Nr. 5 Internationale Sammler- Zeitung Seite 69 Vivatbänder. ißiüQt §£f)>nfrafot>rifl uoril!)m6enbtn\} 2f*2luguff 19)4 6ieg bpi©il^f , nburc5 uni>£>rfp(sfcurc) s§T , Wun(yiö»9tek^*s'5*>tnd sky ^DirnX'lftfntQpfVTilmcmjj’hc.n ‘ tius fern cm'ööw Öfl öa^cn 0oll fr p^j-ni m nwr^oa^« n Wfr _ 3' ri »B«Jtsr>ie5 rotljenVlrfujei ^i)<rlcuj t>on 2fmfieri J^ul^orJT&trii« Eine schöne Sitte, die namentlich in Preußen geübt wird und dort auf eine längere Vergangenheit zurück- gelcitet werden kann, ist die der Vivatbänder. Schon im Jahre 1757 kannte man in Preußen solche Bänder, die damals anläßlich der Wiedereroberung Breslaus durch Friedrich den Großen von alt und jung getragen wurden. Die Zeit des Siebenjährigen Krieges hat ebenfalls zahlreiche Vivatbänder erstehen lassen. Siegeszeichen und Siegesandenken bedeuteten diese Bänder mit ihren Zeichnungen und Sinnsprüchen. Sie waren nach dem Geschmack der damaligen Zeit mit Emblemen, dem Bilde des Königs, allego rischen Figuren und Versen bedruckt und wurden am Kleid be festigt getragen, um einer freudigen Fest- stimmungAusdruck zu geben und später be wahrte man sie dann als Erinnerungszeichen auf. Wenn die Nach richt von einer gewon nenen Schlacht ein getroffen war, so schmückte sich alt und jung, Männlein und Weiblein mit diesen bunten Siegesbändern und wanderte stolz und hochfreudig durch die Straßen Berlins. .Das Berliner Ho he nz oller nmuseum besitzt eine große An zahl solcher Vivat bänder, die aus der Fridericianischen Zeit stammen, und es ist sehr bezeichnend, daß eine nicht unbeträcht liche Anzahl mit fran zösischen Widmungen versehen ist. Das Kriegs jahr 1914 hat die Liste der Vivatbänder wieder in Flor gebracht. Die Kunsthandlung Ams- ler und Ruthardt in Berlin hat bereits eine ganze Serie sol cher Vivatbänder her ausgegeben, die von Künstlerhand entworfen sind und in ihrer Ausführung ein wertvolles Kriegsandenken bilden. Jedes dicserVivat- bänder ist ein kleines Kunstwerk zu nennen, denn die bedeutendsten deutschen Künstler haben die Zeichnun gen hiezu entworfen. Professor Junghanns, Lovis Corinth, Willy Geiger, Professor Julius Diez und andere mehr haben bewiesen, daß auch diese Art Kleinkunst, von Meisterhand ausgeübt, hervorragen des geben kann. Aus der Reihe der Vivatbänder heben wir drei hervor: Das Hindenburg-Vivatband (Fig. 1) ist auf die Schlacht von Gilgenburg und Orteisburg entworfen und trägt auf kräftig gelb-roter Seide das vorzüglich m £3 DEUTSCHLAND ‘ VORAN UNO 1MMPR0*«' ERNST hOAIW AKNOTlfc W- ruM mi 4 BESTEN DES ROTEN KREut ^VERLAG vosj: JAMSLER jnd RUTHAROT •Berlin s, sanm Fig. 1 getroffene Bildnis des Feldmarschalls, darunter die Gestalt Siegfrieds, der zu wuchtigem Schwertschlag gegen den an ihm emporzüngelnden Drachen ausholt, und den Trutzvers: Nun soll des Reiches Feind sich nah’n, Wir wollen tapfer ihn empfah’h. Aus seinem öden Ost daher Soll er sich nimmer wagen mehr. Das Siegesband der Schlacht bei Verdun am 10. Sep tember 1914 (Fig. 2) bringt das Bild des deutschen Kronprinzen und eine Zeichnung der Gegend von Verdun. Den Zeich nungen sind die Dich terworte von ErnstMo- ritz Arndt beigege ben: „Deutschland in der Welt voran, heu te und immerdar!“ Den Siegestaten der „Emden“ gilt das dritte Band mit der Widmung: „Dem Mu tigen gehört die Welt!“ (Fig. 3). Ein anderes Vivat band verherrlicht die Taten des ,,U 9“. Ka pitänleutnant W e d- digens Bildnis, das „U 9“-Boot und die drei vernichteten eng lischen Panzerkreuzer sind aufgezeichnet, ne ben Worten Shake speares aus seinem Lustspiel „Was Ihr wollt“. Wie prophe tisch einen auch diese Verse anmuten: Er war ein Hauptmann eines winz’gen Schiffs, Nach Groß’ und flachem Bau von keinem Wert. Womit er sich so furcht bar und handgemein, Mit uns’rer Flotte stärk stem Kiele machte. Daß selbst der Neid und des Verlustes Stimme Preis über ihn und Ehre rief. Das siegreiche See gefecht bei Coronel unter dem Grafen folgenden Gedenkzeilen: J&mStE'mdctlC J 9H. ■lut? mße&ten d«/P[oten}{ri’u3e ( s Vsriag oon ßerlinVV# Fig. 3 Spee feiert ein Band mit Nun kam auch unserer Flotte Tag, Der lang und bang erharrte Nun fiel ihr erster großer Schlag, Auf Englands Haupt das harte, Er fiel mit unerhörter Wucht.: Zwei Panzerkreuzer sanken, Zwei andere suchten in der Flucht Ihr Heil mit lecken Planken. In ihren seidenen Stoffen und den ver schiedenen bunten Farben bilden diese Bänder ein Sammelwerk von besonderer Schönheit, das ein dauerndes Andenken an diese große Zeit ist.