Seite 160 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 20 2)/e Sfnfcunaßet- Versteigerung c (Jl)offf. Aus Frankfurt a. M. wird uns geschrieben: Am 5. und 6. Oktober fand im Hause der Buch handlung Joseph Baer die Versteigerung der von der „Internationalen Sammlerzeitung“ beschriebenen Inkunabeln-Sammlung des Verlegers Kurt W o 1 f f statt. Die Versteigerung war außerordentlich rege besucht. Außer den großen deutschen Sammlern und den bekannten deutschen Antiquaren, die sich fast vollzählig zu diesem Zwecke in Frankfurt versammel ten, sahen wir Sammler, Gelehrte und Buchhändler aus Amerika, England, Italien, den Niederlanden und der Schweiz. Das Gesamtergebnis für die 824 Num mern der Auktion beträgt 451.786 Mark, und es dürfte damit ein Rekord erreicht sein, da unseres Wis sens bisher eine deutsche Bücherauktion noch nie eine derartig hohe Summe erreicht hat. Von Stücken, die besonders hohe Preise erzielten, erwähnen wird den in Lauingen 1473 gedruckten Augustinus M 4485.—, das „Kochbuch des Platina“, gedruckt in Cividale im Jahre 1480 M 4000.—, Bona- ventura, Soliloquium in holländischer Sprache, ge druckt in Schoonhoven im Jahre 1500 M 4830.—, „Breidenbachs Reise ins Heil. Land“, Speyer 1495, M 7015.—, Caorsin, Beschreibung der Belagerung von Rhodos, Ulm 1496, M 3970.—, ein in Lissabon 1489 in hebräischer Sprache gedrucktes Gebetbuch M 4600.—, das in Passau 1485 gedruckte Herbarium M 3560.—, ein Unikum: Die Regula in italienischer Sprache, 1489 in Bologna gedruckt M 3800.—, einen Druck von Pescia aus dem Jahre 1489 M 4000.— und einen Turiner Druck aus dem Jahre 1482 M 4400.—. Am zweiten Tage erzielte die erste deutsche, in Straßburg spätestens 1466 gedruckte Bibel den höch sten Preis der Auktion, nämlich M 11.500.—, die neunte deutsche Bibel ging auf M 3680.—, ein Uni kum, das in Aquila um 1494 gedruckt ist, brachte M 3680.—, das in Antwerpen 1491 gedruckte Tier fabelbuch mit vielen Holzschnitten M 3560.—. Das beste Holzschnittbuch der Auktion waren die Evan gelien und Episteln, in Augsburg bei Ratdolt 1495 gedruckt, sowohl was die Erhaltung als auch den Ein band betrifft, ein hervorragend schönes Exemplar, das mit M 8050.— zugeschlagen wurde. Besonders begehrt waren die hebräischen Inkunabeln, von denen vollständige Exemplare, wie sie in dieser Auktion Vor lagen, kaum noch im Handel zu finden sind. Die zirka 1476 in Mantua gedruckte Perusch Hatora brachte M 6900.—. Ein Prachtexemplar des Missale Pata- viense ging auf M 3565.—, ein auf Pergament 1478 in Neapel gedrucktes Officium mit prachtvollen Miniaturen M 4700.—, ein ebenfalls auf Pergament gedruckter Picus de Mirandula M 4400.—. Ein Uni kum „Das Würfelbüchlein“, um 1487 in Leipzig ge druckt, mit deutschen Versen und einem interessan ten Titelholzschnitt konnte für Deutschland zurück gehalten werden. Einigen deutschen Bibliotheks- Direktoren, besonders Dr. von Rath, dem Vorsitzen den der Kommission für den Gesamtkatalog der Wie gendrucke, der für Berlin und Bonn kaufte, sowie Herrn Dr. Knittermeyer von der Bremer Stadt bibliothek und Herrn Dr. Schmidbauer von der Augsburger Stadtbibliothek gelang es, seltene und wertvolle Stücke für ihre Institute zu sichern. Die mei sten Stücke wurden von deutschen und ausländischen Privatsammlern und ausländischen Händlern erwor ben, während den deutschen Buchhändlern nur wenige Stücke zufielen. Ein Verzeichnis mit sämtlichen Auktionsergebnis sen ist im Druck. Gßronik. AUTOGRAPHEN. (Eine Goethe-Sammlung unter dem Häm in e r.) Im Mittelpunkt der Versteigerung, die bei Karl Ernst Henrici in Berlin am 1. und 2. November stattfindet, steht eine Goethesammlung, in der