen
Pfarrer B r i o n hatte sie Salomon H i r z e 1 erworben, mit
dessen Goethe-Sammlung Sie sich jetzt in der Leipziger
Universitätsbibliothek befindet. Die Fassung der „Mit -
schuldigen“ in unseren Goethe-Ausgaben endlich, die auch
den Theateraufführungen zugrundegelegt wird, weicht auch
hiervon noch in zahlreichen Einzelheiten ab. Denn als Goethe
das Lustspiel 1787 in die erste, bei Göschen erschienene
Sammlung seiner Schriften aufnahm, ließ er von seinem
Sekretär Vogel eine Abschrift — also ein drittes Manu -
skript — anfertigen, die er sorgfältig durcharbeitete, um
Derbes und allzu Kräftiges vor dem Druck zu mildern.
Medaillen.
(Eine Hindenburg-Medaille.) Die Münzenhandlung
Robert Ball Nach! in Berlin hat eine Hindenburg-Medaille
in Bronze herausgegeben. Die Vorderseite zeigt in Hochrelief
das charakteristische, gut getroffene Portrait des volkstümlich
gewordenen Heerführers mit der Umschrift „Generaloberst
v. Hindenburg“, auf der Rückseite einen Deutsch-Ordensritter,
der den Zweihänder schwingt, mit der Umschrift ,,Der Russen -
bezwinger, Ostpreußens Befreier“ und der Inschrift „Tannen -
berg, Orteisburg 1914“. Die hervortretenden Reliefteile und
Schriften stehen in wohlgelungenem harmonischem Verhältnis
zu der Fläche (10-5 Zentimeter Durchmesser) und werden durch
den Mattglanz des Metalls und die glückliche Gesamtanordnung
noch gehoben.
(Medaille der Waffenbrüderschaft.) Auf die Waffen -
brüderschaft zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland
ist eine Medaille in Talergröße geprägt worden. Die Haupt -
seite trägt die Brustbildnisse Kaiser Franz Josephs I. und
Kaiser Wilhelms II. in Gegenüberstellung. Die Kehrseite
zeigt einen mit Waffen und Lorbeer geschmückten Schild, auf
dem steht: „In Treue vereint, schlagen wir den Feind“. Die
Umschrift lautet: „Weltkrieg im Jahre 1914“. Die Prägung
ist in der Oertelschen Münzstätte in Berlin erfolgt.
Numismatik.
(Notgeld.) Herr Gustav Walter in Kritzendorf bei
Wien schreibt uns: „Notgeld gibt es von Mä li ri sch - Neu -
stadt (1 Kgone), Humpolec in Böhmen (10 Heller,
1 Krone und 5 Kronen) ferner von Rössel in Ostpreußen
(1 Mark), Kreis Hohen salz a (5 Pfennige), No wo Ra -
domsk in Rußland (25 Kopeken, ausgegeben von der
Metallurgischen Fabrik).
(Münzenfund.) Ein wertvolle: Münzenfund wurde in
Leipzig gemacht. Bei den Ausschachtungsarbeiten in dem
Grundstück Seeburgstraße 58 wurde eine Anzahl Silber -
münzen, meistens sogenannte Marientater, gefunden. Der Rat
überwies die Münzen dem stadtgeschichtlichen Museum.
(Die neuen belgischen Banknoten.) Der General -
gouverneur von Belgien hat, wie bekannt, der belgischen
Nationalbank das Notenprivileg entzogen und es der Societe
Gönerale de Belgique übertragen. Infolgedessen hat dieses
Institut, das schon im Anfang des 19. Jahrhunderts das Pri -
vileg zur Notenausgabe besessen hatte, neue Noten heraus -
gebracht. Die Aufsicht über die Herstellung der neuen Noten
ist zwei Beamten der deutschen Reichsdruckerei in Berlin über-
ammlcr-Z eitung
tragen worden. Das zur Verwendung gelangende Papier ist
mit Wasserzeichen in Form von parallel laulenden Wellen -
linien versehen und kann nicht leicht nachgeahmt werden,
wenigstens nicht anders als im fabriksmäßigen Betriebe, der
für Fälschungen ja nicht in Frage kommen kann. Das Papier,
das in einer belgischen Fabrik hergestcllt ist, wird in rauhem
Zustande geliefert und erst in der Notendruckerei auf ganz
einfache Weise geglättet. — Um dem dringendsten Bedürfnis
zu genügen, werden zunächst Noten zu 100 Frs. hergestellt.
Sobald solche in genügender Anzahl gedruckt sein werden, soll
an die Herstellung von Noten zu 5 und 20 Frs. dann zu 2 Frs.
und 1 Fr. geschritten werden. Ganz zuletzt kommen Noten
zu 50 und 1000 Frs.. an die Reihe. Die neuen 100-Frs.-Noten
sind wie die meisten Banknoten romanischer Staaten im
Hochdruck, d. h. im Buchdruckerverfahren, hergestellt, im
Gegensatz zu den deutschen, englischen, russischen und ameri -
kanischen Noten, die Erzeugnisse des Tiefdruckverfahrens sind.
Beide Arten haben ihre Vorzüge: Die Hcchdrucknoten sind
zarter in der Farbengebung und außerdem schneller, leichter
und billiger anzuiertigen. Die Tiefdrucknoten hingegen sind
kräftiger im Ton, müssen aber mehr Maschinen durchlaufen,
dafür haben sie gegen die im Hochdruckverfahren liergestcllten
den großen Vorteil, daß sie schwerer nachgeahmt werden
können. Die Hundertfranknote ist vierfarbig ausgeführt. Die
Schauseite ist mit zartvioletter, mattgelber, grüner und dun -
kelbrauner Farbe gedruckt und mit einem aus zarten Linien
bestehenden Rande umgeben. Der Innenraum der Schauseite
ist durch eine mit der Zeichnung in ihrem Rande überein -
stimmende Leiste geteilt. Der linke Teil enthält in einem
hochstehenden Oval das Bild der Königin Marie Luise,
der zweiten Gemahlin des Königs Leopold T. von Belgien,
deren schmales, von langen Schmachtlocken umgebenes Gesicht
melancholisch wie aus einer ruhigeren Welt in unsere kriege -
rische Zeit herüberschaut. Man hat dieses Bild gewählt, weil
der Druckstock bereits vorhanden war und die Anfertigung
eines anderen, die gegenwärtigen Verhältnisse besser kenn -
zeichnenden zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Der
übrige Teil der Schauseite, deren Text in französischer
Sprache gehalten ist, bildet ein Quadrat, gefüllt mit zweifar -
bigem zarten Unterdrück, der ein verschlungenes Muster zeigt.
Dieser Innenraum enthält ungefähr in der Mitte auf mätt-
gelbem, verziertem Grunde die Wertangabe: Francs 100Francs.
Oberhalb dieses Schildes befinden sich das Ausgabedatum,
die Firma der Societe Generale, Serie und Nummer sowie die
Unterschriften des Directcur Tresorier und des Gouverneurs.
Die Rückseite in flämischer Sprache ist n hellbrauner,
blauer, dunkelbrauner und grüner Farbe gehalten und mit
einem kräftigen Rand umgeben. In der Mitte der reichen An -
ordnung befindet sich eine in zarten Farben gehaltene Rosette.
Philatelie.
(Neuheiten.) Belgien. Die belgischen Rotkreuz-
Marken wurden anfangs Jänner durch eine Neuausgabc er -
setzt. Alan erinnert sich, daß bei der Einnahme von Mecheln
durch die Deutschen die dortige Markendruckerei zerstört
wurde und damit auch die Druckplatten zugrunde gingen.
Aus diesem Grunde konnten die ersten belgischen Rotkreuz-
Marken nicht nachgedruckt werden Und es scheint, daß die
Auflage eine geringe gewesen ist. Es wurde denn auch ein
eigentlicher „Run“ a.uf diese Marken angesetzt und englische
Blätter melden, daß bis auf Fr. 75-— für ein einzelnes Stück
dieser Marken bezahlt worden sind.
Die uns vorliegende Ncuausgabe besteht aus den drei
Werten zu 5, 10 und 20 Centimes; sie hat denselben Rahmen,
wie das Allegorie - Muster der ersten Ausgabe, in der Mitte
jedoch das Brustbild des Königs Albert. Die Marken haben
zu Frankierungszwecken nur Inland - Gültigkeit und werden
zum doppelten Nennwert verkauft.
