Seite 30 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 4 PHILATELIE. (Versteigerung im Berliner Reichspostmin isterum.) Aus Berlin wird uns geschrieben: Das Reichspostministerium versteigert zu Gunsten der Reichskasse vom 25. bis 27. Februar in Berlin im großen Saal des Künstlerhauses, Bellevuestraße 3, gebrauchte Briefmarken des Auslandes (Oesterreich, Ruß land, Türkei, Persien) und von Deutsch-Ostafrika (Heller ausgabe ohne und mit Wasserzeichen) sowie ungebrauchte Post wertzeichen der deutschen Postänstalten in der Türkei (darunter Probedrucke) und der Marshall-Inseln (Briefmarken mit ^Schiffszeichnung ohne und mit Wasserzeichen lind Ganzsachen ohne Wasserzeichen, darunter Probedrucke). Um die Beteiligung an der Versteigerung zu erleichtern, werden schriftliche Stei gerungsaufträge entgegengenommen und kostenfrei ausgeführt. Ein späterer freihändiger Verkauf ist vorerst nur hinsichtlich der gebrauchten Briefmarken von Deutsch-Ostafrika und der unge brauchten Postwertzeichen der deutschen Postanstalten in der Türkei und der Marshall-Inseln vorgesehen. Die übrigen zum Verkauf gestellten Briefmarken werden nur insolange freihändig verkauft, als etwa Bestände. davon in der Versteigerung nicht abgesetzt werden. Kaufliebhabern dieser Marken wird daher geraten, ihren Bedarf bei der öffentlichen Versteigerung u. U. durch Stellung eines schriftlichen Steigerungsauftrages zu be friedigen. Altes Nähere über die Versteigerung enthalten die Vcrkaufsbedingungen mit dem Losverzeichnis und dem Vordruck zum Steigerungsauftrag, die bei jeder Postanstalt cingesehen oder von der postamtlichen Verwertungsstelle, für Sammler marken in Berlin W. 66, Reichspostministerium, gegen Einsen dung von 50 Pfg. bezogen werden kann. (Transkaukasische Republik.) Ein neues, zum russischen Reiche gehöriges Markenland ist in Asien erstanden: es nennt sich „Transkaukasische Republik“ und um faßt die früheren Einzelstaaten Armenien, Aserbeidschan und Georgien, womit diese wohl auch als selbständige Markenländer zu existieren aufgehört haben. Die interessante gemeinsame Freimarkenreihe umfaßt folgende sieben Werte: 75.000 Rubel (grün), 100.000 Rubel (grauviolett), 150.000 Rubel (rot), 200.000 Rubel (grün), 300.000 Rubel (blau), 350.000 Rubel (braun) und 500.000 Rubel (karminrot); die sehr hübsch ausgeführte Zeich nung der drei ersten Werte zeigt den berühmten Berg Ararat, links davon Bohrtürme und im Vordergrund Trauben und Wein blätter, am oberen Rande hingegen den unvermeidlichen Sowjet stern; auf den anderen Werten sind in einheitlicher Darstellung zu sehen: Sowjetstern mit Hammer und Sichel, Halbmond mit Stern, links wiederum Bohrtürme, rechts ein Berg mit strahlendem Stern auf dem Gipfel, vorn Kornähren und Weintrauben. Alle Marken zeigen außerdem die Initialien dieses neuen Staats wesens: „3. C. I. C. P. („Kaukasische Sozialistische Födera tive Sovjct-Republik“) und Inschriften in armenischer, russischer und türkischer Schrift; die Herstellungsart ist Steindruck. Ein Vorläufer dieser Serie ist die kurz zuvor erschienene ungezähnte Freimarke von Rußland zu 1 Rubel (schwarzbraun und ziegel rot) mit dem schwarzen Aufdruck der oben genannten Initialen. PORZELLAN. (Ein historischer