Seite 138 Nr. 18 Internationale Sammler-Zeitung Die nachteiligen Dolgen der Napoleonischen Kriege traten zweimal in die Erscheinung. Diese Ki iegs- ereignisse ■ verschlimmerten die. Finanzverhältnisse Österreichs immer mehr und führten 1811 zum Staats bankrott. Das Erzstift Salzburg wurde 1801 im Frieden von Luneville in--ein weltliches Kurfürstentum umgestaltet, durch den Preßburger Frieden (1805) unter Aufhebung seiner Souveränität als Herzogtum zum erstenmale eine österreichische Provinz, 1809 im Wiener Frieden aber als Salzachkreis dem Königreiche Bayern einverleibt. Die Folgen des finanziellen Zusammenbruches Öster reichs, der Entwertung der Bankozettel, die im Patente vom 20. Februar 1811 auf ein Fünftel des Nominal wertes herabgesetzt worden waren, wurden auch in dem nicht mehr zu Österreich gehörigen Lande Salzburg fühlb:.r, und zwar um so. empfindlicher, als Erzbischof Hieronymus einen beträchtlichen Teil des Staats vermögens im Wiener Staatsbanko angelegt hatte. Im Wiener Kongresse wurde der größte Teil Salz burgs 1815 neuerlich Österreich zugesprochen. Bald nachher traten Hungersnot und Teüerung ein, auf welche schwere Zeit mancherlei Denkmünzen geprägt wurden, so auch der in Salzburg verbreitete bayrische Jeton mit den Umschriften: „Gib mir Brot, mich hungert" und „Verzaget nicht — Gott lebt noch“, sowie der Preisangabe für ein Maß Bier 8% Kreuzer und ein Laib Brot 1 Pfund 3 L 12 Kreuzer. Sahen war bisher Münzen und Wertzeichen aus Zeiten der Not, so bescherte uns das Revolutionsjahr 1848, in dem die Bevölkerung durch den Kurssturz der Staatspapiere bedeutende Verluste erlitten und Mangel an Keingeld eingetreten war, das erste Not geld. Gustav Zeller sagt hierüber in seinem Werke „Des Erzstifts Salzburg Münzrecht und Münzwesen“, Seite 32 und 118, daß die Halleincr Bürger: Gärtner, Hem, Hintner Jobst, Moldan, Riedler und Wieser 1848 bis 1855 einseitige, messingene Notmarken zu 1, 2 und 3 bayrischen Kreuzern — in Salzburg wurde damals neben der österreichischen Konventions-Münzwährung noch vielfach nach Reichswährung gerechnet — aus gegeben haben. Auf diesen Notmarken waren die Namen der Ausgeber und die Wertzahl eingeschlagen. Vorbilder für diese Marken mögen die Wahr zeichengelder gewesen sein, welche die Erzbischöfe und anderen Gewerken (Lender-Handel 1588—1734) für den Betrieb der .Salz- und Erzbergwerke Dürrenberg- Hallein, beziehungsweise Böckstein, Gastein, Großarl, Mühlbach im Pinzgau und Rauris ausgegeben hatten. Ähnliche Zeichen wurden auch nachher sowohl als Zahl-, wie auch als Arbeitsmarken, insbesonders von Klöstern, Vereinen, Gastwirtschaften und Groß betrieben ausgegeben. Auch ein Vorläufer der Notgeld scheine findet sich unter den Bergwerksgeldern, und zwar ein Schein der Lungaucr Eisengewerkschaft Mauterndorf über fünfundzwanzig Kreuzer österreichi scher Währung, gültig bis Ende Mai 1861. Fr ist hoch rechteckig — 77x 63 mm— und in der lithographischen Anstalt Norbert Kränzl in Salzburg ausgeführt. Der Geldverkehr nach den verschiedenen Währun gen in Salzburg wurde erst durch die mit dem kaiserl. Patente vom 19. September 1857 eingeführte österreichi sche Währung nach dem 21-Gulden-Fuße mit dem Gulden zu 100 Kreuzern behoben. Auch während der Kriege Österreichs mit Italien und