Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
21. Jahrgang Wien, 1. April 1929 Nr. 7
Die Salerie eines österreichischen Sammlers.
Am 30. April gelangt in Rud, L e p k e s Kunst-
Auctionshaus in Berlin eine Sammlung von Ge -
mälden alter Meister zur Versteigerung, und zwar
Gemälde des 15. bis 18. Jahrhunderts,
Diese Sammlung eines österreichischen Groß -
industriellen, der ihr
seine ; Mußestunden
widmete, war bisher
so gut wie unbe -
kannt. Alle Schulen
sind in ihr mit einer
Reihe markanter, ja
zum Teile sehr wich -
tiger und wertvoller
Bilder vertreten. Die
Madonnenmalerei der
italienischen Früh-
und Hochrenaissance
hat eine ganze Reihe
der schönen Madon -
nenbilder aufzuwei -
sen: ein prächtiges
Bild des Ambrosio
Borgo g non e,
eine herrliche „Ma -
ria mit dem Kinde
und dem kleinen Jo -
hannes“, die Prof.
Dr. S u i d a dem
Z a c c h i a zuweist
und die ebenfalls
dem Albertinelli
außerordentlich nahe-
steht. Eine andere
dürfte dem Gr a -
n a c c i gehören;
mehrere Gemälde
dieses Kreises, zum
Teile von ausgezeich -
neter Qualität, ent -
stammen den ober-
italienischen Provin -
zen. Von Tinto-
r e 11 o findet sich eine interessante Version der
berühmten „Legende des Heiligen Marcus“, die von
den bisher bekannten Fassungen abweicht, von
V eronese ein sehr schönes Bild des großen GasP-
mahls mit Jesus und Magdalena aus dem Besitze der
Akademie in Venedig, vielleicht eine Studie zu dem
berühmten Turiner Bild. Bernardo Strozzi ist
mit zwei besonders schönen Madonnenbildern ver -
treten. Eine von ihnen war auf der italienischen Aus -
stellung in Berlin im Jahre 1927 zu sehen. Auch
Bassano, Feti, Sebastiano Rici, Piazetta, sowie die
ital. Landschafter der
Spätzeit sind mit
schönen Bildern in
dieser Sammlung.
Von den alten
deutschen Malern
sind die auch in der
Literatur bekannten
beiden großen Dar -
stellungen David
Pfenni g's: „Kreuz -
tragung“ und „Kreu -
zigung“ da, beide
Stücke besonders
charaktervolle Arbei -
ten um 1450, ferner
ein sehr interessan -
tes Bild v. Christoph
Schwarz. sowie
„Die Auferweckung
des Lazarus“ von
Luc. C r a n a c h und
die .Kreuzigung' von
Hans C r a n a c h,
nicht zuletzt ein
wichtiges Predellbild
des Hans von Culm-
bach. Nicht minder
wichtig für die Ge -
mälde der niederlän -
dischen Schulen ist
ein vorzügliches
Exemplar der be -
kannten Komposition
der „Hochzeit des
ungleichen Paares“,
das auf die berühmte
Karikaturen - Zeich -
nung des Lionardo da Vinci zurückzuführen ist. Von
den reizvollen kleinen Bildern dieser Zeit sei die
„Heilige Familie“ hervorgehoben, die man einem be -
stimmten Meister aus dem Kreise des Joos van
Cleve zuschreiben darf. Auf den älteren Pieter
B r u e g h e 1 geht ein Exemplar des Kindermordes
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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zu Bethlehem zurück. Sehr schöne Bilder sind von
dem jüngeren Brueghel, teilweise in Zusammenarbeit
mit Hendrik van Baien, vorhanden. Von hervor -
ragender Schönheit ist insbesondere das „Gastmahl
im Olymp“. Aus der R u b e n s sehen Werkstatt ist
ein herrliches Bild mit drei Nymphen in der Samm -
lung, „Der Ueberfluß“ genannt; die Früchte und
Tiere dieses Bildes sind sicher von Sny ders selbst
gemalt. Eine sehr schöne „Anbetung der Könige“
stammt von Diepenbeck, von van Dyck der
interessante frühe Kopf des Heiligen Hieronymus
und eine Apostelstudie. Teniers ist besonders
glücklich mit großen Bildern vertreten, darunter mit
einer Schützengesellschaft und dem monumentalen
„Getreidefeld bei Gewitter“. Von holländischen
Bildnissen finden wir ein ganz hervorragendes Da -
menbildnis von Ferdinand B o 1 (Fig. 1), ein sehr
schönes Brautpaar in Festkleidung von Adam van
N o o r t, eine junge Dame von van der Heist, fer -
ner von Bäcker das große Hauptbild „Die Krönung
des Mirtillo“, eine Szene aus dem Pastor F i d o.
Auch von den kleineren Meistern ist selbstverständ-
Jlus der Wer/cstäffe
Wenn man von Kunstfälschungen spricht, denkt
man unwillkürlich an die klassische Fälscher -
anekdote: Der junge, noch unbekannte Michel -
angelo schuf 1496 auf Anregung des Lorenzo
Medici eine Amorfigur in Nachahmung der An -
tike. Der Erfolg dieser Fälschung war so groß t daß
der Händler, der das Werk um 30 Dukaten gekauft
hatte, dasselbe um 200 an einen der hervorragend -
sten Kunstsammler der damaligen' Zeit, den Kar -
dinal R i a r i o, als ein Originalwerk antiker Her -
kunft verkaufen konnte. Als der Kardinal dahinter
kam, stellte er die Figur entrüstet zurück. Zu -
gleich gab dieser Handel den Anlaß zur ersten
Reise Michelangelos nach Rom. In dieser Anekdote,
die vielleicht nur erfunden wurde, um bereits den
jungen Künstler als einen ebenbürtigen Rivalen der
Bildhauer der Antike schildern zu können, finden
wir, wie Dr. Hans T i e t z e in einem Vortrag im
Verein der Museumsfreunde ausführte, alle Elemente
vereinigt, die bei der Fälschertätigkeit eine Rolle
spielen: den mystifikatorischen Trieb, die Freude,
jemanden, der Kenner und Sachverständiger ist,
hineinzulegen, die betrügerische Verwertung einer
derartigen Arbeit, indem sie verhältnismäßig billig
gekauft und als Kunstwerk einer längst vergangenen
Kunstperiode teuer weiterverkauft wird, und noch
dazu als drittes Element, das vielleicht die Haupt -
sache ist, der Drang des Künstlers, es der Antike
gleichzutun.
Einen Höhepunkt erreicht die Kunstfälschung
im 18. Jahrhundert, im Jahrhundert der Maskera -
den, Geheimbünde und Scharlatane. Es ist selbst -
verständlich, daß in einer solchen Zeit die Fälscher -
tätigkeit allerorten im größten Maße blühte.
Macphersons angebliche Ossiandichtungen und die
Königinhofer Handschrift sind die bemerkenswerte -
sten parallelen Erscheinungen auf literarischem Ge -
biet. Doch auch die Gegenwart ist reich an solchen
Erscheinungen, man denke nur an die „Funde“ von
G 1 o z e 1, an die Arbeiten des Italieners D o s s e n a
und an die V an-Gogh - Nachahmungen. Die Fäl -
schungen Dossenas sind vielleicht das lehrreichste
Beispiel aus der jüngsten Zeit. Wenn man seine
Arbeiten untereinander vergleicht, merkt man so -
fort den subjektiven Zusatz zum Wesentlichen der
lieh eine ganze Reihe zu finden: Molenaer, van der
Poel, Dou, Drogsloot u. a. Unter den französischen
Bildern ist wohl eine zweifellos eigenhändige und
sehr schöne, übrigens auch voll signierte Darstellung
des berühmten Milchmädchens von G r e u z e da,
die Engländer sind durch eine Reihe ausgezeichneter
Bilder von Lely, Kneller und besonders Law -
rence repräsentiert.
Das Charakteristikum dieser Sammlung besteht
darin, daß von so vielen Meistern besonders monu -
mentale Stücke zusammengestellt sind. Es ist da -
durch Gelegenheit gegeben, Arbeiten zu erwerben,
wie sie sonst sehr selten in solcher Qualität und Be -
deutung auf den Markt gelangen, da solche Bilder
zumeist an ihren von vornherein bestimmten festen
Plätzen zu haften pflegen. Viele der Gemälde sind
in der Literatur bekannt.
Der mit zirka 40 Abbildungstafeln ausgestattete
Katalog Nr, 2011 ist durch Rud. L e p k e zu beziehen.
Die Ausstellung ist geöffnet von Samstag, den
27. bis Montag, den 29. April,
des JCunstfälsehers.
Nachbildung. Seine Ueberproduktivität wurde zum
Verhängnis. So war die Entdeckung, daß seine
Werke nichts anderes als Fälschungen sind, be -
deutend erleichtert. Und doch dauerte es geraume
Zeit, bis man auf dem Züricher Kongreß der Mu -
seumsbeamten der Sache auf den Grund kam. Viel -
leicht wäre im Falle einer geringeren Produktivität
des fälschenden Künstlers die Entdeckung erst
einer kommenden Generation Vorbehalten gewesen.
Die Divergenz der Auffassung, die in der Beurtei -
lung nachträglicher Aenderungen an Kunstwerken
großer Meister heute mehr denn je zu beobachten
ist, kam auch bei der Restaurierung des Dürer-
schen Baumgärtneraltars, der bis vor einiger Zeit
noch die gewaltsame Umgestaltung durch Fischer
aufwies, zum Ausdruck; es gab nicht wenige Kunst -
kenner, die entschieden für eine Beibehaltung der
Aenderungen Fischers eintraten und von einer Wie -
derherstellung des Dürer - Originals nichts wissen
wollten.
