Seite 154 Internationale Sa mm ler- Zeitung Nr. 18 So wie es unter den Händlern häufig auch solche gegeben hat, die mit dem Strafgesetz in Berührung kamen — ich erinnere nur an den Fall Schach erl .— war auch für einzelne Sammler die Kunst nicht immer ausschließlich die himmlische Göttin. So ist zum Beispiel die bekannte Sammlung Schön feld auf recht merkwürdige Art zusammengekommen. Die Brünnerin Dobrufka hatte sich und ihrem Sohn Schönfeld 1788 das Vorkaufsrecht auf alle Pretiosen der zur Aufhebung gelangenden Klöster und Stifte zu sichern verstanden. Ein Teil dieser zu Schleuder preisen erworbenen Schätze ging dann unter dem Titel einer angekauften ehemaligen Sammlung Kaiser Rudolf II. über. Im [ahre 1860 erfolgte die Verstei gerung in London. Vieles ließe sich noch aus Erinnerungen und Auf zeichnungen festhalten und zu einer Geschichte des Wiener Kunsthandels zusammenfassen, soferne die Sammler und Händler, deren Erlebnisse bis in diese Zeit zurückreichen, an der Arbeit mitzuwirken willens wären. Wie rasch wird vieles vergessen; manches, das kaum ein Vierteljahrhundert hinter uns liegt. Bei spielsweise die erste Kunstauktion im Dorotheu m, die ich wegen ihres heiteren Verlaufes hier kurz schildern will. Am 20. November 1901 bat mich der Leiter des Amtes, Hofrat Alexander Sauer-Csaky von Nordendorf dringend zu sich. Er wollte Kunst versteigerungen einführen und ich sollte, da das Amt über keine Objekte verfügte, solche aus Bekannten kreisen zusammenbringen. Für den 7.Dezember schon wurde die Auktion angesetzt. Ich sammelte in aller Eile für diesen Zweck einhundert Gegenstände. Nach einer nur vierstündigen Schaustellung von 11 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags begann der heiße Kampf im Kaiser Franz Josef-Saal. Damen der Ge sellschaft in den damals noch bestehenden Salons, ^ Ife, Eunsl-Auktion am 18., 19. und 20. Oktober 1927. Sammlung des Freiherrn Maximilian von Schönebeck Schloß Feldkirch (I. Teil). Keramik, Metallarbeiten, Zinn, Ostasiatische Bronzen, Möbel, Farbstiche, Beleuchtungs körper, Rahmen, Bilder, Spiegel, Kunstgewerbe usw. Illustrierter Katalog mit 36 Tafeln Abbildungen. — Preis Mk. 1 —. Kunst-fluktionshaus-ÄltRunst, Freiburg Im Breisgau, Kasino. Telephon 1363 und 1888. sowie din Büfett mit Leckerbissen und Likören ani mierten die Sammler und Händler. Die Ausrufpreise waren mit Rücksicht auf den unsicheren Erfolg sehr nieder angesetzt. Messingsclüisseln des sechzehnten Jahrhunderts mit 3—5 Kronen, rheinsche Steinkrüge mit 4 Kronen, Rubingläser mit 6 Kronen, Altwiener Schalen mit 6—9 Kronen u. s. w. Der Erfolg war glänzend. Ich erinnere mich noch eines lustigen Zwischenfalles: Als Canalettos „Piazetta“ — das einzige Gemälde in dieser Auktion •— bereits von 30 auf 75 Kronen gesteigert worden war und schon zugeschlagen werden sollte, stürzte Hofrat von Sauer auf den Auktionsleiter Kommissär Cornelius Heiter zu mit den Worten: „Halt, es ist jemand im Saal, der noch mehr bietet“. Mit 80 Kronen erfolgte sodann der Zuschlag und die allgemeine Auf regung im Publikum, sowie der Stolz des Amtes waren groß. Die Oktoßer- ‘Versteigerungen ßei Eepke. Am 11. Oktober findet in Rudolph L e p k e’s Kunst - Auktions-Haus, Berlin W. 35, eine Versteigerung von Kunst- gegenständen aus dem Besitze des Kommerzienrates Jaques Mühsam (Berlin) statt. Der rühmlichst bekannte Sammler hat bei der Ausstattung seiner Wohnung die Möbel der Renaissance und des Barock bevorzugt. Es werden ausgeboten: