Seite 126 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 14 schaftlichcn Kreisen des 18. Jahrhunderts hochgeschätzter Gelehrter. In seinem gastlichen Hause verkehrte auch der junge Goethe und er vergißt nicht später in „Dichtung und Wahrheit“ davon zu berichten. Das Bildnis ist eine ungemein feine Leistung Graffs. Wiederholungen befinden sich in der Universitätsbücherei und im Anatomischen Institut zu Leip zig, Diese dürften, wenn nicht Schülerarbeiten, so doch Kopien sein. (Wie ein Kriegsgemälde entsteht.) In der Londoner Königlichen Akademie ist augenblicklich ein Gemälde des als Illustrator der Zeitschrift The Sphere bekannten Zeichners und Malers F. Matiana ausgestellt. Es heißt ,,Neuve Chapelle 1915“ und ist auf nicht uninteressante Weise entstanden. Während der Kampf tobte, fand sich Matiana mit Skizzenbuch und Palette in Neuve Chapelle ein und begab sich von da in die zweite Schützengrabenlinie. Um dorthin, gelangen zu können, mußte er mit seinen Malergerätschaften unter dem Arm fast einen Kilometer weit auf der Erde kriechen, während die Kugeln über ihm in der Luft pfiffen. Endlich kam er an eine geeignete Stelle und begann zu zeichnen. Er markierte jede Einzelheit und setzte farbige Lichter in die Skizze. Während er damit beschäftigt war, explodierte eine Granate fünf Meter weit von ihm. Er mußte Schutz in einem Graben suchen und sich und seine Sachen von der Lehmschicht reinigen, die bei der Explosion auf ihn geschleudert worden war. Als er mit der Skizzierung des eigentlichen Schlachtfeldes fertig war, fuhr er nach London und hob in seinem Garten einen Schützen graben aus, stellte Sandsäcke auf und ahmte ein vollständiges Schlachtfeld im kleinen nach. Hierauf steckte er seine Modelle in Uniformen, die er mitgebracht hatte, und stellte sie in kämpfenden Stellungen auf, worauf er an die Ausführung seiner Skizze ging. Numismatik. . (Achtzehntausend römische Münzen gefunden.) Bei Komin in Kroatien fand ein Bauer während des Pflügens einen mit alten Münzen angefüllten Topf. Die dem Agramer Museum übergebenen Geldstücke, deren Zahl 18.000 beträgt, haben hohen Altertumswert. Eine ganze Reihe von Kaisern mit sehr vielen Reversen aus verschiedenen Prägestätten ist vertreten, am reichhaltigsten die Kaiser Gallienus (253 bis 268 n. Chr.) und Claudius II. (268 bis 270 n. Chr.) mit etwa 7600 Stück und 7100 Stück. Von Salonina sind über 1000, von Aurelianus über 800 Stück vorhanden. Viele andre Herrscher des dritten nachchristlichen Jahrhunderts sind mit einer geringen Anzahl von Stücken vertreten. Das älteste Stück ist von Caracalla (198 bis 217 n. Chr.), das jüngste von Kaiser Tacitus. der nur einige Monate um das Neujahr 276 herum prägte. In dieser Zeit dürfte wohl auch der Topf mit den Münzen vergraben worden sein. Philatelie. (Eine Kriegsanleihe-Postkarte.) Eine für Sammler von Kriegspostwertzeichen besonders interessante Karte ist anläßlich der jetzigen Zeichnungen für die achte ungarische Kriegsanleihe amtlich in Budapest verausgabt worden. Es handelt sich um die kursierende grüne 8 Filler- Podkarte auf gelblichem Karton. Sie trägt am oberen Rande über die ganze Anschriftseite laufend die einzeilige, der Anleihepropaganda dienende Inschrift in grünen fettge druckten Lettern: „Zeichnet Kriegsanleihe, denn das ver kürzt den Krieg.