Seite 50 Internationale Sammler-Zeit-ung Nr. 5 anderer Prunksäle bilden, sei ein holzgeschnitztes Sofa hervorgehoben, dessen roter Seidendamast auf der Lehne in einem Oval zwei geflügelte Putten zeigt, die eine Büste Homers mit Blumenguirlanden zieren. Dem Mobiliar vielfach gleichwertig sind die Bronzen der Sammlung Palffy. Auch da waltet das Empire vor, das in zwei für elektrisches Licht hergerichteten Kandelabern seinen größten Triumph feiert. Die Kan delaber, mit drei Millionen bewertet, sind mit dem raffiniertesten Luxus ausgestattet. Man höre: Auf einem Dreieckpfeiler von Mahagoni mit vergoldeten Beschlägen stehen drei rücklings gegeneinander ge stellte Bronzekaryatiden, auf deren Häuptern eine mächtige, mit Beschlägen gezierte Mahagonischale mit 24 Kerzenarmen ruht. Die Karyatiden in enganliegenden Gewändern, die Hände an den entblößten Brüsten, zwei der Figuren in leichter Bewegung durch vorge beugtes, beziehungsweise vorgesetztes linkes Spielbein, die dritte ruhig auf geschlossenen Füßen. Die weite Leuchterschale auf einem kräftig profilierten Bronze fuß, der mit einer körbchenartigen Konsole auf den Karyatiden ruht. Die Schale vom Fuß abgesetzt durch einen breiten, flachen Blätterkelch, von welchem radial gestellte Lorbeerreiser mit Tulpenmotiven am Ende bis zur Schale reichen. Sechzehn um einen kurzen Schaft von Palmschößlingen als Zweige geordnete größere Leuchtarme biegen als blattverkleidete Hörner stark über die Schale aus, darüber zweigen vom Schaft acht kürzere füllhornartige Leuchterarme; die größeren Arme mit einwärts abzweigenden Blattspiralen, die kleineren mit einem einwärts abzweigenden Palmetten motiv. Der Schaft besteht aus sechs ineinander ge stellten Blattkelchen. Darüber ist eine kleine, neuere Blätterkrone mit sieben herabhängenden Tulpen als Glühbirnenhälter angebracht. Das dreiseitige Pfeiler postament nach oben verjüngt und an <fcn Steilkanten abgeschrägt. In den drei großen Feldern am Pfeiler schwebt auf einer Kugel eine geflügelte Viktoria, frontal, in flatterndem Gewand, mit Kränzen in den Händen, die Kugel unterfangen von einer Palmette und einem Paar lyraartig aufsteigender Blattranken. Unter dem Pfeilerkapitäl im friesartigen Abschnitt eine Rosette zwischen einem wagrecht gelegten Palmetten paar. An den abgeschrägten Kanten drei untereinander gestellte Lorbeerstäbe mit einem Tulpenmotiv als Stabkrönung. Neben diesem Hauptwerke französischer Bronze kunst enthält die Sammlung Palffy noch eine Reihe der wunderbarsten Kandelaber, Appliquen (Wand leuchter), Raucherpfannen, Kannen, Vasen und andere Geräte in anmutig ziselierter Bronze mit Glanz- und Matt Vergoldung. Empiremöbel und Empirebronzen werden durch die Empireuhren ergänzt, welche die Signatur der berühmtesten zeitgenössischen Uhrmacher und Bild hauer tragen. Auf einer Standuhr mit einem Amor und einer jungen, enteilenden Frau lesen wir den stolzen Namen „Thonlire & Co.“, eine andere nennt Robert Cochin als ihren Erzeuger. Von der Standuhr mit dem mythischen Sturz des Phaeton sind nur noch zwei Repliken (beide in Paris) bekannt, während die mit der weinlaubumkränzten, nackten Bacchantin, signiert „Baullier ä Paris“ überhaupt ein Unikum ist. Unter den Gemälden finden wir vier Werke von Carl Agricola, von denen das Porträt der Prinzessin Metternich als Hebe wohl das interessanteste ist. Lenbach ist durch eine farbige Kreidezeichnung auf Pappe vertreten, die Bismarck darstellt. Von den feinen Miniaturen nennen wir ein Brustbild des Kaisers Alexander von Rußland von Henri Benner und das Brustbild eines jungen Offiziers (vermutlich des Grafen Palffy)' von C. Hummel. Das Gürtel- bild der Kaiserin Maria Louise, der zweiten Ge mahlin Napoleons I., ist nicht bezeichnet, weist aber auf Isabey hin. Unter den „Plastiken“ stößt man auf treffliche Arbeiten von Carlo Albacini, Adelaide de Pandiani, C. Knoll und anderer; besonders bemerkenswert er scheint uns eine Marmorstatue von Romanelli, die ein nacktes Mädchen am Meeresstrande zeigt. Marmor, Onyx und Porphyr gaben auch das Material für eine Anzahl Geräte ab, unter denen ein Paar Porphyr vasen mit vergoldeter Bronzeverzierung sowie ein Paar Marmorsäulen aus buntem Marmor (rosa Breche) mit Bronzekapitäl und -basis die wertvollsten sein mögen. Der hier in flüchtigen Umrissen gezeichnete Nach laß Palffy wird vom 7. bis 11. März durch das best; bekannte Wiener Kunsthaus für Altertümer, Glück selig & Wärndorfer, im Palais Palffy selbst ver steigert. Die illustrierte Ausgabe des Katalogs wurde in einer einmaligen Auflage von 600 Exemplaren ge druckt und verdiente schon um der mustergültigen technischen Ausführung willen einen Platz in allen öffentlichen Bibliotheken und Museen. Sein Inhalt sichert ihm das Interesse auch jener Sammler, deren Mittel es nicht gestatten, sich an der Auktion zu be teiligen, die internationale Bedeutung hat und wohl auch Liebhaber aus aller Herren Länder nach Wien ziehen wird. Hundert Gemälde. Die nächste Schidlof-Auktion wird nur einen Nachmittag in Anspruch nehmen, den des 5. März. Leo Schidlof bringt diesmal in seinem Wiener Kunst auktionshause im ganzen hundert Gemälde alter und moderner Meister unter den Hammer, die aber zum größten Teile bester Qualität sind. Den Vorzug möchten wir den Modernen geben, unter denen wir eine Reihe der klangvollsten Namen finden. Vor allem unserem Waldmüller, der mit einem herrlichen Bildchen erscheint, der „Flucht vor dem Gewitter“, das aus vielfachen Reproduktionen bekannt ist. Eine etwas schwächere Wiederholung dieses im Jahre 1831 entstandenen und signierten Werkes befindet sich im Grazer Museum. Allerliebst ist Defreggers Bild „Die gefangene Maus“. Wei das Bild gesehen hat, wird nicht bald die herzigen Kinder vergessen, die mit leuchtenden Äuglein die in der Mausfalle eingeschlossene Maus betrachten. Friedrich Gauermann figuriert mit einigen seiner so geschätzten Tierbilder, wie denn das Tierstück überhaupt glänzend vertreten ist. Mit Tierbildern erscheinen Wouter Verschuur (Im Stalle), Otto von Thoren (Schafherde), Alexander David Cooper (Zwei Hunde), Karl Pischinger (Der treue Hund) und — last not least — Pettenkofen, dessen „Windhund“ aus der Sammlung Lobmeyr stammt. Übrigens be findet sich unter den Aquarellen Rudolf von Alts, über die ein Wort des Lobes sich wohl erübrigt, ein „Toter Fuchs“, der gewiß ebenso seinen Liebhaber finden wird, wie das prunkvolle Interieur der Wiener