Nr. 1 Seite 7 Internationale Sammler-Zeitung BILDER. (Ein unbekanntes Gemälde Raffaels gefunden.) Der römische Korrespondent des „Berl. Tagbl.“ meldet seinem Blatte: ln der Villa Marchese Ferragiano unweit Savona wurde bei Bauarbeiten ein zwei Meter breites, einen Meter hohes Ge mälde von Raffael und Giulio Romano entdeckt. Das Gemälde, das über hundeit Figuren darstellt, zählt zu den großartigsten Schöpfungen des Meisters. Auf der rechten Seite des Bildes be findet sich auch ein Selbstporträt Raffaels und darunter deutlich sichtbar sein Monogramm. Das Bild wurde auf Bestellung des Papstes Julius II. angefertigt, um dessen Palast in Savona zu schmücken. („Mozart mit dem Nachtigallennest.“) Das städtische Museum in Salzburg hat sich das Vorkaufsrecht auf Zoffanis Bildnis „Mozart mit dem Nachtigallennest“ gewahrt, das den achtjährigen Mozart auf seiner ersten großen Auslandskunstreise (1763—1766) darstellt. Die Besitzer, die Firma Turner in Lon don, verlangen für das Bild hundert Millionen Kronen, die es nun zu beschaffen gilt. Hoffentlich machen es die Salzburger Kunstfreunde Herrn Direktor Dr. Leisching nicht schwer, dieses für Salzburg so wichtige Porträt zu erwerben. PHILATELIE. (Die8. Ferrari-Versteigerung) ist in Paris unter starker Beteiligung österreichischer u. tschechoslowakischer Interessenten zu Ende gegangen; sie brachte einen Gesamter lös von rund 1,600.000 französischen Franken. Den höchsten Preis erzielte der Baden-Fehldruck 9 Kreuzer grün auf ganzem Brief mit 120.000 Fr. (ohne Zuschläge), der in den Be sitz eines grossen Wiener Sammlers übergegangen ist. Der zweithöchste Preis wurde für den Spanien-Fehldruck 2 Reales blau mit 92.000 Fr. bezahlt. Bemerkenswert war der Peru- Fehldruck Va Peso rot im Paar, der mit 10.500 Fr. verhältnis mäßig billig wegging. Um die Raritäten der Oesterreich-Marken entspannen sich zum Teil erbitterte Kämpfe, doch sind trotzdent die interessantesten Stücke nach Wien gewandert, nur die seltene Type I b der 9 Kreuzer 1850 ging mit 8100 Fr. an einen englischen Händler. Ein Prachtstück der 2 Kreuzer orange 1858 ungebraucht erzielte 1800 Fr.; ein Lot der Ausgabe 1867, das den allerdings nicht sehr gut erhaltenen Fehldruck 3 Kreuzer rot, sowie schöne gebrauchte vorderseitige Doppeldrucke der 10 und 15 Kreuzer grober Bart enthielt, wurde mit 5300 Fr. zu geschlagen. Die Merkure erzielten bemerkenswerte Preise; so ein prachtvoller ungebrauchter gelber Merkur 10.000 Fr., ein ansehnlicher gebrauchter 3900 Fr.; ein vollrandiger ungebrauchter zinnoberroter Merkur ohne Gummi ging auf 20.000 Fr., während ein knapprandiger unschöner gebrauchter nur 8800 Fr. erzielte. Ein sehr schöner Originalbogen des blauen Merkurs ging mit 2000 Fr. billig weg, während der nur in drei Exemplaren be kannte Kehrdruck der Zeitungsmarke von 1863 im ungebrauchten Neunerblock 19.000 Fr. erzielte. Interessant ist auch der Preis der ungebraucht so seltenen Zeitungsstempelmarke 4 Kreuzer rot, von der das schönste Stück mit 11.000 Fr. zugeschlagen wurde. Bei Ungarn erzielten die beiden Lots, die je ein Stück der beiden Zeitungsstempelmarken für die Militärgrenze enthielten, 11.000 bzw. 13.000 Fr. Alles in allem hat diese Versteigerung ein Bild der Wertschätzung gegeben, deren sich die Altöster reich-Marken in der ganzen Welt erfreuen. VERSCHIEDENES. (Salzburg vor hundert Jahren.) Das Salzburger Museum Carolino Augusteum hat am 22. Dezember v. J. eine kleine, aber sehr anregende Ausstellung von Gemälden, Hand zeichnungen, Stichen und Lithographien aus eigenem Besitze eröffnet, die das „Stadtbild vor