Die Kunstgelehrten werden immer wieder
Opfer von Fälschungen, und es scheint Lippmanns
drastisches Wort im großen und ganzen zu stim -
men: „Auf unserem Spezialgebiet sind wir alle
Trotteln“, Es scheint insoferne zuzulreffen, als der
Kunstforscher oft in seinem Drang, unerhört Selt -
sames zu entdecken, für jeden Einwand taub wird
und auch noch dann, wenn alles ringsum bereits von
der Tatsache der Fälschung überzeugt ist, mit größ -
ter Leidenschaft sein Spezialgebiet und seinen
„Fund“ verteidigt. Die Zeit selbst ist der beste
Richter über gefälschte Kunstwerke. Denn jede
Fälschung trägt die Auffassung, die eine bestimmte
Generation von vergangenen Kunstepochen hat, in
das Werk hinein; einige Jahrzehnte später erkennen
wir deutlich die Zeitbedingtheit einer solchen Ar -
beit. Zumeist ergibt sch die augenblicklich starke
vVirkung aus einer bestimmten Uebertreibung stili -
stischer Eigentümlichkeiten. Künstlerisch selbstän -
dig arbeitende Fälscher sind auf diese Weise bei -
spielsweise imstande, die Renaissance „renaissanzi-
ger zu gestalten, als sie es in Wirklichkeit, im Ori -
ginal der damaligen Schaffenden war. Bisweilen
findet man Nebenfiguren eines Originals in der Fäl -
schung zur Hauptfigur erhoben, bisweilen auch nur
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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Einzelheiten kopiert. Es gibt „überschwindische“
Schwind-Fälschungen, W aldmüller-Nachahmungen,;
die nur an den undeutlich gearbeiteten Randpartien
zu erkennen sind, auch Fälschungen von Schiele- und
Hodler-Bildern. Allerdings hat Hodler einem eigenen
Geständnis zufolge selbst einzelne Arbeiten immer
wieder gestaltet, so den „Holzfäller“ allein
achtzehn mal.
Interessant ist die Entstehungsgeschichte eines
seinerzeit als ganz einzigartig gepriesenen Porträts
Rudolfs v. Habsburg; es ist durch „Umfrisie-
rung“ aus einer der häufigen mittelalterlichen Gott -
vaterdarstellungen entstanden, indem man dem Ge -
sicht einfach den Bart wegrasierte und den Namen
des Herrschers darunterschrieb. Eine Rembrandt-
Fälschung, die Nachdenkliche Leserin', ist durch ein
geschicktes Ineinanderkomponieren seiner „Nach -
denkenden Alten“ und des Kopfes seiner Mutter
geschaffen worden. Ein Kuriosum stellt Corot
dar, der seine eigenen Bilder fälschte,
indem er unter die Arbeiten armer Schüler sein
Signum gab. Man sagt deshalb nicht ganz mit Un -
recht, daß sich von diesem Künstler, der selbst „nur
8000 Bilder produziert haben will, 15.000 in Amerika
befinden. . . .
Die Fälschung ist zugleich fast immer eine Ver -
leumdung des als Vorbild benützten Künstlers, sie
ist. die ärgste Verunglimpfung, die dem Geist seines
Werkes angetan werden kann. Anderseits erfüllt
die Kunstfälschung doch wieder eine Aufgabe; sie
ist sozusagen die ausgleichende Gerechtigkeit, die
alle jene trifft, die wohl den modernen Künstler ver -
achten, aber in sinnlos übertriebener Begeisterung
für Kunstepochen der Vergangenheit eine geschickte
Fälschung von der Hand eines solchen zu hohen
Preisen erstehen. Und die Geschichte der Kunst -
fälschung ist der beste Beweis dafür, daß eben nicht
bloß ein Stil, nicht bloß eine bestimmte äußere Art,
sondern vielmehr die lebendige Kraft das Charakte -
ristische echter Kunst ist.
Die <März- Versteigerung bei Glückselig.
Vom 12. bis 14. März veranstaltete das Auk -
tionshaus für Altertümer Glückselig G. m.i b. H.
in Wien eine Versteigerung, die Miniaturen, Ge -
mälde, Mobiliar des Großindustriellen E. H., ferner
eine Gemäldesammlung sowie Mobiliar und Teppi -
che aus anderem Besitz brachte. Es wurden dabei
folgende Preise (in Schilling) bezahlt:
Gemälde alter Meister
1 Niederlänid., 17. J., Rauferei im Wirtshaus 210
2 Niederländ., 17. J., Reiterkampf . 170
3 Kopie nach Willem van iMieris, Beim Zahnarzt . - ■ 190
4 Niederländ., 17. J., Konzert in der Scheune 380
5 Ar,t des Bourguignon, Nachtangriff 200
6 Niederländ., 18. J., Der h. Johannes 70
7 Niederländ., Ende 17, J., Landschaft 90
8 J. R u i z, Festungsanlagen 130
9 Art des Jan van Brueghel III, Die Advokatenstube . 700
10 Italien., 18. J., Madonna mit Kind 130
11 Italien., 18. J., Ziegenmelkender Bauer 200
12 Italien., 17. J., Die Anbetung der Hirten 210
13 Italien., 18. J., Stilleben 310
15 Niederländ., Ende 17. J., Landschaft 350
16 Schalcken, Mann mit Pokal 300
19 Niederländ., 17. J., Die Anbetung der Könige .... 420
20 Niederländ., 17. J., Taufe Christi 160
21 Paris B o r d o n e, der h. Johannes 1800
22 J a n n e k, Fest im Freien 1050
25 P orden one d. Ae., Santa Conversalione .... 1800
26 Franzos., 18. J., Männerbildnis 1000
Aquarelle moderner Meister
27 Carl G o e b e 1, Zwei Hirsche in einer Landschaft . . 30
28 Der.s., Motiv aus Spanien 35
29 Ders., Gebirgstal mit Bauerngehöft 45
30 Ders,, Alte Tiroler Bauern 45
31 Ders., Herr mit blondem Haar und Schnurrbart ... 55
32 Ders., Ohstverkäulerin 65
33 Ders., Der Kuß 45
34 Ders., Dame in einem Lehnstuhl 53
35 Ders., Oberösterreichische Kellnerin 80
38 Monogrammiert Z. B., Alter Herr 45
39 Wien um 1840, Dame mit Buch, in Lehnstuhl sitzend • 50
40 Wien um 1840, Herr mit Kossuthbart in schwarzem
Rock 40
41 F r o s t i, Jüdische Hochzeit 70
42 Leopold Fischer, Knabenbildnis 90
47 Emilio R o s s i, Dame, Korallen um den Hals .... 55
48 Ders., Dame mit rotem Turban 55
49 Ders., Dame mit gelocktem Haar an den Schläfen . . 60
50 iBorrmeister, Konzert im Walde 140
52 R a n f 11, Herrenbildnis i . . . 140
57 Schoeller, Satyrische Darstellung 210
Oelgemälde moderner Meister
58 Unbekannt, um 1860, Mädchenbildnis 300
59 Monogrammiert J. E., 1841, Treue Wacht 90
61 J. Martin, Abendlandschaft 75
62 Ders., Landschaft 20
63 Dombrowsky, Abend im Walde 360
65 Unbekannt, Stilleben 300
66 Desgl., 340
67 Franzos., um 1870, Der tote Liebling 130
69 J. H e i c k e, Hunde 100
72 Lea Reinhart, Stilleben 150
74 Bensa, Die Lieblinge HO
76 Ders., Die Neugierige HO
78 Dar n aut, Aus dem Wienerwald 300
81 iGatipmann, 'KinderbfJdnis > • 320
82 Grund, Landschaft 720
83 S e i t z, Blumenstilleben 5S0
84 Schilcher, Slowakische Hausiererin 520
85 Lea R e i n h a r t, Stilleben 140
86 P a 1 i z z i, Hundeporträte 400
89 Fertbauer, Die Geschwister 620
Porzellan und Glas
90 Ein Paar schlanke Glaskrüge, modern 30
91 Vier Flaschen und sechs Gläser, 19. J 45
92 Drei Flaschen, 19. J 20
93 Becher, Biedermeier 45
94 Schäferszene, Meißen, 19. J 80
95 Fischverkäufer, bemalt, Kopie 15
96 Figur, Allegorie, Kopie 16
98 Zwei Blumenstöcke, Meißen, 18. J 60
99 Vorleg- und Transchierbesteck, Korzec, 19, J. . . . 70
100 Ein Paar Figuren, Meißen, 19. J 32
101 Gruppe, Putten, Meißen, 19. J. ......... . 35
102 Ovale Schüssel, Meißen, 19. J 22
103 Ein Paar Vasen, Japan, 19. J 38
105 Kumme, China, Anf. 18. J 45
106 Kumme, Imari-Dekor, Japan, Anf. 18, J 35
107 Putto, bemalt, Meißen, 18. J 80
109 Große Kumme, Japan, 19. J . . 30
110 Drei Schälchen mit Untertassen, Japan, 19. J. . . . 25
111 Ein Paar Teller, Wien, 861 12
112 Schale mit Untertasse, Marke Dagoty, Paris, Anf. 19. J. 30
113 Ovales Schälchen, Wien, 18, J 30
114 Dejeuner, verschiedene Marken, Mitte 19. J 70
115 Schale mit Untertasse, französ., 22
117 Zwei Kummen, Japan, 19. J 110
118 Desgl., HO
119 Ein Paar große Deckelvasen, Japan, 19. J 260
120 Deckelvase, Delft-Imiltation 240
124 Porzellanuhr, Wien, um 1760 1200
126 Deckeischale mit Untertasse, Wien, 800 130
127 Ovale Zierplatte, Wien, 806 1250
128 Putto als Harlekin, Meißen, 18. J 80
129 Zwölf Porzellanplättchen, Wedgwood-Art, Wien, Em -
pire, 180
130 Desgl
132 Spülkumme, Wien, 85 . no
Mobiliar
134 Spieltisch, 18. J igo
136 Ein Paar Sessel, deutsch, 17. J 210
137 Sitzgarnitur, ital., um 1800 820
140 Fauteuil, 17. J zqq
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 7
141 Sechs Sessel, Mitte 18. J
144 Konsoltisch, ital., Mitte 18. J.
145 Vier Sessel, österr., um 1810
146 Sechs Sessel, österr., um 1810
147 Bank, ital., Anf. 18. J
149 Kaminuhr, deutsch, Mitte 18. •!
151 Kommode, österr., Mitte 18. J. •
152 Konsoluhr, französ., Mitte 18. J
153 Schlitten, ital., Anf. 18. J
154 Bank, Ende 18. J .••••■
155 Ein Paar kleine Wandspiegel, Iranzös., Mitte 18. J.
156 Zweitüriger Schrank, Ende 18. J
157 Niedriger zweitüriger Schrank, Anfang 17. J. . . .
159 Eckvitrine auf Untersatz, 18. J
160 Desgleichen, 19. J. .
161 Waschschrank
162 Konsoltisch, französisch, Mitte 18. J
1350
610
310
410
1000
2000
360
1900
520
42C
950
510
610
410
90
150
2550
Gemälde alter Meister.