sich neben Erinne rungsstücken, Autographen, Denkmünzen etz. auch Goethe- Bildnisse von Rang befinden. So sehen wir unter anderem ein Porträt, das Ferdinand Jagemann 1806 gemalt hat. Die erste Fassung des Bildnisses hängt in der Bibliothek zu Weimar, die vorliegende zweite hatte Goethe dem Professor Friedr. August Wolf, dem Homer-Wolf, in Halle zum Ge schenke gemacht. Auch die Replik des Goethe-Bildnisses von Karl Josef R a a b e —• einst im Besitze Ifflands, — fehlt nicht in der Sammlung. Unter den Autographen steht ein Brief des Dichters an Käthchen Schön köpf, seine Leipziger Liebe, an erster Stelle. „Was ich für eine Figur gespielt habe“, schreibt der junge Goethe am 1. November 1768 an seine „geliebteste Freundin“, das „weiß ich am besten ... Ich binn’s zufrieden, es ist das gewöhnliche Schicksal der Verstorbenen, daß Ueberbliebene und Nachkommende auf ihrem Grabe tanzen.“ Und im weiteren fährt Goethe fort: „Sic haben Recht, meine Freundin, daß ich jetzt für das gestraft werde, was ich gegen Leipzig gesündigt habe, mein hiesiger Aufenthalt ist so unangenehm, als mein Leipziger angenehm hätte seyn können, wenn gewissen Leuten gelegen gewesen wäre, mir ihn angenehm zu machen. Wenn Sie mich schelten, so müssen Sie billig seyn, Sie wissen was mich unzufrieden, launisch und verdrüßlich machte, das Dach war gut, aber die Betten hätten besser seyn können ... Was für Sie übrig bleibt? Was das für eine Frage ist. Sie haben meine ganze Liebe.“... Zu dieser kostbaren Goethe-Sammlung gesellt sich eine Reihe von Bildnissen, Bildnisstudien, Handzeichnungen und Gemäl den, die zumeist aus der bekannten Berliner Sammlung A u f- s e e s s e r stammen. (Was sind Luther-Briefe wert?) In einem Prozeß, den der preußische Staat gegen die Londoner Buch- und Autographenhandlung M a a g s Ltd. wegen Herausgabe mehrerer wertvoller Manuskripte führt, wird für die Rück erstattung der Briefe, unter denen sich als wertvollste Stücke eine Reihe von Luther-Briefen befinden sollen, ein Betrag von 5 0 0.000 Mark verlangt. Tatsächlich gehören Handschreiben Luthers zu den meist gesuchten und höchst bezahlten Autographen. Auf den deutschen Handschriften- Versteigerungen kommt durchschnittlich in jedem Jahr nur ein einziger Luther-Brief unter den Hammer, so daß in den Sammlerkreisen die regste Nachfrage nach Luther-Briefen herrscht. Ihre Bewertung richtet sich nach dem Inhalt und Umfang der Briefe. Ein eigenhändiger von einer Seite Länge stellt sich, wenn sein Inhalt von allgemeinem Interesse ist, auf ungefähr 2000 bis 3000 Mark, während längere Hand schriften mit entsprechend höheren Preisen bezahlt werden. Es existieren im Besitze deutscher Autographensammler Luther-Briefe in lateinischer und deutscher Sprache. Sie sind ausnahmslos sehr eng geschrieben, wobei die gleichmäßige kleine Handschrift Luthers als Prüfstein für die Echtheit des Schreibens gilt. Jeder Sammler kennt Luthers Schriftzüge, die ungemein markant sind. Der in dem Prozeß für die Rück erstattung geforderte Betrag von 500.000 Mark dürfte zu hoch gegriffen sein, selbst wenn Inhalt und Umfang des Schreibens von ganz besonderem Werte wären. BIBLIOPHILIE. (Versteigerung der Bibliothek Beutu m.) Am 18. November gelangt in Luzern durch die Firma H. Gilhofer & R. Ranschburg, Aktiengesellschaft, die bekannte Bibliothek des Herrn S. B e u t u m (Budapest) zur Versteigerung, die eine ungewöhnlich reiche Sammlung von illustrierten Büchern des 18. und 19. Jahrhunderts darstellt. Die berühmte, von Boucher illustrierte Moliöreausgabe vom Jahre 1734 ist in fünf wundervollen grünen Maroquin bänden der Zeit, der von Moreau le jeune illustrierte