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internationale Sammler-Zeitung
Mr. 15/16
bekannten Kostbarkeiten des Danziger Museums einem
weiteren Kreise erschließt.
Die wichtigsten Sammlungen der Stadt sind in
dem ehemaligen Franziskanerkloster, einem mächtigen
gotischen Backstein bau, der sich vorzüglich zur Auf
nahme von Kunstwerken eignet, unter gebracht, und
zwar in den zwei Untergeschoben das Provinzial-
Kunstgewerbemuseum und in dem Obergeschoß
die Städtische Gemäldegalerie. Außerdem besitzt
Danzig noch eine Anzahl Kunstwerke im Rathaus'
und im Artushof. Ein einzigartiges Schmuckstück ist
das ebenfalls der Besichtigung zugängliche und als
Museum eingerichtete Uphagcnhaus, das schönste
Bürgerhaus des deutscen Rokoko, in dem eine Fülle
schöner alter Möbel die wundervolle Ausstattung der
Zimmer zu einem einheitlichen Eindruck ergänzt. Im
weiteren Sinne können auch die großartigen Kunst
schätze der Marienkirche, unter denen Memlings
Meisterwerk -„Das jüngste Gericht“ die erste Stelle
einnimmt, und der anderen Gotteshäuser zu den Samm
lungen gerechnet werden, denen auch eine reiche Samm
lung von Abgüssen nach antiken Bildwerken beizu
zählen ist. Das Hauptmuseum aber bleibt natürlich
der stimmungsvolle Bau des Franziskanerklosters.
Aus kleinen Anfängen sind diese Kunstsammlungen
Danzigs in überraschend schnellem Wachstum in den
letzten Jahrzehnten emporgeblüht. In der. fünfziger
Jahren des XIX. Jahrhunderts machte ein merk
würdiger Kauz, der Danziger Bildhauer Rudolf Frey
tag, den Anfang. ,,Er war arm wie eine Kirchenmaus,“
erzählt Seck er von diesem Schöpfer des Museums,
„aber immer frohen Mutes. In einem, zerfallenen
Winkel des alten Klosters erlaubte man ihm, seine
Bildnerwerkstatt aufzuschlagen. Und hier kam ihm
der Gedanke, ein „Vaterländisches Museum“ zur Er
haltung zugrunde gehender Knnsterzeugnisse ins Leben
zu rufen. Wo immer ein Haus abgebrochen wurde,
eine neue Straße entstand, ein alter Beischlag l'iel
oder eine Tür erneuert wurde, da tauchte der kleine
dicke Herr auf und legte Hand auf die Altertümer.
Lachend ließ man ihn gewähren und das wertlose
Zeug davontragen und ahnte nicht, daß es Schätze
waren. Geldmittel bekam Freytag keine.“ Sein rühren
der Eifer wurde aber belohnt durch die auf seine Vor
schläge zurückgehende Gründung des Provinzialmuse-
ums, das- in erster Linie die Kunst der engeren Heimat
pflegte. Das Kloster böt den stimmungsvollsten Rahmen,
der sich besonders herrlich in den alten Kreuzgängen
und in der „Halle für kirchliche Kunst“ zeigt.
Diese Halle ist ein herrlicher Raum im Stifder alten
Ordenskunst, mit seinen schlanken Säulen und edlen
Gewölben, mit seiner feinen Ausmalung dem Kapitel
saal der Marien bürg vergleichbar. Hier haben schöne
Altarflügel mit Schnitzereien und kirchliche Geräte
Aufstellung gefunden und gewinnen neues Leben in
dem magischen, durch drei glasbemalte Spitzbogen
fenster eindringenden Licht, das den Raum durch
flutet. In der reichen Sammlung von „Beischlägen“,
den charakteristischen Vorbauten der Danziger Häuser,
erhält man einen Überblick über die Danziger Holz
schnitzerei von der Gotik bis zum Rokoko. Besonders
reich .ist das Museum an den berühmten Altdanziger
Möbeln, unter denen die mächtigen schweren Diflen-
schränke hervorragen, an Danziger Öfen und anderen
Arbeiten der Töpferkunst, besonders den Danziger
Fayencen, und an schönem Porzellan.