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Nr. 4
Internationale Sammler-Zeitung
Zweit. Dr., w. P., Hochformat, gez. 14
Wohlt. B. M. ß (Centimes) blaugrün und rot
10 „ lilarot „ „
20 „ violett „ ,,
Dänemark. Neuausgabe der Antwortpostkartc zu
3 Oere grau.
P. K. 3+3 Oere, grau.
Rußland. Wohltätigkeitsmarken zu 1, 3, 7 und 10 Kop.,
die mit einem Zuschlag von 1 Kop. zugunsten der im Kriege
Gefallenen verkauft werden. Diese Marken sind in zwei -
farbigem Buchdruck auf farbigem Papier hergestellt und
weisen in der Hauptsache die folgenden Bilder auf :
1 Kop. Alter Krieger in Panzerhemd und Helm, mit
geschultertem Schwert in der Rechten und Schild mit dem
russischen Wappen am linken Arm.
3 Kop. Junger Wehrmann mit umgehängter Flinte,
einem jungen Mädchen die Hand reichend.
7 Kop. Dame in wallendem Gewand und edelstein -
geschmückter Kopfbedeckung, umgeben von einer Schar
Kinder.
10 Kop. Der hl. Georg.
Zweif. Druck, färb. P., gez. 13% (1, 7, 10 Kop.), bezw.
11% (3 Kop.).
Wohlt. B. M. 1 Kop. braunrot und grün auf gelblich
3 ,, braunrot und schwarz auf rosa
7 ,, schwarzbraun und grün auf
rötlichgelb
10 ,, dunkelblau u. braun auf bläulich
Togo. Der auf dem Hauptpostamt in Lome Vorge -
fundene Vorrat an Briefmarken wurde von den englischen
und französischen Behörden brüderlich geteilt und jede
Hälfte mit einem entsprechenden englischen, bezw. fran -
zösischen Aufdruck versehen. Nach der Fachpresse wurden
überdruckt;.
3 Pf. 7.350 Stück
5 „ 28.000 „
10 „ 1.000 „
20 „ 7.350 „
25 „ 4.250 „
30 „ 6.700 „
Man unterscheidet zwei Drucke, mit einem Spatium von
2, bezw. 3 mm zwischen den Aufdruckzeilen und eine hübsche
Abart, das kleine schmale y bei Penny. Über die veraus -
gabten Werte orientiert die folgende Aufstellung:
40 Pf.
50 „
80 „
1 Mk.
2 ..
600 Stück
24 „
600 „
50 „
40 „
A. Britische Ausgabe.
Togo Anglo French Occupation, schwarz
Half penny auf 3 Pf. . . braun
One penny ,, 5 ,, . . grün
20 Pf. . , ultramarin
25 ,, orange und schwarz
30 „ „
40 ,, karmin ,, „
80 „ „ „
1 Mk rot
2 ,, blau
B. Französische Ausgabe.
Togo Occupation Fr an co - Anglaise, schwarz
05 auf 3 Pf braun
10 „ 3 ,, grün
10 Pf karmin
20 ,, ultramarin
2g orange und schwarz
30 ,, ” ” >>
40 karmin ,, ,,
80 „ » >• »
1 Mk rot
2 > blau
(Schweizer Aufdruckmarken.) De von uns avi -
sierten Schweizer Aufdruckmarken sind bereis ausgegeben
worden. Über den Charakter der Marken macht die Schweizer
Postverwaltung folgende Mitteilungen:
„Durch die auf 1. Februar in Kraft tretenden Posttaxen -
erhöhungen treten in der Ausgabe der Wertzeichen auf den
gleichen Zeitpunkt folgende Änderungen ein:
Frankomarken: a) Die bei der Wertzeichenkontrolle
noch vorhandenen Vorräte an 12 er Marken der alten und neuen
Ausgabe werden durch Anbringung eines Aufdruckes (in
schwarzer Farbe) in 13 er Marken umgewandelt; b) Auf den
Zeitpunkt des Aufbrauches dieser umgewandelten 12 er Marken
wird eine solche zu 13 Rappen mit dem Bilde der jetzigen
10er, 12 er und 15 er Marken (Teilkopf) in olivgrüner Farbe
ausgegeben werden; c) Um den Aufbrauch der noch in den
Händen des Publikums vorhandenen Marken zu 2 und 12,
sowie der Streifbänder und Markenaufdrucke zu 2 Rappen
usw. zu ermöglichen, wird eine Anzahl 2 er Marken durch
einen entsprechenden Aufdruck in schwarzer Farbe in 1 er
Marken umgewandelt und abgegeben, um als Ergänzung der
2er und 12er verwendet zu werden; d) Da die 2er Marken
auch künftighin — als Ergänzungsmarken wie zurzeit die
3er — benötigt werden, werden sie nicht zurückgezogen.
Die bei einzelnen Poststellen noch in Heftchen vorhandenen
2er Marken sind diesen zu entnehmen und aufzubrauchen;
e) Die 12 er Marken werden vorläufig nicht aufgehoben und
auch nicht zurückgezogen. Sie können von den Poststellen
auch zu Sammelzwecken in einzelnen Exemplaren noch ferner -
hin verkauft werden, dagegen ist auf deren baldmöglichen
Aufbrauch zu halten, indem sie unter Hinzufügung einer
ler oder einer 3er Marke zu 13er oder 15er Frankaturen
verwendet werden; f) Neue Markenheftchen zu 30 Stück
3 er Marken werden vom 1. Mai näcl'sthin an zur Ausgabe
gelangen.
Frankobänder. An Stelle der bisherigen 2er Franko -
bänder treten solche zu 3 Rappen. Noch vorhandene Vorräte
an 2 er Bändern sind von den Poststellen mit 1 Rappen-Marken
zu versehen und als 3 er Bänder aufzubrauchen. Mit dem
Verkauf der neuen Marken zu 1 und 13 Rappen sowie der
3 er Streifbänder darf schon vor dem 1. Februar begonnen
werden.
Postfreimarken. Die für das Jahr 1915 an die berech -
tigten Anstalten und Vereine bereits abgegebenen Postfrei -
marken des 2 Rappen-Taxwertes werden nicht durch solche
zu 3 Rappen ersetzt. Sie können, in ihrer Eigenschaft als
einfache Kontrollmarken, weiter verwendet werden und sind
ohne weiteres als vollwertig zur Frankierung von Drucksachen
bis zum Gewicht von 50 Gramm zu betrachten und anzu -
erkennen.“
Die Auflage stellt sich wie folgt:
1 Rappen 2,500.000 Stück
13 „ Helvetia 1,300.000 „
13 „ Teil 3,000.000
Von der Marke zu 12 Rappen,Hell, existieren nur 1 200.000
Stück.
Aush. B. M. 1 schwarz auf 2 Rappen gelboliv
13 ,, 12 „ braun Helvetia
,, 12 „ braun Teil
13
Nr. 4
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 57
(Neue rumänische Briefmarken.) Die rumänische
Generaldirektion der Post und der Telegraphen hat beschlossen,
die bisher verwendeten Postwertzeichen mit dem Kopf König
Carols aus dem Verkehr zu ziehen und durch Werte zu ersetzen,
die das Bildnis des Königs Ferdinand zeigen. Mit der An -
fertigung des Entwurfs für die neuen Marken, die in einem
Monat bereits verausgabt werden sollen, ist der Maler L. Ba -
sar ab beauftragt worden.
Porzellan.
(Kriegseri nnerungs teller.) Das Kriegsfürsorgeamt des
Ministeriums des Innern in Wien hat nach Art der Weihnachts -
teller der königlichen Porzellanmanufaktur in Kopenhagen
einen Teller hersteilen lasseil, der eine Erinnerung an die
jetzige Kriegszeit bilden soll. Die Dekoration dieses Tellers
ist in blaugrauem Ton gehalten, stellt den heiligen Michael im
Kampf mit dem Drachen vor und trägt unten die Inschrift
„Kriegsjahr 1914“. Der Verkaufspreis beträgt 12 Kronen.
(Morgans ostasiatische Porzellane.) Der „Corriera
della Sera“ in Mailand berichtet, daß Pierpont Morgans
Sammlung ostasiatischer Porzellane um die Summe von
20 Millionen Franken an die Brüder Duveen in New-York
verkauft worden sei. Interessant ist, daß der größte Teil dieser
Sammlung vor zwanzig Jahren bereits im Besitze der Kunst -
händler Duveen war und damals um etwa eineinhalb Millionen
verkauft wurde. Tn der Zwischenzeit hat sich der Preis also
mehr als verzehnfacht. In der Sammlung befindet sich auch
die berühmte schwarze Mingvase, die allein mit einer Million
Franken bewertet wird und als einer der schönsten Porzellan -
gegenstände der Welt gilt.
(Meißener Porzellan in Rußland.) Man schreibt
uns aus Dresden: Aus den Akten der königlichen Porzellan -
manufaktur in Meißen wußte man wohl, daß die Kaiserin
Katharina II. der Manufaktur einen großen Auftrag erteilt
hatte, aber das gelieferte wertvolle Porzellan schien ver -
schwunden zu sein. Es handelte sich um vierzig allegorische
und mythologische Gruppen zur Verherrlichung der Kaiserin.
