Seite 152 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 14 Auktionen während der Messe. Für die eigentlichen Messetage liegt uns bisher noch keine Meldung von einer Kunstauktion vor, doch beabsichtigt die Galerie Sankt Lukas innerhalb der sich daran schließenden Theater- und Kinomesse eine Auktion zu veranstalten. Diese würde in den Tagen vom 19. bis 21. September im Deutschen Saale des Künstlerhauses (1. Bezirk, Akademiestraße) stattfinden. Das Dorotheum hat noch keinen Beschluß be treffs einer Kunstauktion während der Messetage ge faßt; gewißist nur, daß zwei bis drei Briefmarken auktionen von höchstwertigen Einzelmarken aus einer aufgelösten Privatsammlung da abgehalten wer den sollen. Die Post als Messeförderin. Die Post Verwaltung bringt in den nächsten Tagen Poststempel mit einer auf die Wiener Messe hinweisen den Inschrift zur Einführung. Eine Ausgabe eigener Messemarken ist für diesmal nicht in Aussicht genommen, da die Zeit für die Her stellung solcher Marken nicht mehr zur Verfügung steht. Die Po st Verwaltung bereitet daher für die erste Messe nur eine Ausgabe der im Umlauf befindlichen Marken mit dem Aufdruck „Wiener Messe" vor, die nur während der Dauer der Wiener Messe zur Verwendung gelangen werden. Inzwischen beschäftigt sich die Postverwaltung mit den Vorbereitungen zum Druck besonderer Messemarken, die gelegentlich der Frühjahrsmesse erscheinen sollen. Orientalische Teppiche. Die Steigerung aller Waren hat es mit sich gebracht, daß auch Produkte, deren Preisgestaltung früher im allgemeinen von den Rohstoffpreisen des Weltmarktes ziemlich unabhängig war, in den Wirbel der auf steigenden Preise mitgezogen wurden. Zu diesen Waren gehören auch die orientalischen oder wie gewöhnlich genannt „persischen" Teppiche, die früher einen fast stets gleichbleibenden, nur von der mehr oder minder großen. Beliebtheit und ihrer künstlerischen Schön heit, aber wenig von Material und Arbeitspreisen abhängigen Wert repräsentierten. Die hohen Preislagen heute sowie die allerorts her vortretende Lust zum Kaufe orientalischer Teppiche zum Zwecke der Kapitalsanlage lassen es wünschens wert erscheinen, die vielen Liebhaber und Freunde, welche leider oft über nur beschränkte Kenntnisse auf diesem Gebiete verfügen, wenigstens insoweit über Charakter und Wert einzelner Typen orientalischer Teppiche zu orientieren, daß sie bei Wahl solcher nicht vollkommen dem Belieben oft durchaus nicht gewissen hafter Händler und Verkäufer preisgegeben erscheinen. Diese Bezeichnung ist nicht auf die Vertreter der legalen, mit Tcppichhandel befaßten Kaufmannschaft gemünzt, wohl aber auf die zahlreichen Zwischenhänd ler, welche — selbst oft ohne Fachkenntnis das Publikum, teils beabsichtigt, teils eben aus Unkenntnis, übervorteilen und mit minderwertigem Zeug hinein- legen. Zweck meiner Zeilen ist es, eine gedrängte Über sicht über die Hauptarten der orientalischen Teppiche zu geben, um den Laien Anhaltspunkte zum Erkennen der Teppiche nach deren Herkommen zu bieten und ihn auf die Unterschiede der Erzeugung und Werte aufmerksam zu machen. Vor allem halte man stets geknüpfte Teppiche von gewebten auseinander. Während erstere dadurch erzeugt werden, daß Büschel farbiger Wolle oder Seide nach einem bestimmten Muster, dem Motiv, mit ein fachen Schlingen (Noppen) in grundlegende Fäden des Teppichgeflechtes geknüpft werden und daher