Internationale $ammler-2ßifunfl Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde, Herausgeber: Norbert Ehrlich, 15. Jahrgang. Wien, 1. Jänner 1923. Nr. 1. Die SRufition RReicfiert. Im alten Jahre noch hatte der Wiener Kunstmarkt ein Ereignis zu verzeichnen, das für jede andere Stadt eine Sensation bedeutet hätte. In Wien freilich, wo nichts mehr mißbraucht wird als das Wort „Kultur“, Anspruch genommen, aber es waren zwei Stunden voll der größten Spannung. Kopf an Kopf gedrängt standen die Interessenten da und folgten mit fieberhafter Auf regung der Lizitation. Millionen schwirrten nur so durch Pettenkofen: Der Verwundetentransport. ging es ziemlich unbeachtet vorüber: mit Ausnahme von zweien hatte keine der vielen Tageszeitungen davon Notiz genommen. Unsere Leser werden schon erraten haben, dass wir die Versteigerung der — in der vorigen Nummer der „Internationalen Sammler-Zeitung“ gewürdigten — Galerie Rudolf Reichert sen. im Auge haben, die. am 14. Dezember bei C. J. W a w ra durchgeführt wurde. Zwei Stunden im ganzen hat die Auktion der 61 Bilder in die Luft, andere Ziffern wurden gar nicht gehört und der Fremde hätte glauben können, daß es in unserem Oesterreich keine kleinere Noten mehr gebe als die Million. Dabei waren die Fälle vereinzelt, wo nur um eine lumpige Million gesteigert wurde, in der Regel betrugen die Mehrgebote ein Vielfaches, bei P e 11 e n- k o f e n s „Verwundetentransport“, dem Clou der Galerie Reichert, sogar 20 und mehr Millionen. Kein Wunder, daß das Ergebnis alles in den Schatten stellt, was je