164 Niederländisch, Kircheninterieur 160
166 Deutsch (18. J.), Die Verlobung 90
167 Monogrammiert H. S. 1654, Landschaft 210
168 Regina D i e t s c h Vögel in Landschaften 950
169 C r e s p i, In Andacht 160
170 Niederländisch (Ende 17. J.), Frau im Schäferkostüm
mit zwei Knaben 230
171 Niederländisch (Ende 17. J), Die Versuchung .... 140
172 Oesterreichisch (um 1780), Küchenstilleben .... 220
174 Niederländisch (18. J.), Ideale Landschaft 310
175 Desgleichen, Flußlandschaft 310
176 Loutherböurg, Marine . 380
177 Casanova, Italienischer Hafen 520
178 Salvator Rosa, Hirtenszene 500
179 Französisch (um 1780), Le depart de la cour und
180 Le menuet Royale 1600
182 C i p p e r, Brettspieler 1700
183 Pieter D i r c k s z, Marktbild mit Passionsszenen . . 2300
Fig, 2. Konsoluhr, franz., Mitte 18. J.
Aquarelle moderner Meister.
184 Französisch (um 1860), Dame mit Schal 35
187 Deutsch (um 1820), Kirchenplatz in einer deutschen
Stadt 40
190 M o 1 i t o r, Ideale Flußlandschaft 45
191 G o e b e 1, Dame im Profil 30
196 Moser, Herr, in einem Lehnstuhl sitzend. Angeblich
Josef Lanner 80
197 G o e b e 1, Schloßhof in Spanien 65
198 Derselbe, Beduine 45
199 Derselbe, Stute mit Fohlen 100
201 Derselbe, Heimkehr vom Kirchgang 130
203 Derselbe, Dame in weinrotem Kleid mit Spitzenfichu 45
204 Derselbe, Dame mit gewelltem Haar 50
205 Derselbe, Italienische Fischverkäuferin 55
207 Derselbe, Heimkehr bei Regen 100
208 Ders., Rast von Jägern vor einem Bauernhause . . 55
209 Derselbe, Dame mit Häubchen 70
210 Derselbe, Zwei Nonnen in einer Kirche 270
212 Adolf v. Charlemont, Kind mit Umhängetuch . . 90
213 G r ei 1, Wandernde Künstler 340
Oelgemälde moderner Meister.
214 Georg S e i t z Obststilleben 120
216 P e t z o 1 d, Der Salzburger Friedhof 35
218 E. V. H o f f n e r, Lesende Frau 45
221 Deutsch (um 1840), Kinderbildnis 65
222 Desgleichen, Vier Jagdbilder 320
223 Julius von B 1 a a s, Pferdeporträt 310
224 Loeffler, Das gefährliche Schaufenster 2000
225 Anton E b e r t, Die Begegnung 370
226 P e 11 e r, Stilleben 800
227 J e 11 e 1, Motiv von der französischen Küste .... 460
228 Isidor Kaufmann, Polnischer Jude 2600
230 Robert R u s s, Rovereto 1100
231 Max S c h ö d 1, Stilleben 850
232 Gisela, Der Kaffeetratsch 1500
235 Halauska, Der Mondsee 160
236 Josef Lauer, Alpenblumen 410
237 Andreas Lach, Muttersorgen 160
239 Leopold Till, Die Rast 170
240 Lea R e i n h a r t, Stilleben 170
241 Desgleichen 130
242 Franz X. Schmidt, Herbst 90
243 Derselbe, Sommer 80
245 D a 11 i n g e r, Pferde 200
Mobiliar.
246 Ovaler Tisch, 19. J 45
247 Niedriger Tisch, 19. J 35
248 Ein Paar Schaukelstühle, Biedermeier 55
252 Zwei Paar Wandappliken, 25
253 Desgleichen 25
254 Ein Paar Wandappliken 80
256 Uhr, Biedermeier 50
257 Bauernuhr, modern 220
258 Bauernzimmer, 19. J. 500
259 Ein Paar kleine, doppeltürige Schränke, Anf. 19. J. . 110
261 Vitrine. Stil Louis XVI 330
263 Zweitüriger Schrank, österreichisch, Mitte 18. J. . . 500
264 Vitrine, Biedermeier 300
, 265 Zweitürige Vitrine, holländisch, Stil d, 18, J 1000
266 Rechteckiger Tisch, 19. J 120
267 Kleine Kommode, Stil Mitte 18. J 110
268 Ein Paar Eckschränke, französisch, Mitte 18. J. . . 12.500
270 Fauteuil, französisch, Mitte 18. J 1450
274 Zweitürige Vitrine, deutsch, Ende 18. J 500
275 Quadratischer Tisch, Anf. 19. J 280
276 Sessel, um 1800 45
277 Tisch, Mitte 19. J 400
Ziergegenstände aus Silber, Gold und anderem Material.
278 Spazierstock, Silbergriff, Ende 18. J 20
279 Zwei Spazierstöcke, Silber- und Elfenbeingriff,
Biedermeier 20
280 Fünf Spazierstöcke, Silbergriffe, 19, J 25
281 Spazierstock, Mitte 18. J 65
282 Desgleichen 22
283 Sieben Reitstöcke, 19. J 15
284 Spazierstock, Silbergriff, Ende 18. J 16
285 Näh-Necessaire, Biedermeier 17
286 Schreib-Necessaire, Biedermeier 30
287 Ein Paar Karaffen, modern 200
289 Körbchen mit Untersatz und Glaseinsatz, modern,
Silber, 700 g 150
290 Geldtäschchen mit Silberbügel, Biedermeier 12
293 Herrentaschenuhr, Gold, Biedermeier 360
294 Godenschale mit Deckel und Untersatz, Stil 18. J.
Silbergewicht 800 g 180
295 Kassette,19. J., Silbergewicht 510 g 130
296 Ein Paar Leuchter, Hamburg, 18. J. Silbergew. 920 . 560
297 Schale, um 1700, Silbergewicht 67 g 320
298 Konfektschale, Augsburger Punze, Silbergewicht 140 510
299 Ein Paar Kandelaber, Wr., 2. Dr. 19. J. Silberg. 4340 660
300 Ein Paar Kandelaber, Wr. Punze, 1845, Silberg. 3030 750
201 Ein Paar zweikerzige Kandelaber, Wiener Punze,
1807, Silbergewicht 2495 g 600
303 Uhr, Bronze, Spät-Biedermeierzeit 200
304 Ein Paar Zinnleuchter, 1. H. 18, J 110
305 Neun Zinnteller,. 18. J 150
Porzellan und Keramik.
307 Ovales Porzellanplättchen, Wien, Empire 45
308 Tintenfaß, Wedgwood, 19. J 20
(Schluß folgt.)
Nr. 7
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 77
Die Siäser der Sammlung JCerzfelder.
Die Kunstäfoteilung des Dorotheums in Wien bringt
vom 15. bis 18. April die Versteigerung einer Kunst -
sammlung aus dem Nachlasse Eugenie und Ernst Herz -
felder. Die Kollektion umspannt eine komplette
Glaser-Sammlung, eine Sammlung von Silberschmiede -
arbeiten und Porzellan. Die bedeutendste von den dreien
ist die Kollektion der Gläser. Es sind darin vom Anfang
des 17. bis zür Mitte des 19, Jahrhunderts fast alle be -
deutenden Arten von Erzeugnissen der Glashütte und
ihren Verzierungsformen vertreten, ausschließlich deut -
sche Gläser, die von der hohen Handwerkskunst vergan -
gener Epochen ein Zeugnis ablegen.
Diese Schwarzloth-Malereien, welche, mit Gold gehöht,
zu den reizendsten Verzierungen der deutschen Barocke
gehören und sich auch auf den zeitgleichen Porzellanen
und Fayencen vorfinden, waren der erste Anfang einer
transparenten Bemalung auf Hohlgläser (Tafelgläser,
das ist Fenster, bemalte man schon in alten Zeiten mit
transluciden Farben). Neben dieser Art von Aus -
schmückung erhält sich die Emailverzierung noch wäh -
rend des 18. Jahrhunderts fort, wird aber, wenn wir von
wenigen Beispielen aus den letzten Dezennien absehen,
mehr von der bäuerlichen Art der Glaswaren absorbiert,
So finden wir Emailmalereien auf Schnapsflaschen sogar
Fig. 3. Hoher Humpen aus
Diamant
Süddeutsch
Die süddeutschen Gläser mit den Emailfarben aus
dem Anfänge und der Mitte des 17. Jahrhunderts sind
durch einen schönen Humpen mit dem alten Reichs -
wappen in kostbarer alter Holzmontierung, durch einen
anderen mit der Darstellung einer Sauhatz und kleine
Becher etc. repräsentiert. Diese Art der Emailmalerei
drängte schon um die Mitte des 17, Jahrhunderts zu einer
befriedigenden Lösung und es sind der Nürnberger Maler
Johannes Schaper und gleichzeitig Spengler in
Konstanz, welche zu jener Zeit auch Fayencen der süd -
deutschen Manufakturen bemalten, die beginnen, Glas
mit transluciden Emailfarben, vorderhand nur lehm -
schwarz, dem sogenannten Schwarzloth, zu bemalen.
iunkelblauem Glas mit dem
gerissen,
um 1600.
bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts, die aus
süddeutschen, schlesischen und böhmischen Glashütten
stammen. Inzwischen verschwindet die Transparent -
malerei auf Gläsern vollkommen, wenn wir von den
späteren Nürnberger Hausmalern Preissler u. a., die
noch im 18. Jahrhundert in Schapers Art Gläser bemal -
ten, absehen, vollkommen, bis sie in den Werkstätten
Gottlob und Samuel Mohns in Dresden, des Wieners
Anton Kothgasser, des Berliners Karl Scheidt
u. a. zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder zu neuem
Leben erwachen.
