Seite 88 Internationale Sammler- Zeitung Nr. 10 Philatelie. (Die ersten Kaiser Karl-Marken.) Von den nur fin den Krönungstag in Ungarn aüsgegebenen Marken mit dem Bildnisse Kaiser Karls abgesehen, sind bisher noch keine Briefmarken mit dem Porträt des jungen Monarchen da. Durch eine Verlautbarung im Reichsgesetzblatte wird nun angekündigt, daß sich solche in Vorbereitung befinden. Es werden die Werte zu 15, 20, 25 und .‘10 h, ferner die einfachen und Doppelpostkarten für den inländischen Verkehr sowie die Kartenbriefe zu 15 h nunmehr mit dem Bildnisse Kaiser Karls erscheinen. Die neuen Marken werden auf weißem Papier mittels Buchdruckes, und zwar die 15-h-Marken in kupferroter, die 20-h-Marken in blaugrüner, die 25-h-Marken in blauer und die 30-h-Marken in violetter Farbe hergestellt. Die be druckte Fläche hat eine Höhe von 26 mm und eine Breite von 22 mm, der unbedruckte Papierrand ist 2 mm breit und mit 7 Zähnen auf den Zentimeter gezähnt. Das ovale, von einem .Perlstab umrahmte Mittelfeld trägt das Bildnis des Kaisers Karl T. in Seitenansicht. Das Oval wird von einem Parallel- bande umgeben, das die Worte „Kaiserliche königliche öster reichische Post“, „Heller“ in farbiger Schrift auf weißem Grunde enthält. In der Mitte des unteren Randes ist das Schriftband von einem Schildchen unterbrochen, das die jeweilige Wertziffer in weißer Schrift auf dunklem Grunde trägt. Die dreieckigen Felder, die sich an das Oval anschließen und die rechteckige Form der Marke ergänzen, sind von radial verlaufenden Strahlen durchzogen. Die Filmarken, die bisher dreieckig waren, werden in querrechteckiger Form auf gelbem Papier mittels Buchdruck, und zwar die 2-h-Marken in roter und die 5-h-Marken in grüner Farbe hergestellt. Die bedruckte Fläche mißt 33 mm in der Breite und 16-5 mm in der Höhe, der unbedruckte Papierrand ist 2 mm breit und mit 7 Zähnen auf den Zentimeter gezähnt. Das Mittelfeld zeigt, auf bewölktem Himmel als Hintergrund, einen lichten Merkurkopf. Die Umrahmung trägt am oberen Rande die Inschrift: ,,K. k. österreichische Post“, am unteren Rande das Wort „Heller“, an beiden Seiten stilisierte Blitzstrahlen und an den beiden unteren Ecken quadratische Felder mit der Wertbezeichnung „2" und „5“ in lichter Schrift auf dunklem Grunde. Verschiedenes. (Die Galerie Hans Goltz, München) eröffnete am 10. Mai eine Ausstellung der' Gemälde und Graphik von Stanislaus Stückgold. Die Juni-Ausstellung wird das ge harnte Werk von Schmidt-Rottluff zeigen. (Albrecht Kurzwelly.) Aus Leipzig wird uns ge schrieben: Mit dem kürzlich . verstorbenen Direktor des Leipziger Stadtgeschichtlichen Museums, Prof. Dr. Albrecht Kurzwelly, ist einer der hervorragendsten deutschen Mu seumsleiter aus dem Leben geschieden. Kurzwelly, der 1868 in Leipzig als Sohn eines Arztes geboren wurde, also nur ein Alter von 49 Jahren erreicht hat, studierte Kunstgeschichte unter Anton Springer und Janitschek in Leipzig und war von 1896 bis 1904 Assistent am Leipziger Kunstgewerbe museum. Als die Stadt Leipzig im Jahre 1909 ein Stadt geschichtliches Museum begründete, wurde Kurzwelly zu dessen Leiter berufen. In der kurzen Zeit von sechs Jahren gelang es ihm, in Leipzig ein vorbildliches Stadtmuseum zu schaffen. Als Heim -war dem Museum das historische Alte Rathaus am Markt bestimmt -worden. Im Jahre 1911 eröffnete Kurzwelly das erste Stockwerk des Museums, das die kirchliche Kunst, die Rechtsaltertümer, Alt-Leipzig im Bilde, das Bauwesen, die Rüstkammer, die Ratsstube und das Oeserzimmer enthält. Während des Krieges arbeitete Kurzwelly rastlos, trotzdem er durch Krankheit schon vielfach behindert wurde, an der Fertigstellung des Museums. Das zweite Stockwerk wurde für die Kriegsabteilungen mit dem großen Modell der Völker schlacht, dem Woniatowsky-Raum u. a. für Leipzigs wirt schaftliche Kultur, Wissenschaft, Kunst, Musik und Literatur, wichtige Gegenstände' bestimmt. Als Kurz welly diese Räume im Sommer 1916 