Nr. 18 Internationale Sammler- Zeitung Seite 159 aber von. glühender Schönheit. Sein Meisterstück war ein großer Pfau, arabesk in der Kontur, blendend in der Pracht seiner Farben, an dem er viele Monate gearbeitet hat. Übrigens finden sich in München nur wenige Stücke. Dauthendeys Frau wollte niemals etwas davon verkaufen und forderte Preise, die selbst die wohlhabendsten Verehrer des Dichters abschreckten. Sie hat auch das meiste, als sie nach Kriegs ausbruch in ihre schwedische Heimat fortzog, dorthin mit genommen. (Das Ende der „Liller Kriegszeitung“). Die „Liller Kriegszeitung'' stellt, wie aus Berlin gemeldet wird, ihr Er scheinen ein. Paul Oskar Hoecker, der bisherige Leiter dieser volkstümlichsten aller Feldzeitungen, ist als Herausgeber der durch Hans von Zobeltitz'Tod führerlos gewordenen. ,,Velhagen und Klasings Monatshefte“ nach Berlin berufen worden. Die „Liller Kriegszeitung'', eine der ersterschienenen und eigen artigsten Kriegszeitungen, wurde Von Sammlern vielfach begehrt. (Gefälschtes Flugblatt.) In letzter Zeit ist, vornehmlich in Süddeutschland, ein Flugblatt „Preußenherzen hoch!“ verbreitet worden, das nach den Unterschriften vom „Preußen bunde" und dem „Bund der Kaisertreuen“ zu stammen schien. Eingehende amtliche Feststellungen haben ergeben, daß das Flugblatt gefälscht ist, und daß weder die beiden ge nannten Vereinigungen noch die Unterzeichner mit diesem Machwerk das Geringste zu tun haben. (Ein Forschungsinstitut für Leonardo da Vinci.) Daß man in Mailand ansehnlich : Kriegsgewinne macht, beweist die geplante Herausgabe eines „Corpus Vincianum“ mit der Faksimilereproduktion aller Papiere, die von Leonardo da Vinci existieren. Diese großartige Stiftung machen vier Mailänder Großindustrielle, die sich mit der Königlichen Kommission für die Leonardo da Vinci-Forschung in Ver bindung gesetzt haben, die in Rom ihren Sitz hat. Für den 2. Mai 1919, dem 400. Jahrestag von Leonardos Tod, hat man die Herausgabe von drei Codici in Aussicht genommen, die später bis auf zwanzig große Bände vervollständigt werden sollen. Die Mailänder Mäzene geben zu diesem Zwecke 900.000 Lire, die an einem Tag gesammelt wurden. (Amerikanischer Raub au chinesischen Kunst schätzen.) Nach einem Bericht des American Museum Journal ist während der letzten Revolution in China der gelbe Tempel bei Peking, der Himmelstempel, ein großer Tempel bei Nanking und der Tempel des Konfuzius zerstört worden. Alle beweglichen Kunstwerke wurden geraubt und teilweise von den Amerikanern in „Sicherheit gebracht". Die Ameri kaner, die stets eine besondere Vorliebe für chinesische Kunst gehabt haben und bereits so bedeutende Sammlungen be sitzen, haben also diese seltene Gelegenheit benutzt, um sich auf völkerrechtswidrige Weise zu bereichern. (Eine Ausstellung polnischer Altertümer) und wert voller Gegenstände, soweit solche in Polen noch erhalten sind, beabsichtigt die Akademie der Wissenschaften in Krakau zu veranstalten. Die Organisation dieser auf mehrere Jahre be rechneten Arbeit ruht in den Händen von Professor Felix Kopera und Hofrat Dr. Leonard Lepszy. In dieses Ver zeichnis werden ^genommen: Kirchen und kirchliche Bauten, Schlösser, Rathäuser, bemerkenswerte Herrschafts- und Land häuser, aber auch Hütten und Kathen, wenn sie einen kul turellen Wert haben, Bilder, Skulpturen, kunstgewerbliche Arbeiten usw. Vorläufig hat man in Westgalizien mit der Inventarisierung, Abbildung und Beschreibung der polnischen Kulturschätze begonnen. Museen. (Diebstahl im Prado-Museum.) Wie der „Temps“ aus Madrid meldet, ist im Prado-Museum ein Millionen diebstahl begangen worden. Verschiedene Stücke des berühmten pjronprinzenschatzes, eines Geschenkes Ludwig XIV. an Philipp V., sind verschwunden. Es handelt sich insbesondere