Seite 13Ö itttefnationale Sammier-Zeituiig Nr. 16 tien waren ganz stumpf und farblos geworden. Nun zeigten sich aber in den letzten Jahren ernstere Schäden: die Farbe begann seitlich, an den Rändern, die abgeschnitten waren, zu bröckeln, ganze Stücke drohten abzublättern. Die sem Uebel kann man nur beikommen, wenn man die alte Lein wand mit einer neuen hinterzieht; der Klebstoff dringt dann durch und befestigt die Farbschichte wieder. Nachdem die ser Teil der Arbeit gut durchgeführt war, wurde auch die Schauseite durch den bekannten Restaurator Professor Bruno Sy kor a aufs vorsichtigste behandelt; der Farbstoff wurde — ohne irgendeine gewaltige Aenderung —• durch entspre chende Mittel geschmeidiger gemacht, die Sprünge schlossen sich, das ganze Bild wurde klar. Und jetzt trat von selbst die bisher unsichtbare restliche Signatur sowie die Jahreszahl deutlich heraus. (Drei wertvolle Gemälde gestohl en.) Aus Madrid wird gemeldet: Aus der Wohnung des Sohnes des früheren Ministers Urzais sind drei wertvolle Gemälde gestohlen worden, und zwar ein V e 1 a s q u e z, Christus dar stellend, ein T i z i a n, einen Mönch darstellend, und ein Van Dyk, der eine blonde Frau von großer Schönheit darstellt. Der Wert der entwendeten Bilder beträgt zwei Millionen Pesetas. HANDSCHRIFTEN. (Eine Handschrift Hartmanns v. d. Aue ent deck t.) Aus Waidhofen an der Thaya wird uns geschrieben: Dr. Heinrich Rauscher, Professor an der Bundesrealschule, der sich um die Erforschung der Lokalgeschichte und durch seine Sammeltätigkeit für das neugegründete städt. Museum bereits große Verdienste um Waidhofen erworben hat, fand bei seinen Nachforschungen im Stadtarchiv im Deckel eines Steuerkatasterbandes der mit Waidhofen verbundenen Ge meinde Niedertal aus dem Jahre 1646 ein Doppelpergament blatt mit einer mittelalterlichen Handschrift, die sich als ein Bruchstück der Dichtung „Gregorius von dein Stein“ des höfischen Epikers Hartmann von der Aue (um 1200) entpuppte. Auf den vier Seiten des Einbandes, dessen Innen seiten mit jüngeren Handschriften überklebt waren, erscheinen 240 Verse niedergeschrieben, und zwar Vers 1979 bis 2098 und Vers 2579 bis 2698. Der Schreibung nach gehört das auf- gefundene Bruchstück dem 15. Jahrhundert an. Hartmanns Bearbeitung der Legende vom heiligen Gregor behandelt das alte Oedipusmotiv. Gregor heiratet, ohne es zu wissen, seine eigene Mutter, sühnt, 17 Jahre lang an einen einsamen Fel sen auf einem See geschmiedet, ein unverschuldetes Ver gehen, wird Papst und absolviert seine Mutter. Außer vier mehr oder weniger vollständigen Handschriften des „Gre gorius“ aus dem 13. und 15. Jahrhundert kennt man bloß drei Fragmente der Dichtung, so daß Dr. Rauschers Fund für die literarhistorische Forschung gewiß nicht ohne Bedeutung ist. NUMISMATIK. (Silbermünzen aus dem Dreißigjährigen Krieg.) Bei Erdaushebungen auf dem Bauplatz der Ge meinde Wien, III., Dietrichgasse 34, stießen die Arbeiter auf einen Totenkopf, der etwa 250 silberne Münzen ent hielt. Sie stammen nach dem Gutachten des Konservators des Bundesdenkmalamtcs Dr. Erich Polasch ek aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und dürften in den Wirren der damaligen Zeit vergraben worden sein. (Münzfunde.) Bei der Erneuerung eines Kamins in Hallstadt bei Bamberg fand man im Hause des Jakob Stretz 29 große Silbermünzen, und zwar bayerische Mutter gottestaler von 1775 mit dem Bildnis des Kurfürsten Max Joseph III. (1745 bis 1777), mit den Münzzeichen A und der Umschrift: „D. G. Max Jos. U. B. D. S. R. I. A. et El.“ Ein anderer Teil von gefundenen alten Münzen bestand aus fran zösischen Doppellieren, die auf der Vorderseite das Bild Lud wigs XV. tragen mit der Umschrift: „Ludwig XV.: D. G. Fr. Et. Nav. Rex.“ Die Rückseite zeigt das Lilienwappen, darüber die Krone, um diese einen Lorbeerkranz mit der Umschrift: „Sit nomen Domini Benediktum“ vom Jahre 1769, ferner das Münzzeichen L. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß die Münzen 1795 anläßlich des Koalitionskrieges vom damaligen Hausbesitzer, Nikolaus Ortlein, im Kamin versteckt wurden. PH ILA TEUF. (Veranstaltungen.) 4.—5. September in U t re c h t 17. Niederländischer Philatelistentag.. — 5. bis 7. September Leipzig 10. Briefmarkenhändler-Messe. 11.