Wie Schaper, waren auch alle Transparentmaler des
19. Jahrhunderts als Hausmaler auf keramischen Erzeug-
i
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 7
nissen der verschiedensten Manufakturen in Meissen,
Wien etc. tätig. Kothgasser war sogar festbesoldeter
Goldmaler und Dekorateur der Wiener Manufaktur von
1784 bis 1840. Während die bunte Verzierung des Glases
im Verlaufe des 18. Jahrhunderts vollkommen verdrängt
erscheint, beginnt man nach Art der schon in der Renais -
sance beliebten, in Bergkristall geübten Technik des
Schnittes auch bei Gläsern ornamental und figural zu
schneiden. Es sind da besonders die Nürnberger Glas -
schneider des frühen 17. Jahrhunderts, um noch einige
Namen zu nennen, wie S p i 11 e r, Sch ranhart u. a.,
ja ganze Familien, wie die der Gondelach, und end -
lich auch Glasschneider im Riesengebirge und in Böhmen,
die das Geschmackvollste und Kunstreichste in Tief-
und Hochschnitt und kombinierten Techniken leisten,
was die Verzierung von Gläsern überhaupt kennt. Zu
Ende des 18. Jahrhunderts, in den allerletzten Dezennien,
beginnt man mit einer neuen, bis dahin unbekannten
Technik, dem sogenannten Ueberfang, d. i. dem Ueber-
ziehen des Glases mit andersfarbigem oder einer un -
durchsichtigen Glasmasse. Durch Ausschleifen, Schnei -
den, dem sogenannten Schälen dieses Ueberfanges wer -
den in derselben Art wie beim Schneiden von Steinen
durch verschiedenfarbige Schichten sowohl im aus- als
durchfallenden Lichte Zierformen gefunden. Eine eigene
Gruppe in der Verzierung des Glases, die erst im
18. Jahrhundert oder frühestens zu Ende des 17. Jahr -
hunderts in dieser Art aufkam, sind die sogenannten
Doppelgläser. Das mittelalterliche Venedig und auch die
Antike kennt bereits die Technik des Einschmelzens
andersfarbiger Substanzen zwischen zwei Glasflächen,
ein Verfahren, das aber immer mit der Zerstörung oder
Veränderung der in dieser andersfarbigen Masse enthal -
tenen Zierformen verbunden war. Dieser Technik dürften
nun die Doppelgläser des 18. Jahrhunderts ihre An -
regung verdankt haben. Auch wird bei der neueren
Durchführung das Verfahren ohne Zusammenschmelzen
der beiden Gläser ein Klarerhalten der Schmelzflächen
gewährleistet. Es wurden zwei Becher ineinander einge -
schliffen und dann der innere Becher an seiner Außen -
seite mit den Verzierungen, entweder in bunten Farben
oder in Gold graviert, versehen und in dem Ueberbecher
mit Goldkitt eingekittet, so daß der Dekor zwischen
zwei Glasschichten zu liegen kam. Hauptsächlich wurden
diese Gläser in Sachsen und in Böhmen hergestellt, kom -
men aber um die Mitte des 18. Jahrhunderts wieder, um
in einer etwas veränderten Form zu Ende desselben Jahr -
hunderts hauptsächlich eigentlich von einem einzigen
Künstler, von Mildner, wieder aufgenommen zu wer -
den, und da mit dem einen Unterschiede, daß Mildner
nur Teile der Gläser einschleift, also z. B. den Rand,
den Boden und ein Medaillon auf der Wandung, und
diese eingeschliffenen Teile dann mit einem Zwischenglas
verziert. Mildner vereinigt in seinen Gläsern den Zwi-
schenglasdekor mit einer anderen Technik, der Brillant-
Gravierung, die sowohl in Sachsen als aber besonders in
Holland im 17. Jahrhundert sehr gebräuchlich war. Von
den wundervollen Gläsern, welche in der Art Stichen
in Punktmanier mit Brillanten „gestippt" sind, besitzt
das Museum des Maurizhuis im Haag die wundervollste
Kollektion. Sie sind unter dem Sammelnamen „Wulff-
Gläser" bekannt.
Fig. 4 und 5. Geschnittene Pokalgläser.
Schlesisch, um 1725.
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Zu Beginn des 19, Jahrhunderts wird auch nur mehr
wenig geschnitten, Schliff und Aetzung haben den Relief-
Dekor übernommen und der Schnitt kommt nur mehr
bei Ueberfang-Gläsern in Verwendung, dagegen be -
herrscht wieder die Farbe die Dekoration des Hohlglases.
Eine kurze Zeit hindurch wird eine besondere Art von
Gläsern modern, die ihren Ursprung der vornehmen ■
Liebhaberei eines adeligen Glashüttenfoesitzers verdan -
ken und deren Vorfahren wohl nur in den spät-antilken
Achatgläsern zu sehen sind. Es sind dies die in den wun -
derbarsten Steinmassierungen hergestellten sogenannten
Hyalith- und Lithyalingläser, die eigentlich viel Grenz -
linien mit den farbigen Gläsern gemeinsam haben.
Zu all diesen markanten Perioden in der Geschichte
der Glasindustrie bringt die vorliegende Sammlung Bei -
spiele und es ist keine einzige der angeführten Epochen,
die nicht darinnen vertreten wäre.
JVturillos auf dem ^Kehrichthaufen.
In Rußland sind durch den Umsturz, besonders auf aem
Kunstgebiete, die seltsamsten Verhältnisse gezeitigt worden.
Alte Kirchen wurden enteignet und zu Versammlungslokalen
umgewandelt, wobei die Bilder und andere Schmuckgegen -
stände achtlos beiseite getan wurden. Es handelt sich meist
um Gemälde, die durch das hohe Alter und durch die wenig
sachgemäße Pflege vollkommen dunkel geworden waren, so
daß sie einen unscheinbaren Eindruck machten. Oft genug wird
es sich auch um ziemlich wertlose Gegenstände gehandelt
haben; in vielen Fällen aber wurden sicher Bilder von hohem
Kunstwerte auf diese Weise vernichtet, da besonders in den
kleinen Provinzstädten die Sowjetkommissäre, die die in Be -
tracht kommenden Verfügungen trafen, wohl kaum genügend
große Kunstkenner waren, um Mißgriffe zu vermeiden.
Durch einen Zufall wurden einige hervorragende Bilder
in der Kirche von Achtyrka in der Nähe von Charkow
dem Verderben entrissen. Auch diese Kirche war für kommu -
nistische Zwecke beschlagnahmt und die Bilder daraus ent -
fernt worden. Es handelte sich um sehr alte Kunstwerke,
deren Leinwand schon brüchig war. Alle diese früheren Ge -
genstände, die den Schmuck des kleinen Gotteshauses bilde -
ten, wurden als völlige Nichtigkeiten bei dem inneren Umbau
der Kirche auf einen Kehrichthaufen geworfen, der sich im
Hof befand. Hier lagen sie schon viele Tage, als durch Zufall
ein Kunstprofessor aus Charkow hinkam, um einen Freund zu
besuchen. Bei einem Spaziergang ging er auch an dem Platz
vorbei, auf dem das ganze alte Gerümpel zusammengetragen
worden war, und sah hier aus einem alten Bilde einige wun -
derbare Gesichter leuchten, die ihm als sehr wertvoll erschie -
nen. Er beschäftigte sich näher mit dem Funde und erklärte
seinem Freunde, daß er die Bilder für echte Murillos halten
würde, wenn die Möglichkeit vorliegen könnte, daß sich hier
Kunstwerke so hohen Ranges befinden. Er stellte Nachfor -
schungen an und es wurde dabei auch dem Ursprung dieser
Kunstwerke nachgegangen. Der Erfolg war über Erwarten
groß, denn es zeigte sich, daß drei dieser Bilder von einer
Gräfin Tschernischeff vor mehreren Jahrzehnten der
Kirche geschenkt worden waren. Diese Gräfin hatte in ihrem
Palast eine Anzahl echter Murillos, so daß an dem hohm
Kunstw.ert dieser Bilder um so weniger gezweifelt werden
konnte, als sich in den Archiven der Kirche Scbenkungsbriefe
der Gräfin befanden, in denen ausdrücklich die drei Bilder
als Murillos bezeichnet worden waren.
So ereignete sich der einzigartige Fall, daß drei echte
Murillos auf dem Kehrichthaufen ihr Ende gefunden hätten,
wenn nicht der Zufall seine Hand im Spiele gehabt hätte. Auf
Grund dieses Vorkommnisses wurde verfügt, daß alle Bilder
vor ihrer Vernichtung erst einer künstlerischen Kommission
zur Prüfung übersandt werden müssen.
393. Jiunstauktion des Dorofheums.
Am 18. und 19. März brachte das Dorotheum in
Wien die angekündigte Sammlung eines Wiener Indu -
striellen und anschließend daran am 20. März Kunst-
gegenstände aus anderem Wiener Besitz zur Versteige -
rung. Den besten Erfolg erzielte das Dorotheum mit den
Kunstgegenständen aus Glas und Silber, die ihre
Schätzungspreise weit überschritten. Bilder waren weni -
ger begehrt, doch sind auch da einige namhafte Preise
zu verzeichnen. Ein Versuch, Münzen und Medaillen zu
versteigern, fiel sehr ermunternd aus.
Sichtlich günstig beeinflußt wurde die Stimmung der
Teilnehmer an der Auktion durch die kluge Wiederkehr
zu den Schätzungspreisen. Man hat, wie die Erfahrung
wieder einmal zeigte, mehr Animo zum Mitbieten, wenn
mit kleineren Preisen angefangen wird. Hoffentlich bleibt
es nun bei diesem Vorgänge, den wir auch den anderen
Wiener Auktionshäusern empfehlen möchten.
Nachstehend die erzielten Preise (in Schilling);
Glas.