wie Pelz oder Samt über den stoffartigen Grund des Teppichs, hervorragen, wird der gewebte Teppich — türkisch Kilim genannt — durch bloßes Einflechten, beziehungs weise Einweben farbiger Querstreifen in die am Web stuhle vertikal gespannten Hauptfäden geschaffen, bleibt daher auf einer Seite platt und stoffartig gegen über dem früher genannten samtartigen Knüpfteppich. Gute orientalische Teppiche sind stets aus Schafwolle, besonders kostbare teilweise oder ganz aus Seide und nur minderwertige, meist Fabriksware, aus Baumwolle verfertigt. „Antik" dürfen Teppiche nur genannt werden, wenn deren Erzeugung vor 1800 fällt. Antike Teppiche sind heute von größter Seltenheit und fabel haft hoch im Preise; sie kommen im freien Handel fast gar nicht vor, da sie beinahe alle im Besitze von Samm lungen und Museen sind. Was von Händlern als antike Teppiche — meist mit der Bezeichnung antike Tier teppiche — in den freien Verkehr gebracht wird, sind meist Erzeugnisse einer wesentlich späteren Periode, künstlich alt gemacht und trotz ihrer übrigen oft un leugbaren Schönheit und kunstvollen Arbeit, weil unter falscher Flagge segelnd, minderwertig. Als all gemeine Anhaltspunkte für die Bewertung eines orien talischen Teppichs möge gelten, daß die Dichte der Knüpfung, also die Zahl, der Noppen auf den Quadrat zentimeter, die Qualität des Materials (Seide, Wolle), die Echtheit und Haltbarkeit seiner Farben und die mehr oder minder große Schönheit seiner Musterung seinen Wert ausmachen. Die besten, dankbarsten Exemplare sind die handgeknüpften, mit echten, aus einfachen Färbemitteln bereiteten Farben geschmückten Erzeugnisse der orientalischen Hausindustriei Infolge der beschränkten Herstellungsräume, Haus oder Nomaden zelt, sind die Formate meist kleiner als bei Fabriks ware. Bei Beurteilung des Herkommens eines orien talischen Teppichs sind so viele Momente maßgebend, daß der Laie wohl erst nach längerer Erfahrung es dazubringen wird, ein halbwegs treffendes Urteil ab zugeben, und darum begnüge sich jedermann, der damit zufrieden ist, so weit Kenner zu sein, daß er wohl das Ursprungsland eines Teppichs angeben kann, ohne sich mit dem an und für sich unwesentlichen Detail der Bestimmung des Ursprungsortes zu befassen, mit der richtigen Einreihung des zu beurteilenden Teppichs in eine der nachfolgend gegegebenen vier geographischen Hauptursprungszonen der orientalischen Teppiche. 1. Kleinasien, Syrien, Anatolien mit den türkisch- anatolischen Teppichen. Die Teppiche dieser Gruppe zerfallen im großen in zweierlei Arten: die Erzeugnisse der kleinasiatischen Teppichfabriken und die Erzeug nisse der türkisch-anatolischen Hausindustrie, wozu meist speziell die Gebetsteppiche dieser Kategorie zu zählen sind. Die großen Teppiche der kleinasiatischen Fabriksindustrie untef dem Sammelnamen „Smyrna" bekannt, kennzeichnen sich meist dadurch, daß die Anordnung des Musters der Zeichnung sich um eine im Mittelfelde angebrachtes stilisiertes .Medaillon oder Schild gruppiert und die Ecken gewöhnlich durch Teile ähnlicher Schilde wie im Mittelfelde abgegliedert er scheinen. Hauptfarben im Fond gewöhnlich leuchtendes Rot oder Blau, jedoch auch lichtere und dunklere Farbennuancen vorhanden. Knüpfung loser als bei Persern. Haupterzeugungsorte: Demirdji, Hereke (Fa brik des Sultans), Uschak. Wert des Quadratmeters guter Ware von 100 bis'900 Mark.