Seite 108 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 14 Bild galt bisher als alte Kopie. Ebenfalls als alte Kopie galt ein sehr frühes Werk von Ph. Wouverman „Reiter mit eingebrachtem Spion“. Es war nicht sehr stark übermalt, konnte jedoch nicht als Wouverman erkannt werden, da man von seinen unter romanisie- rendern Einfluß stehenden Frühwerken bisher fast nichts kannte. Die Akademie besitzt auch zwei prachtvolle Neu erwerbungen, die eine nicht uninteressante Ge schichte haben. Es sind zwei meisterhaft und leuchtend bemalte schwäbische Holzreliefs um 1470, die sich als Leihgabe im Nationalmuseum in München befanden. Der Besitzer kündete kürzlich die Leih gabe und fragte an, ob das Museum sie zu er werben wünsche. Man hielt sie jedoch für falsch, aller dings hauptsächlich deswegen, weil sie ebenfalls übermalt waren. So gelangten die beiden Meister werke in den Kunsthandel, wo es Dr. Eigenberger gelang, sie für die Galerie der Akademie zu erwerben. T)ie ‘Üiennensia-Sammfung Georg Eckfs. In der vorderen Reihe der Viennensia-Sammlungen, die Wien besitzt, steht die des Privatiers Herrn Georg E c k 1, auf die schon Wilhelm von Weckbecker in seinem „Handbuch der Kunstpflege (Wien 1902) hin gewiesen hat. Weckbecker bezifferte damals die Zahl der Kupferstiche und Lithographien mit 3000 und teilte mit, daß sie aus Plänen, Ansichten der Stadt von 1483 bis zur Gegenwart, Spezialdarstellungen aus der Zeit der Türkenbelagerung von 1529 und 1683, der Fran zosenbelagerungen von 1803 und 1809, sowie aus dem Revolutionsjahre 1848, Darstellungen von Huldigungen, Festlichkeiten und anderen Begebenheiten des öffentli chen Lebens, von Volkstypen, Uniformen, satirischen und humoristischen Blättern und Porträts von Wiener Persönlichkeiten bestehe. Seit 1902 hat die Sammlung naturgemäß eine reichliche Vermehrung erfahren. Edmund W. R ei c hier, der die Sammlung Eckl dieser Tage besichtigt hat, veröffentlicht über sie einen interessanten Artikel im „N. W. J.“, dem wir folgendes entnehmen: Georg Eckl hat vor etwa 40 Jahren zu sam meln begonnen. Band reihte sich so an Band, Stich an Stich, bis die große Sammlung, die heute zwei geräu mige Bibliothekszimmer füllt, da war. Still und zurück gezogen lebt seither Herr Eckl seinen Schätzen, nur höchst selten, wenn es gilt, der Oeffentlichkeit in Aus stellungen Einblick in Alt-Wiener Kultur zu geben, sein reiches Tuskulum öffnend. So gelegentlich der Theater ausstellung „Komödie“, so auch in der Urania, die sich fast zu allen Lichtbildern ihrer wienerischen Serien vorträge von Eckl, dem unerschöpflichen, aber auch unermüdlich hilfsbereiten und liebenswürdigen Schatz hüter, die Originale holt. Selbstverständlich umfaßt die Sammlung fast restlos alles, was es an Literatur über Wien in geographischer, geschichtlicher, folkloristischer, litera turkundlicher usw. Hinsicht gibt. Auch die Erstausgaben und gesamten Werke all derer, deren Name in der Alt- Wiener Literatur Klang und Bedeutung hat, fehlen nicht. Aber all das, sicher an sich schon Schätze von unab sehbarem Werte, oft Stücke enthaltend, die auch in den größten Viennensia-Bibliotheken fehlen, tritt in den Hinter grund gegenüber den Spezialsammlungen Eckls . . . . Im Mittelpunkt dieser Spezialsammlungen steht die Wiener T h e a t e rs a m m I u n g, die sich neben der großen Theaterliteratur insbesondere auf viele tausende und abertausende Stiche, Lithographien, Farbdrucke, Holzschnitte usw. erstreckt, darunter zahllose Unica. Dazu kommt eine große Theaterzettelsammlung, Plakate und ähnliches. Hochinteressant ist ferner auch die Almanachsammlung, die nicht weniger denn 700 Bände zählt und von Maria Theresia bis auf die Gegenwart reicht. Den größten Raum nehmen auch hiebei die Theateralmanache ein, dann kommen die literarischen Almanache, die Taschenbücher, Ka lender u. s. w. Besonderen Wert hat eine große Alma- nachsamrnlung aus dem Jahre 1848. Im Zusammen hang damit sei auf eine Postbüchelsammlung Eckls hingewiesen, die mit nur wenigen Ausnahmen fast die vollständige Reihe der Postbüchel vom ersten, das 1701 erschien, bis zum letzten im Jahre 1920 ent hält. Große Mappen bergen die Briefsammlun gen, in der fast alle Wiener, insbesonders aber die Musiker mit Beethoven, Strauß, Lanner an der Spitze, vertreten sind, andere Mappen enthalten die Plakat- Sammlung, große Pakete die Partezettelsamm lung. Außerdem gibt es hier reiche Bestände an Entreekarten 1 , Tanzordnungen und Pro gram m z e 11 e 1, eine lebendige, erinnerungsschwere Geschichte des Wiener Faschings, eine Sammlung von Spielkarten aller Zeiten, hochinteressant insbe sondere die aus dem Jahre 1848, wertvolle Konvoluts vieler hunderte Gratulationskarten in allen (oft über großen) Formen, u. s. w., u. s. w. . . . Zu den kuriosesten Spezialstücken dieser an Kurio sitäten überreichen Sammlung gehören aber wohl folgende drei Konvoluts. Vor allem die „Urtel“- Sammlung, unheimlich in ihrer Fülle, die schriftlichen Ausfertigungen der Urteile bei Hinrichtungen enthaltend. (Das erste von der Hinrichtung eines Ratsherrn der Stadt im 17. Jahrhundert handelnd, das letzte die letzte Justifizierung in Wien [Landesgerichtshof 1916] über haupt betreffend.) Dann die Sammlung von Glück wunschenthebungskarten. 1829 faßte nämlich der Schottenfelder Pfarrer Kraus den Entschluß, Karten herauszugeben, die für jene, die schon vor Neujahr eine größere Spende für die Gemeindearmen gegeben, als Legitimation gegen weitere Bettelei zu gelten hätte. Die Idee fand begeisterte Zustimmung und wiederholte sich Jahr für Jahr bis 1900, wo die letzten in Form von Almanachs erschienen waren. Eckls Sammlung dürfte wohl die einzige in Wien sein, ein eigenartiges Bild zu einem der originellsten Wiener Bräuche bietend. An Originalität und Kuriosität ihr gleichzustellen ist höchstens noch die A p o 11 o s aa 1 s am m l u ng, von dem unermüdlichen Sammler mit restlosem Fleiß und nimmer erlahmenden Spürsinn zusammengetragen, ebenfalls erwiesenermaßen die einzige in ihrer Art. Sie umfaßt von der Gründung des „Apoilosaals“ an gefangen alles, was sich mit dem „Apollosaal“ be schäftigt, von ihm handelt, von ihm ausgeht, bis auf die Programme, Plakate und Speisekarten. Und reicht bis in die Tage der Apollokerzenfabrik.