“ Oben links befindet sich das ebenfalls grüne Landeswappen, unten links der Druckvermerk. — Die Karte dürfte von „Ganzsachensammlern" besonders ge schätzt und gesucht werden. Waffen. (Ein fränkisches Ritterschwert.) In Sarnen wurde anläßlich der Kanalisierungsarbeiten ein sehr altes Ritterschwert aufgefunden. Es mißt vom Knauf bis zur Spitze 1-09 Meter. Fachleute sind der Ansicht, daß das Schwert fränkischen Ursprungs ist, was für die Siedlungsverhältnisse Sarnens von gewisser Bedeutung wäre. Verschiedenes. (Eine Ausstellung altspanischer Kunst in Madrid.) Eine Veranstaltung von hervorragendem kunstgewerblichen Wert ist gegenwärtig in Madrid von der „Spanischen Gesell schaft der Kunstfreunde“ organisiert worden. Es handelt sich um eine Ausstellung von Frauenporträts spanischer Künstler aus der Zeit vom 15. jh. bis 1850 aus spanischem Privatbesitz. Eine große Anzahl bisher wenig bekannter Schätze ist dadurch- ans Tageslicht getreten. So sind Hauptwerke der primitiven Meister Jorge Ingles, Coello und Pantoja de la Cruz zu sehen. Besonderes Aufsehen erregt ein Porträt der Gräfin von Montcrey von Zurbaran, eine Studie in Blaugrau, Weiß und Schwarz von der leichten Farbigkeit, wie sie sonst den Werken des Meisters fremd ist. Unter den neueren Meistern ragt Goya hervor, von dem mehrere seiner, vorzüglichen Frauenbildnisse auf der Ausstellung sind. (Das Tabernakel des Matthias Steinl in Kloster neuburg.) Dieses Prachtstück der Klosterneuburger Stifts kirche ist nach mehr als hundertjähriger Vergessenheit wieder an jenem Orte aufgesteilt worden, für den es geschaffen wurde, nämlich auf dem Hochaltar dieser Kirche. Hochaltar und Tabernakel waren die letzte Arbeit des hochbetagten Matthias Steinl, der Entwurf und Modell geschaffen hat; sie wurden 1728 fertiggestellt. Steinls Tabernakel wurde durch ein sil bernes ersetzt, welches aber in den neunziger Jahren des 18. Jahr hunderts eingeschmolzen wurde, Das zuletzt dargebrachte stimmte nicht zum Hochaltar. Zu Beginn des g'egenwäitigen Jahrhunderts fand der verdiente kunstsinnige Chorherr und Schriftsteller Dr. Wolfgang Pauker in einem Depot das Tabernakel Steinls in sehr schlechtem Zustand, vom Holzwurm arg beschädigt. Seiner Mühe und Liebe ist es zu danken, daß dies Meisterwerk der österreichischen Barockkunst wieder neu erstehen konnte. Die für die Erhaltung nötigen Tischler arbeiten besorgte Bernhard Ludwig, die Bildhauerarbeiten Franz Zelezny. (Römische Fund e in Wels.)AusWels wird uns berichtet: Die Grabungen, die der Konservator der Zentralkommission für Denkmalpflege Stadtrat Ferdinand Wiesinger im Vorjahre gemeinsam mit Gymnasialpiofessor Wolf vorgenommen hat, stellten in der Schubertstraße eine römische Befestigungsanlage (Mauer und zwei Türme sowie drei außen nach Norden liegende Wallgräben) fest. Seither reiht sich eine Überraschung an die andere. Noch zu Ende des Jahres wurde bei der Seifenfabrik Henry ein wohlerhaltenes menschliches Skelett, in den Schotter gebettet, aufgefunden, und im Jänner dieses Jahres wurden dort drei weitere Skelette, die in ausgesprochenen Gräbern lagen, geborgen. Sämtliche Funde gehen an das Anthropolo gische Institut zur Untersuchung. Soviel dürfte bereits fcst- stehen, daß die Skelette mindestens in die Römerzeit zurück- reichen. Der Verein „Heimatschutz“ hat mit Genehmigung der Stadtgemeindevorstehung jetzt Grabungsarbeiten auf dem Grunde des ehemaligen Ruhlandstadels begonnen. Direktor Klicpera des Elektrizitätswerkes Wels hat dem städtischen Museum eine Reihe seinerzeit bei der Erbauung seines Hauses (Jahnstraße) zutage geförderte Römerfundstücke gespendet. (Eine Karl von Hase - Ausstellung.) Das stadtgechicht- liehs Museum zu Leipzig veranstaltet anläßlich der hundert jährigen Wiederkehr des Geburtstages der burschenschaft- lichen Bewegung in Leipzig eine Ausstellung von Haseschem