Tafelaufsatz.) Aus Berlin wird uns gemeldet : Im Verkaufslager Leipziger Str. 2 der Staatlichen Pozellanmanufaktur wird gegenwärtig eine in Weiß porzellan ausgeführte Neuausformung des Tafelaufsatzes gezeigt, den im Jahre 1772 Friedrich der Große für die Kaiserin Katharina II. von Rußland bei der Berliner Manufaktur anfertigen ließ. Dieses Werk bester, alter Berliner Porzellan kunst bildet ein seltenes Schaustück für Porzellankenner. UHREN. (Neuerwerbungen des Uhrenmuseums der Stadt Wien.) Die Gemeinde Wien hat dem Leiter des Uhren-Museums Professor Kaftan zum Ankäufe einer hervorragenden Sammlung von Taschenuhren der verschie densten Konstruktion den Betrag von 165 Millionen bewilligt. Ausserdem lief in letzter Zeit eine Anzahl sehr wert voller Geschenke ein. Es spendeten u. a. : Uhrmacher Emanuel Löwy eine eiserne Spindel-Stundenschlaguhr mit Konsole, Herr Max Böhne l eine kleine Wanduhr mit einer eigentümlichen Weckvorrichtung am Zifferblatt und verschiedene Messing beschläge, Regierungsrat Alois 1 r k, Direktor an der Fachschule für Uhrmacher in Karlstein an der Thaya, N.-Oe., eine Anzahl eigener, noch nicht veröffentlichter Zeichnungen der Schüler seiner. Atjsfalt nach Jahrgängen geordnet und das ziemlich selten gewordene Buch von Dietzschold „Verzahnungen“, Kommerzial rat Max Fechner einen Uhrmacher-Werktisch und Uhrmacher arbeiterbuch, Karl Fab er eine französische goldene Taschen uhr mit Repetierwerk, ungefähr aus 1810, Ingenieur Anders ein Modell einer freien Hemmung, ausgeführt von Marenzeller ferner zwei Bände des äusserst seltenen Werkes von Ferdinand Berthoud: Essai sur l’horlogerie, J. Spronz mehrere Bände des Werkes von Geißler: „Lehrbegriff“. Firma Danubia A.-G. eine moderne Zünd- und Löschuhr nebst zwei kleinen Zählern, Brüder Oesterreicher, Spezialwerkstätte für alte Uhren, eine alte kleine Turmuhr, ein Spielwerk, Taschenuhr und mehrere unvollständige Wiener Messingührchen, Uhrmacher Emanuel Fi sc hl ein^Pendeluhrwerk mit von ihm erfundener und aus geführter Schlagwerkskonstruktion mit einzigem Rechen für Viertel- und Stundenschlag, Franz M o r a w e t z, Uhrenfabrikant, ein wertvolles Buch von Martini 1777, Direktor Frankfurter eine grosse Pendeluhr mit Kasten. Uhrmacher Josef L ö s s 1 eine eigentümliche Weckuhr mit Duplexhemmung und mehreren von seinen Töchtern ausgearbeiteten Schulzeichnungen, Uhr macher Ludwig Lustig eine eiserne Spindel-Stockuhr mit Viertel- und Stundenschlag und Pendel vor dem Zifferblatt. VERSCHIEDENES. (Wilhelm.Klein f.) In Ha.indorf (Nordböhmen) starb, wie uns aus Prag gemeldet wird, der ehemalige Professor der Archäologie an der deutschen Universität in Prag und wohl, "einer der bedeutendsten Archäologen überhaupt, Dr. Wilhelm Klein, im 74. Lebensjahre. Klein, ein gebürtiger Ungar, stu dierte in Wien, wo er Schüler Conzes war, dann in Göttingen. Von 1886 bis 1923 wirkte er an der deutschen Universität in Prag. Von seinen Arbeiten sind am bekanntesten eine drei bändige „Griechische Kunstgeschichte“, ein Werk über Praxiteles, sowie sein epochales Aiterswerk über das antike Rokoko. Auf dein Gebiet der Vasenforschung wirkte er bahnbrechend. Ihm hat die archäologische Forschung zahlreiche Restaurierungen antiker