Nr. 1 Internationale Sammler-Zeitung Seite 3 erstanden hat, wie viele im Publikum wissen wollten, bedarf noch der Bestätigung. Die übrigen der 190 Blätter gingen zu Preisen von 120 bis 580 Pfund ab. Als Käufer traten vorwiegend Amsterdamer Kunsthändler auf. Fast-zur gleichen Zeit mit der Christie-Auktion — Duplizität der Ereignisse — wurde auch in Paris ein Rembrandt-Rekordpreis erzielt. Der erste Zustand des Bildnisses J. Lutmar brachte von 12 3, 180 Franks. Im Jahre 1912 zahlte man in London für das Blatt 200, 1919 schon über 1500 Pfund. Jittcßinesiscfie ^Bronzen. Von Dr. ). O. Kümmel, Berlin. (Aus einem Vorfrage.) Altchinesische Bronzen sind in neuester Zeit ein sehr beliebtes Sammelobjekt und es wird darum inter essieren, etwas über deren Geschichte zu hören. In einem Vortrag, den der Direktor des neuen Ost asiatischen Museums in Berlin, Dr. j. O. Kümmel, dieser Tage hielt, führte er aus: Die altchinesischen Bronzen — es handelt sich um die Sakralgefäße aus vorchristlicher Zeit, nicht um die spielerischen Erzeugnisse späterer Epochen — waren dem europäischen 19. Jahrhundert bis auf wenige Stücke im Musee Cernuschi (Paris) und im South-Kensington- Museum (London) unbekannt. Als im Jahre 1900 eine ostasiatische Kollektion von etwa 20 erstklassigen Stücken in Paris zu Geld gemacht werden sollte, war so wenig Interesse dafür da, daß Ernst Große sie unter dem Preise kaufen konnte; er schenkte diese Stücke später nach Berlin. Ein Jahrzehnt später ließ Paris wieder das Meiste, was an Bronzen auf den Markt kam, nach Amerika wandern. Allmählich machten Louvre und Kensington-Museum auf diesem Gebiete stärker mit, doch die teuren Stücke gingen nach Ostasien zurück; Baron S u m i t o m o (Osaka) besitzt etwa 200 Stück. Der reiche Sammler hat sie in einem vielbändigen Werk, das nur durch persönliche Schenkung erreichbar ist, publiziert. Eine zeitliche Einordnung der Kunstwerke in die Jahrtausende der drei ersten, zum Teil sagenhaften Dynastien Chinas (Chia-, Shang-, Chou-Dynastie, 2200— 249 vor Christus) ist noch gar nicht möglich. Wohl gibt es eine reiche, w r eit zurückgehende chinesische Lite ratur über diese Bronzen; diese kunsthistorischen Bücher beschreiben die Bücher nach Aussehen und Gebrauch und bilden si'e ab, doch sie sagen nichts über die nä heren Fundtatsachen und geben keine Anhaltspunkte für die Datierung. Die Bronzensammlung des Kaisers H u i t s u n g wurde 1053 n. Chr. mit Abbildungen und genauen Beschreibungen publiziert; auch im 18. Jahr hundert entstand ein illustrierter Katalog (Kaiser Kien- 1 u n g), von dem ein Manuskript nach Berlin kam. Das Alter der Bronzen, deren Typen lange Zeit weiterleben, kann einstweilen nur gefühlsmäßig bestimmt werden, Fälschungen, an deren Patina in Ostasien Jahrzehnte arbeiten, sind oft schwer auszuscheiden. Die Sakralbronzen des alten China dienen dem Ahnenkult, der das rituelle Geschehen beherrscht. Edel metall und Halbedelsteine waren ursprünglich das Ma terial, Ton konnte für bescheidene Verhältnisse auch genügen; das rituelle Material war die Bronze. Gefäße für Speise und Trank zum Totenmahl, wo der Lebende die Dinge, der Tote den Duft davon genoß, 'Glocken und Klangsteine, die die Toten zum Gedächtnismahl rufen, Spiegel, die Zauberkraft besitzen, alles hatte be stimmte Formen, denen metaphysische Kräfte inne wohnten, und von denen man nur zu seinem Schaden abweichen konnte. Langsam, ohne Absicht, hat sich spontan eine Weiterentwicklung der Formen durchge setzt. Immer im Zusammenhang mit dem Totenkult dienten diese Gefäße als Vertragsbewahrer (wobei die Toten Zeugen waren), als Geschenke für Staatsmänner und Generale, mit denen zugleich ihre Ahnen geehrt wurden, ja sogar als Denkmäler, wie durch literarische Zeugnisse belegt wird. Die Technik der Bronzen ist noch gar nicht zu reichend untersucht. Neben Stücken, die aus verlorener Form gegossen wurden (ä cire perdue) stehen solche, an denen Gußnähte sichtbar sind. Die reiche Orna mentik ist oft kaum nachziseliert, während europäische Bronzen nach dem Guß das Ziselieren oft noch sehr nötig haben. Gold und Silber, Türkis und Malachit wurden als Verzierungen eingehämmert; den schönsten Farbenschmuck erhalten die Bronzen durch die Patina. Phantastisches Blau und Grün, ein Rot wie Lack und viele andere Farben zeigen sich; wie sie entstanden sind, ist noch nicht genügend erklärt. Dazu kommt das künstliche Herausarbeiten von Farbenspielen aus der ver krusteten und versinterten Bronze (marmorierte Patina). 2)/e JorzetfanauRtion Jean JDurz. Aus Berlin wird uns geschrieben: Mit der Sammlung des im September vorigen Jahres in Mannheim verstorbenen Herrn Jean Wurz brachte Rudolph Lepke eine der größten Spezial sammlungen von Frankenthaler Porzellan zur Auflösung. Die Befürchtung, daß der Markt auf einmal nicht soviel Frankenthal werde aufnehmen können, erwies sich als völlig unbegründet, die Stücke gingen nicht nur aus nahmslos ab, sondern erzielten auch vorzügliche Preise. Besonderes Interesse erweckten naturgemäß die Gruppen und Figuren der älteren Periode, der Zeit, in der Meister, wie Johann Wilhelm Lang, die beiden Lücks, Konrad Linck und Johann Peter Melchior in der Franken thaler Manufaktur wirkten. Nächst süddeutschen Samm lern waren es hauptsächlich deutsche Museen, die an der Auktion sich lebhaft beteiligten, allen voran das Mannheimer Museum, das durch seinen Leiter, Professor Walter, vertreten war. Einige kostbare Figuren erstand Generaldirektor Otto von Falke für das neue Schloßmuseum in Berlin. Nachstehend die erreichten Preise in Goldmark: Gruppen und Figuren von Frankenthal und anderen deutschen Manufakturen. Nr. 1 Kätzchen, sitzend, Schwertermarke 28. Nr. 2 Blanc- de Chine-Figur: Sitzende Küanyin 18. J. 35. Nr. 3—7 Fünf Fürstenberger Biskuit-Figuren 120. Nr. 8 Straßburger Fayence- Gruppe 70. Nr. 9—16 Voltaire und Milton, Standfiguren, Dirn stein, Ende 18. J. 250. Nr. 11 Der Höllenfürst, Meissen um 1760 100. Nr. 12 Alter Mann auf Shpinx sitzend, Meissen um 1740 280. Nr. 13 Venus und Amor, Nymphenburg 1765—70 230’ Nr. 14 Asca, Nymphenburg um 1780 500. Nr. 15 Desgl.. Vcr-