1 Stengelglas, böhmisch, um 1830 45
2 Zylindrischer Becher aus farblosem Hartglas, böhmisch,
um 1820 35
3 Kantiger Ranftbecher, böhmisch, um 1830 28
4 Bauchiger Ranftbecher, böhmisch, um 1820 50
5 Konischer Becher, böhmisch, um 1830 25
6 Bauchiger Ranftbecher, böhmisch, um 1825 ..... 45
7 Kantiger Becher, böhmisch, um 1830 45
8 Hoher Stutzen aus blau gestrichenem Glas. böhm. um
1825 38
9 Milchglasvase, um 1840 20
10 Kantiger Flakon aus Uranglas, böhm. um 1840 .... 11
12 Becher, mit Milchglas überfangen, böhm. um 1850 ... 38
13 Hoher Glasflakon, böhm. um 1850 20
14 Flakon mit Stöpsel, böhm., um 1850 15
15 Bauchiger gerippter Flakon, böhm., um 1830 28
16 Ranftbecher aus Glas, böhm., um 1840 50
17 Kleiner, kantiger Becher aus Glas, böhm., um 1840 - . 50
18 Ranftbecher aus Glas, violett gestrichen, böhm., um 1840 32
20 Kantiger Pokal aus urangelb überfangenem Gla-s,
böhm., um 1840 35
22 Pokalglas, violett gestrichen, bö'hm., um 1840 65
23 Kantiger Becher, böhm., um 1840 32
26 Glasbecher, böhm., um 1840 45
27 Gehenkelter Deckelbecher, böhm., um 1830 15
28 Kantiger Ranftbecher, böhm., um 1830 38
29 Schlanker Ranftbecher, böhm., um 1830 25
30 Kantiger Ranftbecher aus blauem Glas, böhm., um 1840 85
31 Kleiner Pokal mit Medaillon, böhm., um 1830 60
32 Niedrige, weiße Glasschale auf Fuß, böhm., um 1830 . 25
33 Kantiges Henkelkrügel aus Glas, böhm., um 1830 ... 35
34 Ranftbecher aus Glas, böhm., um 1840 50
35 Ranftbecher aus Glas, böhm., um 1840 45
Keramik
36 Vier Porträtbüstchen aus Wiener und böhm. Biskuit -
porzellan, um 1848 40
37 Tintenzeug aus Hanauer Fayence, um 1724 20
38 Väschen aus süddeutsch. Fayence, Nürnberg oder Ans -
bach, um 1740 14
40 Kaffeetasse mit Untertasse aus Wiener Porzellan, 1829 85
43 Kumme, gerippt, aus Wiener Porzellan, um 1765 ... 60
44 Tasse mit Untertasse aus Wiener Porzellan, um 1820 . 40
45 Fünf hohe Schokoladebecher mit Untertassen, Wien,
um 1780 380
46 Kaffeetasse mit Untertasse, Wien, um 1818 50
47 Tasse mit Untertasse, Wien, 1815 100
48 Tasse mit Untertasse, Wien, um 1822 120
49 Kleines Teeschälchen mit Untertasse, Meißen, 1780 . . 20
51 Kleine Kumme, Wien, um 1765 40
52 Tasse mit Untertasse, Wien, 1835 65
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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53 Tasse mit Untertasse, Wien, 1825 . . 55
54 Kaffeetasse mit Untertasse, Wien, 1822 60
55 Weiße Tasse mit Untertasse, Schlaggenwald, um 1835 32
57 Weiße Tasse mit Untertasse, Wien, 1835 40
58 Tasse mit Untertasse, Berlin, um 1830 50
59 Schokoladetasse samt Untertasse, Berlin, um 1825 . . 15
61 Zylindrische Tasse mit Untertasse, Wien, 1822 .... 30
63 Kaffeetasse mit Untertasse, Wien, um 1835 65
64 Kaffeetasse mit Untertasse, Wien, 1836 100
65 Sechs Konfektteller, Meißen, um 1850 50
76 Große, bunte Rundgruppe, Meißen, Marcolini, neuere
Ausformung 250,
77 Schenkgefäß in Faßform, Wien, 1838 ......... 240
78 Sitzender Herr in Rokokotracht, lesend, Wien, 1841 . 55
Silber
79 Runder Teller, Unbek, Beschauz. d. 19, J., 550 g ... 75
80 Runder Teller, Unbek. Beschauz. d. 19, J., 550 g ... 75
81 Kantige Kaffekanne, Wien, um 1860, zirka 700 g ... 90
83 Große, rechteckige Anbieteplatte, Wien, um 1870, zirka
2400 g 300
84 Ovale Bratenschüssel, Wien, um 1870, 1000 g .... 150
85 Gewürzbehälter, zweiteilig, Wien, 1856, 60
86 Flaschenfuß, franz., modern, 280 g 35
87 Dreibeiniges Gestell für ein Gewüraschälchen ... 20
88 Eiförmiger Becher, Wien, 1816, 150 g 90
89 Zwei Untersatztässchen, Mailand, um 1825, 135 g . . 55
90 Kofferförmige Zuckerdose, Berlin, um 1830, 400 g . . . 130
91 Aufsatz von drei Delphinen getragen, Wien, 1845, 450 g 180
93 Aufsatzschale, Wien, 1850, 450 g 150
94 Muschelförmige Konfektschale, Wien, 1830, 44 g . . . 180
95 Ovale Bratenschüssel, modern, 1200 g 320
96 Drei kleine Konfektschälchen, Wien, 1829, 340 g . . . 200
97 Großer Aufsatz, modern, 2200 g 270
98 Zwei Konfektschälchen aus hellrotem Glas, auf silber -
nem Dreifuß, um 1820 60
99 Butterschaff aus Glas, mit silbernem Untersatz und
Deckel, Petersburg, um 1840, 240 g 140
100 Aufsatz, Wien, 1840, 480 g 150
101 Zwei Untersatzschälchen für Gläser, Mailand, um 1830,
150 g 55
104 Kleiner Aufsatz, Wien, 1840, 55 g 32
106 Weite Sauciere, Deutsch, modern, 180 g 45
107 Aufsatz für Konfekt, Wien, 1840, 200 g 70
108 Samowar, Wien, 1852, 1100 g 200
109 Zwei Kannen, Wien, 1853, zirka 750g 170
112 Eiförmiges Deckelkännchen, Wien, 1822, 200 g ... 85
113 Kleines Gestell für Nadeln, Wien, um 1840, 70'g ... 28
115 Gestell für 6 Becher, Wien, 1847, 1050 g 180
116 Karaffine, Wien, 1860, 350 g 130
117 Rechteckiges Becken, Wien, 1840, 1200 g 175
118 Rechteckiger Gebäckskorb, Wien, 1857, 750 g 16p
119 Karaffine, Wien, um 1830, 320 g 50
120 Konfektschälchen, Wien, 1842, 80 g 35
121 Konfektschälchen, Wien, um 1850, 62 g 38
122 Zwei Untersatztassen, Mailand, um 1825, 135 g .... 50
123 Empire-Sal^schälchen, um 1810, 90 g 50
123a Konischer Becher, Polnisch oder russ., 18. J.. 132'g . 60
124 Konfektschälchen, Wien, 1842, 75 g 40
125 Desgl., 58 g 32
127 Kleiner Deckelbecher, Nürnberg, 100 1 g 70
128 Konischer Becher, um 1720, 105 g 155
129 Becher, nach altem Original d. 17. J., 140 g 110
132 Becher, Süddeutsch, um 1750, 220
133 Vase, engl., modern, 105 g 30
134 Silbermontierte Schnabelpanne aus Glas, modern . . 18
135 Aufsatzplatte, modern, 1540 g 150
136 Hoher Krug, modern 35
137 Gebäckskorb, Wien, um 1870, 495 g 65
138 Karaffine, ital., um 1800 150
139 Ovale Schüssel, Wien, 1800, 560 g 120
140 Traubenwascher, modern 30
141 Gestel 1 für Zigarren, Wien, um 1840, 125 g 40
142 Ein Paar Leuchter, Wien, 1835, 255 g 45
143 Kleiner Leuchter, mit Dülle und Ziigarrenhalter, Wien,
1856, 125 g 35
144 Salzschälchen, Wien, 1822, 55 g 38
145 Zwei Leuchter aus Silber, Wien, 1802, 700 g .... 130
146 Konfektschälchen aus Silber, Wien, um 1840, 80 g . . 40
147 Desgl., 70 g 40
Bildnisminiaturen
148 Kleines Mädchen in weißem Kleide, deutsch, um 1815 50
149 Blondlockiges Mädchen mit Buch in der Hand, deutsch
um 1815 75
150 Herrenbildnis, österr., um 1830 30
153 Junge Frau mit Haube, deutsch, um 1780 75
154 Nach Albert Theer, Dame als Psyche 55
Oelgemälde, 19. Jahrh.
