Seite 58 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 7 Franklins M 365. Die Königliche Bibliothek erstand um M 340 einen wundervollen Brief Blüchers. Ein eigenhändiger Brief des Großen Kurfürsten ging um M 510 fort, während für einen in äußerst drastischen Worten gehaltenen Brief Fried richs des Großen M 1920 bezahlt wurden. Dokumente mit der Unterschrift Friedrichs des Großen waren schon um M 20 erhältlich. Bibliophilie. (Die Auktionen bei Max Perl.) Aus Berlin wird uns geschrieben: Halbamtlich wird gemeldet: Zu der letzten Ver steigerung der Firma Max Perl, bei der im freien Buchhandel erhältliche Werke weit über ihren Ladenpreis ausgeboten und zu einem Vielfachen desselben angeblich ersteigert worden sind, erfahren wir, daß der Polizeipräsident Veranlassung zum Einschreiten genommen hat. An den Machenschaften, die offenbar auf eine Irreführung und Ausbeutung der Allge meinheit hinzielen, sind außer dem Inhaber des Geschäfts anscheinend noch andere beteiligt. Ein klares Bild über die Sachlage wird sich erst nach Abschluß der nach den verschieden sten Richtungen eingeleitetc n Ermittelungen gewinnen lassen. Vermutlich wird auch der Staatsanwalt mit dieser Angelegen heit zu befassen sein. Es handelt sich um „Schiebungen“, die bei den Versteigerungen seit einiger Zeit in immer zunehmendem Maße hervorgetreten und zum öffentlichen Ärgernis geworden sind: eine Abstellung ist dringend geboten. Vielleicht werden die Untersuchungen über den vorliegenden Fall auch Licht in die Vorgänge bei früheren Veranstaltungen gleicher Art bringen. Bilder. (Ein Frans Hals für M 310.000.) Bei der Auktion Gum- precht in Berlin erbrachte ein kleines männliches Halbbild von Frans Hals M 310.000. Ersteher war der Kopenhagener Sammler Herr Hoenegaard. (Das Gemälde Sodomas.) Aus dem Kriegspresse quartier wird gemeldet: Römische Blätter berichten über den Vandalismus österreichischer Offiziere, die im Rathaus von U d i n e das Gemälde Sodomas durch Säbelhiebe angeblich zerstört haben. Dem gegenüber liegt eine offizielle Erklärung des Generalsekretärs des Bürgerkomitees von Udine vor, der bei einer gemeinsam mit dem Polizeikommissär des Stadt kommandos durchgeführten Besichtigung des Rathauses die völligeU n Versehrtheit des Gemäldes fcststellen konnte Numismatik. (Eine »merkwürdige Denkmünze) wurde, wie der Posener „Kraj“ meldet, dieser Tage in Warschau ausgegeben. Sie hat die Gestalt eines Kupfer-Dreikopekenstückes und trägt auf der einen Seite die Inschrift: „Medaille, geprägt zu Ehren der Spekulanten im vierten Kriegsjahre 1918.“ Auf der anderen Seite befindet sich in der Mitte des Bild eines Schweines und ringsum sind 14 gleich kleine Felder, in denen sich Bezeichnung und Preis der üblichen Gegentände des täglichen Bedarfes befinden, so ein Pfund Speck M 8-—, ein Pfund Pfeffer M 50—, eine Spule Zwirn M 25—, ein Pfund Petroleum M 20-—, ein Pfund Butter M 12-—, ein Pfund Tee M 50' , ein Pfund Zucker M 5—, eine Elle Leinwand M 12—, ein Viertel Kartoffel M 85—, ein Pfund Schwämme M 14—, ein Pfund Seife M 10-—, ein Pfund Leder M 100, ein Sack Mehl M 820, ein Pfund Brot M 3—. Philatelie. (Flugpostmarken.) Mit 31. März ist ein Flugpost verkehr zwischen Wien und Lemberg eingerichtet worden, bei dem außerdem üblichen Porto noch eine eigene F'luggebühr ein gehoben wird. Für diese Gebühr wurden besondere Marken zu 1 Krone, 50 Heller, 2'50 Kronen und 4 Kronen ausgegeben, über die wir in der nächsten Nummer Näheres mitteilen werden, (Neue ungarische Briefmarken.) Aus Budapest wird uns berichtet: Wie der Generaldirektor des ungarischen