Frankreich, be ziehungsweise Preußen in den Jahren 1859 und 1866 trat Mangel an Kleingeld ein — sogar die Silberscheide münzen, die zehn Kreuzer geltenden „Sechserl" wurden mit Agio bezahlt. Diesem Mangel half man durch Teilung der Münzscheine ab. Mit der kaiserl. Verordnung vom 21. September 1899 und Verordnung des Finanzministeriums vom 27. Fe bruar 1900 wurde in Österreich die Kronenwährung eingeführt, mit der Teilung der Krone in 100 Heller. Auch in dem während der Jahre 1914—1918 wütenden Weltkriege, unter dessen nachteiligen Folgen wir noch jetzt schwer leiden, machte sich alsbald ein teils durch den Bedarf für das Heer, teils infolge der Ausfuhr durch Schmuggler herbeigeführter Mangel an Hartgeld fühl bar. Der Bedarf an Kleingeld führte, nachdem die nach alten Mustern vorgenommene Teilung der Kronennoten abgestellt worden war und sich auch die Verwendung von Briefmarken als Ersatz der Scheidemünze nicht bewährt hatte, zur Ausgabe von Notgeldern. In unserem Lapde wurden nun als erstes Notgeld für das Kriegs gefangenenlager in Grödig Scheine zu 10, 20, 50 Heller, 1 und 2 Kronen, ferner Stücke zu 2 Heller, dann zu folge Beschlusses des Landesrates vom 3. Oktober 1919, beziehungsweise 5. Juni 1920, Gutscheine des Landes zu 10, 20 und 50 Pleller ausgegeben. Später schritten die Stadtgemeinden und viele Markt- und Landgemein den zur Ausgabe von Notgeldern. Erwähnenswert end lich ist, daß die Einwohner im bayrischen Bezirksamte Laufen die Erinnerung daran, daß ihr 1816 bei Bayern verbliebener Boden einst zum Erzstifte Salzburg ge hörte, auch dadurch wach zu erhalten suchten, daß sie die ausgegebenen Notmünzen mit der Bezeichnung „Ruperti-Winkel" versahen und für die Rückseiten einiger Stücke Nachbildungen der erzbischöflichen Münzen als Münzbilder wählten. Die Sammlung Jäger. Das Kunstauktionshaus Leo Schidlof, das die Wiener Sommersaison mit der Versteigerung der großartigen Nachlaßsammlung des ehemaligen Bot schafters Grafen Oswald Wolkenstein glänzend beschloß, stellt sich verheißungsvoll gleich am Anfang der neuen Saison mit einer Auktion ein, die jener kaum an Umfang, gewiß aber nicht an Bedeutung nachsteht. In der Hauptsache handelt es sich hiebei um die Sammlung Jäger, die einen wohlerworbenen Ruf genießt: ist es doch in Sammlerkreisen längst ein offenes Geheimnis, daß Jäger treffliche Stücke aus hervorragenden Sammlungen in seinen Besitz zu brin gen wußte. So trägt ein Objekt zum Beispiel das Ur sprungszertifikat der Sammlung des Herzogs von Angouleme, ein anderes wieder weist auf den be rühmten Prager Sammler, den Freiherrn von Lanna, als Vorbesitzer hin, ein drittes auf Friedrich von Amer ling usw. Gehen wir an der Hand des Kataloges die Samm lung durch, so fällt uns zunächst der große Reichtum an Gemälden alter Meister auf. Wir zählen ihrer 125. Ein gut Teil ist von den Holländern bestritten, unter denen eine von Klaesz Molenaer signierte „Ansicht eines Dorfes“ hervorragt. Lucas van Valkenborgh, der seine Ruhestätte auf österreichischem Boden ge funden — er starb um das Jahr 1630 in Linz — ist mit einer prachtvollen Flußlandschaft auf Kupfer ver treten, die „anno 1616" datiert ist. Auf demselben Boden bewegt sich auch Johann Griffier, während David Ryckaert durch eine eindrucksvolle „Familien-