Seite 58 Internationale Sammler - Zeitung Nr. 6 Bilder. (Cornelius’ Bilder zu Goethes „Faust".) Die Beschlag nahme der Kupfervorräte hat in Berlin zu einem künstleri schen Funde geführt. Unter d ; e Beschlagnahme fallen eigent lich auch die von Künstlerhand bearbeiteten Kupferplatten., doch hat gerade hier der Hauptausschuß der Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft erreicht, daß Befreiungs anträge nach Prüfung durch die Metallfreigabestellen oft durchgegangen sind. Bei der Durchsuchung des alten Lagers der Buchhandlung Dietrich Reimer kamen da d. ; e Kupfer platten zum. Vorschein, die für die von dem jungen Peter Cornelius geschaffenen Bilder zu Goethes „Faust“ hergestellt worden sind. Die Platten galten bisher für ver schollen, was um so schmerzlicher war, als die 12 großen Zeichnungen des Cornelius seit langem zu den am meisten gesuchten Schätzen der deutschen Graphik zählten und im Handel fast nicht mehr zu haben waren. Die Platten hat F. Ruschenweyb nach Cornelius’ Zeichnungen gestochen; der gleich nach dem Erscheinen des ersten Teiles des „Faust" an dies großartige Werk ging. 1816 waren sie dann in Imperial folio bei Reimer erschienen, der nun neue Abzüge von den alten Platten herausgibt. Die Platten sind infolge der Kleinheit der alten Auflage noch gar nicht abgenutzt. Unserem deutschen Gegenstück zu den Faustbildern des Delacroix ist damit eine neue Wirkung eröffnet. (Ein wertvoller zeichnerischer Fund.) Bei dem Umbau der Jenaer Universitätsbibliothek sind auch, wie in der „Jenaischen Zeitung“ mitgeteilt wird, die Schramm- schen Professorenbildnisse — 16 meisterhaft ausge führte Bleistiftzeichnungen — zum Vorschein gekommen. Der Maler Johann Heinrich Schramm (1809 in Teschen geboren, 1865 in Wien gestorben) kam auf seinen Reisen, die er unternahm, um Bildnisse für das von ihm herausgegebene „Deutsche Album berühmter Zeitgenossen“ zu zeichnen, auch nach Weimar, wo er zum Professor und Hofmaler ernannt wurde, und von da 1844 nach Jena. Er zeichnete hier 18 Pro fessoren der Universität; die Theologen Hoffmann, Hase und Schwarz, die Juristen Scbmid, Guyet und Michelsen, die Mediziner Suckow, Kieser und Huschkc, die Philologen Eichstädt, Hand und Göttling, d e Philosophen Bachmann und Reinhold o. J„ den Historiker Luden, die Physiker Döbereiner und Snell, sowie den Kameralisten Friedrich Gottlob Schulze. Die Bilder verehrte er der Universität, indem er sich nur vorbehielt, sie für sein Album in Kupfer zu stechen, und indem er die Bitte aussprach, daß geeignete Rahmen dafür beschafft werden möchten. Der Senat nahm das Ge schenk an und die Philosophische Fakultät verlieh Schramm zum Dank die Doktorwürde. Die Rahmung der Bilder ver ursachte einige Schwierigkeit, da eine Einigung über das zu wählende Muster nicht sogleich zu erzielen war, übrigens auch eine Zahl der abgebildeten Professoren, die nicht alle von der Wiedergabe ihrer Züge befriedigt waren, die Zahlung des Rahmens (4 Taler) verweigerte. Nach dreimaliger Ab stimmung schlug man den Ausweg ein, die Rahmen auf Kosten der Ehrenaufwandskasse zu beschaffen. Die Bilder, von denen leider diejenigen Eichstädts und Ludens verloren gegangen zu sein scheinen, haben an den Wänden des Professorenzimmers der Bibliothek einen würdigen Platz gefunden. Handschriften. (Eine wertvolle Koranhandschrift) hat der be kannte Major Langheld aus Kamerun mitgebracht und dem Schriftmuseum des Fabrikbesitzers Rudolf Blanckertz in Berlin überwiesen. Das sehr umfangreiche Werk ist mit roter und schwarzer Tinte geschrieben, reich verziert und in Antilopenfell gebunden. Die Schrift ist Maghrebinisch- Arabisch. Es ist ein kostbares Gebetbuch der Haussastämme, die den Zentral-Sudan bis hinunter nach Kamerun bevölkern oder als reisende Händler besuchen. Medaillen. (Eine Erinnerungsmedaille an Baronin Ebner- Eschenbach.) Anläßlich des Todes der Ebner-Eschen- bach darf daran erinnert werden, daß eine Gruppe ihrer Wiener Verehrer und Freunde, unter denen sich Geheimer Rat Freiherr von Chlumecky, die Herrenhausmitglieder Lob- meyr und Ritter von Go mp er z, der ehemalige Direktor Fig. 1. Marschall, Baronin Ebner-Eschenbach. des Hofburgtheaters Alfred Freiherr von Berger, Max Kalbeck, Anton Bettelheim und Regierungsrat Dr. Glossy befanden, zu ihrem siebzigsten Geburtstage (13.September 1900) von der Meisterhand Rudolf Marschalls eine Porträtmedaille der Dichterin schaffen ließen, die ihr als Zeichen der Freund schaft überreicht wurde. Die Medaille, die die Züge der Dichterin in frappanter Treue widergibt (siehe Fig. 1), wird ihren Freunden nun nach dem Hinscheiden der Baronin Ebner-Eschenbach ein kostbares Erinnerungszeichen bleiben. Numismatik. (Großer Münzenfund.) In Kunzenbach bei Gorxheim im Odenwald wurde, wie uns aus Mainz geschrieben wird, im Anwesen der Witwe W'etzel ein wertvoller Münzenfund ge macht. Der Sohn der Besitzerin stieß bei Arbeiten zur Errich tung einer Göpelanlage in einem Viertelmeter Tiefe auf zwei irdene Töpfe, die unter dem Spaten zersprangen. Ihr Inhalt waren in Sackleinen gehüllt, mehr als 2000 Münzen aus dem 15. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. Es handelt sich um etwa 150 Silbermünzen in Größen vom Zwei- bis Fünfmark- stiiek und gegen 2000 kleinere Silberkreuzer, Groschen und Sechser, meist in guterlialtcnem Zustand. Unter den größeren Stücken befinden sich solche mit den Bildnissen des Kaisers Matthias, Philipps II. von Spanien und Ferdinands II. von Toskana. Die jüngste Münze trägt die Jahreszahl 1619 und ist aus Gold. Die Münzen sind vermutlich in den Zeiten des 30 jährigen Krieges vergraben worden. Philatelie. (Eine Brief marken-Auktion in Wien.) Nach zwei jähriger Unterbrechung findet vom 22. bis 24. März in den Auktionssälen des k. k. Versteigerungsamtes in Wien wieder eine Einzelversteigerung zweier schöner Europa-Samm lungen aus Wiener Privatbesitz unter Leitung des Direktions rates Herrn August Bittner statt. Der mit sechs Kunstdruck tafeln ausgestattete Auktions-Katalog, der vom Experten des Dorotheums, Briefmarkenschätzmeister Rudolf Friedl zusammengestellt und verlegt wurde, wird sicher bei allen Philatelisten Beifall finden. Die Schaustellung findet vom 19. bis 21. d. M. im Dorotheum statt. Zu derselben, wie auch zur Versteigerung selbst haben nur die mit einem Katalog versehenen Personen Zutritt. Kataloge sind zum Preise von K 1.— im Dorotheum erhältlich.