einige große Barock sessel mit Tapisserie- und Pointbezügen, andere schöne Sitz möbel derselben Zeit, Tische, ein vorzüglicher Egerer Kabinett - schrank, ein italienischer Schreibschrank mit ungewöhnlich reichem buntem Intarsiaschmuck; ferner eine Anzahl von alten Beleuchtungsgegenständen, eine prachtvolle alte Prismen krone, Hängeleuchter mit Holzfiguren u. a. m. Gut vertreten ist auch die deutsche Holzplastik der Gotik und der folgenden Jahrhunderte. Kommerzienrat Mühsam war ja durch seinen Besitz an Arbeiten der deutschen Holzbildhauerei besonders bekannt. Von großem Reiz ist auch die stattliche Reihe dekorativer Holzschnitzereien, Spiegel- und Bilderrahmen, Schränkchen, Konsolen, Wappen u, dgl. mehr. Einige schöne Knüpftteppiche und ein großer Aubusson vom Ende des 18. Jahrhunderts ergänzen die Bestände aus der Sammlung. An Gemälden alter Meister seien erwähnt Werke von Niederländern (Molenaer u. a.) Italienern, Spaniern, eine sehr schöne Oclskizze von Maulpertsch, ein Oelporträt von F üger, ein halbes Dutzend Pastellbildnisse der Familie Kalb u. a. m. Angeschlossen werden Beiträge' aus elsässischem Adelsbesitz: Möbel des 18. Jahrhunderts, sowie einige alte Gemälde und wenige aber vorzügliche Gläser, ferner Mobiliar und Antiquitäten aus verschiedenem Privatbesitz. Unter den letzteren sind zu nennen:, ein Boulle-Schreibtisch der besten Barockzeit, zwei große süddeutsche Schränke von besonderer Schönheit, ein großer italienischer Schrank, ferner eine Reihe von deutschen und englischen Möbeln des 18. Jahr hunderts. Porzellane und andere kleinere kunstgewerbliche Arbeiten ergänzen die Bestände der Auktion. Der mit zirka 20 Abb. Tat. versehene Katalog 1984 ist zum Preise von 5 Mark durch Rudolph Lepke zu beziehen. Am 12. Oktober kommt bei Lepke die Stoffsammlung Hugo B e n a r i o (Berlin), zum Ausgebot. Der bekannte Sammler, dessen Besitz an Holzplastik und Kunstgewerbe im April dieses Jahres ebenfals bei Lepke versteigert wurde, hat den Arbeiten der Textilkünste, denen er ja beruflich nahesteht, besonderes Interesse zugewandt. Diese Sammlung enthält unter anderem wertvolle Florentiner Goldbrokate, reiche Meß gewänder, unter denen eine Genueser Samtkasel mit reich gesticktem Kreuz und Stab hervorragt. Ferner nennen wir: schöne einfarbige Samte, bunte italienische Seidendamaste des 16. Jahrhunderts, darunter verschiedene Stücke von mehreren Bahnen, italienische und spanische Stoffe des 15. Jahrhunderts, kieinmustrige Samte des 17. Jahrhunderts, französische Brokat- und Seidenstoffe des 18. Jahrhunderts, eine geschlossene Sammlung guter persischer Brokatstoffe des 17. und 18. Jahr hunderts, interessante Alt-Peruanische Stickereien u. s. w. Weiter weisen wir auf zwei große flämische Tapisserien des 17. Jahrhunderts, sowie zwei kleinere Gobelins vom Anfang des 16. Jahrhunderts hin, außerdem auf eine niederländische Applikationsdecke mit dem Datum 1607. Die Gruppe der Stickereien enthält eine große Decke in reicher Applikations arbeit: in schönen lichten Tönen, süddeutsche Arbeit des 17. Jahrhunderts, ferner sehr gute Aufnäharbeiten spanischen Ursprunges des 16. Jahrhunderts. — Sehr gut vertreten ist der Orient, sowie Ostasien, darunter finden wir wertvolle japa nische Goldbrokate, Samte und Seidengobelins. Der mit 25 Abb. Taf. ausgestattete Katalog Nr. 1985 ist zum Preise von 5 Mark durch Rudolph Lepke zu beziehen. Die Ausstellung beider Sammlungen findet am 9. und 10. Oktober, von 10—2 Uhr statt.