Seite 188 Internationale Sammler- Zeitung Nr. 23 sächlich ist es Cojiyolvulus sepium, dessen schlohweiße Trichterblüten, Weihnachtskerzen gleich ans dem tiefen, satten Grün leuchten, steigen die Ranken der Heckenrosen, des Efeus, Gaißblatt (Lonicera) Heckenknöterich (Polygonium) und allen voran die der Waldrebe (Clematis) in ungezügelter Daseins freude hoch empor, dabei ihren kleineren und be scheideneren Mitbürgern das noch so bescheidene Plätz chen an der Sonne streitig machend. Seltsam geformten, riesenhaften Schlangen gleichend, windet sich echter, aber verwildeter Wein um die Stämme und das Ast werk der Bäume, während seine Ranken kreuz und quer den weichen Waldboden überziehen, aus dessen mütterlich fruchtbarem Schoße so manches seltene und herrliche Blumenauge sehnsuchtsvoll zu jenen reinen Höhen blickt, aus denen goldenes Licht wärmend und belebend strahlt. Wie köstlich sind nicht die wunderbar purpurn gefärbten Sträußchen des ge fleckten Knabenkrautes, einer heimischen Orchideenart, die leider ebenso w ; ie der zierliche Frauenschuh und noch so manch andere bunte Schönheit unserer blü henden heimischen Naturgesellschaft beinahe aus- gerottet worden ist. Unter den Buschgruppen findet der Sammler noch eine andere Rarität, die grünen auf rotem Stengel stehenden „Stanizlblüten“ des ge fleckten oder gemeinen Aronstabes (Arum maculatum). Die Pflanze war ehemals in den Auen unseres so miß handelten Praters recht häufig. Heute ist sie in fast ganz Niederösterreich zur Seltenheit gew-orden. Aus den stillen, grünen, von Schilf-und Röhricht umschatteten Wassern, die: regungslos und sonnen spiegelnd zwischen buntblumigen, grünsamtenen Wiesen stehen, leuchten in träumerischer Schönheit weiße und gelbe Wasserrosen, wie von Elfenhänden einge stickt in ihren feucht-glänzenden goldgrünen Unter grund von Tausendblatt und Armleuchteralgen.. Es gibt keine Jahreszeit, in welcher der Naturfreund in diesem, von lauschiger Pracht erfüllten Gottesgarten, wo an Frühlingstagen zu dem süßen gleichschwebenden Ge sänge der Donauwellen, die Vöglein jubilieren, wo zur Brunstzeit dröhnend die Hirsche röhren und über dem der stolze Weih schreiend seine Kreise zieht, nicht unendlich vieles fände, nicht nur allein zum Sammeln, sondern auch zum Schauen, Sehen und Erkennen. Wie lange noch ? Die Tore zu dieser Schatz kammer an Schönheit und Naturfrieden stehen nun mehr offen. Über kurz oder lang wird durch sie, einem zweiten Korsareneinfall gleich, die Brandung der Großstadt ihre vernichtenden Springfluten von Un rat und Papier ergießen, über Tiere und Pflanzen und was diesem Stückchen Erde sonst noch an still friedlicher Poseie eigen ist. Noch wäre Zeit, den Schatz, um den wir in gerechtem Egoismus bangen, zu retten. Einfach, indem man die Lobau als Naturschutz park erklärt. Das wäre eine Kulturtat von nicht ge ringerem Werte als es die war, die einstens den Wiener wald vor dem drohenden Untergange bewahrte. Chronik. Bibliophilie. (Die Bibliothek Büchner.) Die reichhaltige Bibliothek aus dem Besitz von Geheimrat Professor Büchner (Würzburg), dem bekannten Chemiker und Nobelpreisträger, ist in den Besitz der Buchhandlung Gustav Fock G. m. b. H. in Leipzig übergegangen. Bilder. (Ein Bülow-Bildnis Max Liebermanns.) Professor Liebermann hat ein Bild des Fürsten Bernhard von Bülow vollendet. Schon einmal, gerade vor zehn Jahren hat Bülow dem Meister gesessen. Es entstand damals eine Kr. klezeichnung, die August Scherl gehört. (Die Gemäldesammlung Albert von Oppenheim.) Die Versteigerung der berühmten Gemäldegalerie des ver storbenen Freiherrn Albert von Oppenheim in Köln ist nunmehr auf den 19. März 1918 angesetzt. Der zum großen Teil schon vor dem Kriege versandte Katalog bringt in einem Prachtband die Beschreibung der 44 Meisterwerke mit einem Geleitwort von Bode. Bekanntlich steht die Oppenheimsche Galerie mit ihren erlesenen Bildern von Petrus Christus, Quinten Massys, Rubens, van Dyck, Franz Hals, Hobbema, Rembrandt, Pieter de Hooch, I h. de Keyser und anderen an der Spitze der deutschen Privatsammlungen altniederländischer, flämischer und holländischer Kunst. Die Ausstellung und der Verkauf der Gemälde wird in Rudolph Lepkes Kunstauktions haus zu Berlin unter gemeinsamer Leitung der Firmen Fepke (Berlin) und Helbing (München) stattfinden. Nach dem glänzenden Ergebnis, das die Versteigerung des kunstgewerb lichen Teiles der Oppenheimsehen Sammlung im Oktober d. ). hatte, darf man dieser Versteigerung mit größtem In teresse entgegensehen. (Ein neues Gemälde von Gebhardt.) Aus Düssel dorf wird uns geschrieben: Ein neues großes Gemälde des bald 80jährigen Professors Eduard von Gebhardt ist zurzeit in der städtischen Kunsthalle ausgestellt, eine neue Fassung des von dem Künstler öfter behandelten Nikodemus-Themas. Der Kopf Christi, der mit, einem Leuchter in der Hand, den die Treppe heraufsteigenden Nikodemus empfängt, ist von einer seltenen, fast erhabenen Durchgeistignng. Numismatik. (leine Medaille zur Errettung des Kaisers Karl.) Die Wiener Künstlervereinigungen, Genossenschaft der bil denden Künstler, Sezession und Hagenbund haben beschlossen, zur Erinnerung an die Errettung des Kaisers Karl aus Lebens gefahr eine Huldigungsmedaille prägen zu lassen. Das Kriegs hilfskomitee bildender Künstler, das sich aus Mitgliedern der genannten Vereinigungen zusammensetzt, hat die Ausschrei bung des Wettbewerbes und die Ausführung der Medaille übernommen. Die Wettbewerbsbedingungen werden vom 5. Dezember an in den Sekretariaten des Künstlerhauses, der Sezession und des Hagenbundes (Konzerthaus), III., Loth ringerstraße 20, anfliegen. Schriftliche Anfragen sind an das Kriegshilfskomitee bildender Künstler, NIX., Windhaber gasse 2 A, zu richten. (Münzen und Medaillenauktion in (München.) Otto Helbing Nacbf. in München versendet eben den um fangreichen Katalog (5437 Nummern) einer am 10. Dezember beginnenden Versteigerung von Münzen und Medaillen des Mittelalters und der Neuzeit, umfassend nahezu alle Gebiete dieses historisch und künstlerisch gleich interessanten Samrnel- zweiges. Der Katalog enthält eine Reihe von seltenen Prä gungen, bisher nur in dem einen oder in ganz wenigen Exem-