- 12 September W i e n, 5. österreichischer Philatelistentag. — 13. bis 18. Sept. Zürich, E. L u d e r-E d e 1 m a n n - Auktion. — 17. bis 20. September Stockholm, Briefmarken-Ausstellung. — Mitte September Danzig. H o 11 z u. G i e b e 1 e r - Auktion. (Briefmarkenhändler Siegel als Fälscher verhaftet.) Aus Berlin wird uns gemeldet: Die Krimi nalpolizei verhaftete den Inhaber eines der größten Brief markengeschäfte Europas, der Marken- und -Ganzsachen- Haus G m. b. H., Rudolf Siegel, der seit längerer Zeit die Fälschung von Briefmarken von Altdeutsch land systematisch betrieben hat. Rudolf Siegel spielt seit vielen Jahren im internationalen Briefmarkenhandel eine große Rolle und nahm auch in den Vorständen der phila- telistischen Vereine eine führende Stellung ein. Es bestand schon seit längerer Zeit der Verdacht, daß Siegel Briefmarken fälschungen vornehme. Wenn auf den großen Briefmarken- Auktionen, die Siegel veranstaltete, gefälschte. Briefmarken entdeckt wurden, so erklärt er jedesmal, er könne bei dem großen Umfang seines Geschäftes nicht, jede einzelne Brief marke so genau untersuchen, daß nicht auch einmal eine Fäl schung unterliefe Außerdem waren die Fälschungen so vor züglich, daß sie selbst von Fachleuten außerordentlich schwer festzustellen waren, zumal Siegel vielfach auf der Rückseite der von ihm gefälschten Briefmarken das Echtheitszei chen des größten internationalen Briefmarkenprüfers, Thier, anbrachte. Siegel versah ungebrauchte Marken, hauptsächlich von Thurn und Taxis, Hamburg, Helgoland, Baden, die ungebraucht einen ganz geringen Wert haben, wäh rend sie gestempelt außerordentlich gesucht sind, mit Post stempeln, die er auf Grund von Originalstempeln selbst an fertigen ließ. Außerdem machte er bei den geschnittenen Braunschweigischen Marken „Durchschnitte“ und erhöhte auf diese Weise den Wert der Marken wesentlich. Nebenher er zeugte Siegel auf chemischem Wege künstlich Fehl drucke. Als vor einiger Zeit Siegels Firma in Konkurs ge raten war, häuften sich die Fälschungen so, daß der Briefmar kenhändler Heinrich Köhler als Mitglied des Fälschungs- Bekämpfungs-Ausschusses des Bundes der Deutschen Phila- telistischen Verbände den Fälschungen nachging. Bald war so viel Material gegen Siegel gefunden, daß ein Strafverfah ren gegen ihn eingeleitet werden konnte. Eine von der Poli zei vorgenommene Hausdurchsuchung brachte so umfassendes Belastungsmaterial gegen Siegel, daß er jetzt in Unter suchungshaft genommen wurde. Er mußte jedoch bald wieder entlassen werden, da er wegen einer schweren Zuckererkran- kung haftunfähig ist. Die Untersuchung gegen ihn wird je doch weitergeführt. VERSCHIEDENES. (Kunstfälschungen.) ln Berlin wird im Sep tember eine Polizei-Ausstellung stattfinden, die auch eine Un terabteilung „Kunst und Polizei“ enthalten soll. In die ser Abteilung werden Kunstfälschungen behandelt werden. Der Verband des deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels ist auf gefordert worden, sich an dieser Ausstellung fördernd zu be teiligen. Der Verband erachtet es als eine wichtige Aufgabe, Fälschungen von Kunstwerken aufzudecken und gegen Fäl schungen vorzugehen. Dazu kann das Unternehmen wertvolles Material bringen. Die Ausstellung wird auch von den Museen beschickt und unterstützt werden. (Internat. Ausstellung für moderne Gra phik.) Soeben hat sich in Florenz unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Garbasso das Komitee konstituiert, wel ches die Aufgabe hat, die 2. Internationale Ausstellung der ge samten modernen, auch der außereuropäischen Graphik, wel che sich an die vor zwei Jahren in Florenz freilich in viel klei nerem Umfange veranstaltete Ausstellung anreiht, durchzufüh ren. Dem Komitee gehören außer dem Generaldirektor der Galerien der Toskana, Giovanni P o g g i, auch der durch die Buchausstellung von 1925 bekannt gewordene Professor Giu seppe Fumagalli und der Schweizer Dr. Bodmer an. Es werden Einladungen an 26 Staaten ergehen, in denen wiederum Komitees oder besonders ernannte Kommissäre für die Organisation der einzelnen nationalen Ausstellungen Sorge tragen werden. Jedem Land wird ein eigener Raum, und in den Fällen, in denen die. Produktion auf dem Gebiete der Graphik eine besonders große ist, eine ganze Abteilung zuge wiesen. Ein Künstler hat im allgemeinen Anspruch darauf, f ü n f Werke ausstellen zu dürfen. Künstler, die keiner natio nalen Gruppe angehören, können sich an die Via Ginori 13 in Florenz zu erreichende Zentralkommission wenden, die nach freiem Ermessen drei Werke des betreffenden Graphi kers anzunehmen und auszustellen befugt ist. Die Stadt Flo renz, verschiedene Ministerien und private Spender haben einen beträchtlichen Fonds zur Verfügung gestellt, der dazu dienen soll, in allen Abteilungen größere Ankäufe zu machen, die der Uffiziengalerie, die bekanntlich neben ihren anderen Schätzen die größte moderne graphische Sammlung Italiens besitzt, zugewiesen werden.