Einige Zeit vor Ausbruch des Krieges ist es jedoch Prof. Dr.
Berling in Dresden gelungen, scchsunddreißig dieser Gruppen
im Schloß Oranienbaum bei Petersburg wieder aufzufinden.
Es sind durchweg Arbeiten Kändlers, des berühmtesten
Modelleurs der Meißener Manufaktur. Auch die Petersburger
Eremitage besitzt wertvolle Meißener Porzellane, ebenso das
Petersburger Kunstgewerbemuseum, von dessen Stücken je -
doch mindestens ein Drittel Fälschungen sind. Prof. Berling
hat jetzt über das Kändlerporzellan in Oranienbaum ein Werk
erscheinen lassen.
Verschiedenes.
(Tod bekannter Sammler.) Der kürzlich in Wien
verstorbene Privatier, Herr Norbert Benedikt, hinterließ, wie
man uns mitteilt, eine hübsche Sammlung moderner Werke
der Malerei, darunter Stücke von Eugen Bl aas, Gustav
Curtois, Eduard Grützner, Hermann Kau Ibach, Gabriel
Max, F. Simm, Robert Schleich und Karl Spitz -
weg.
Der bekannte Bibliophile, frühere Direktor der Dresdner
königlichen Bibliothek, Geheimrat Prof. Franz Schnorr v.
Caro Isfeld, ist gestorben. Er hat sich besonders durch den
von ihm verfaßten „Katalog der Handschriften der Königl.
öffentlichen Bibliothek zu Dresden“ (2 Bde., 1882/83) ' ver -
dient gemacht. Außer manchen bibliographischen Selten -
heiten hinterläßt der Dahingeschiedene eine wertvolle Samm -
lung von Originalbriefen von Schwind, Ludwig Richter, Bende-
mann und anderen Freunden und Kunstgenossen seines Vaters,
des bekannten Historienmalers und Bibclülustrators Julius
Schnorr v. Carolsfeld.
(Der „Friedl-Zanzl“.) In Hallstatt (Oberösterreich),
dem durch sein reiches vorgeschichtliches Gräberfeld be -
kannten Marktflecken, ist Vinzenz Riezinger, der über
Österreich hinaus bekannte Meister der Hallstätter Stein- und
Holzschneidekunst gestorben. Riezinger, im Volksmunde der
„Friedl Zanzl“ genannt, ist aus. einer Familie hervorgegangen,
in der seit undenklichen Zeiten die Hallstätter Heimatkunst
geübt wird. Er war ferner ein hervorragender Kenner und
Sammler von seltenen Gesteinsarten und Petrefakten.
(Für Sammler von Kriegserinnerungen.) Der
Albrecht Dürerbund in Wien ersucht uns um Aufnahme fol -
gender Mitteilung: „Zur bleibenden Erinnerung an die große
eiserne Zeit, in der wir loben, bringt die Vereinigung bild.
Künstler „Albrecht Dürerbund" nach den künstlerischen Ent -
würfen ihres Mitgliedes Maler Georg Drall, zwei Glasbilder
(Deutsch und Österreich) in Vertrieb. Dieselben sind in Blei -
fassung, mit Anhänger in den Reichsfarben ein herrlicher
Schmuck für jeden Raum, ohne Platz wcgzunelimen, da
dieselben am Fenster anzubringen sind. Der Ertrag ist Kriegs -
fürsorgezwecken zugedacht. Der Preis des Stückes 10 Kronen.
Bestellungen sind erbeten an die Bundeskanzlei, da nur eine
beschränkte Zahl zur Ausgabe gelangt. Albrecht Dürerbund,
Vereinigung bildender Künstler, Wien, I., Mariatberesien-
straße 30.“
(Dürer-Ausstellung.) Der Vorsteher des Beuth-
Scliiiikel-Museums in der Königlichen Technischen Hochschule
in Charlottenburg, Professor Dr. Max Gg. Zimmermann,
hat aus den reichen Schätzen desMuseums eine Dürer-Ausstellung
zusammengestellt, die in zirka 250 Holzschnitten und Kupfer -
stichen einen vollständigen Überblick über die Entwicklung
von Albrecht Dürers Schwarz-Weiß-Kunst, dem Tiefsten und
Erhabensten, was deutscher Geist geschabten hat, gibt. Die
Beuthschen Sammlungen sind Anfang des neunzehnten Jahr -
hunderts entstanden, d. h. zu einer Zeit, als gute Abdrucke der
Diirerschen Graphik noch verhältnismäßig leicht zu haben
waren; so enthält diese Ausstellung auch mehrere seltene Blätter,
die in neueren Sammlungen nicht immer vertreten sind.
(Eine Tondichtung Friedrich Nietzsches.) In der
letzten Nummer des „Kladderadatsch" wird das Original
einer Komposition Friedrich Nietzsches zum erstenmal ver -
öffentlicht. Sie ist ein Dokument aus der Zeit seiner kriegeri -
schen Begeisterung für Deutschland im August 1870. Die
Schwester des Philosophen, EÜSabetn Förster-Nietzsche,
teilt über die Entstehung der Komposition folgendes mit:
„Wir fuhren am 12. August nach Lindau und am folgenden
Tage nach Erlangen, wo mein Bruder sich bei einigen Univer-
sitätskollegen als Krankenpfleger ausbildcn wollte. Auf dem
Bahnhof in Lindau kaufte er eine Nummer des „Kladdera -
datsch", und das ernste Gedicht, das an der Spitze stand,
gefiel ihm so gut und entsprach so sehr seiner Stimmung, daß
er es während der Eisenbahnfahrt komponierte. Mit uns war
noch der befreundete Maler Mosengel, und kaum war das
Lied geschrieben, so wurde es auch schon von uns dreien ge -
sungen, und selbst ein fremder Passagier, der vorher höilich
um Erlaubnis gefragt wurde, ob wir das Lied singen dürften,
schloß sich uns an und sang es mit der gleichen Begeisterung
wie wir selbst.“
(Das Kreuz der Grafen von Isenburg.) Dem
Kölner Kunstgewerbemuseum ist es gelungen, ein hervor -
ragendes Werk des mittelalterlichen Kunstgewerbes sich
zu sichern. Es geschah das im Kampf gegen den englischen
Kunsthandel, der an anderen Stellen dem rheinischen Kunst -
besitz schon so schweren Schaden zugefügt hat. Dank dem
Entgegenkommen der geistlichen und Verwaltungsbehörden
erwarb das Museum das Kreuz der Grafen von Isenburg,
das bisher der Gemeinde Ileimbach-Weiß bei Koblenz gehörte.
Seite 58
Internationale Sammler- Zeitung
Nr. 4
Das ist um so erfreulicher, als in den letzten Jahren zwei
berühmte Silberschmelzarbeiten des Mittelalters aus dem
Rheinlande den Weg ins Ausland nahmen: der Schrein der
Greta Pfrumbom wurde aus Speyer nach Nordamerika ver -
kauft, das Grachter Altärchen kam in den Besitz von Morgan.
Das Kreuz ist ein frühgotisches Reliquienkreuz, aller Wahr -
scheinlichkeit nach Kölner Arbeit aus der Zeit 1300. Oben
ist der Gekreuzigte dargestellt, der Körper enthält einen Spalt
für die Reliquie. Den höchsten Wert des Silberwerkes stellen
die beiden durchscheinenden Emaillebilder am Fuße des
Kreuzes dar. Sie enthalten Bilder zweier kniender Grafen
von Isenburg. Es sind Vater und Sohn, der letztere, ein Prämon-
stratenser, war Pastor in Heimbach. Die Wappen bezeichnen
die Stifter. Durch diese Verbindung mit einer der ältesten
Familien des Rheinlandes hat das Kunstwerk für die Kölner
Sammlung einen besonderen Wert.
(Funde aus der Steinzeit.) In Heidelberg ist man
auf dem neuen Zentralfriedhof auf große Funde aus der Stein -
zeit gestoßen. In diesen Funden hat man das erste große
steinzeitliche Dorf am rechten Neckarufer entdeckt. Nach der
„Umschau" sind bis jetzt 42 Gruben mit zahlreichen Funden
aus der jüngeren Steinzeit durchforscht worden. Nach den
Vorgefundenen Resten darf man auf das dritte Jahrtausend
v. Chr. zurückrechnen. Von besonderem Werte dürfte die Auf -
deckung zweier Gräber aus der La-Tene-Periode sein. In einem
Graben fand man eine vollständige Waffenausrüstung. Es
sollen auf Grund der Kartenanlagen Gipsmodelle angefertigt
werden, die zusammen mit Plänen und Querschnitten in den
Heidelberger Sammlungen zur Ausstellung kommen sollen.