156 Franz Alt, zuigeschr, Parktor, 90
157 Alt-Wiener Maler: Bildnis eines Offiziers 25
159 Alt-Wiener Meister: Männlicher Studienkopf . ... 130
160 Amerling, Mädchen mit rotem Kopftuch 500
161 Ders., Mädchenkopf 250
160 Englischer Maler um 1840: Bachlandschaft 160
170 Alfred Friedländer: Aufbruch zur Jagd .... 75
174 K u g 1 m a y r: Heuernte 30
178 Art des Mahlknecht: Gebirgslandschaft mit Kuh ... 50
180 Neweklowsky, Bildnis eines alten Herrn .... 20
183 M. Probst, Mädchenbildnis 75
185 Josef Schuster, Blumenstück 100
189 Steinhäuser, Bildnis eines jungen Herrn in der
Tracht um 1800 20
190 Unbekannter Meister, um 1860, Dame mit Hündchen . 160
191 Kopie nach Govaert Flink, Bildnis eines Rabbiners . 170
194 Wiener Maler, Blumenstück 60
195 Wiener Meister, 1840, Gebirgslandschaft mit Wildbach 50
Gemälde alter Meister
198 Zwei Gegenstücke, Junge Frau mit Laute, Aeltere
Frau am Spinett. deutsch, um 1780 350
200 Deutsch, um 1700, Strandlandschaft bei Gewittersturm 50
210 Italienisch, Ende d. 17. J., Nachbildung des Wallfahrts -
bildes der „Madonna de Consolatione" in Bologna . 120
217 Simon de V o s, Begegnung zwischen Salomon und der
Königin von Saba 3000
Holzschnitzereien und Plastiken
218 Zwei gewundene Holzsäulen, vergoldet und blau lasiert 90
220 Zwei sitzende Blasengel, Holz, deutsch, 18. .1 250
222 Zwei schwebende, kleine Engel, 18. J 80
223 Fliegende Taube, Holz, versilbert, 18. J 25
224 Holzbaldachin, 18. J., HO
227 Zwei Holzreliefs, österr,, 18. J 80
Bronzen
232 Kleines Räuchergefäß, ital., um 1810 160
234 Bronzefigur des betend knienden kleinen h. Johannes
mit dem Schäfchen, französ., um 1845 125
235 Kleine Bronzefigur des stehenden Herakles, ital. . . . 100
237 Plakette, später Abguß einer italienischen Plakette aus
dem Ende des 16. J., 20
240 Ministrantenschelle aus Messing, Anf. 18. J 40
241 Zwei Kaminböcke aus Messing 50
243 Bronzefigürchen eines schlummernden Kindes, franz.,
um 1800 175
245 Bronzefigur des schlummernden kleinen Herakles, 1750 550
246 Bronzebüste eines römischen Imperators, Venedig (?)
um 1630 280
248 Türklopfer, ital., 2. H. 16. J 190
253 Fabeltier, ital., 17. J 250
Möbel, Einrichtungsgegenstände und Textilien
257 Klavierbankerl, Bezug; bunte Stickerei, Wolle-Petit- .
point, Schloß in Parklandschaft 250
258 Garnitur, Gestell in Eichenholz, Bezüge aus grünem
Seidendamast 600
259 Vier Empiresessel, um 1825 300
260 Ohrenfauteuil, Anf. 18. J 200
261 Armstuhl, Bezug Tapisseriereste 450
262 Hochlehniger Stuhl, 2. H. 17. J 110
263 Zwei Bauernsessel, Alpenländisch, Anf. 18. J 120
264 Hochlehniger Ohrenfauteuil 150
265 Deckelkassette, Renaissancestil 220
273 Rokokotischchen aus gebeiztem Nußholz 70
274 iLadenkästchen aus schwarzem Holz 40
276 Vitrinenschränkchen, 19. J 35
277 Schweizer Musikwerk von J. H. Heller in Bern ... 70
278 Kleines, eintüriges Schränkchen, alpenl., 2. H. 17. J. . 60
280 Zwei Sessel mit geschnitztem Gestell 75
282 Paravent, um 1835 400
283 Armstuhl in Petit-point-Stickerei 400
284 Desgl, 400
285 Tapisserie, Diana, mit Bogen und Blume in den Hän -
den, in Landschaft stehend 1250
287 Tapisserie, Minerva, in Baumlandschaft, französ., um
1700 1250
288 Ein Paar Spätempirefauteuils, um 1825 700
290 Empirehocker 160
291 Großer, ausziehbarer Speisezimmertisch 250
292 Fünf Sessel, um 1845 160
296 Deckelkassette aus schwarz gebeiztem Holz 100
297 Biedermeier-Glockenzug, um 1840 28
298 Zwei Zierpolster aus Samt und Seide 70
299 .Sitzpolster für eine Bank aus rotem Seidensamt ... 120
301 Biedermeier-Klingelzug 50
304 Rauchmantel aus Seidenbrokat, Ende 18. J 200
(Schluß in der nächsten Nummer.)
Nr. 7
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite Hl
Chronik.
AUTOGRAPHEN.
(„Des Knaben Wunderhorn" für die Universität Heidel -
berg.) Bei Henrici in Berlin wurde der zweite Teil des Nach -
lasses Bettine von Arnim ausgeboten, dessen Hauptstück die
Materialiensammlung zu „Des Knaben Wunderhorn’'
war. Diese 45 Nummern umfassende, literar- und kulturhisto -
risch wertvolle Serie mit den eigenhändigen Beiträgen von
Achim von Arnim, Clemens und Bettine Brentano, Jakob und
Wilhelm Grimm ist für 9000 angeboten und für 15.000 Mark
von der Universitätsbibliothek Heidelberg erworben wor -
den.
BIBLIOPHILIE.
(Die Bibliothek des Herzogs Eugene Beauharnais.) Paul
Graupe, der im Vorjahre die Bibliothek der Herzogin Au -
guste Amalia von Leuchtenberg - Beauharnais zur Versteige -
rung brachte, löst am 15. und 16. April die Bibliothek ihres
Gemahls, des Herzogs Eugene Beauharnais. des Stief -
sohnes Napoleons I. und Vizekönigs von Italien, auf. Diese
Bibliothek ist ein typisches Produkt jener ernstesten Biblio -
philie, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts einige der
kostbarsten Bibliotheken und auch einige der exaktesten und
wichtigsten Bibliographien hervorbrachte.
Eugene Beauharnais sammelte das innerlich Gehaltvolle
aus allen Zeiten im schönen Gewände. Aus der Epoche des
Wiegendruckes sind einige bedeutende Meisterstücke vorhan -
den, wie zum Beispiel der Schoeffersche Augustinus von 1473.
Wahrscheinlich als ein Geschenk des Papstes gelangte die
unvergleichlich schöne und kostbare, reich mit Miniaturen ge -
schmückte ferraresische Pergamenthandschrift des L i v i u s
in diese Bibliothek. Besonders lag dem Herzog die Produktion
der Aldus-Werkstätte am Herzen. Eine Aldinen - Sammlung
von solcher Schönheit und Reichhaltigkeit dürfte kaum sonst
noch existieren. Hier fehlen weder die kostbaren Inkunabeln,
noch die Erstdrucke der antiken Klassiker und die so seltenen
Publikationen der kurzlebigen „Academia Veneta". Viele
Stücke sind durch ihre Herkunft aus berühmtem Besitz aus -
gezeichnet; fast jedes Stück wurde von Bozerian oder anderen
Meistern prunkvoll gebunden. Mit derselben Vorliebe una
demselben Interesse sammelte Eugene Beauharnais ferner die
handlichen, von großen Philologen besorgten Ausgaben des
Elzevira, die eine Fülle von Material zur Geschichte des
17, Jahrhunderts enthalten. Und als drittes großes Sammel -
gebiet weist die Bibliothek eine Sammlung von Bodon'-
Diucken auf; alle auf den feinsten und größten Papieren für
Eugene Beauharnais hergestellt und in äußerst dekorative
Halbmaroquinbände gebunden. Als Spitzenstück hervor -
ragend eines der beiden Pergamentexemplare des Homer von
1808, ferner das „Manuale Tipografico“, die „Oratio Domi -
nica" etc.
Der reich illustrierte Katalog verzeichnet außerdem
kostbare Kostümwerke, wie die „Costumes suisse" von Rein -
hard, herrliche Ansichtenfolgen von Piranesi, Inkunabeln der
Lithographie, kostbare Gesamtausgaben u. a.
BILDER.
(Raffaels Bildnis Giulianos de Medicis.) Sir Joseph
D u v e e n, der internationale Kunsthändler, den der englische
Premierminister soeben zum »Trustee« der National Gallery
in London ernannte, hat das aus der Berliner Sammlung Oskar
Huldschinsky bekannte Bildnis Giulianos de Medici von
Raffael zum Preise von 2,400.000 Mark erworben. Dieser
Raffael war bereits vor vier Jahren aus Deutschland abgewan -
dert und hatte damals rund eine Million Mark gekostet. Jetzt
geht er in den Besitz des New-Yorker Bankiers Bache über.
(Entdeckung eines Rembrandt im Haag.) Wie C. Hof -
stede de Groot soeben mitteilt, wurden einem Haager
Restaurator zwei Bilder übergeben, von denen sich das eine
nach der Säuberung als ein Werk Rembrandts heraus -
stellte. Das Bild stellt eine Frau in phantastischer Tracht dar,
den Typ, den man gewöhnlich als Saskia oder die Schwester
Rembrandts bezeichnet. Das Porträt ist von ovaler Form, auf
Holz gemalt und trägt in der rechten unteren Ecke die Signie -
rung Rembrandt 1634. Das dazu gehörige Männerbildnis ist
nicht signiert; Hofstede de Groot schreibt es keinesfalls
Rembrandt zu, sondern vermutet als Verfertiger entweder
Govert Flinck oder Ferdinand Bol. Das Damenporträt wird
in dem Supplement zum großen Rembrandt-Werk von Bode
und Hofstede de Groot veröffentlicht werden.
(Der „trunkene Silen“ von Rubens für 30.000 Dollar ver -
kauft.) Wir lesen im Wiener „Tag": In der Liechtensteinschen
Galerie in Wien hing ungefähr zweieinhalb Jahrhunderte lang
ein (Bild, das einen „trunkenen Silen” darstellte und das
mit einem Baedeker-Stern als Rübe ns-Bild gekennzeich -
net war. Das Bild war in gewisser Weise ein Sorgeqkind der
Galerie. Einerseits war es der Stolz, anderseits aber dem from -
men Fürsten ein Dorn im Auge. Und als man vor einigen Jah -
ren die Valuta des Ländchens Liechtenstein verbessern wollte,
wurde großer Ausverkauf in der Galerie gemacht. Damals er -
warb der junge Wiener Kunsthändler Ferdinand S p a n y, der
früher einmal Geschäftsführer der Kunsthandlung Schidlof ge -
wesen war, diesen Rubens sozusagen für einen Pappenstiel. Da
in Wien ein Käufer für dieses Bild nicht so rasch zu finden
war, fuhr Spany nach Paris und wollte von dort nach Amerika
Er wurde aber verhaftet und kam nach einer abenteuerlichen
Kalvarie wieder nach Wien. Nun geschah aber etwas Seltsa -
mes. Plötzlich entdeckte man, daß der Rubens, der 250 Jahre
lang mit einem Baedeker-Stern im Katalog geprangt hatte, gar
nicht echt sein sollte. Und nun entpuppte sich wieder einmal
wunderbar die Unfehlbarkeit der gesamten Kunstsachverstän -
digen. Während die eine Größe sich mit dem Kopf verschwor,
es sei kein echter Rubens, verpfändete die andere Autorität
ihr Leben dafür, daß es <u n ib e d i n gt ein echter Rubens
sei. Tatsache ist, daß jetzt nach dreijährigem Kampf der in
Wien lebende Petroleummagnat Lindenbaum das Bild für
30.000 Dollar gekauft hat und wenn nichts anderes die Echtheit
des Rubens bestätigen würde, so tut dies sicher dieser Preis.
