Nr. 14 Internationale Sammler- Zeitung Seite 1 38 Philatelie. (Schwindel mit Wohltätigkeits-Briefmarken.) Nach der Mitteilung eines französischen Fachblattes hat man in Frankreich und in den Kolonien Wohltätigkeitsmarken herausgegeben, denen man einen philatelistischen Wert bei legen wollte, indem man richtige Kolonial-Marken mit der Aufschrift ,,Croit rouge“ versah. Der Erlös sollte natürlich Kriegsopfern zugute kommen. Von drei französischen Provinzen liegen die Ergebnisse bereits vor. In Marokko hat man 255.000 Briefmarken bedruckt. Von dem Erlös wurden Fr 12.775 an die Verwundeten abgeführt, während die Ver mittler und Händler Fr 288.356 in die Tasche steckten. In Tahiti hat man nur 11.450 Briefmarken bedruckt, die also einen gewissen Seltenheitswert darstellen. Selten wie die Briefmarken sind die Franken, die den Verwundeten zukamen: Es waren genau 572 und 50 Centimes. Dafür schluckten die Händler Fr 232.967. In Reunion druckte man 71.000 Marken, die Verwundeten erhielten Fr 3500, die Händler Fr 346.520. Man schreit jetzt in Paris nach dem Staatsanwalt, der sich aber taub stellt. (Diebstahl einer Markensammlung.) Aus Graz wird uns geschrieben: Ein Rentner im 3. Bezirke nahm jetzt wahr, daß kürzlich das Bodenabteil erbrochen und daraus eine Markensammlung im Werte von etwa K 8.000 entwendet worden war. Die Markenhandlungen sind ebenso wie die Polizei von dem Diebstahl verständigt worden. Porzellan. (Diebstahl in der Mainzer Schloßsammlung.) Die im kurfürstlichen Schloß in Mainz aufbewahrten Kunst sammlungen haben eine empfindliche Einbuße erlitten. 22 Porzellanfiguren und Gruppen: knieende Venus, Lauten schlägerin, Schäfer, Hirtenknabe mit Flöte usw., teils weiß, teils farbig (im Barockgeschmack) wurden mittelst Nach schlüssel aus einem Glasschrank entwendet. Die gestohlenen Gegenstände, die Höchster, Frankenthaler und Meißener Kunstwerkstätten entstammen, übersteigen den Wert von M 10.000. Verschiedenes. (Orden aus. Bronze.) Kaiser Franz Joseph hat über einen vom ersten Obersthofmeister erstatteten Vortrag ge stattet, daß wegen der Schwierigkeit der Goldbeschaffung und aus staatsfinanziellen Gründen die bisher aus Gold herge stellten Orden, und zwar der Leopold-Orden, der Orden der Eisernen Krone und der Franz Joseph-Orden, sowie die Goldenen Verdienst kreuze (mit und ohne Krone) aus Bronze her gestellt werden. Infolgedessen werden in Hinkunft außer den im Ordensschatze noch vorhandenen und in diesen rücklan genden Orden und Verdienstkreuzen aus Gold auch solche aus Bronze zur Ausgabe gelangen. (Ein neues Abzeichen des Schwarz-gelben Kreuzes.) Das volkstümliche Schwarz-gelbe Kreuz, welches das erste österreichische Kriegsabzeichen darstellte, ist in einer Anzahl von mehreren hunderttausend Exemplaren verbreitet, so daß der Vorrat an schwarz-gelben Kreuzen zu Ende geht. Das Komitee des Schwarz-gelben Kreuzes hat nun über An regung der Gemahlin des Bürgermeisters Frau Berta Weis- kirchner, die dem Ehrenpräsidium dieser Kriegshilfsstelle angehört, den Beschluß gefaßt, ein neues Abzeichen heraus zugeben, welches unter Beibehaltung der achteckigen Form mit dem schwarz-gelben Kreuz und dem Wappen der Stadt Wien im Mittelfelde von in Email ausgeführten Lorbeer- und Eichenblättern umrahmt ist und an der Stirnseite das neue kleine österreichische Staatswappen mit der Kaiserkrone trägt. Das neue Abzeichen gelangt von 18. d. M. ab zum Preis von K 2-50 zum Verkauf. Museen. (Carolino-Augusteum in Salzburg.) Wie aus der Festrede hervorgeht, die der Bürgermeister kaiserl. Rat Ott in der Festsitzung des Gemeinderates von Salzburg am 30. April d. J. anläßlich der hundertjährigen Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich gehalten hat, hegt die Stadt den Wunsch und die Hoffnung die Veste Hohensalzburg künftighin zur Unterbringung ihrer reichhaltigen Museums- sammlungen verwenden zu können. Ein Teil der unvergleichlich schönen Burg, die an sich ja schon eine der größten Sehens würdigkeiten der herrlichen Stadt ist, dient jetzt als Kaserne. Der größte Teil steht leer und wäre gerade in seinen geschicht lich bedeutsamen und künstlerisch wertvollen Räumen zu Muscumszwecken besonders geeignet. Da ein Aufzug von der Stadt bequem zur Höhe des Burgberges führt, ist eine Ver minderung des Besuches gewiß nicht zu befürchten. Da durch hochherzige Entschließung des Kaisers auch der früher als Kaserne benutzte Wawel in Krakau jetzt für das polnische Nationalmuseum bestimmt ist, darf auf die Erfüllung des Wunsches der Salzburger um so eher gehofft werden, als die stark anwachsenden Sammlungen in dem bisherigen Gebäude schon seit langem nicht mehr Platz finden. (Das deutsche Museum in München) hat, wieder soeben erschienene Verwaltungsberiüht über das 12- Geschäfts jahr (1914/15) zeigt, unter dem Kriege gelitten. Die Besucher zahl ist von 225-478 (1913/14) auf 134.735 gesunken. Der größte Rückgang fand übrigens in den beiden ersten Kriegs monaten statt; seitdem steigt von Monat zu Monat die Zahl der Besucher. Dabei üben die Abteilungen, die wie der „Schiff bau“ über die technischen Aufgaben des Krieges Aufschluß geben, eine große Zugkraft aus. Die planmäßige Beschaffung der für den Museumsbau noch erforderlichen Sammlungs gegenstände kann erst nach Beendigung des Krieges fort geführt werden, aber auch im Jahre 1915 ist eine Reihe außer ordentlich wertvoller Museumsgegenstände, zum Teil auch aus dem befreundeten neutralen Ausland, überwiesen worden. Der Urkundensammlung wurden u. a. acht Originalbriefe Robert Mayers an seinen Freund Dr. Wilhelm Griesinger durch dessen Erben zugewendet. Diese Briefe beziehen sich auf das von Mayer voll erfaßte Grundgesetz der Gleichwertigkeit von Wärme und Arbeit. Man hofft, den Museumsneubau andert halb bis zwei Jahre nach Friedensschluß eröffnen zu können. Vom Kunstmarkt. (Die erste Kunstversteigcrung im. deutschen Brüs sel.) Man meldet aus Brüssel: Die erste Versteigerung von alten Möbeln, Fayencen, Gemälden, Teppichen usw. fand kürz lich bei der Firma Arthur Le Roy statt und hatte ein Ergeb nis, das hinter dem friedlicher Zeiten nicht zurückstand. Die Beteiligung des Brüsseler Publikums war sehr stark; von deutscher Seite waren nur einige Offiziere' erschienen, die übrigens sonst hier viel kaufen und bei den Händlern zahl reiche „Entdeckungen“ gemacht haben sollen. Es wurden unter anderen für einen kleinen, zwar gut gemalten, aber keineswegs beglaubigten Teniers, einen Dorfarzt mit Kranken, Fr 1800 bezahlt. Weniger begehrt zeigten sich moderne Maler, von denen nur ein Waldinneres von Franz Courtens Fr 780 erreichte. Hohe Preise wurden dagegen für Delfter und andere Fayencen bezahlt, und zwar nicht nur von Privaten, sondern auch von Händlern. Das Haus Le Roy brachte übrigens ein in ihrem Besitze befindliches vorzügliches Bild von Maertensz Zorgb, Bauern in einer Tabagie, bei einem hiesigen Sammler für Fr 5000 unter, während dasselbe Stück vor dem Kriege schon für Fr 4000 angeboten war. Das ist für die Lage des Kunstmarktes in dem unter deutscher Verwaltung angeblich ganz und gar verelendeten Belgien doch sehr kennzeichnend. (Die Versteigerung des Nachlasses der Gräfin Fandberg.) Aus München wird uns berichtet: Die Ver steigerung des Nachlasses der Gräfin Landberg (Schloß Tutzing), die Helbing durchführte, mußte wegen außerge wöhnlich lebhafter Beteiligung von hiesigen und auswärtigen