(Eine Marmorstatue Alexander des Großen.) Wie
die „Tribuna“ aus Benghasi meldet, ist in Cyrene eine
Kolossal-MarmorstatucAIcxanders desGroßen gefunden worden,
an der nur ein Teil des rechten Vorderarmes fehlt. Man glaubt,
daß es sich um eine ausgezeichnete Nachbildung der berühmten
Bronzestatuc des Lysippos handelt. Diese Nachbildung ist
in einer Zeit entstanden, die von jener, in welcher die Bronze -
statue geschaffen wurde, nicht sehr entfernt war. Alexander
der Große ist aufrechtstehend dargestcllt, die rechte Hand
gerade ausgestreckt, mit einer Lanze in der Linken. Sein ugend-
liches Haupt ist gegen den Himmel gerichtet.
(Münchner Kunstausstellungen 1915.) Aus Mün -
chen wird berichtet: Die verschiedenen Künstlerkorpora -
tionen haben sich in der letzten Zeit lebhaft mit der Frage be -
schäftigt, ob im heurigen Sommer trotz des Kriegsjahres die
alljährlichen Kunstausstellungen abgehalten werden sollen.
Im allgemeinen wird in der Künstlerschaft die Meinung ver -
treten, daß, wenn auch in bescheidenem Rahmen, doch das
Ausstellungswesen, als die einzige Form, Künstlerarbeiten an
die Öffentlichkeit zu bringen, aufrecht erhalten werden soll.
Kann man auch auf einen großen Fremdenstrom nicht rechnen,
so ist doch das bürgerliche Leben bei uns in so ruhige Bahnen
gelenkt, die Verdienstmöglichkeit vieler Kreise wieder ge -
stiegen, daß man auf ein Interesse an künstlerischen Leistungen
rechnen kann. Bei der günstigen Kriegslage kann man beruhigt
in die Zukunft blicken und auch für die Friedensarbeit sich zu
interessieren beginnen. Auch zur Durchführung mancher Re -
formen im Ausstellungsleben wird die stillere Zeit recht gut
sein. Bis zur Stunde steht freilich die Abhaltung der alljähr -
lichen Glaspalast-Ausstellung nicht mit Bestimmtheit
fest, sie ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
Die Sezessi on wird zwar keine Frühjahrsausstellung ab -
halten, eine Sommerausstellung ist jedoch als sicher anzu -
nehmen, schon weil sie die letzte Gelegenheit ist, das kgl.
Ausstellungsgebäude am Königsplatz für die Zwecke der Se -
zession zu nützen, da ja ab Herbst 1915 der Bau für die staat -
lichen Sammlungen herangezogen werden soll. Die „Jury-
freien" haben das Palmenhaus im kleinen alten Botanischen
Garten schon geräumt und erhielten für ihre Kanzlei Räume
m Torwarthaus vom Landbauamt auf unbestimmte Zeit
angewiesen. Zu einer größeren Ausstellung reichen die Zimmer
nicht aus, und so wird diese Vereinigung, falls sie heuer eine
Ausstellung veranstalten will, sich um neue Räume Umsehen
müssen. Die Generalversammlung hat jüngst beschlossen,
noch eine abwartende Haltung einzunehnien und das Zu -
standekommen einer Ausstellung von der Kriegslage in den
nächsten Monaten abhängig zu machen. Die „Neue Sezession
hat Abmachungen mit der künstlichen Eisbahn m der Galerie -
straße auch für 1915 in Händen und wird sich erst später
über die Frage, ob sie im Sommer dort ausstellt, schlüssig
machen.
(Bloßlegung einer al t römisch en Grabstätte.)
Aus Fiume wird uns geschrieben: Dieser Tage entdeckte
Ing. Comandich bei den an der Kreuzung der Gassen Vcrneda
und Ciotta vorgenommenen Erdaushebungsarbeiten im lehmigen
Boden die Hälfte einer Aschenurne mit Asche und verkohlten
Knochenresten. Nach dem Schädel kann geschlossen werden,
daß es sich um das Grab eines Kindes handelt, dessen Leiche
auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Leider gelang es
nicht, die Urne zu bergen, da sie zertiel. Neben den Resten des
Kindes hatte sich eine Glasschale befunden, von der man
einige Bruchstücke barg. Weiters fand man an derselben Stelle
vier Tränentläschchen aus durchsichtigem Glase und eine
tönerne Ampel. Diese ist von einer besonderen Bedeutung,
da sie der erste in Fiume zutage geförderte, mit einer Inschrift
versehene altrömische Fundgegenstand ist. Diese Reste be -
kräftigen die von Johann Köhler in seinen geschichtlichen
Erinnerungen aufgestellte Behauptung, zu der er durch die
im Jahre 1850 gemachten ähnlichen Funde gelangte, daß der
Pomeriiumhügel von den Römern als Grabstätte benützt
worden sei.
(Französische Kunst in San Franzisko.) Die
Panama-Weltausstellung in San Franzisko findet trotz
des Krieges programmäßig statt. Sie wird am 20. Februar
eröffnet werden. Deutscherseits war von einer amtlichen
Beschickung Abstand genommen w-orden. Um so mehr Grund
für Frankreich und England, an ihr teilzunehmen. Die französi -
schen Zeitungen teilen jetzt Einzelheiten über die französische
Kunstabteilung mit. Die für diese bestimmten, den öffentlichen
Kunstsammlungen entnommenen Gegenstände sowie die
privaten Arbeiten der französischen Künstler werden mittels
des augenblicklich in Marseille ankernden amerikanischen
Kreuzers „Jason" hinüberbefördert werden; es ist das dasselbe
Schiff, das die für die Kinder der kriegführenden Nationen
bestimmten Weihnachtsspielsachen der Amerikaner nachEuropa
transportiert hatte. Von modernen Künstlern nimmt natürlich
was Namen hat an der Panama-Ausstellung teil. Der amtliche
Pavillon stellt eine getreue Kopie des „Pavillon de France“
in Paris dar. In den anschließenden Ehrengalerien, an deren
Eingang sich die Statue der „Gallia" von Boucher erheben
wird, begegnet man der Nationalfabrik von Sevres und der der
Wandteppich Wirkerei. Von alten Gobelins werden vier aus -
gestellt werden, welche die Geschichte Alexanders des Großen
darstellen : an neueren solche nach Kartons von Cheret, Laurens,
Gorguet, Rochegroße u. a. Die Ehrengalerie wird nament -
lich die Zeit Ludwigs XIV. bringen. In der Rotunde des Palais
der Ehrenlegion werden Gegenstände zu sehen sein, die Napo -
leon T. gehörten. Es wird auch nicht an einer rückblickenden
Bilder- und Skulpturen-Ausstellung mangeln, welche die Zeit
von 1870 bis 1910 umfaßt. In der Literaturabteilung werden
die Autographen sämtlicher ranzösischer Herrscher von
Karl X. bis Napoleon HI. die größte Sehenswürdigkeit
bilden
(Ein Kriegs Wettbewerb für Glasgemälde-
stiftungen.) Um die Sache der Heldenstiftungen in Form
von Glasmalereien auf künstlerische Wege zu leiten, schreibt
jetzt dei Verband deutscher Glasmalereien
einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen aus. Diese
sollen die Erinnciung an die Taten unseres Heeres auf
Glasgemälden in weltlichen und kirchlichen Räumen fest-
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Internationale Sammler-Zeitung
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halten. Der Inhalt der Entwürfe muß sich auf den gegen -
wärtigen Weltkrieg beziehen und kriegerische Taten oder
denkwürdige Ereignisse verherrlichen. Die Glasmalereien
können auch dem Andenken Gefallener geweiht sein. Die
Beurteilung wird voraussichtlich weltliche Bild-, sogenannte
Kabinettscheiben und kirchliche Gemäldefenster unterscheiden.
Zur Teilnahme berechtigt sind alle in Deutschland und
Österreich-Ungarn lebenden Künstler. Die Entwürfe sind bis
zum 10. April d. J. an Dr. Josef Ludwig Fischer in
München einzureichen. Dem Preisgericht, das bis zum
1. Mai Zusammentritt, gehören an: die Architekten Erich
B 1 u n c k vom Preußischen Kultusministerium, Professor
Theodor Fischer in München, Prof. Fritz Klingholz
von der Berliner Technischen Hochschule; von Glasmalern
Prof. Josef Goller in Dresden, Otto Linnemann in
Frankfurt und Franz Zettler in München.
(Eine Siegelsammlung.) Aus Elberfeld wird berichtet:
Erich Frohwein überwies dem Kaiser Wilhelm-Museum
eine einige tausend Stück umfassende Siegel Sammlung.
