Seite 13 Nr. 2 Internationale Sammler-Zeitung seines Vaters in Alloway Churchyard anbringen ließ, zuletzt im Besitze der Frau A. G. Dillm Edinburg, erreichte 56 Pf. und eine beglaubigte Reinschrift der „Gedichte“ Kilmarnok 1786 215 Pf. (Spencer). BIBLIOPHILIE. (Versteigerung deutscher Klassiker-Erst ausgaben in Paris.) Die Bibliothek eines Herrn v. Beth- mann, eines nahen Verwandten des Kanzlers, ist in Paris ver steigert worden. Dieser Bethmann, der in Bordeaux geboren und Franzose von Nationalität war, besaß kostbare Erstausgaben deutscher Klassiker. Insgesamt wurden 180.000 Franken erzielt. Es brachte die Erstausgabe von Goethes Werken aus Herders Besitz mit handschriftlicher Widmung in 8 Bänden 1787—1790 13.000 Franken; Goethes Faust 1790 3500 Franken; Goethes Die Leiden des jungen Werthers 1774 5000 Franken; Goethes Doktor these 1100 Franken; Klopstocks Werke 1797—1809 7500 Franken; Schillers Die Räuber 1781 5000 Franken; Wie lands Sämtliche Werke 1794 1802 8100 Franken. (Die Bibliothek Busonis) kommt, wie man uns aus Berlin schreibt, im Frühjahre bei Max Perl zur Ver steigerung. Die Bibliothek enthält wertvolle Stücke aus allen Gebieten der Weltliteratur, namentlich aber Goetheana. (Oscar Wildes Epistola.) Im Jahre 1905 wurde ein Bruchstück der Lebensbeichte Oscar Wildes unter dem Titel „De Profundis“ herausgegeben. Die Veröffentlichung des voll ständigen Textes dieses erschütternden menschlichen Doku mentes, die äus privaten Gründen bis jetzt zurückgehalten wurde, erfolgt nunmehr in deutscher Sprache unter dem Titel „Epistola“. Die Erben Oscar Wildes haben Dr. Max Meyerfeld mit der Herausgabe dieser ursprünglichen, ungekürzten Fassung betraut, die zum ersten Male (Verlag S. Fischer, Berlin) in irgendeiner Sprache der Welt erscheint. Durch diese Veröffentlichung, von der die frühere Ausgabe nur ein Drittel enthielt, wird die Lebens tragödie Oscar Wildes in völlig neue Beleuchtung gerückt und die Bekanntschaft mit einem Werk vermittelt, in dem sich menschliche Tiefe und Größe des Leidens spiegeln. NUMISMATIK. (Verkauf ei ne r spanischen Goldmünzensammlung.) Die spanische Presse meldet erregt den Verkauf der größten spanischen Goldmünzensammlung. Es handelt sich um eine geschichtlich unschätzbare, seit Jahrhunderten im Besitz einer herzoglichen Familie befindliche Sammlung, die über 2000 Gold stücke enthält und in einer nicht wieder erreichbaren Vollstän digkeit sämtliche spanischen Goldprägungen im Inlande, in den Niederlanden, in Neapel und Sizilien und in den ehemaligen Kolonien des Königreiches umfaßt, und zwar in durchweg tadel losen Exemplaren. Diese Sammlung geht nun geschlossen in das Ausland, und zwar wahrscheinlich nach Südamerika, nach dem alle Versuche, sie Spanien zu erhalten, gescheitert sind. (Fünfhundert römische Münzen aufgefunden.) Bei Erdarbeiten in London wurde eine Metallbüchse mit 500 römischen Bronzemünzen zutage gefördert. Die Münzen tragen zumeist Kopf und Namen Konstantins des Großen. Nach dem Gutachten von Sachverständigen dienten die Münzen zur Entlohnung römischer Soldaten. PHILATELIE. (Die Briefmarkenernte 192 4.) Die Ernte an neuen Briefmarken im abgelaufenen Jahre war nicht so reich, wie in den vergangenen Inflationsjahren. Mit 1250 neuen Brief marken steht sie um 500 hinter dem „Rekordjahr“ 1923 zurück. Aber diese Abnahme der neuen Ausgaben von Postwertzeichen läßt auf eine Konsolidierung der politischen Verhältnisse schließen und ist daher ein günstiges Zeichen. Besonders reich war die jüngste Ernte an Erinnerungsmarken, zu welcher Klasse nicht weniger als 201 der neuen Marken gehören. Die berühmteste dieser Gedächtnismarken ist die auf den Tod Lenins. Auch andere politische Ereignisse spiegeln sich in ihnen wieder, so die Gewinnung Fiumes durch Italien, die Absetzung des türkischen Sultans, dann die Einsetzung des Sultans Hussein als Kalifen. Die 300jährige Wiederkehr der Landung der hugenottischen und wallonischen Siedler in Newyork wurde durch reichgeschmückte Briefmarken gefeiert. Die Hundertjahrfeier dreier großer Dichter wurden durch Marken verewigt, nämlich der hundertste Geburts tag von Byron, der vierhundertste Geburtstag des französischen Dichters Ronsard und der dreihundertste Geburtstag des großen portugiesischen Nationalpoeten Camoens. Sodann waren dem Sport einige Gedächtnismarken gewidmet. Eine Serie von drei verschiedenen Marken mit symbolischen Dar stellungen wurde als Erinnerung an die “Olympischen Spiele in Paris aüsgegeben und die Fußballsieger von Uruguay auf der achten Olvmpiadc feierten diesen Triumph in einer eigenen Marke. Das Jubiläum des Weltpostvereines gab zu verschiedenen Neuschöpfungen Anlaß. Besonders zahlreich sind die neuen Luftpostmarken, von denen 56 von Deutschland, Oesterreich, Danzig, Estland, Litauen, Rußland, Ungarn, Syrien, der Schweiz und Uruguay ausgegeb'en wurden. 