Nr. 11 Inter n:ationale.Sammler*Zeitung. Seite 123 Qfironik. BIBLIOPHILIE. 1 (Bücherauktion hei Gilhofer & Ransch- bürg.) Vom 4. bis 9. Juni gelangen bei Gilhofer & Ranschbu r g in Wien zwei wertvolle Bibliotheken, die Bibliothek des Generaldirektors Arpad Karolyi in Zagreb und die des Herrn Friedrich Neumann in Brünn zur Ver steigerung. Der geschmackvolle Katalog weist nicht weniger als 1666 Nummern auf. Die stärkste Abteilung ist die erste, die die Luxusausgaben, die illustrierten Bücher und die Pres sendrucke umfaßt. Man wird da wohl kaum ein Werk von Wert vermissen. Den französischen Luxusausgaben ist im Hinblick auf ihre Reichhaltigkeit ein eigener Abschnitt gewidmet. Die Abteilung „Kunst- und Bibliographie" enthält u. a. die äußerst interessante Folge der Abdrücke von den Original-Holz stücken der Derschau-Sammlung, umfassend Holzschnitte von 1430 angefangen, eine vollständige Ausgabe des „Pan“ Jahr gang I.—V. in den Originalumschlägen, das Museumswerk „Altorientalische Teppiche“ von Sarre und Trenkwald, Schwarz, Straßenbilder des Rokkoko und viele andere biblio phile Seltenheiten. Stattlich ist auch die Abteilung „Illustrierte Bücher des 18. und 19. Jahrhunderts“. Wir begegnen da u. a. der Don Quichotte-Ausgabe, zu der Heinrich Heine die Ein leitung schrieb, mehrere Jahrgänge des „Charivari“, eine Prachtausgabe von Doras „Les Baisers“, die hübsche Ovid- Ausgabc mit Illustrationen von Monnet, Gravelot, Boucher etc., das seltene Vocabulaire des enfants u. v. a. Den Schluß bilden die Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts, auf die ins besondere Hungarica-Sammler aufmerksam gemacht seien. Die Bibliotheken sind vom 30. Mai bis 3. Juni der Be sichtigung zugänglich. (Versteigerung in Bonn.) Vom 4. — 6. Juni bringt das Antiquariat M. Lempertz in Bonn die Nach laß-Bibliothek Professor Schaff hausen (Bonn) und die Bibliothek eines holländischen Bibliophilen zur Versteigerung. Die Bibliotheken enthalten in der Hauptsache illustrierte Bücher des 16. — 20. Jahrhunderts, ältere Reisewerke, Kulturge schichte, deutsche u. ausländische Literatur und Bibliographie. BILDER. (Botticellis „M a r i a“.) Aus Berlin wird uns berichtet: Mit einem interessanten Rechtsstreit zwischen der Familie der Grafen von Raszynski und dem preußischen Fiskus hat sich das Kammergericht zu befassen. Gegenstand des Prozesses ist die sogenannte Maria von Botticelli, die im Kaiser-Friedrich-Museum hängt. Um diese Maria tobte bereits vor Jahren in der Kunstwelt ein heftiger Streit, weil ihre Echtheit bezweifelt wurde. In dem Prozeß vor dem Kam mergericht handelt es sich um die Frage, ob die Familie Raszynski das Bild vom Staat heraus verlangen kann, oder ob es weiter im Kaiser-Friedrich-Museum bleibt. Die Eigentumsverhältnisse an dem Bilde sind höchst zweifelhaft. 1850 bekamen die Grafen von Raszynski vom preußischen Staat am Rande des Tiergartens mehrere Grund stücke überlassen. Sie mußten sich verpflichten, eine Gemälde galerie zu errichten und die wertvollen Familienbilder der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Galerie stand mehr als dreißig Jahre, mußte aber niedergerissen werden, als der Platz für den neuen Reichstag beansprucht wurde. Der Staat schloß damals mit der Familie des Grafen neue Verträge, die Galerie selbst kam nach Posen, nur das Marien bildnis blieb in Berlin und wurde im Kaiser-Friedrich-Museum aufgehängt. Die Familie Raszynski behauptet im Prozeß, das Bild wäre nur für bestimmte Zeit geliehen. Sie verlangt es heraus und will es verkaufen, um den Erlös für ihren Grundbesitz zu verwenden, der nach dem Kriege an Polen gefallen ist. Der Fiskus hat die Abweisung der Klage beantragt, weil nach seiner. Ansicht die Familie Raszynski auf Grund der alten Verträge verpflichtet sei, das Bild stets der Oeffentlichkeit in einem Berliner Museum zugänglich zu machen. Das Kam mergericht hat, wie die Deutsche Juristenzeitung mitteilt, den Herausgabeanspruch der Grafen Raszynski abgewiesen. Die Grafen Raszynski hätten, so heißt es, die Pflicht, das Bild zu erhalten und auszustellen, eine Herausgabe zu ander weitigen privaten Verwertungen komme nicht in Betracht. Das Urteil des Kammergerichtes ist bisher nicht rechtskräftig geworden, es besteht die Möglichkeit, daß der Prozeß end gültig erst vom Reichsgericht entschieden wird. (Gaingsboroug h’s „E r n t e vv a g e n“.) Wie aus L ondo n gemeldet wird, hat der dortige