um drei goldene Vasen, die von Benvenuto Cellini ziseliert sein sollen. Im ganzen sind es 18 Gegenstände, von denen einige sehr geschickt auseinandergenommen und ihrer wertvollsten Teile beraubt sind. Man schätzt den Wert der entwendeten Stücke auf zwei Millionen. Das Museum wurde sofort geschlossen. (Das römisch-germanische Zentralmuseum in Mainz) erwarb die von Prof. Dr. Karl Körber daselbst hinterlassene Sammlung von gegen 100 römischen und einigen keltischen Münzen. Vom Kunstmarkt. (Die Schüddekopf-Auktion.) Aus Berlin wird uns be richtet: Die Auktion der Bibliothek des Professors Schüdde- kopf in Weimar, die Martin Breslauer durchführte, ergab M 100.000. Die giößte Anziehung übten die Abteilungen Goethe und Schiller. Die Propyläenausgabe der Werke Goethes in Luxusausstattung wurde nicht zu hoch mit M 2440 bezahlt. Unter den vielen Seltenheiten ragten zwei ganz be sonders hervor: die kleine, 16 Seiten umfassende Schrift „Von deutscher Baukunst“, die es, trotzdem die Titelseite schwer lädiert ist , auf M 2750 brachte, und „Das Römische Car- neval“, das Lipsius und Tischer in Kiel für MP650 erwarb. Um die Einzeldrucke (meistens Einblattdrucke) von Goethe- schen Gedichten entspannen sich heiße Kämpfe; die. am höch sten bewerteten erreichten M 805, 755, 705, 680, 630, 000. Besonders eifrig im Bieten waren dabei die bekannten Gocthe- sanimier Professor Kippenberg vom Inselveilag und Fried rich Meyer aus Leipzig. Das eminent seltene Blättchen (sein Format ist nur 1814 X 11 cm!): „Nicht ich, sondern Heinrich Leopold Wagner hat den Prometheus gemacht . . .“, wurde mit M 1160 bezahlt. Billig war eine Original-lodesanzeige Goethes für 205 M. Von Schiller erzielten die Luxus-Horen- ausgabe M 1100. Kuriositäten waren die Drucke der Thesen, die auf den öffentlichen Prüfungen der Karlsschule im Dezem ber 1779 vorgetragen wurden, wobei Johannes Christophorus Fridericus Schiller Marpacensis als Respondent genannt ist. Die Preise für diese Heftchen waren M 150, 235 und 330. M 140 erzielte ein Unikum: das Exemplar von Christian Felix Weißes Amazonenlicdern, das der Dichter an seinen Freund Ramler geschickt hatte. Ramler versah die Gedichte mit fielen handschriftlichen Verbesserungen, die Weiße dann wörtlich in die späteren Auflagen des Buches übernahm. Für neun verschiedene Schriften des Freimaurers Herrn von Gölte legten die Interessierten, unter ihnen vor allem Pro fessor Kippenberg, zwischen M635 und 165 schwankende Summen an. Die Luxusausgabe des Inselverlages von Grim melshausens „Simplizissimus“ in zwei Bänden kam auf M 620. Ein interessantes Stück w r ar die Doktorarbeit Heinrich Heines (M355). Ein Exemplar des Fleinse (Inselverlag) kam für M 92 an Friedrich Freska und ein zweites für nur M 66 an den Antiquar Max Perl. Paul Graupe erstand die zweibändige Ausgabe des Kater Murr mit den Originalbänden von ITose- mann für M 150. Von modernen Luxusdrucken brachte der zweibändige Herodot aus der Georg Müllersclien Klassiker bibliothek M 120, der große Casanova aus derselben Biblio thek M 300. Der Aretino des Inselverlages erreichte M 230, Dehmels 12 Gedichte mit den drei Zeichnungen auf Holz von Klinger, eine Gabe des Leipziger Bibliopliilen- abends in nur 99 Exemplaren, wurde mit M 750 bewertet. Durch die Konkurrenz zweier Herren entstanden riesige Preise für die Seltenheiten der Abteilung Theatergeschichte. So erstand einer der beiden Dioskuren, Liegert (Frankfurt), die seltene Schrift Chr. H. Schmids „Das Parterr^“ für M 610, der andere, Friedrich Meyer (Leipzig), die Gegenschrift gegen „Das Parterre“ von Contius für M 620. , (Eine Kunststeuer in den Vereinigten Staaten.) Die neue amerikanische Steuervorlage sieht unter anderem auch eine Steuer von 20 Prozent auf Kunstwerke aller Art vor.