Internationale ^ammler-^cif unfl Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde, Herausgeber: Norbert Ehrlich. 18. Jahrgang. Wien, 1. April 1926. Nr. 7. Gart Qaa. Die Sammlung Carl G a a, die am 5. und 6. Mai von Boerner in Leipzig versteigert wird, gehört zwar nicht zu den seit vielen Dezennien allen Kunst freunden bekannten Kupferstichsammlungen, hat aber dennoch vor vielen anderen, die nach langer Vereinigung in den Händen und unter den Augen des Besitzers wieder auf den Kunstmarkt gelangen, etwas voraus: die außerordentliche Gewähltheit und Gleichmäßigheit der Qualität. Es spiegelt sich in ihr, wie es ja eigent lich immer der Fall sein sollte, die Persönlichkeit ihres Besitzers, der allem Scheinwesen abhold, ein stiller Freund der graphischen Künste war und frühzeitig zu der Einsicht gelangte, daß das Sammeln von Kupfer stichen und Holzschnitten nur dann einen Wert und Zweck habe, wenn man mit gereiftem Blick auf Grund mitunter auch schmerzlicher Erfahrungen, wie sie keinem Sammler erspart bleiben, nur die allervorzüglichsten Drucke der Erwerbung und Einreihung in seine Mappen für würdig hält. Gaa begann mit dem Sammeln im Jahre 1908 auf einer der damaligen Gutekunst’schen Mai-Auktionen in Stuttgart und nahm dann an den meisten großen Kupfer stich-Auktionen der nächsten fünfzehn Jahre persönlich teil. Besonders bedeutend waren seine Einkäufe vom Jahre 1920 an bei den Boerner’schen Versteigerungen. So ist es gekommen, daß bei weitem der größte Teil seiner kostbaren Blätter die Provenienzen bedeutender Sammlungen aufweist, vor allem die der Sammlung Paul Davidsohn. Sein im Jahre 19-5 plötzlich und viel zu früh erfolgter Tod hat ein reiches Leben beschlossen, dessen beruflicher Teil von der elektrotechnischen Fach presse eingehend gewürdigt worden ist. Hier gilt es über seine Kunstsammlung zu berichten. Das XV. Jahrhundert ist in der Sammlung natur gemäß nicht sehr zahlreich vertreten, Schongauer mit etwa 20 Blättern, unter denen die sogenannte mittlere Kreuzigung B. 24, und die Halbfigur der törichten Jungfrau, B. 87, durch die Gewähltheit der Exemplare hervorragen, einige Blätter von Israhel van Meckenem und vom Monogrammisten b g (dem früher sogenannten „Barthel Schön"), das äußerst seltene, nur noch in Berlin und Dresden vorhandene Blatt mit S. S. Antonius und Paulus P. 23. Von den beiden großen Kalvarienbergen des Meisters von Z w o 11 e ist der hier vorliegende B. 5 aus der Samm lung A u m ü 11 e r der weitaus seltenere. Auch unter den zehn Blättern des Meisters M Z befinden sich einige ungewöhnlich schöne Drucke. Das Dürer-Werk ist von einer geradezu er staunlichen Gleichmäßigkeit, wenn auch noch manche wichtige Nummern fehlen. Es umfaßt über 50 Stiche und 40 Holzschnitte, darunter eine Apokalypse in der frühen Ausgabe von 1498 mit dem seltenen Texttitel ohne den Holzschnitt, von unerhörter Schönheit. Die Holzschnitte sind besonders gewählt und stammen viel fach aus Vincent Mayers Sammlung in Freiburg i. B. Unter den Stichen ragt das Wappen mit dem Hahn aus der Sammlung v. Seydlitz hervor, in einem fabel haften Exemplar mit breitem Rand, wohl das schönste, das je im Handel vorgekommen. Unter den zehn Cranach-Blättern ist be sonders das Kupferstichbildnis Albrechts von Mainz, B.4, von seltener Schönheit und von den Holzschnitten Die Ruhe auf der Flucht, B. 3, in Clair-Obscur aus der Sammlung v. Lanna hervorzuheben. Von den nicht eben zahlreichen Blättern der Kleinmeister seien hier A 11- dorfers berühmte Holzschnitte: Der Kindermord, B. 46, und Das Taufbecken, B. 59, in Prachtdrucken genannt, von Barthel Behatn das köstliche Bildnis V. in einem frühen Zustand, von Hans Sebald B e h a m die seltene Radierung des Sackpfeifers, P. 197, in einem ungewöhnlich schönen Druck und der Holzschnitt des Frauenbades, P. 1223, in einem prachtvollen, wirklich einmal alten Druck aus der Sammlung Lanna, wie ihn selbst Pauli nicht namhaft zu machen weiß. Auch von Leinbergers seltenen Stichen mögen die Engel mit den Passionswerkzeugen, B. 2, Der hl. Georg, B. 3, und Der Amor auf der Kugel, B. 6, in brillanten Druk- ken erwähnt sein. Von Burgkmairs Holzschnitten nennen wir die Bathseba, B. 5, und Aristoteles und Phyllis, B. 73, das ungemein seltene Clair-obscur mit dem Paar und dem Tod, B. 40, und dem Maximilian von 1518, B. 32, von denen Hans Baidung Griens den Johannes, B. 31, und den Leichnam Christi, von Engeln zum Himmel getragen. Von Hirschvogel sind leider keine Landschaften vorhanden, dafür aber eine außerordentlich gleichmäßige Konkordanz in kost barem, gleichzeitigem gepreßten Ledereinband von 1542 und von Lautensack vier herrliche Landschaften aus den Sammlungen Goldschmidt und Davidsohn. Ebenso sind die niederländischen Meister glänzend vertreten. Von den etwa 20 Blättern sind von Lucas van Leyden ist das Milchmädchen, B. 158, als außer gewöhnlich zu nennen, von G o 11 z i u s mehrere wun dervolle Porträts. Das vortreffliche Bega-Werk ent hält etwa 30 Radierungen, vielfach im ersten Etat.