Auch in der Gemäldesammlung, die durch reiche
Schätze an Kupferstichen und Handzeichnungen er
gänzt wird, steht die heimische Kunstübung im Vorder
grund. Wir können die Entwicklung der Danziger
Malerei verfolgen von dem großen Renaissancemeister
Anton Möller über die beiden hervorragenden Barock
maler Andreas Stech und Daniel Schultz, über die
Rokokokunst, zu der auch der berühmteste Kün.sder
Danzigs, Daniel Chodowiecki, zu rechnen ist, bis
zu den Meistern des XIX. Jahrhunderts Eduard
Hildebrand, Robert Rein ick und der Familie
Meyerheim. Auch eine Anzahl der jüngsten Maler
ist in guten Beispielen ihrer Kunst vertreten.
In den plastischen Arbeiten stehen neben interes
santen Werken der Frühgotik modernste Schöpfungen
von Höttger und Lehmbruck und zeigen, wie
leidenschaftlich unsere Zeit die gleiche Innigkeit und
Einfachheit des Ausdrucks sucht, die den Meistern
des Mittelalters eigen war.
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Auflösung der ältesten Münchner Privatsammlung.
(Schluß*)
Textilien. Nr. 466, Drei Samtstücke, 16. Jahrh., M 1950;
Nr. 468, Drei Wandbespannungen, 17. Jahrh., M 900; Nr. 469,
Wandbespannung, 17. Jahrh.. M 600; Nr. 473, Ein Stück Gold
brokat, Spanien, 17. Jahrh., M 420; Nr. 474, Kameldecke,
Venedig oder Orient, um 1700, M 1100; Nr. 475, Vier Vorhänge,
17. bis 18. Jahrh., M 3000; Nr. 485, (Rauchmäntel, 18. Jahrh,,
M 300; Nr. 486, Große Decke, 18. Jahrh., M 600; Nr, 490,
Großer Wandvorhang, 17. bis IS. Jahrh., M 1250; Nr. 515,
Vorhanggarnitur, Anf. 19. Jahrh., M 300; Nr. 545, Samtdecken
und fünf Samtteile, M 560; Nr. 577, Zwölf größere und eine
Anzahl kleiner Samtstücke, M 740.
Gobelins und Teppiche. Nr. 587, Fragment eines
gotischen Gobelins, 15. Jahrh., M 920; Nr. 588, Gobelin(Jagd
bild, 1. Viertel 17. Jahrh., M 30.500; Nr. 589, GpbelinfPark-
landschaft), 2. Hälfte 17. Jahrh., M 5000; Nr. 592, Großer
Teppich, Kleinasien, M2100; Nr. 593, Großer Teppich, Klein
asien, M 2700; Nr. 594 Teppich, 'Kleinasien, M 2700; Nr. 595,
Desgl., M 2200; Nr. 596, Großer Teppich, Kleinasien, M 3800;
* Siehe Nr. 14 der „Internationalen Sammler-Zeitung".
Nr. 597, Großer Teppich, Kleinasien, M 2500; Nr. 602, Kleiner
Seidenteppich, Zentralasien, M 1500; Nr. 605, Kleiner Teppich,
Kleinasien, M 600; Nr. 606, Kleiner Teppich, Kleinasien,
M 3000; Nr. 610, Teppich, Kleinasien, M 500; Nr. 611, Desgl.,
M 700; Nr. 618, Türbehang, Türkisch, M 380; Nr. 619, Zwei
Türbehänge, Türkisch, M 460,
Bücher. Nr. 724, Braun, Civitates orbis terrarum, Köln,
1572 bis ,1.618, M 720; Nr. 738, Das Concilium so zu Cor.stantz
gehalten is worden, Ausgburg 1536, M 700; Nr. 741, Dtmmin,
Die Kriegswaffen in ihren geschieh!liehen Entwicklungen,
M 100; Nr. 758, Fronsperger, Von kaysferlichen Kriegs
rechten usw., M 105; Nr. 759, Contrafehe der Herrn Fugger
und Frawen Fuggerin, 1620, M 130; Nr. 766, Hamclmann,
Oldenburgisch Chronicon 1599. M 145; Nr. 782, Buch der
Heligen Altväter, 1492, M 330; Nr. 788, Römische Historie uß
Tito Livio gezogen, 1505, M 190; Nr. 792, Hottenroth,
trachten, Haus-, Feld- und Kriegsgerätschaften der Völker
Alter und Neuer Zeit, M 100; Nr. 794, Jahrbuch der kunst-
historischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses,
33 Bände, M 6900; Nr. 806, Lautensack, Des Cirkels und