Seite 170 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 21 Der anspruchslose und ängstlich bescheidene Mann, der sein tiefes, auf praktische Erfahrung begründetes Wissen, seine nie ihr Ziel verfehlende Kritik am liebsten für sich behielt, taute höchstens im Kreise bewährter Freunde bei einer guten Zigarre auf und diese stillen, einer wahren Kunst geweihten Stunden werden jedem, der das Glück hatte, vom „alten Möbel" eines näheren Verkehres gewürdigt zu werden, unvergeßlich bleiben. Dem Schreiber dieses Nachrufes war der Verstorbene durch mehr als dreißig Jahre ein uneigennütziger Berater, Lehrer und Freund, dem er viele wertvolle Bereicherung seiner vielseitigen Sammlung zu danken bat. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelten sich die „Kunstversteigerungen“ des Auktionshauses Mößel immer mehr •— ihre Zahl hat mit der 1917 stattgefundenen Nachlaßauktion die stattliche Nummer 183 erreicht! — und es waren hauptsächlich Handzeichnungen, Stiche und Litho graphien, die in unendlicher Mannigfaltigkeit an dem mächtigen Auktionstisch aufgeworfen wurden. Mößels Kupferstichauktionen waren eine Spezialität Münchens, sie bildeten aber auch eine reiche Fundgrube, in der selbst der Minderbemittelte, ja auch der ganz kleine Sammler mit Erfolg schürfen konnte. Eine Persönlichkeit, wie sie der alte Mößel reprä sentierte, ist leider keine alltägliche. Wie freute er sich, wenn eine seiner alten Stammkunden ein schönes und seltenes Blatt billig erwerben konnte; wußte er doch aus eigenem, wie grade der „kleine“ Sammler dankbar für so einen Besitzzuwachs ist. Der alte Herr war eben nie der richtige Händler. Er war bis an sein Die Versteigerung der Keramiksammlung Freiherr von Oppenheim, die Rudolph Lepke in Berlin durchführte, hat mit einem Gesamtresultat von einer Million Mark abgeschlossen. Davon entfallen allein M 488.110 auf das Steinzeug, die Hafnerkrüge, Palissy und Ofenmodelle. Die Auktion ist also zu einem klassi schen Ereignis des deutschen Kunstsammelns: geworden, und das ist um so wichtiger, als seit der Auflösung des Hauses Bourgeois durch die fabelhafte Auktion des Jahres 1904 in Köln uns keine neuen festen Maßstäbe für das Krugsammeln geworden sind. Auf der Auktion Lanna, die nicht gerade durch niedrige Preise berühmt wurde, ging noch eine große Siegburger Schnelle des Hans Hilgers für M 3100 fort, schöne Krüge der aller ersten Krugbäcker wurden für ein paar Hunderte Mark fortgegeben, und nur die große Schnelle des Meisters L. W. erzielte mit den M 6000 des Prager Museums einen Sensationspreis. Und nun demgegenüber einige Preise der Auktion Oppenheim! Eine Siegburger große Schnelle des Mono grammisten W T . T. brachte M 5200, eine große Schnelle des Monogrammisten L. W. wurde von Kappel mit M 7100 bezahlt, für M 7000 erwarb das Krefelder Museum Christian Knütgens schöne Schnabelkanne von 1591. Von Altkölner Stücken konnte der große Eulenkrug der Werkstatt der Maximinenstraße bis M 9100 steigen. Der Frechener große Wappenkrug, der dem Hofe des Prinzen Moritz von Oranien am Ausgang des 16. Jahrhunderts diente, ging nicht unter Ende Künstlermensch geblieben. Daß so ein seltener Charakter keine Erdengüter zusammenscharren würde, ist klar. Mit Stolz konnte Mößel aber auch auf seinen leib lichen Nachwuchs blicken. Sein ältester Sohn Friedrich ist Professor für Zeichenkunst und Kunstgeschichte, sein zweiter, Julius, ist der bekannte, vielfach ausge zeichnete Maler geworden, dessen Arbeiten über Innen dekoration in Pracht werken vervielfältigt, weit über sein Vaterland hinaus als vorbildlich geschätzt werden. Der dritte Sohn, Heinrich, ein Offizier mit glänzender Zukunft, fiel als Hauptmann zu Beginn des Welt krieges auf französischem Boden, sein Sohn Karl steht in angesehenem kommerziellen Beruf und selbst Ernst, der jüngste, ist heute schon Regierungs baumeister. Dem. Lieblingssohne Heinrich folgte im Jahre 1915 bereits die treusorgende Mutter ins bessere Jenseits, die leuchtenden Auges immer wieder den alten P'reunden der Familie von ihren „Buben" erzählte, die freilich längst schon flügge geworden und eigene Familien gründend, das elterliche Haus verlassen hatten. Die letzten Lebensjahre wurden dem Vater Mößel durch Krankheit mehrfach verdüstert, aber sein Humor, der Ausfluß einer echten Künstlerfrohnatur, hat ihn bis zur letzten Stunde nicht verlassen. Nun schloß der nie ermüdende, bis zur letzten Stunde emsig schaffende Greis im 76. Lebensjahre stehend, seine für alles Schöne so begeisterten Augen. Die Ackerfurche aber, die er auf seinem Lebenspfad gezogen, wird lange noch Früchte bringen in den Lorbeerhain deutscher Kunst bestrebungen. ng Oppenheim. M 5000 weg. Am höchsten bezahlt war Raeren, so gab das Berliner Museum M 9500 für die große Schnelle des Jan Emens, deren Gegenstück im Louvre steht, eine große braune Kanne des gleichen Meisters erzielte M 9100, seine große Kanne (Doppelfrieskrug) von 1575 stieg auf M 23.500, während der Münchener Antiquar Bochler für die große Prachtschnelle des Sohnes Baldems nach 1584 sogar M 26.500 bezahlte, und die großen Arbeiten der Familie Mennicken sowohl wie ihres Schülers Tilman Wolf unter M 4000 bis 5000 für das Stück noch fortgegeben wurden. Die auffallendste Regeneration aber hatte Creussen, das bisher in der Schätzung hinter dem Kölner Steinzeug stark zurück blieb, und selbst in den besten Auktionen nur schwer über die Tausend emporstieg: dieses Mal gab es für große Humpen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Verblüffungspreise wie M 9300, 8200, 8100, 6200. Den höchsten Preis der Krüge brachten die Hafner mit M 41.000 für den großen Nürnberger Krug des Paulus Preming, der aus der Sammlung Lord Hastings stammt, und M 21.000 für den großen Krug seiner Werkstatt. Eine große französische Kanne brachte M 14.400. Die niederländischen und deutschen Scheiben brachten relativ geringe Preise. Zu einer Überraschug wurden die herrlichen Kölner Glasgemälde, deren\Verwandtschaft mit dem Drei königsfenster des Kölner Doms ja bereits von Old mann nachgewiesen wurde: sie stiegen nur bis M 50.000 und gingen, da sie mit M 60.000 limitiert waren, , also