eröffnete, konnte er das Museum als im wesentlichen vollendet betrachten. Er ver anstaltete ferner mehrere bedeutsame Sonderausstellungen, wie im Jahre 1912 die Porträtsausstellung aus Leipziger Privat besitz, im Jahre 1913 die Richard Wagner-Ausstellung und die Jahrhundert-Ausstellung der Völkerschlacht. Kurzwelly war Mitarbeiter des Allgemeinen Künstlerlexikons, der von Professor Graul herausgegebenen Werke über die Alt-Thüringer Porzellan- Manufaktur des 18. Jahrhunderts und der vom Verein für Kunstwissenschaft angestellten Forschungen über die deutsche Bildteppichc des 16. Jahrhunderts. Auch die Kenntnis der Bildnisse Johann Sebastian Bachs hat er durch eine wichtige Arbeit gefördert. (Vereinigung für neue Kunst.) In Frankfurt a. M. erfolgte, wie man uns von dort berichtet, die Gründung einer „Vereinigung für neue Kunst". Die Vereinigung soll die Kunst unserer Zeit durch Ausstellungen, Vorträge und An kauf bedeutender Werke fördern. Noch in diesem Monat wird die erste Ausstellung aus Frankfurter Privatbesitz eröffnet werden. (Eine Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer.) Der Meininger Landtag beschloß, für den Staat, die aus über 1200 Gegenständen bestehende Gleichberg-Sammlung des Technikumlehrers a. D. Kümpel in Hildburghausen zu er werben. Die Funde stammen aus dem großen und kleinen Gleichberg, zwei Basaltbergen bei Römbild in Sachsen- Meiningen. Sie umfaßt gegen 400 vorgeschichtliche Funde in Ton und Stein, 300 in Eisen, 100 in Knochen, 120 Bronzen, 200 Bernsteine und Glas. Die Sammlung soll mit anderen vorgeschichtlichen Funden der Steinsburg vereinigt werden. (Der gebildete Kriegslieferant.) Einer meiner im Kriege plötzlich reich gewordenen Bekannten, so wird im „.Figaro“ erzählt, suchte in meiner Begleitung ein vornehmes Möbelgeschäft auf, um die Einrichtung für sein soeben gekauftes Schloß zu bestellen. Besonderes Interesse widmete er hierbei der Bibliothek, indem er gesonderte Abteilungen für Wissenschaft, Romane, Reisebeschreibungen usw r . einge richtet haben wollte. Dann meinte er: „Sie übernehmen doch auch die Beschaffung der Glasscheiben ?“ „Selbstverständlich“, erwiderte der Verkäufer. „Und der Transport ist auch Ihre Sache, nicht wahr!" „Gewiß". Befriedigt wandte sich mein Freund zur Türe; auf der Schwelle aber drehte er sich um und meinte: „Ja, und die Bücher..., die besorgen Sie einfach auch mit, nicht wahr ? ‘ 1 (Ausgrabungen aus dem zehnten Jahrhundert.) Sehr interessante Ausgrabungen werden seit einiger Zeit auf dem Schloßberg bei Homburg in der Pfalz vorgenommen, auf dem schon im zehnten Jahrhundert zitadellenartige Be festigungen von der Römerzeit herrührend, freigelegt wurden. Im vergangenen Jahre wurde bereits mit systematischen Nach grabungen begonnen, die heute noch fortgesetzt werden und bereits schöne Erfolge gezeitigt haben. Ausgedehnte Fundament- urid Umfassungsmauern, Mauerreste, ein in den Fels gehauener Torbogengang, Spuren von Burgtreppen, Steinfestungen usw. sind bereits frei gelegt. Mit Hilfe eines im Besitz der Stadt befindlichen alten Bildes ließen sich schon deutliche Teile der zu ihrer Zeit imposanten und weithin berühmten Bauwerke rekonstruieren. Die Gebäude stellten darnach eine, das ganze Tal beherrschende Trutzburg dar, die urkundlich als im Be sitz eines alten Grafen gesell lechtes schon 1772 erwähnt wurde. Nach ihrer Glanzzeit im 16. Jahrhundert wurde Burg und Festung im Dreißigjährigen Krieg arg mitgenommen. Laut Bestimmung des Friedens von Nymwegen ging sie 1679 an den „allerchristlichen“ König Ludwig XIV. von Frankreich über, der die Burg nach den Plänen seines Festungsbaumeisters Vauban zur eigentlichen Festung mit Vorwerken und der Zitadelle ausbauen ließ. Die Ausgrabungen werden fortgesetzt. (Die Königsgalerie der Reimser Kathedrale.) In der Pariser Akademie der Inschriften hat Herr Br eie r die Ergebnisse seiner neuen Untersuchungen über die Königs galerie der Kathedrale von Reims vorgetragen. Reims ist