46 Wohltätigkeitsmarken dienten den verschiedensten gemeinnützigen Stiftungen. Der künstlerische Wert dieser neuen Briefmarken ist im Durchschnitt höher als in früheren Jahren. VERSCHIEDENES. (Ein G i o 11 o - F u n d im Vatikan.) Der Vatikan über rascht die kunstliebende Welt durch die Mitteilung, daß ein Zufall ein M o sä i k von G i o t to ans Tageslicht gebracht habe, angeblich ein Teil der großen noch heute die Vorhalle von St. Peter schmückenden „Navicella“ (der Darstellung des Schiffleins der Kirche auf dem stürmischen Meere), die in ihrer ursprüng lichen Fassung auf Giotto zurückgeht. Die Gruft der Orsini, des alten römischen Geschlechtes, in den unterirdischen Grotten von St. Peter, war mit einem Engelbild verschlossen, dessen Um schrift bisher immer so gelesen wurde, daß es im Anfang des 17. Jahrhunderts an Stelle einer schadhaft gewordenen Arbeit Giottos gesetzt worden sei. Kürzlich kam man nun aber zu einer anderen Lesung dieser Umschrift, wonach dieser neue Wand schmuck nicht an Stelle des ursprünglichen, sondern über diesem Mosaik Giottos angebracht wurde. Ein Versuch ergab die Rich tigkeit dieser Lesung; ein altes Mosaik ist unter jenem Bild des 17. Jahrhunderts zutage gefördert worden. Es ist das schlecht erhaltene Brustbild eines Engels in runder Fassung und scheint das Gegenstück zu sein zu jenem gleichfalls in schlechtem Zu stande befindlichen Engelmosaik Giottos, das nach Boville ver schleppt worden ist. Die Zurückführung auf Giotto scheint neben der Angabe der Inschrift .durch die ganze giotteske Art der Zeichnung gerechtfertigt. Wie weit die Behauptung gerechtfertigt ist, daß diese zusammengehörenden Engelbilder links und rechts von der Inschrift sich befunden hätten, die ober- oder unterhalb der alten Navicella angebracht gewesen sein soll, mag dahin gestellt bleiben. Immerhin bedeutet der Fund einen Zuwachs zu dem Wenigen, was aus der so umstrittenen römischen Zeit Giuttos erhalten ist. (Tod bekannter Sammler.) In Innsbruck ist 83jährig Dr. Artur Graf von Enzenberg gestorben. Er hatte sich als hervorragender Numismatiker einen Namen gemacht und war durch viele Jahre Kurator und Ehrenmitglied des Museums Fer dinandeum in Innsbruck. MUSEEN. (Diebstähle im Germanischen Museu m.) Aus dem Archiv des Germanischen Museums in Nürnberg wurden im Laufe der letzten Jahre einzelne Briefe von Andreas Hofer, Friedrich dem Großen, Kaiser Friedrich I., Kaiser Matthias, Kaiser Wilhelm I., des Königs Louis, der Gebrüder Grimm, des Kurfürsten Friedrich, des Pfalzgrafen Ludwig, des Herzogs Johann Georg von Sachsen, des Fürsten Bismarck, außerdem ein Auto gramm Goethes, 5 Oelbilder und 16 Oelminiaturen und einige Siegel gestohlen. Die Untersuchung ergab, daß die Entwendungen von dem seit 1911 in Diensten des Germanischen Museums stehenden Kanzleibeamten Hans Kunz ausgeführt wurden. Kunz wurde nunmehr vom Schöffengericht Nürnberg zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Der Käufer der entwendeten Stücke, Kauf mann Heinrich Meyer; wurde wegen Hehlerei mit drei Mo naten Gefängnis bestraft. (Eine neue Galerie in München.) Aus München wird uns gemeldet: Der Stadtrat hat die Lenbachschen Anwesen in der Luisen- und Richard-Wagnerstraße erworben. Frau von Lenbach hat der Stadtgemeinde die überaus wertvolle Len- bachsche Galerie geschenkt. Die Stadt beabsichtigt, nunmehr eine städtische Galerie zu errichten, in der Werke von Münchner Künstlern ausgestellt werden sollen. (Die öffentliche Kunstsammlung Basel) hat in letzterer Zeit beträchtlichen Zuwachs erhalten. Bei den Gemälden ist als wichtigstes die glückliche Restaurierung eines männlichen Porträts des 16. Jahrhunderts zu erwähnen, das bisher als „Basler Schule“ galt, das aber,^wie sich jetzt herausstellte, ein sicher signierter Hans B a 1 d u n g ist. Es stellt den Ritter Adelberg III. von Bärenfels dar. Gut getan hat die neuerliche Restaurierung auch einem psycholigisch interessanten Männer porträt aus dem Kreis des Joos von Cleve. Gereinigt wurde ferner das Simsonbild von Jörg B r e u, ein allerdings wenig er freuliches, weil sehr manieriertes Werk. Als Neuerwerbungen ist die „Gefangennahme Christi“ des Zürichers Hans Leu des J. (um 1490—1531) zu nennen. Sie soll zu einem Altar gehören, von dem sich eine weitere Tafel im Landesmuseum befindet (eine Kreuztragung). Es ist ein sehr tüchtiges, dunkles, gut er haltenes Bild, das seinem allgemeinen Charakter nach in die weitere Dürer-Schule gehört, aber durchaus nicht ohne per-