(Altertumsfunde in Toledo.) Aus Madrid wird
berichtet: Im alten maurisch-jüdischen Stadtviertel von
Toledo, das demnächst teilweise umgerissen werden soll,
stellen gegenwärtig Ausschüsse der Madrider Kunst- und
Geschichtsakademien archäologische Nach orscliungen an,
damit nicht etwa wertvolle alte Baulichkeiten und Kunst -
denkmäler der Spitzhacke zum Opfer fallen. Die Herren
haben das Glück gehabt, aui w'ohlerhaltene Überreste einer
arabischen Badeanstalt zu stoßen. Bald wird über
den wichtigen Fund ein eingehender Bericht erscheinen,
verfaßt von den Akademikern Fernandez Casanova,
Anibal A 1 v a r e z und Fernandez Caro. Wie man hört,
befinden sich die Bäder in weiten Hallen, deren Tonnen -
gewölbe von zahlreichen Luken durchbrochen sind, die durch
Steinfliesen geschlossen waren. Die Tonröhren der Wasser -
leitung und marmornen Wannen sind gut erhalten. Auf den
Stuckwänden sind verblaßte Fresken zu sehen. Die Ge -
lehrten sind sich noch nicht einig darüber, ob es sich um
das Erdgeschoß des Palastes des Kalifen Al H a k e m oder
der Zitadelle Al Itizen handelt. Jedenfalls ist Toledo
um eine Sehenswürdigkeit bereichert.
Museen.
(Vom Hohenzollern-Museum.) Aus Berlin wird uns
geschrieben: Das Hohenzollern-Museum hat eine wesentliche
Vergrößerung erfahren dadurch, daß auf Befehl des Kaisers
Wilhelm die bisherige neben dem Museum gelegene kaiser -
liche Tennishalle zu einer Bildergalerie ausgebaut und mit dem
Museum durch einen gedeckten Gang verbunden wurde. Nach -
dem der Kaiser am 3. v. M. diese Anlage besichtigt hat, ist sie
allen Besuchern des Hohenzollern-Museums zugänglich ge -
macht worden. In ihr sind einige große Gemälde aus der Bilder -
galerie des Berliner Schloßes aufgestellt worden, die wegen
ihrer ungewöhnlich großen Ausmessung bei der im Gange be -
findlichen Neuausgestaltung dort keinen genügenden Platz
mehr hatten. Dazu gehören in erster Linie die beiden Kolossal -
gemälde von Anton von Werner: „Die Kaiserproklamation
am 18. Januar 1871 im Schlosse von Versailles“ und die „Er -
öffnung des ersten Reichstages nach dem Regierungsantritt
des jetzigen Kaisers“. Daneben haben eine ganze Reihe großer
Gemälde i/on Franz Krüger, Steffeck, Bleibtreu, von
Angely u. a. hier ihren Platz gefunden und gelangen in dem
ausgezeichneten Lichte des großen Saales zur vollen Wirkung.
(Berliner Königliche Museen.) Generaldirektor
Dr. v, Bode verzeichnet in den neuen amtlichen Berichten
einige Erwerbungen italienischer Bronzestatuetten der Re -
naissance. Die Berliner Sammlung von italienischen Bronze-
figürchen ist so vollständig, daß nur ausnahmsweise wirklich
Bedeutendes erworben werden kann. Überdies sind Bronzen,
dank ihrer Beliebtheit bei den Amerikanern, fast unerschwinglich.
Der Tod von Morgan und von Gustave Dreyfus wird freilich
— da der Verkauf ihrer Sammlungen als wahrscheinlich gilt —
eine beträchtliche Zahl ausgezeichneter Bronzen wieder in den
Handel bringen, aber bei den Zeitverhältnissen können noch
J ahre darüber hingehen, und womöglich werden die Sammlungen
als Ganzes nach Amerika verkauft. Durch Tausch kam nun
eine köstliche kleine Kinderbüste nach Berlin, in der Bode
eine Arbeit des Mantuaners Antico erkennt. Schon die tief -
schwarze Patina des Fleisches und die matte Vergoldung des
Gewandes bei dem lieblich idealen Kinderköpfchen lassen an
ihn denken. Als Paduaner Arbeit bezeichnet Bode eine Gruppe
des Herkules und Antäus mit der lebenswahren Bewegung
des im Todeskampfe Ringenden. Andere Neuerwerbungen sind
eine Bronzenachbildung des buchsenen heiligen Sebastian des
Francesco da Sant’ Agata, eine kleine Wiederholung des
Laokoon, die bald nach der Zusammenstellung der 1506 ge -
fundenen Teile der antiken Gruppe entstanden, sein muß, und
ein paar Vasen aus der Werkstatt des Riccio. Eine einzigartige
Seltenheit, eine datierte Rundplastik der ältesten babylonischen
Zeit, kam in die vorderasiatische Abteilung. Das kostbare
Stück ist als eine Weihgabe des Königs Lugal-kisal-si
von Erech und Ur bezeichnet und stammt auch aus Erech,
dem heutigen Warka. Des Königs Regierungszeit liegt vor
2900 v. Chr. Es ist ein Kalksteinbild, das oben den Oberkörper
eines Mannes zeigt, vermutlich soll es der König sein,
unten in einen langen Stumpf ausläuft. Das Gesicht ist
sorgfältig gearbeitet, der Bildhauer versagt erst bei
den Händen, die über den langen Bart zusammengelegt
sind: Das mächtige Haupthaar fällt in sieben geflochtenen
Zöpfen auf den Rücken. Ein naiver Realismus ist zu spüren
und nähert das Werk der berühmten Geier-Stele, die um
2950 angesetzt wird. Die Statue war nach Aussage der Inschrift
einer weiblichen Gottheit geweiht. Das macht, wie Dr. O. Weber
in den amtlichen Berichten ausführt, wahrscheinlich, daß es
sich um ein Bild des Königs selbst handelt. Die ägyptische
Abteilung erhielt ein äußerst wertvolles Studienmaterial
in rund 250 Aufnahmen, die Dr. Walter Wreszinski in den
thebanischen Gräbern des Neuen Reiches aufgenommen hat.
Die der allgemeinen Benützung zugänglichen Platten zeigen
die besten Denkmäler aus der Blütezeit altägyptischer Kultur
und Kunst. Aus Togo kam dem Museum für Völkerkunde eine
Überweisung der Geologischen Landesanstalt zu. Sie enthält
Proben von Verhütungsprodukten aus afrikanischen Hochöfen
und einige in Togo ausgegrabene Topfscherben.
(Frankfurter Kunstgewerbemuseum.) Aus Frank -
furt a. M. wird uns berichtet: Im Kunstgewerbemuseum sind
gegenwärtig farbige Aufnahmen aus den Schlössern von Ans -
bach, Engers und Würzburg ausgestellt, die erst kürzlich
von der Werkbund-Ausstellung in Kein zurückkamen. Diese
Arbeiten, Ergebnisse von Studienreisen der Malklasse hiesiger
Kunstgewerbeschule aus früheren Jahren, geben die klassischen
Dekorationen, Möbel und Innenräume jener Schlösser des
18. Jahrhunderts wieder und sind auch rein malerisch von
großem Reiz. Neben den Gegenständen aus altem Holz -
hausen sehen Familienbesitz bietet das Museum derzeit an
größeren Leihgaben die Kollektion persischer Keramik des
Herrn Fritz v. Gans, mit Stücken von ganz außergewöhn -
licher Qualität und großer Seltenheit, sowie die neu zur Auf -
stellung gelangte Sammlung moderner Kopenhagener Por -
zellane des Herrn Hermann v. Passavant, Tierfiguren in
vorzüglichen Ausformungen.
(Ein Kriegsmuseum in Weimar.) Neben den Kriegs -
museen in Thüringer Landen, wie auf der herrlich gelegenen
Wachsenburg bei Arnstatt und in Eisenach, den beiden
ältesten Sammlungen in Thüringen, sowie dem jüngst gegrün -
deten in Jena soll nun auch Weimar ein Kriegsmuseuni er -
halten. Die Anregung dazu ging von Berlin aus, dessen Zeug -
haus den Bedürfnissen der kleinen Staaten des Reiches nicht
die nötige Rechnung tragen kann. Darum soll für die Gründung
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Nr. 4
in Weimar nicht zum wenigsten die Darstellung der Erleb -
nisse der thüringischen Truppen in Plastik und Graphik be -
rücksichtigt werden, ohne daß dabei allgemeine Gesichts -
punkte vernachlässigt werden. Als eine^ der wichtigsten Stücke
ist ein Gedenkbuch gedacht, in dem alle im Kampfe fürs Vater -
land gefallenen Thüringer Helden durch Darstellung ihres
Lebens und Todes ein bleibendes Ehrenmal gestiftet werden soll.