Statuen und Gruppen, so der berühmten „Aufforderung zum Tanz“, zu danken! Von Interesse ist, daß er seinerzeit in Italien das neuentdeckte „Mädchen von Antium“ agnoszierte und der italienischen Regierung rettete, bevor der geheime Ankauf durch Amerika Tatsache werden konnte. (Eine neu aufgefundene Kantbüste.) Eine Büste von Immanuel Kant, ein Werk des Berliner Bildhauers Bardou (um 1810), ist vor kurzem aufgefunden worden. Die Büste war jahrzehntelang im Besitz des Professors für mittelalterliche Ge schichte der Universität Halle, Dr. Ernst DU mm ler, der keine Ahnung hatte, wen die Büste darstelle und aus wessen Hand sie stamme. So stand die Büste in seinem Garten unter freiem Himmel, Wind und Wetter schonungslos preisgegebem Sie hat dadurch sehr gelitten. Die Büste ist vom Kaiser Friedrich- Museum in Berlin angekauft worden. Ueber die sehr merk würdigen Schicksale dieser Büste und ihren künstlerischen Wert wird der Direktor des Kaiser Friedrich-Museums in Berlin, Dr. Demmler, Bodes Nachfolger, in dem Kant-Festheft der Kantgesellschaft, das anläßlich Kants 200. Geburtstag im April d. J. erscheint, eingehend berichten. (W oblieb Moli eres Nachlaß?) Von Molieres Komödien sind bekanntlich ebenso wie von den Dichtungen Shakespeares keine Handschriften vorhanden. Wie nun die so genannten „Baconianer“ daraufhin den Kanzler Bacon zum großen Dramatiker machen wollen, der sich des mittelmäßigen Schau spielers Shakespeares nur als Strohmann bedient haben soll, so hat der französische Dichter Pierre Louis nachzuweisen versucht, der Verfasser der meisten Werke Molieres sei der große Tragödiendichter Pierre Corneille. Diese Vermutung hat aber weit weniger Anklang gefunden als die Bacon-Hypothese. Ebenso weist der neueste französische Moliere-Biograph Mich aut die Behauptung des Büchersammlers Jacob zurück, eine geheime jesuitische Gesellschaft, die Moliere besonders wegen des Tartuffe verfolgte, habe seine hinterlassenen Papiere vernichtet. Noch weiter versteigt sich der französische Forscher Loquin, der ein Staatsgeheimnis erfindet, das durch das Verschwinden der Papiere Molieres verdeckt werden sollte. Demgegenüber findet Michaut keinen anderen Grund als die Nachlässigkeit der Witwe des Dichters. (Eine neue Ausgrabung in Rom.) Unweit der Portasalaria in Rom wurde fünf Meter tief eine antike Aula mit wundervoll erhaltenen Fresken gefunden. Dargestellt sind unter anderem die jagende Diana und Nymphen mit Hirschen und Rehen. Die Göttin trägt kurze rote Tunika und flatternden gelben Mantel, hohe Stiefelchen, Diadem und Lorbeerkranz. Sie wirkt fast wie eine Ephebe. Die Gelehrten sind noch unschlüssig, um welches Gebäude es sich handelt,, da die Aula auch ein drei Meter breites, zweieinhalb Meter tiefes Wasserbecken enthält. VOM KUNSTMARKT. (Ein Frans Hals nach Amerika verkauft.) Ein reicher Geschäftsmann in Chicago namens J. R. Thompson hat von dem englischen Kunsthändler Sir Joseph Duveen für 50.000 Pfund Sterling Frans Hals berühmtes Bild „Der la chende Mandolinenspieler“ gekauft. Das Bild gehörte früher einem schwedischen Grafen und befand sich bis 1767 in Amsterdam. Thompson hat bereits eine sehr wertvolle Samm lung, deren Stücke größtenteils aus Europa geholt sind.