NUMISMATIK.
(Die Kollektion Erneste Gregoire gestohlen.) Aus Paris
wird uns geschrieben; Ein großer Diebstahl ist in einer Villa
in Landerneau bei Brest verübt worden. Eine Münzensammlung
von unschätzbarem Wert, unter dem Namen »Kollektion
Erneste Gregoire« bekannt, ist den Einbrechern in die
Hände gefallen. Die Sammlung enthielt etwa 500 Münzen^ von
denen die ältesten Stücke aus dem dritten und fünf -
ten Jahrhundert vor Christi stammen, so eine
Anzahl Münzen aus Syrien, Libyen und Judäa. Weiter raubten
die Diebe aus einem Stahlschrank mehrere Schmuck -
stücke aus der Zeit Karl des Großen und Lud -
wig des Frommen. Die Photographien der geraubten
Gegenstände sind der Polizei übergeben worden. Von den
Tätern fehlt jede Spur, doch nimmt man an, daß es sich um
Spezialisten handelt, da kürzlich auch aus dem- Museum
von Brest mehrere Münzen gestohlen worden sind.
VERSCHIEDENES.
(Minna Hoegel f.) In Wien ist SOjährig die Bilderrestaurato -
rin Minna Hoegel gestorben. Die Verblichene begann als
Malerin, wandte sich aber bald dem Bilderrestaurieren zu, wo -
rin sie es zu hoher Geltung brachte, Sammler, wie Graf Hans
Wilczek und Dr. Albert Figdor, Kunsthändler, wie Miethke
und Wawra, haben sie beschäftigt. In der ersten Zeit ihrer Tä -
tigkeit restaurierte sie vorwiegend Niederländer des 17. Jahr -
hunderts, dann nahm sie auch alte Bilder anderer Epochen
zum Restaurieren an. Bei der , ihr eigenen, peinlich genauen Art
zu arbeiten, brauchte es immer geraume Zeit, bis sie ein Bild
aus der Hand gab: aber ihre Auftraggeber ließen es sich nicht
verdrießen, zu warten, wußten sie doch, daß alles, was aus dem
„Sanatorium Hoegel", wie man ihr Atelier scherzhaft nannte,
kam, wirklich hergestellt war.
(Der Weifenschatz.) Aus Berlin wird uns geschrieben:
In der Kunstdebatte im Landtagsausschuß hielt der preußische
Kultusminister Becker eine Rede, in der er auch die Frage
des Weifenschatzes streifte. Der Minister sagte, die Staats -
regierung habe bei der derzeitigen Finanzlage davon absehen
müssen, für den Ankauf des Weifenschatzes Mittel einzu -
setzen. Wenn es ohne erhebliche Staatszuschüsse gelänge,
den Weifenschatz für ein deutsches Museum zu erhalten, so
würde das von ihm begrüßt.
(Derain-Ausstellung.) Aus Berlin wird uns gemeldet:
Die Derain-Ausstellung, die die Galerie Flechtheim für
den April vorbereitet, wird hundert Werke des Künstlers von
1908 bis 1928 umfassen. Sie wird außer vom Wallraf-Richartz-
Museum in Köln und dem Museum in Stettin, neben dem
Folkwang-Museum in Essen, den einzigen deutschen Museen,
die wesentliche Werke dieses Meisters besitzen, von deutschen
und Pariser Sammlern unterstützt.
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 7
(Der schöne Mensch in der Neuen Kunst.) Unter diesem
Titel veranstaltet die „Interessengemeinschaft fortschrittlicher
Künstler Hessens" (Darmstädter Sezession und Darmstädter
Gruppe) zusammen mit der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für
bildende Kunst dieses Jahr eine großangelegte internationale
Ausstellung. Sie wird von Mitte Juni bis 6. Oktober in dem
Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe zu Darmstadt
gezeigt werden. Eine retrospektive Schau vermittelt in cha -
rakteristischen Stichproben einen Ueberblick über die künstle -
rische Prägung des Körperideals in vergangenen Epochen, von
der Steinzeit bis zur Moderne. Die besten deutschen und aus -
ländischen Vertreter der Malerei und Plastik werden durch
neue Arbeiten zeigen, wie das heutige Kunstschaffen dem
Problem gegenübersteht,
(Diebstahl im griechischen Kloster Haghia Laura.) Aus
Athen wird uns geschrieben: Die Oeffentlichkeit beschäf -
tigte sich viel mit Diebstählen, die im Kloster Haghia
Laura entdeckt wurden. In diesem Kloster, das wie ein
Schwalbennest an den Abhängen des Gebirges Kalavryta
klebt, waren seit Jahrhunderten Kunstschätze angehäuft, die
man leider zu wenig hütete. Diese Schätze bestanden aus
verschiedenen kostbaren Reliquien des griechischen Be -
freiungskrieges. So befand sich zwischen anderem auch das
Labarum, welches der Bischof von Patras Germanos am
25. März 1821 einsegnete, und mittelst welchem das Zeichen
zur allgemeinen Erhebung der Nation gegeben wurde. Aus
goldgesticktem Seidensamt angefertigt, stellt diese durch tür -
kische Gewehrkugeln durchlöcherte Fahne im Zentrum die
Himmelfahrt Mariä dar. Neben dem Labarum befanden sich
in einem Glaskasten das Meßgewand und die Stole des Bischofs
aus einfachem Purpur, Brokat und Gold, die Mitra und der
Bischofsstab. Letzterer aus Elfenbein und Goldinkrustationen
hergestellt, enthielt entzückende Miniaturen, darstellend ver -
schiedene Szenen aus dem Leben Jesu. Von großem Kultur -
wert war das Evangelium, welches die Kaiserin Katharina von
Rußland dem Kloster geschenkt hatte. Der Deckel des Evan -
geliums, aus ziseliertem Gold mit unzähligen Diamanten ver -
ziert, enthielt Miniaturen von seltener Zartheit. Ein russischer
Mönch soll daran mehr als 15 Jahre gearbeitet haben. Diese
Miniaturen waren so fein, daß man ein Vergrößerungsglas be -
nötigte, um die dargestellten Handlungen: 30 Szenen aus dem
Leben Jesu auf dem einen und ebenso viele aus dem Leben der
heil. Maria auf dem anderen Deckel, wahrnehmen zu können,
Daneben befand sich ein Kelch, vom Brande des Klosters
beschädigt, den Ibrahim befohlen hatte. Aus diesem Kelch soll
Germanos den ersten Kämpfern für die griechische Unabhän -
gigkeit die heil. Kommunion verabreicht haben. Ebenso fan -
den sich im Kloster zahlreiche Papyrusse und andere Ma -
nuskripte vom Gründungsjahre des Klosters, 1100, vor. Zwi -
schen anderem waren im Kasten aufbewahrt: Die Heiratsur -
kunde des letzten byzantinischen Kaisers, Kpnstantin Paläolog,
ein Originalbrief Mohammeds II. an diesen Kaiser, endlich der
ganze historische Briefwechsel zwischen Ibrahim und den
Mönchen, Ibrahim forderte durch impertinente, anmaßende
Worte die Mönche auf, ihm das Kloster zu übergeben, worauf
diese mutig erwiderten, er möge das Kloster durch das Schwert
einnehmen. Die meisten dieser Reliquien wurden nun ent -
wendet. Die Polizei hat den Superior und mehrere Mönche
verhaftet, da man sie des Diebstahls verdächtigt.
VOM KUNSTMARKT.
(Ostasiatisches Kunstgewerbe und Antiquitäten.) Am 16.
und 17. April findet in Rud. L e p k e s Kunstauktionshaus,
Berlin W 35, eine Versteigerung von o s t a s i ajtlis c h e m
Kunstgewerbe und Antiquitäten statt. Der erste
Tag bringt hervorragende Arbeiten der Han- und Tang-
Periode, vor- und nachchristliche Bronzen, eine Reihe von
interessanten Han- und Tang-Spiegeln. Unter den Porzellanen
sind einige sehr gute Stücke der Käng-Hsi-Periode. Auch die
Ming-Zeit ist mit einigen schönen Arbeten aus der Seladon -
gruppe vertreten. Dann folgt eine Sammlung besonders reiz -
voller Jadearbeiten (Schnallen, Beschlagstücke, Zeremonial-
gegenstände), sowie 100 Stück ausgesucht wertvoller japani -
scher Schwertstichblätter. — Am zweiten Tage gelangen
europäische Antiquitäten zum Ausgebot: Möbel von der
italienischen Renaissance bis zum 18. Jahrhundert. Porzellane
verschiedener deutscher Manufakturen, Kreussener Krüge von
sehr schöner Qualität und deutsche Fayencen des 18. Jahr -
hunderts, ferner eine Reihe guter alter Gläser und Kabinett -
scheiben, sowie einige Gemälde alter Meister. An Silber,
Bronzen und verschiedenen Arbeiten der Kleinkunst enthält
die Versteigerung auch manches interessante Stück. — Der
illustrierte Katalog Nr. 2010 ist durch Rud. L e p k e zu be -
ziehen. — Die Ausstellung ist vom 13. bis 15. April geöffnet.
