Seite 126 Nr. 16 Internationale Sammler-Zeitung Haden, Whistler etc., nur wenige Drucke signiert. Be sonders selten war dies bei den Whistler-Radierungen, deren Ränder zu stark beschnitten wurden, als dass Raum für die Signatur geblieben wäre. Meinem Vater widersprach dieses Abschneiden der Ränder, und er sagte mir, dass breite Ränder den Wert der Radierung steigern. Er signierte gelegentlich einen Druck mit Tinte, wenn er ihn einem intimen Freunde, wie Alma Tadema, Poulet Malassis oder Dalou, schenkte. Ende der achtziger Jahre hatte Herr Keppel, der bekannte New- Yorker Händler und Kunstkenner, mit meinem Vater und mir eine Besprechung, in dessen Verlauf er uns bat, daß alle Drucke, die er in Zukunft bestellen würde, im Unterrand mit Bleistift signiert sein möchten, da die amerikanischen Käufer die signierten Exemplare bevorzugten. Diese Gewohnheit nahm mit dem An wachsen der Sammler (nach der Ansicht meines Vaters) eine absurde Ausdehnung an.“ In die Uebergangszeit fällt auch Fan ti n-Latour, von dem es nur wenige in der Auflage signierte Drucke gibt. Seine handschriftlich bezeichneten Blätter sind fast durchwegs besonders schöne Dedikationsexemplare. Aehnlich steht es mit Braquemond und L a 1 a n n e, letzterer hinterließ ein gesamtes Werk in je einem signierten Exemplar. Zorn war einer der ersten Künstler nach der Uebergangszeit, die ihr Werk von Anfang an und in der ganzen Auflage signierten; seine erste Radierung entstammt dem Jahre 1882. Die nicht signierten Drucke sind bei ihm entweder Abzüge von Versuchsplatten oder verworfene Platten, von denen er nur ganz wenige Exemplare druckte, ferner von den ersten Zuständen, die auch nur in ganz wenigen Exemplaren hergestellt wurden. Die andere große Masse unsignierter und häufig vorkommender Blätter entstammen meist Publikationen mit hoher Auflage. Zusammenfassend geht daraus hervor, daß es vor 1880 überhaupt keine in der Auflage signierten Drucke gibt und es mithin ganz unvernünftig und ein parvenü- haftes Verlangen ist, bezeichnete Blätter von Millet, Corot, Daubigny, Rousseau, Meryon oder Manet besitzen zu wollen. Gewiß existieren Dedikationsexemplare, im besonderen von Meryon; sie sind aber so selten, daß sie für ausgebaute und gepflegte Sammlungen kaum mehr in Betracht kommen und mithin noch viel weniger für das allgemeine Publikum. Von Millet, Corot oder Daubigny sind uns überhaupt nie Dedikationsexem plare begegnet. Selbst nach der Zeit des Uebergangs zur Signatur ist die handschriftliche Bezeichnung keineswegs Beleg für den wirklich frühen und qualitätvollen Druck. Dies sieht man an folgendem Beispiel, das zeigt, wie unvernünftig die fortgesetzte Nachfrage nach signierten Blättern von Haden ist: Egham Lock H. 16 und Battersen Reach H. 52 sind in ihren ersten Zuständen 1864 in der „Gazette des Beaux-Arts“ in meist hervorragend schönen Drucken erschienen. Alle signierten Exemplare wurden später gedruckt, nachdem die unverstählte Platte schon einige 100 Exemplare abgegeben hatte. Im letzten ist die Signatur nur ein rein äußerliches und nur zu oft versagendes Mittel, die Qualität des Druckes zu erkennen. Nur die Schulung des Auges, das immer und unermüdlich bestrebt ist, sich mit dieser schönen Materie zu beschäftigen, wird mit der Zeit die Scheidung zwischen gut und schlecht ohne Schwierig keiten zustande bringen. demäfde atter 3Heister. Rudolf Bangel in Frankfurt a. M. versteigert am 24. Oktober Gemälde erster alter Meister aus der Galerie Rosenberg (Berlin). Ein großer Teil der Bilder stammt aus der Sammlung Dr. Glitza (Hamburg), von der C. Hofstede de G r o o t in Gemeinschaft piit Max J. Friedländer 1898 einen Katalog angefertigt hat. Von G 1 i t z a kommt ein Hauptwerk des Vaters der holländischen Marinemalerei Hendrik Cornelis, Vroom, ein Strand von Scheveningen signiert und datiert 1607, erwähnt bei Woermann, Willis etc., als eines der be deutendsten Werke des Künstlers, ferner eine Verspot tung Christi von Joachim Uittewaal (Katalog von Hof stede de Groot Nr. 106), ein vorzüglich signiertes Marinestück des älteren Willem v. d. Velde. Die Kol lektion enthält ferner von altholländischen Malern einen meisterlichen alten Frauenkopf des Jakob Bakker, ein Herrenporträt des Joachim von Sandraert, ein Selbst bildnis des jungen Gerard D o u, ein bestrickendes Mädchenporträt des Willem v. Honthorst, eine große, vielfigurige signierte Bauernszene von J. M. Molenaer, Seestücke von J. v. Goyen und A. v. Diest, Gesell schaftsstücke (Trost v. d. Laan), Hirtenszenen (Berchem, A. Bors, Sieckert) und Stilleben. Die frühe südniederländische Schule ist durch Ma donnen aus dem Kreis des Orley und des Jan Joest, und ein Herri met de Bles zugeschriebenes Triptichon vertreten, die später durch Bildnisse eines Königs von Portugal und seiner Gemahlin von der Hand des Franz Pourbus, eine fein durchgeführte, sign, und dat. Land schaft mit Staffage des B. Broenbugh, eine wuchtige Landschaft des Joos de Momper mit Staffage von J. v. Breughel und eine prächtige Bauernszene mit zahlreichen Figuren von F. v. Helmont. Italien tritt mit zwei Madonnen von Muratti und Solimona sowie einem tief empfundenen Strozzi (Die Engel bei Abraham) hervor, ein Hauptwerk der deutschen Schule ist eine umfangreiche Tafel des Lucas Cranach, Herkules am Spinnrocken mit den Töchtern des Lycomedes, ähnlich der Arbeit von Hans Cranach, die vor kurzem mit der Sammlung Chillingworth in Luzern versteigert wurde. Nur ist die Anordnung der Frauengestalten auf beiden Bildern verschieden: das Chillingworth’sche zeigte überdies nur drei, während das Bild im Bangel’schen Katalog vier Frauen aufweist. Man vergleiche hiezu auch die Braunschweiger Dar stellung. Ein fein gezeichnetes Frauenbild von Christoph Anberger, Doppelporträts von Edling er undj. H. Tischbein, eine innige Madonna des Christoph Schwarz und vor allem das ganz ausserordentliche Interieur einer Nürnberger Kirche (vielleicht die 1690 durch Brand zerstörte Aegidinkirche) von Paul Jouvenel zweimal signiert und 1632 datiert mit vielen Figuren, das als Kuriosität auf dem rechten Flügel eines Seiten altares die Apostel Paulus und Markus nach Dürers bekanntem Gemälde zeigt, mögen aus der deutschen Schule weiterhin erwähnt sein. Das Vorwort zu dem reich illustrierten Katalog schrieb Prof. Dr. Traugott Schulz vom Germanischen Museum in Nürnberg.