Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
11. Jahrgang. Wien, 15. März 1919. Nr. 6.
Therese Krones-Andenken.
I.
Von Anny v. Newald-Grasse (Wien).
Her kunstverständige Sammler aus Neigung, der
mit dem beruflichen nur die Freude an der Erwerbung
oder an dem Besitze irgendeiner Cosa rara gemeinsam
hat, muß mit wenigen Ausnahmen, die selten sind
wie Baumblüte im Schnee, eingestehen, daß der Be
sitz wohl Freude zeitigt, zugleich aber auch minder
edle oder angenehme Gefühle, wie zum Beispiel den
Neid und die Sorge. Als sorgsame Hüterin kleiner
und größerer Sammlungen, zumal einer solchen von Alt
wiener Musikererinnerungen, kenne ich die Freude und
die Sorge, die mit ihrem Besitz verbunden sind; und
das in gesteigerten Maße, seit ich eine Anzahl von Ge
genständen aus der Therese Krones einstigem Eigen
tum übernehmen konnte.
Bei meinen langjährigen Krones-Forschungen traf
ich meistens die Meinung an, daß die Künstlerin arm
und in bitterer Not gestorben sei. Das ist wohl nicht
ganz richtig. Wenn sie auch, seit sie selbständig und
gar seit sie ein anerkannter, verhätschelter Liebling
der Wiener geworden, über ihrem kapriziösen Sprudel
köpfchen die der alten, leichtsinhigen Phäakenstadt
charakteristische Devise ,,Leben und leben lassen!“ in
hellsten Lettern leuchten ließ, hat sie doch, trotzdem
sie gewiß alles andere als eine strenge Rechnerin oder
gar eine Sparmeisterin gewesen sein mag, es sicher
gut verstanden, nie in allerbitterste Not oder in an
dauernde Verlegenheit zu geraten. Nach der schweren
Krankheit des Jahres 1828, von der sie sich nie mehr
ganz erholen sollte, hat sie sich eine Kur in Karlsbad
gönnen können. Wir wissen, daß sie durch Jahre hin
durch ihre Sommerwohnung in Heiligenstadt hatte
und daß sie außerdem gern in Mauer Erholung suchte.
Und als Therese am 28. Dezember 1830 starb, da war
gewiß „noch was da“. Aus dem Wortlaut ihres
Testaments ist zu entnehmen, daß sie im Besitz von
Barvermögen war, was eine Reihe von Legaten und
Messestiftungen für Wiener Kirchen beweisen. Sie hatte
damals eine eingerichtete Wohnung,. Kleider, Wäsche
(„Chemisetten und Hütte“) und Silberzeug, was nach
ihrem letzten Willen an ihren Bruder Josef und dessen
Frau Antonie überging. Mit Ausnahme der Legate an
ihre nächsten Verwandten kam ihr übriges Bargeld
an ihren Universalerben Franz Rohrer, ihren alten
Freund.
Nun besagt allerdings auch die Verlassenschafts
aufnahme, daß man an Schmuckgegenständen zum
Beispiel nur folgendes gefunden hätte: einen Kamm
mit goldenem Plattl und drei grünen, falschen Steinen,
eine goldene Lorgnette, sechs Ringe, fünf Brasseletten
von Bronze. Ein weiterer Absatz berichtet: „Das ganze
hinterlassene Vermögen wird auf 280 Gulden geschätzt.
Die Verlassenschaft mußte jure crediti dem Universal
erben Franz Rohrer, der die Krankheits- und Leichen
kosten bestritten hatte, eingeantwortet werden: dieser
aber war großherzig genug, alle Anordnungen seiner
heimgegangenen Freundin aufs genaueste aus eigener
Tasche zu bestreiten.“
Das ist unbestritten schwarz auf weiß in tadellosem
Gerichtsbeamtenstil des Vormärz auf einem k. k. Akten
stück zu lesen. Dem gegenüber möchte ich aber, an
Mitteilungen von dankbaren Betroffenen zurückden
kend, behaupten, daß nicht alle Verlassenschaftsauf
nahmen ganz genau gemacht werden. Und im Falle
Krones möchte ich mich durchaus nur an die Familien
tradition halten. Zahllose Gegenstände (darunter auch
Schmuck) sind aus dem Besitz der Lokalsängerin
(nach ihrem Tode, aber auch schon bei Lebzeiten
Theresens) über ihren Bruder Josef und dessen Gattin
auf deren älteste Tochter Albertine, die Lieblings
nichte der Krones, gekommen. Albertine hatte sich
später (1843) den Baritonisten Theodor Zehden zum
Gatten erwählt, der mit inniger Freude die Andenken
an die berühmte Tante seiner Frau pflegte. Freilich
ließ er sich aber dann viel von den Stücken, von den
langen, genetzten Halbhandschuhen, Strumpfbändern,
Seidenbändern, Wäschestücken, Strümpfen usw., und
eine nach der anderen von den wunderbar großen, fest
gearbeiteten Hutschachteln, von Schauspielerinnen ab
betteln. Wenn irgendeine am Linzer Theater (wohin
er 1842 oder 1843 mit dem Direktor Neufeld aus
Innsbruck kam) engagierte oder gastierende Soubrette
die Krones-Rolle gut gespielt hatte,- erzählte er ihr
von seiner Verwandtschaft mit der Krones und von
den Andenken an sie in seinem Besitze. Dann dauerte
es gewöhnlich nicht lange und die Familie war wieder
um ein „Krones-StückT“ ärmer.
Die heute noch existierenden echten Krones-An
denken wird man ohne allzugroße Mühe zählen können.
Unzweifelhaft aus dem Besitze der Künstlerin stammt
eine Anzahl von Gegenständen, die Hofrat Pachinger
(derzeit in München lebend) Ende der siebziger Jahre
von Theodor Zehden in Linz erwarb. Es befindet