Kunstgroßhändler D u v e e n in N e uyor k Gainsboroughs „E r n t e w a g e n“ für 81.000 Pfund für England zurückersteigert. (Eine F ä 1 s c h e r f a b r i k.) Aus Frankfurt a. M. wird uns berichtet: Die hiesige Kriminalpolizei hat diesci Tage eine große Fälscherfabrik aufgedeckt, aus der eine ganze Anzahl angeblich wertvoller Gemälde, meist alter Meister, hervorgegangen ist. Seit längerer Zeit wurden solche Bilder in die Welt geschickt, bzw. von Antiquitätenhändlern vertrieben und zu guten Preisen umgesetzt. Schon nach den ersten Verkäufen entstand der Verdacht, daß es sich um ge schickte Fälschungen handeln müßte. Nach längeren Ermitt lungen verhaftete die Kriminalpolizei einen hiesigen kleinen Kunst- und Antiquitätenhändler namens Otto Müller, der die Fälschungen vertrieben hat. Die Bilder wurden von einem Frankfurter Maler hergestellt und mit falschen Signaturen versehen. Eine ganze Anzahl von Persönlichkeiten, die zum Teil flüchtig sind, scheinen in die Angelegenheit, die nach verschiedenen Großstädten, u. a. nach Köln und Mönche n hinüberspielt, verwickelt zu sein. Selbst eine bekannte, sehr angesehene Düsseldorfer Galerie hatte vier Fälschungen zu hohen Preisen gekauft. MUSEEN. (Einbruch i m Prager N a t i o n a 1 m u s e u m.) Im Nationalmuseum in Prag wurde ein Einbruchsdiebstahl ver übt, wobei eine Anzahl goldener antiker Schniuckgegenstände, Ringe, Uhren, Nadeln, Etuis, sowie , eine Anzahl von Gegen ständen aus Elfenbein entwendet wurden. Der Täter ließ sich während der Nacht im Saale Nr. 9 und 10 einsperren, wo er die Scheiben von 4 Vitrinen eindrückte und den Diebstahl vollführte. Nach vollbrachter Tat ließ er sich durch ein Fenster des ersten Stockwerkes an dem Blitzableiter in den Parle herab. Der Wert der entwendeten Gegenstände ist noch nicht bekannt, doch handelt es sich um Nationaleigentum von großem historischem Werte. VERS CHI ED EN E S. (Jubiläum des Ossolinskischen Insti tutes in Lemberg.) Unter lebhafter Beteiligung der Gelehrten- und Künstlerwelt beging am 27: Mai das Ossolins- kisch.e Institut in Lemberg das Jubiläum seines 100jährigen Bestandes. Vom Grafen Joseph Maximilian O s s o I i n s k i, dem einstigen Direktor der Wiener Hofbibliothek, ins Leben gerufen und mit den reichen Mitteln ausgestattet, die dem Nachkommen einer der ersten polnischen Schlachzizenfamilien zu Gebote standen, hat diese Stätte der Forschung zugleich in den Jahrzehnten, die ihrer Errichtung folgten, für die Polen eine Zufluchtsstätte des polnischen Gedankens gebildet. Lange erfüllte es, während die drei Teilmächte dem polnischen Wesen den Garaus machen wollten, die Rolle eines Zentral- archives und einer Nationalbibliothek des ideellen Staates, der von der Landkarte gelöscht war. Viele Dichter und Forscher haben durch die Stiftung Ossolinskis moralische und mate rielle Förderung empfangen. Seitdem Galizien keinerlei nationalen Druck zu erdulden hatte, beschränkte sich das Ossofineum auf seine kulturelle Mission. Es wurde zu einem vortrefflichen Museum, dessen Galerie europäisches Niveau hat; zu einem an Materialien überreichen Archiv, das derzeit außer Tausenden von Urkunden 6000 wertvolle Handschriften zählt. Die Bibliothek umfaßt über 200.000 Werke. Neuerdings wurde dem Institut ein bedeutender Verlag angegliedert, der eine rege und umsichtig geleitete Tätigkeit entwickelt. (Das Graphische Kabinett in München) gibt anschließend an die Van Gogh-Ausstellung in der Juni- Veranstaltung einen Ueberblick über: „Künstlerselbstbildnisse in unserer Zeit“. Besonders vertreten sind: Beckmann, Chagall, Corinth, Dix, Ensor, Gangolf, Großmann, Heckei, Herbig, Hodler, Hofer, Kerschbaumer, Kirchner, Kokoschka, Pere Krogh, Kubin, Masereel, Matisse, Otto Müller, Mense, Meidner, Paula Modersohn, Morgner, Münch, Nauen, Nolde, Pechstein, Picasso, Rohlfs, Schrimpf, Schmidt-Rotlluff, See wald, Unold, Weißgerber, Westermayr und Zille. (Eine Ausstellung religiöser Kunst) findet in Marburg im Juni und Juli statt, in dem neuen, zum Universitäts-Jubiläum gestifteten Kunstgebäude. („Ring neuer Werbe-Gestalter.) Unter dem Namen „Ring neuer W.e rb e - G e s t a 11 e r “ haben sich neun bekannte deutsche Künstler und Reklamefachleute zu sammengeschlossen: Willi Baumeister, Stuttgart; Max B u r ch a r t z, Essen; Walter De x e I, Jena; Cesare Domela Berlin; Robert Michel, Frankfurt a. M.; Kurt Schwit- ters, Hannover; Georg Trump, Bielefeld; Jan Tschi-