(Neuerwerbungen in Düsseldorf.) Die städtischen
Kunstsammlungen in Düsseldorf haben eine Ausstellung
neuerworbener Handzeichnungen und Studien meistens deut -
scher Künstler in einem der unteren Räume der städtischen
Kunsthalle eröffnet: Eine wünschenswerte Ergänzung zu den
kostbaren Gemälden von Böcklin, Feuerbach, Trübner und
anderen, die im vergangenen Jahre den so notwendigen Ausbau
der alten Bestände bildeten. Einen Höhepunkt bedeuten
die Erwerbungen aus der berühmten Sammlung des 1913
verstorbenen Hamburger Großkaufmannes Arnold Otto Meyer.
Das 1871 entstandene Aquarell von Ludwig Richter ,,Das
Abendlied'das einen am Rande einer gewaltigen Talsenkung
sitzenden Schäfer zeigt, der ein Liedchen auf der Flöte bläst
und von drei Kindern belauscht wird, muß unbedenklich als
eines der schönsten Blätter bezeichnet werden, die von diesem
Meister deutscher Kunst bekannt sind. Von geistesverwandten
Künstlern ist Moritz v. Schwund mit zwei entzückend an -
mutigen Darstellungen der Wiener Hofopernsängerin Karoline
Hetzenecker vertreten, beide Male als Hofdame in „Die Muske -
tiere der Königin", ferner Eduard von Steinle mit einer
farbigen Studie von starkem rhythmischem Gehalt zu einem der
Sockelbilder im Kölner Wallraf-Richartz-Museum „Der St. Jo -
hannistag in Köln", nach einem Briefe Petrarcas. Allein acht
Blätter, meistens in Rötel, zeigen Hans v. Maröes’ glänzende
Kompositionsfähigkeiten, denen sich eine geniale Akt-Studie
von Anselm Feuerbach zu den Deckenbildern in der Wiener
Akademie anreiht. Andere Namen in dieser gewählten Ausstel -
lung sind der Berliner Illustrator Hosemann, ferner Karl
Blechen, Adolf v. Menzel, Max Liebermann und Wilhelm
Leibi. Eine Überraschung für manche Kunstfreunde bedeuten
fünf Zeichnungen und Temperaskizzen Friedrich Geselschaps
— geradezu packend wirkt besonders der Akt eines kleinen
Mädchens mit rotem Tuch. Mit besonderer Liebe sind die Düssel -
dorfer bedacht: hier fesseln am meisten Eduard v. Gebhardts
aquarellierte Kompositionsskizzen zu seinem Freskohauptwerk,
den Wandbildern des Klosters Loccum im Hannoverschen.
J. W. Schirmer, Alfred Rethel, K. F. Sohn, Benjamin
Vautier, von lebenden Künstlern Otto Sohn-Rethel sind
andere Namen von gutem Klang, deren Vertretung das Beste
von dem künftigen Ausbau der so lange vernachlässigten
Düsseldorfer Kunstsammlungen erwarten läßt.
(Das neue Asiatische Museum in Dahlem.) Im
üngsten Hefte des „Jahrbuches der Kgl. Preußischen Kunst -
sammlungen' ‘ macht Wilhelm v. Bod e interessante Mitteilungen
über den seit dem Mai 1914 in Ausführung begriffenen Neubau
des Asiatischen Museums in Dahlem. Bekanntlich bildet dieser
Neubau nur den Teil einer geplanten größeren Anlage, deren
Gebäude die Sammlungen des schon seit Jahren arg über -
füllten Berliner Museums lür Völkerkunde aufnehmen sollen.
In dem alten Museumsbau wird künftig die vorgeschichtliche
Sammlung eine bequeme Stätte f nden, mit der dann vielleicht
die bisher in den Räumen der alten Gewerbeakademie in der
Klosterstraßu auf gestellte Sammlung deutscher Volkskunde sich
vereinigen lassen wird. Was die geplanten Neuanlagen angeht,
so wird das Dahlemer Gelände durch eine Straße in zwei etwa
gleiche Abschnitte geteilt. Daraus ergab sich die Anordnung
zweckmäßig in der Weise, daß ein einzelner, größerer Bau auf
dem nördlichen Grundstück, ein Komplex von drei Bauten
auf dem südlichen Grundstück aufzuführen wäre. Als umfang -
reichste und selbstständige Abteilung mußte die asiatische
für den größten Sonderbau auf dem nördlichen Abschnitt
bestimmt werden, während die amerikanische, die afrikanische
und die ozeanische Abteilung mit der gemeinsamen Bibliothek
zusammen auf dem südlichen Abschnitt ihren Platz zu finden
hätten. Für den Stil war der Anschluß an die monumentalen
märkischen Gutsbauten des 18. Jahrhunderts gewünscht;
nicht nur der Überlieferung halber und mit Rücksicht auf die
Nähe von Potsdam, dem stilvollsten Städtebau, der in Preußen
erhalten ist, sondern weil auch die Gruppierung der einzelnen
Bauten mit den Anlagen der großen Gutsbauten der Zeit ver -
wandt erschien. Plan und Ausführung der Anlage sind
bekanntlich in die Hände von Professor Bruno Paul gelegt
worden, der für die Anlage als Ganzes wie für die einzelnen
Bauten in dem gewünschten freien Anschluß an die märkischen
Bauten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine geschmack -
volle Lösung gefunden hat. Ein genau durchgearbeiteter Ent -
wurf liegt bisher nur für das Asiatische Museum vor, dessen
innerer Ausbau in mancher Beziehung besonders schwierig war.
Befindet sich doch unter den Sammlungsgegenständen jene
46 Meter breite Steinfassade des syrischen Wüstenschlosses
Mschatta, die durch ihren außerordentlichen Umfang und
Charakter für die Gesamtdisposition des Baues geradezu maß -
gebend sein mußte. Beim Aufbau des Museumsplanes ist auf
diesStück besondere Rücksicht genommen. Der Zugang nach der
hinten gelegten Haupttreppe führtdurchdas Portal der Mschatta-
Fassade; zu dem Mschatta-Saal gelangt man durch einen gleich
hinter dem Haupteingang liegenden großen Vorraum mit
einem weiten parthiscli fassanidischen Portal, so daß man schon
beim Eintritt in das Museum in der Ferne das mächtige Mittel -
stück der Fassade erblickt. In dem über diesem Untergeschoß
liegenden hohen Erdgeschosse sollen die Werke der indischen
Kultur und Kunst, insbesondere die wertvolle Sammlung der
gräko-indischen Gandharaplastik und die außerordentlich
reichen Funde der Turf an-Expedition aufgestellt werden, von
denen bisher nur der kleinere Teil in dem Museum für Völker -
kunde hat Platz finden können. Wie Bode mitteilt, soll in dem
der ostasiatischen Kultur bestimmten Obergeschoß auch die
gewählte Sammlung altchinesischer und alt japanischer Kunst
untergebracht werden, die bisher aus Raummangel im Kunst -
gewerbemuseum magaziniert werden mußte. Streng dureb-
geführt wird die Scheidung zwischen Schauräumen und
solchen Sälen, in denen das zu Studienzwecken wichtige
Material Unterkunft findet, das für ein größeres Publikum
nur verwirrend wirken würde.
Vom Kunstmarki
(Keller & Reiner, G. m. b. H.) Herr Karl R. Reiner
hat die von ihm gegründete Firma Keller & Reiner,
zusammen mit deren langjährigem Prokuristen, Herrn
E- Wonneberger von den bisherigen Inhabern, erworben
und wird das Geschäft unter der Firma Keller & Reiner,
G. m. b. H., Berlin W. 35, Potsdamerstraße 118 B, weiter -
führen. Die Firma beabsichtigt, neben den bisher gepflegten
Cebieten auch dem*? modernen Kunstgewerbe sowie dem
Verkauf von Antiquitäten ihre besondere Aufmerksamkeit
angedeihen zu lassen.
(Gemälde und Aquarelle neuerer Mei -
ster.) Bei der am 9. Februar bei Rudolf L e p k e in
B e i 1 i n abgehaltenen Auktion von Gemälden und Aqua -
rellen neuerer Meister (Nachlaß Karl Frenze 1, .Berlin
und Sammlung Carl Blechen) wurden gute Preise gezahlt.