hundert Jahren“ höchst an schaulich schildern. Genau vor hundert Jahren, 1823, hat der Dessauer Ferdinand O 1 i v i e r in den „Sieben Tagen der Woche“ Salzburg und Berchtesgaden durch eine selten gewordene Inku nabel der Steinzeichnung auf nazarenische Art liebevoll gefeiert. Bald darauf begann Joh. Michael Sattler, von den man ganz vortreffliche Oelgemälde sieht, mit dem berühmten „Panorama“ Salzburgs, dem ersten seiner Art; davon besitzt das Museum die Originalzeichnungen. Durch die Beschränkung auf die Zeit von 1820—1835 wird die alte Stadt mit ihren vielen malerischen Toren und Winkeln, aber auch das eben damals erwachende Verständnis für die landschaftliche Umgebung in ungemein lehr reicher und anschaulicher Weise lebendig. Wie viele berühmte und unberühmte Maler sind schon damals über die Salzachstadt nach dem Süden gewandert, und keiner ging vorbei, ohne ihr seinen Tribut darzubringen. Alle, sofern das Museum Arbeiten von ihnen erlangen konnte, sind nun hier einmal vereinigt. (Einstellung der Stuttgarter „Antiq uitäten- Zeitung“.) Der Verlag teilt uns mit, daß er bis zur Wieder kehr stabilerer Verhältnisse das Erscheinen der „Antiqui- täten-Zeitung“ eingestellt habe. I ANTIKE TAPISSERIEN GOBELINS ! VERDUREN MUSEALE TEPPICHE Öffentliche Bibliothek Frankl geöffnet von 9 bis 6 Uhr. Wien I., Kohlmarkt 4 | MUSEEN. (Ein Skizzenbuch Munkäcsis.) Aus Budapest wird uns geschrieben: Die graphische Sammlung des Museums der Schönen Künste ist um eine interessante Kollektion reicher. Der Sparkassendirektor Geza Dänos, ein bekannter eifriger Kunstsammler, hat dem Museum ein Skizzenbuch Mun käcsis zum Geschenk gemacht, das aus 22 Blättern besteht und 53 Bleistiftzeichnungen enthält. Die Zeichnungen rühren aus den ersten Pariser Jahren des Meisters her (1872—73), der brillantesten Epoche Munkäcsis. Es sind größtenteils Kompositions- skizzen und Detailstudien zu seinen um diese Zeit entstandenen Hauptwerken, wie „Charpiezupfer“, „Nachtbummler“, „Beim Pfandleiher,“ „Der Dorflump“ u. a. Nicht nur -vermöge ihres künstlerischen Wertes sind diese Zeichnungen kostbar, sie sind auch äußerst aufschlußreich, denn sie gestatten unmittelbaren Einblick in die Art, auf die der größte ungarische Maler ge schaffen hat. VOM KUNSTMARKT. (Der Kunstbesitz Robert Bodanzkys.) Vor einigen Tagen ist in Berlin der Kunstbesitz des kürzlich verstorbenen Librettisten Robert Bodanzky versteigert worden. Während sich aber beim Verkauf des Mobilars, der Teppiche, der kunst gewerblichen Gegenstände, des Kristalls und Porzellans, die Angebote jäh überstürzten und man für Silberservice, silberne Leuchter und Aufsätze das Vier- bis Fünffache der Vorkriegs preise legte, brachte das Ausgebot der Gemälde für die Erben eine herbe Enttäuschung. Das Publikum zeigte weder Verständ nis noch Interesse für die Arbeiten Wiener Meister, die Bodanzky hauptsächlich gesammelt hatte. So kam es, daß die meisten Ge mälde ohne Angebot blieben. Da war ein besonders gutes Stück von Bensa, reizvolle Arbeiten des Franz Windhager, des Hugo Charlemont oder des Ignaz Ellminger, die alle wieder zurück gingen. Ein sehr gutes Stück des Eugen Bl aas kündigte der „sachverständige“ Auktionator mit den treffenden Worten an: „Dieser Maler gibt nur sehr selten ein Stück aus der Hand, da müssen Sie schon mit 300 Dollar beginnen 1“ Es war die pidee de rdsistance der Sammlung, aber keine Hand rührte sich. Auch für die Arbeiten Jehudo Eppsteins zeigte sich kein wie immer geartetes Interesse, und für einen Eugen Jettl wurde nur derart zögernd geboten, daß der Versteigerer das Bild wieder