Post- und Telegraphenwesens Staatssekretär Karl Follert mit teilt, werden im Juni dieses Jahres die neuen ungarischen Brief marken in Verkehr gebracht werden. Diese Marken werden mit dem Bilde des Königs und der Königin geschmückt sein. Auf den 10-, 15-, 20- und 25Heller-Marken wird das Bild des Königs, auf den 35-, 40-, 65- und 80-Heller-Marken das Bild der Königin zu sehen sein. Die Zeichnungen für diese Marken hatten seinerzeit beim Konkurrenzausschreiben den ersten Preis davon- getragen. Die übrigen Briefmarken behalten ihre bisherige Aus schmückung, und zwar wird auch künftig das Parlaments gebäude, beziehungsweise das bekannte Schnitterbild die Marken zieren. (Rumänische Marken.) Aus Berlin wird uns geschrieben: Neue Postwertzeichen mit dem Überdruck „Rumänien“ und der rumänischen Währung hat die Heeresverwaltung für die von ihr im besetzten Gebiete von Rumänien eingerichtete Landespost an Stelle der bisherigen Postwertzeichen mit dem Überdruck „M. V. i. R,“ und „Gültig 9. Armee“ herausgegeben, und zwar zunächst in folgenden Werten: F'rcimarken zu 25 Bani und 40 Rani sowie Postkarten zu 10 Bani. Zu Sammelzwecken werden die Wertzeichen seit 21. März bei der Kolonialwertzeichenstelle des Briefpostamtes in Berlin C. 2, Königstraße 61, zum Verkauf gestellt. Der Verkaufspreis beträgt für die 25-Bani- Marke 20 Pf., für die 40-Bani-Marke 32 Pi. und für die Post karte 10 Pfennig. Verschiedenes. (Die Archive der Medici.) Die Ankündigung des Ver kaufes der Medici-Archive bei Christie in London hat in der Welt der Geschichtsforscher und der Sammler eine gewisse Sensation hervorgerufen. Diese Archive sind im Besitze der Marquis Cosimo und Averardo de Medici. Das Interesse verstärkte sich noch, als dieser Tage, gerade als der Verkauf beginnen sollte, bekanntgemacht wurde, daß die italienische Regierung dazwischengetreten wäre. Man weiß, daß in Italien ein Gesetz besteht, das die Ausfuhr von Kunstgegenständen verbietet. Zu diesen scheinen auch historische Dokumente zu gehören. Jedenfalls trachtet der italienische Staat, die Stücke, die schon vor Jahren über die Grenze gegangen sind, zurückzuhalten. Die beiden Marquis waren scheinbar bestrebt, (len Sturm dadurch zu beschwören, daß sie einen Teil der Sammlung der italienischen Nation als Geschenk anboten, aber es nutzte ihnen nichts. Die Auktion ist aufgeschoben, wahrscheinlich für immer. Man darf sich wahrlich nicht wundern, wenn die italienische Regierung alle Macht anwendet, um der Welt das unerquickliche Schauspiel zu ersparen, daß Männer mit so klangvollen Namen die Medici-Archive in der Fremde zum Kauf antragen. (Eine Bismarck-Sammlung.) Aus Hamb u r g wird uns geschrieben : Der Gründer der Villenkolonie Sachsen wald-Hofriede, Herr Emil Specht in Hamburg, hat be schlossen, auf sein Eigentumsrecht an dem in der Villen kolonie stehenden vierstöckigen Bismarckturm zugunsten des Staates zu verzichten. In dem Turm befindet sich eine reichhaltige Bismai cksammlung, die der Besitzer in dreißig jährigem Sammeleifer zusammen gebracht hat, außerdem eine Bibliothek von 2000 Bänden, die alle Sprachen der Welt umfassen. Die Bibliothek ist von dem verstorbenen Bismarckforscher Prof. Horst Kohl mit großer Sorgfalt durchgearbeitet und katalogisiert worden. (Die Kunst auf Probe.) Der Kunstverein für Böhmen in Prag will einen etwas absonderlichen Gedanken verwirk lichen; er ist der Meinung, daß sich Ausstellungsbesucher nach flüchtiger Ansicht nur schwer entschließen, ein Bikl zu kaufen. Man muß ihnen entgegenkommen, ihrem Ge schmack und ihrer Kunstfreudigkeit ein wenig nachhelfen.