Es erzielten: Nr. 17, Die_ heilige Jungfrau mit dem Christus -
kind, nach Raphael, 125 M.; Nr. 18, Coehinchina-Hahn
und drei Tauben von Scheuerer, 100 M.; Nr. 23,
Schweizer Hochgebirgslandschaft. Die weiße und die wilde
Frau von Lutteroth 255 M.; Nr. 29, Halbfigur eines
jungen Mädchens, das dunkle Haar in Zöpfe geflochten,
J. Kleinschmidt, 180 M.; Nr. 30, Brustbild der hl.
Magdalena mit langem auf die Schultern herabfallendem
Nr. 4
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 6l
Haar, B. Plockhorst, 120 M.; Nr. 3 7, Kaiser Wilhelm II.
im Gespräch mit einem Herrn vom Yachtclub, Kiel, Willy
Stöwer, 340 M.; Nr. 40, Treppenhaus in einem Schloß,
Ed. Pistorius, 285 M.; Nr. 41, Landschaft mit einem
Schloßgebäude, zu dem eine Baumallee führt, dahinter ein
Dörfchen, A. Splitt g erber, 385 M.; Nr. 44, Partie auf
Capri mit Blick auf das Meer, Franz Skarbina, 180 M.,
Nr. 47, Norwegische Fjordansicht mit Schneebergen, G.
Kellermann, 165 M.; Nr. 48, Badende Knaben an einem
norwegischen Fjord, Otto S i n d i n g, 330 M.; Nr. 50, An -
sicht von Venedig, Kanal mit Holzsteg, im linken Vorder -
gründe Melonen verkauf er mit ihren Früchten, F. Andre-
o 11 i, 200 M.; Nr. 52, Niederländische Kuhweide, im Vorder -
grunde vier Kühe im Wasser, D. P. van Lokhorst,
330 M.; Nr. 59, Fächer mit fünfzehn Blättern, mit land -
schaftlichen und figürlichen Darstellungen, H ein isch,
Boßenroth, Scheuerer, Velten, Willroider,
Thomassin, Büchner, Striitzel u. a., 350 M.;
Nr. 64, An der Bar, ein eleganter Herr mit Zylinderhut
unterhält sich mit der Buffetdame, Arthur Kampf, 900 M.;
Nr. 65, Bauerngehöft, Karl J u t z, 1105 M.; Nr. 66 und 67,
Zwei niederländische Wirtsstuben mit zechenden, rauchenden
und Karten spielenden Bauern, G. van Tilborgh Art.,
900 M.; Nr. 68, Fernwirkung, Brustbild eines jungen, blond -
haarigen Mädchens, um die Schultern ein schwarzer Schleier,
Gabriel von M a x, 1850 M.; Nr. 69, Dorf an einem schilf -
umstandenen See bei Abendbeleuchtung, Carl Scher re's,
520 M.; Nr. 71, Herbstlicher Buchenwald mit Wasserlauf,
Walter Moras, 265 M.; Nr. 76, Ein tiefes Geheimnis. Ein
kleines Mädchen flüstert der Gespielin etwas ins Ohr, Th..
Recknagel, 360 M.; Nr. 77, Landschaft mit kleinem
Hirtenpaar, zwei Kühen und einem Kalb, Karl Stuhl -
müller, 200 M.; Nr. 78, Küstenlandschaft bei Abend -
beleuchtung, Fischerbote am Strand, L. Brunquist,
405 M.; Nr. 80, Motiv aus der Eifel, Eugen Bracht, 800 M. ;
Nr. 81, Zwei Zugstiere im Vordergründe einer Landschaft
stehend, Paul Meyerheim, 690 M.; Nr. 85, Dresden, die
Elbe mit der alten Augustusbrücke, Hans H a r t i g, 355 M.;
Nr. 86, Am Delfter Kanal mit Lastbooten, am Ufer Fuhr -
leute, Schiffer usw., im Hintergründe Häuser und Baum-
giuppen, Hans Herrmann, 415 M.; Nr. 93, Landschaft
bei Misdroy, Viehherde auf der Weide, im Hintergründe
Gehöfte und Wald, Bennewitz von L o e f e n, 530 M.;
Nr. 94, Berliner Weihnachtsmarkt am Abend, beleuchtete
Schaubuden mit Käufern, Fuhrwerk usw., Franz Skar -
bina, 300 M.; Nr. 116, Die Kreidefelsen bei Stubbenkammer
auf Rügen mit Blick auf die See. Drei Personen im Kostüm
der Zeit als Staffage. Nachlaß des Prinzen Georg von
Preußen, Carl Blechen, 6900 M.
(Der Zusammenbruch der Firma J. M. Heberle.)
Der Konkursverwalter über das Vermögen der Firma J. M.
Heberle (H. Lempertz Söhne) G. m. b. H. zu Köln, Dr.
Grundschöffei versendet an die Gläubiger folgenden Be -
richt über den Stand des Konkurses: „Wie zu erwarten war,
hat der Krieg die Verwertung der Masse außerordentlich er -
schwert. Bei Aufnahme der Inventur ist zwar diesen Verhält -
nissen schon durch eine vorsichtige Taxe Rechnung getragen
worden. Diese Taxe hat sich auch als sehr zuverlässig erwiesen.
Aber die von der Konkursverwaltung zunächst ins Auge ge -
faßte Gesamtverwertung der Konkursmasse oder mindestens
einer großen Abteilung im Zusammenhang mit der Firma hat
bisher nicht zu einem Ergebnis geführt, obwohl mit ver -
schiedenen größeren Antiquariatsfirmen Verhandlungen ge -
führt worden sind. Es mag dies zu einem guten Teil auch
darauf zurückgeführt werden, daß die Masse durchwegs nur aus
Durchschnittsware besteht und wenig wertvolle Stücke ent -
hält. Aus diesem Grunde ist seit Kurzem mit der Einzelver -
wertung begonnen worden, wobei befriedigende Preise erzielt
wurden. Die Abhaltung einer Versteigerung in der früher bei
der Firma üblichen Weise wird erwogen. Eine ganz außer -
gewöhnliche Belastung der Konkursverwaltung stellt die Aus -
sonderung der fremden, nicht zur Masse gehörigen Bilder,
Antiquitäten usw. dar. Es handelt sich um schätzungsweise
20.000 Gegenstände, die von etwa 4—500 Gläubigern her -
rühren. Diese schon mehrere Monate dauernde Aussonderung
verursacht nicht unerhebliche Kosten an Löhnen usw., während
eine Erstattung nicht verlangt werden kann und öfters ab -
gelehnt wird. Was die Verwertung der Sachmasse angeht,
so scheidet zunächst das etwa 200—250.000 Bände umfassende
Bücherlager gänzlich aus, da es mit solch großen Pfand -
rechten belastet ist, daß ein Überschuß nicht erzielt werden
kann. Die Verwertung ist deshalb den Pfandgläubigern über -
lassen worden unter Kontrolle des Verwalters. Bezüglich der
übrigen Sachmasse ist es gelungen, durch Anfechtung die
meisten der darauf ruhenden Pfändungen zu beseitigen. Wie -
viel die Verwertung dieser Gegenstände erbringen wird, läßt
sich auch nicht schätzungsweise sagen. Die Taxe rechnet nut
etwa 10—-11.000 Mark. Da aber auf Grund des Vermieters -
pfandrechtes noch ein Absonderungsrecht an der Sachmasse
für die rückständige Miete eines Jahres in Höhe von 14.000 Mk.
besteht, das sich infolge Pfändung und Überweisung in Händen
einer Bank befindet, so wird voraussichtlich der ganze Erlös
aus der Verwertung der Sachmasse dieser Bank zufallen. Die
Verwertung der ausstehenden Forderungen ist energisch ge -
fördert worden. Allerdings ist eine ganze Anzahl von Schuldnern
zur Zeit nicht faßbar, da sie entweder zu den Waffen einbe -
rufen, oder gar feindliche Ausländer sind. In einzelnen Fällen
der letzteren Art ist es möglich, zum Teil aus Gegenständen,
die sich im Besitze der Masse befinden, Ersatz zu finden. Leider
reichen aber auch die Erträgnisse aus Forderungen nicht hin,
um eine Dividende an die nichtbevorrechtigten Gläubiger aus-
schütten zu können. Denn es bestehen sehr erhebliche Masse -
schulden, vor allem aus der gesetzlich begründetenVerpflichtung
des Verwalters, die Verträge über die Mietsräume und die
Angestellten vom Konkursausbruch bis zum 31. Dezember
1914 auszuhalten. Masseschulden sind aber gemäß den ge -
setzlichen Vorschriften in erster Reihe zu decken, unter diesen
Umständen würde es sogar kaum gelingen, die Kosten der
Verwaltung und Verwertung der Masse zu decken, wenn nicht
mit den Beteiligten ein Abkommen getroffen worden wäre,
wonach diese durch ein Zurücktreten mit Teilen ihrer For -
derungen die Durchführung des Konkurses ermöglicht hätten.
Ferner sind der Konkursverwaltung bis auf weiteres die bis -
herigen Mietsräume der Firma unentgeltlich belassen worden.
Das Verfahren wird also fortgesetzt. Wie gesagt, ist aber nicht
damit zu rechnen, daß auf die nicht bevorrechtigten Gläubiger
eine Dividende erfaßt. Zum Schluß sei bemerkt, daß Verhand -
lungen zwecks Abschluß eines Zwangsvergleiches von mir zwar
versucht worden sind, aber nicht zu einem Ergebnis geführt
haben, da anscheinend nirgends Neigung bestand, größere
Summen für diesen Zweck herzugeben.“
(Versteigerung der Sammlung Reisinger.) Ge -
heimrat Hugo Reisinger, der vor kurzem verstorbene deutsch-
amerikanische Kunstfreund, hat eine bedeutende Gemälde -
sammlung hinterlassen. Der größte Teil davon wird laut letzt-
williger Verfügung teils in New-York, teils in Berlin zur
Versteigerung gelangen. In Berlin sollen die Werke deutscher,
österreichischer und Schweizer Künstler versteigert werden.
Ausstellungen.
Basel. Buchhandlung Wepf, Schrabe & Co. Sonder -
ausstellung jüngerer Basler Künstler, darunter S, Barth,
E. Bolens, K. Duck, N. Donze, J. T. Lüsche r,
H. Müller, E. Niethauser, O. RoosundE. Schiess,
Berlin. Kunsthandlung Viktor Rheins. Unter den Linden
Nr. 71. Herbstausstellung.
Seite 62
Internationale Sammler - Zeitung
Nr. 4
Berlin. Galerie Eduard Schulte. Bilder von Prof. Hans
v. Haydek-Dachau, Prof. Heinrich Reifferscheid, Prof. Heinrich
v. Zügel u. a.
Dresden. Brühlsche Terrasse. Ausstellung Dresdener
Künstler.
Leipzig. Galerie del Vecchio. Werke von Stuck, Thoma,
Stadler, Liebermann, A. Possin, Roegge, Hengeler u. a.
San Fiancisko. Panama - Weltausstellung. Eröffnung
20. Februar.
Wien. Künstlerhaus. Ausstellung des Aquarellisten -
klubs. Eröffnung 20. Februar,
Österreichisches Museum. Ausstellung von
Kriegserinnerungsartikeln.
Auktionen.
IG. und 17. Februar. Berlin. Karl Ernst Henrici.
Städteansichten, Berlin, Schweiz, Alt-Weimar (Goethe und
sein Kreis). Deutsche Kunst (Deutsche Kupferstiche etc.).
19. und 20. Februar. Berlin, Max Perl. Kupferstiche,
Radierungen, Schabkunstb'.ättcr, Lithographien usw., von
Künstlern des 15. bis 19. Jahrhunderts.
23. und 24. Februar. Frankfurt a. M. Rudolf B a n g e 1.
Gemälde älterer und moderner Meister, dabei die Sammlung
Friedrich Perlberg, München.
23. und 25. Februar. Berlin. Rudolf Lepke. Gemälde des
16. bis 18. Jahrhunderts der niederländischen, deutschen und
italienischen Schule, Farbendrucke und Kupferstiche des
18. Jahrhunderts.
Februar. New-York. American Art Association
Kunstsammlung des verstorbenen Schabod T. Williams,
umfassend Bilder der Barbinzonschule, moderne Holländer und
Amerikaner, griechische Vasen,Bronzen, Terrakotten, venezia -
nische Gläser usw.
15. März. Wien. Österreichischer Kunst -
verein, 1., Weihburggasse 22, Gemälde hervorragender
Meister des 15.—20. Jahrhunderts.
Wien. Dorotheum. In Vorbereitung der Nachlaß des
Direktors der Länderbank Eduard Palmer.
Literatur.
* Deutscher Bibliophilenkalender für das
Jahr 1915. III. Jahrgang. Jahrbuch lür Bücherfreunde und
Büchersammler. Herausgegeben von Hans Fei gl. Verlag
von Moritz Perles, Hofbuchhandlung, Wien. — Es wird von
den Bibliophilen mit Freude aufgenommen werden, daß der
Deutsche Bibliophilenkalender trotz der Kriegszeiten auch
heuer wieder erschienen ist. Der neue Jahrgang steht in
seinem ersten Teile im Zeichen des Krieges. Machtvolle, in
Faksimile wiedergegebene Strophen des durch seine „Ehernen
Sonette“ und seine „Kriegslieder aus Österreich“ wieder viel -
genannten Richard Schaukal eröffnen den Reigen. Auch die
folgende tiefgründige Abhandlung von Dr. Carl Weichardt,
„Zwischen den Nationen, ein Stück Völkerpsychologie auf
der Bugra“, nimmt Bezug auf den Krieg, indem sie, nach
Ausbruch des Weltbrandes geschrieben, in fesselnder Weise
Wesen und Kulturgang der einzelnen auf der Leipziger
Buchgewerbeausstellung vertretenen Nationen nach dem
Stande und der Art ihres Buchgewerbes zum Gegenstände
ihrer Untersuchung macht. Der Vizepräsident des öster -
reichischen Abgeordnetenhauses, Herr Engelbert P e r n c r s-
torfer preist in schwungvollen Worten „die Liebe zum
Buche“, jene nimmermüde Liebe, die auch einen Alt-Wiener
W r irt, den berühmten Papa Haydingcr, den Wirt von
Margareten, ausgezeichnet hat, über den eine ziemlich ver -
gessene und jetzt wieder abgedruckte Charakterstudie Friedrich
Schlögls unterrichtet. Großem Interesse wird „Die Odyssee
eines Sammlers“ von Dr. Ottokar Mascha begegnen, die wir mit
freundlicher Erlaubnis des Herausgebers in unserer vorigen Num -
mer abdrucken konnten. Hans F e i g 1 steuerte „Die Ge -
schichte eines Rarissimums“ bei, hierbei vom Bibliothekar der
Leipziger Stadtbibliothek, Dr. Albert Poetzsch, unter -
stützt. Sehr zeitgemäß ist auch der unter dem Titel .„Sollen
wir die Fraktur abschaffen“ für die Beibehaltung unserer
deutschen Buchschrift warm eintretende Aufsatz des be -
kannten deutschen Verlegers Eugen Diederichs. Der
großen Gottfried Keller-Gemeinde dürften die Betrachtungen
über den „Urheinriclr“ willkommen sein, die gleich wie die
umfangreiche, die hervorragendsten Wissensgebiete umfassende
„Liste empfehlenswerter neuerer Bücher“ und die Zusammen -
stellung der reichhaltigen Rubrik „Bibliophiles aus aller
Welt“ vom Herausgeber stammen. Ohne Zweifel, dürfte
daher auch der 3. Jahrgang des Bibliophilenkalenders, der
von Poeschel & Trepte in Leipzig, in der alten Unger-
type gedruckt, auch äußerlich vornehm geraten ist, in allen
literarischen Kreisen die gleiche günstige Aufnahme finden,
wie seine Vorgänger.
Neue Kataloge.
Rudolph Lepkes Kunstauktionshaus, Berlin W, Aukt.-
Kat. 1724. Antiquitäten und alte Bilder aus dem Nachlasse
des Kunsthändlers Hermann Hecht, Berlin, undaus anderem
Besitz (796 Nummern).
Karl Ernst Henrici, Berlin W 35. Aukt.-Kat. XXIII.
Ansichten, Schlachtenbilder, Volks- und Heerestrachtenbilder,
Berlin, Schweiz, Alt-Weimar, Goethe und sein Kreis, Deutsche
Kunst (832 Nummern).
Ägypten. Die Königstafel -trOß Karnak befindet sich
schon seit 1843 in der Nationalbibliothek in Paris.
L. I. T. V'ird demnächst erscheinen. Der Krieg hat
manchen Plan über Bord geworfen.
Bahr-Verehrerin, Troppau. Auf eine Anfrage feilte uns
Hermann Bahr mit, daß er — Menschen sammle.
„Besichtigung.“ Vorläufig nicht, doch ist tür einen
späteren Zeitpunkt eine Ausstellung der Kriegssammlung in
Aussicht genommen.
Dr. H. T. in Wien. Der Taufname Hindenburgs ist
Paul.
P. B. Nicht vertrauenswürdig.
Raphael. Das Epigramm ist von Hebbel und lautet:
„E inmal wieder vor Raphaels Madonna.
Tränen lockt mir Dein Bild ins Auge,
Du himmlischer Maler;
Aber ist das Dir auch recht ? Weinende
können nicht seli’n.“
Selma L. in T. 30 b;S 35 Kronen könnten Sie dafür
zahlen.