(Kuplerstichsammlung Schloß E.) Vom 6. bis 8. Mai wird
die umfangreiche Sammlung Schloß E. bei H o 1 1 s t e i n &
Puppel in Berlin versteigert. Mit ihr kommen auch eine
beträchtliche Anzahl von Dubletten aus a u s ländi -
schen Museen unter den Hammer. Der zirka 1650 Num -
mern enthaltende Katalog umlaßt mehr als vier Jahrhunderte
(15. bis Anfang des 19, Jahrh.), gibt also eine Uebersicht über
die ganze Entwicklung der graphischen Künste. Als Vertreter
des 15. Jahrhunderts ist zunächst Martin Schongauer zu
erwähnen, der mit zwölf Blatt vertrelen ist, unter denen die
wundervolle Geißelung, die große Kreuztragung, Johannes
der Täufer, die heilige Katharina, eine der törichten und eine
der klugen Jungfrauen besonders hervorzuheben wären. Neben
ihm erscheint der interessante Israel van Meckenem mit
der Kreuzigung im frühen Zustand, den spielenden Kindern
und dem sehr seltenen Wappen mit dem Löwen in einem
Exemplar mit breitem Rand. Von hervorragender Druck -
qualität sind die Kupferstiche von Dürer. Vier seiner Ma -
donnen, der verlorene Sohn, Hieronymus im Gehäus, Raub der
Amymone, die Wirkung der Eifersucht, die Melancholie, das
große Glück, das Liebesanerbieten, Wappen mit dem Hahn
und mit dem Löwen, St, Georg zu Fuß —alle diese Blätter von
seltener Schönheit und Erhaltung, Eine Sammlung von Holz -
schnitten des Meisters schließt sich an, die ebenfalls manchen
Fig, 6. Hans Baidung Grien: „Der heilige Hieronymus
in der E i n ö d e".
Ein äußerst seltener Originalholzischnitt, von dem ein Exem -
plar (Dublette des Britischen Museums in London) am 10. Mai
bei C. G. B o e r n e r in Leipzig zur Versteigerung kommt.
herrlichen zarten Abdruck aufweist. Von Augustin Hirsch -
vogel enthält die Sammlung die Landschaft mit der ge -
bogenen Holzbrücke in einem köstlichen Druck, von Lukas
Cranach das Clairobscur-Blatt: Der heilige Christopherus,
ein Blatt von seltener Schönheit. Von gleich hoher Qualität
sind auch der heilige Hieronymus unter dem Baum, Anna
Selbdritt und Christus und die Samariterin. Das seltenste
Blatt der Sammlung dürfte wohl die kleine Radierung von
Hans B a 1 d u n g-G r i e n sein, eine Pieta in Rund, von der
nur noch ein einziges Exemplar im Kupferstichkabinett in Ber -
lin bekannt ist, das, aus der Sammlung Lanna stammend, dort
dem Jacob Bink zugeschrieben war. Es war damals ein hef -
tiger Kampf des Berliner Kabinetts gegen Geheimrat Lehrs
entbrannt, der das Blatt für das Dresdner Kabinett' sichern
wollte. Von Rembrandt enthält die Sammlung 55 Blatt,
darunter große Seltenheiten, wie: Das herrliche Hundertgulden-
Nr. 7
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 83
blatt im zweiten Zustand von selten schöner Erhaltung und
Druckqualität, der Faust im seltenen ersten Zustand von wun -
dervoller Klarheit und Tiefe, Petrus und Johannes an der
Pforte des Tempels, und zwar das herrliche Exemplar der
Sammlungen Houbraken, Pond, Barnard & Hawkins, von den
Landschaften der Omval im ersten Zustand, die Hütte mit
dem großen Baum und der Obelisk in einem prachtvollen
frühen grätigen Abdruck. Von dem Selbstbildnis mit Saskia
bringt die Versteigerung einen fabelhaften ganz frühen Ab -
druck noch vor dem ersten Zustand, von Ahrahams Opfer
einen Abdruck mit viel Grat. Dies nur einige wenige Beispiele
aus der schönen Rembrandt-Kollektion. Die Kleinmeister,
Callot, Falk, Hollar, Leyden, Nanteuil, Ostade u. a. sind mit
großen Abteilungen vertreten.
An die alten Meister schließt sich eine Abteilung von
Stechern des 18. Jahrhunderts an, aus der Baudouin, Boilly
(ßtude du Dessin, in Farben u. a.), Bonnet, Chardin, Janinet,
Ward (The Livery Stahle, in Farben) und Watteau besonders
hervorragen. — Der Katalog enthält 55 Abbildungen.
(Bemerkenswertes Geschirrporzellan aus der Frühzeit
Meissens) kommt in der dreitägigen Auktion zum Angebot, die
Lempertz in Köln für den 9. bis 11. April ankündigt.
Es handelt sich um die nachgelassene Kunstsammlung des ver -
storbenen Aachener Fabrikanten H. P e r 1 i a und um anderen
Kunstbesitz, umfassend die meisten Sparten des alten Kunst -
gewerbes. Unter den Meissener Frühwerken finden sich aus -
gesuchte Stücke der Höroldt-Zeit, einige Inkunabeln Böttgers,
ferner schöne Fond-Porzellane und als bemerkenswertestes
Objekt eine Schokoladetasse mit goldgehöhten Schwarzlot -
chinesen, ungefähr von 1720. — Sehr umfangreich ist die Ab -
teilung der Fayencen, die sich in der Hauptsache aus Er -
zeugnissen der verschiedenen Delfter Fabriken des 18. Jahr -
hunderts zusammensetzt. Hier sind es polychrome Platten und
aus polychromen Fliesen zusammengesetzte Bilder, die die Auf -
merksamkeit der Sammler erregen dürften. Gute Bildnis -
miniaturen aus dem 18. und aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts sowie Dosen mit Miniaturen sind in großer
Zahl vorhanden. Erwähnt seien noch die vielen kunstgewerb -
lichen Erzeugnisse aus Kupfer und Zinn. Unter den alten
Möbeln fallen besonders zwei prächtige Schränke auf, der
eine, ein Kommoden-Glasschrank in Nußbaumwurzelholz mit
hervorragend schönen Goldbronzen, wohl rheinisch um 1750,
der andere ein allseitig geschweifter und reich geschnitzter
Kieiderschrank in Nußholz, dessen Formen auf lothringische
Piovenienz schließen lassen. Schließlich sei auf die große
Reihe Perserteppiche hingewiesen, die sich überwiegend aus
prachtvollen, fünfzig bis hundert Jahre alten Stücken zusam -
mensetzt.
(Die Sammlung Baurat Schiller.) Die Versteigerung der
Antikensammlung des Baurats Schiller (Berlin), die Rud.
L e p k e in Berlin am 19. und 20. März durchführte, hatte
einen großartigen Erfolg. Es wurden zirka 502.000 Mark er -
zielt. Das Hauptstück der Sammlung, die phönizischen zwei
Klonen mit dem Siegelring (Kat, Nr. 106), brachte 110.000 M.
Ersteherin war die Galerie Bachstitz in Berlin. Als diese
Antiken ausgerufen wurden, rührte sich zunächst keine Hand,
so daß sie der Leiter der Auktion, Herr Hans Carl Krüger
schon zurückziehen wollte; plötzlich aber rief einer der aus -
ländischen Kunsthändler, die zu der Versteigerung gekom -
men waren, 20.000 Mark und nun kletterten die Tausender
rasch bis zu den erwähnten 110.000 Mark, für die sie Bach -
stitz zugeschlagen wurden. Der zweite Hauptpreis, nämlich
48,000 Mark, fiel auf den großen Halsschmuck mit gerahmten
Münzen als Anhängern (Nr. 111). Käufer war gleichfalls Bach-
stitz. Die große Gürtelschnalle aus dem dritten Jahrhundert
n. Chr. (Nr. 97), erwarb das Berliner Antiquarium, um den
Betrag von 21.000 Mark. Namhafte Preise brachten in Mille-
fioritechnik mit Rippen auf der Außenseite, 1. Jahrhundert
nach Chr, Ferner Nr. 164, linsenförmige, zweihenkelige Flasche,
ägyptisch, 2. Hälfte des 2. Jahrtausends vor Christi, 7000 M;
Nr, 188. Große Schale aus Millefioritechnik, 1. J. n. Chr. |
14,000; Nr, 189, große, flache Schale in Mosaiktechnik, 1. J,
n, Chr., 5800; Nr, 194, Tasse aus hellgrünem Glas, 1, J. n. Chr.,
4100; Nr. 314, figürl. Fläschchen, etwa 2. -3, J. n, Chr., 2500;
Nr, 315, Salbfläschchen, Antiochia (aus der zweiten Sammlung
Fr. L. v. Gans), 19.000; Nr. 400, schwarzfigurige Amphora,
attisch, Ende 6. J. v. Chr., 3700; Nr, 408, rotfiguriger Stamnos
mit Deckel, attisch, gegen 470 v. Chr,, 3000; Nr, 410, rotfiguri -
ger Glockenkrater, lukanisch-griech. Arbeit, 1. H. des 4. J.
v, Chr. 1800 und Nr. 418, rotfiguriger Stierkopfbrecher, apu-
lisch, Ende 14. J. v, Chr., 1400 Mark.
(Kunstauktion in München.) Die Sammlung von B, deren
Versteigerung am 23. April durch Hugo H e 1 b i n g, Münchei,
vorgenommen wird, gehört zu jenen, mit großem Verständnis
angelegten deutschen Sammlungen, wie wir sie noch aus der
Vorkriegszeit in Erinnerung haben. Von Lovis Corinth bis
zu Heinr. von Zügel umfaßt die Sammlung einen großen
Teil der prominentesten Künstler, worunter aber auch die
piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiia
| fluhtionshaus für Altertümer j
1 GLÜCKSELIG |
|j GES. M. B. H. jp
jj WIEN, IV., MÜHLGASSE 28-30 jf
| Porzellan-Sammlung f
| GEMÄLDE |
J Dr. Julius Bischitz,
g| Budapest |p
ljj und Beiträge aus süddeutschem Besitz
| VERSTEIGERUNG |
■ am 11. April 1929 p
Katalog mit 62 Illustrationstafeln S 15.— gl
gg Die Gegenstände können ausfuhrtaxfrei §p
= ins Ausland befördert werden. gl
Namen aufstrebender jüngerer Künstler der Gegenwart nicht
fehlen. Lovis Corinth ist mit einem „Blumenstilleben" mitt -
leren Formates, sowie der reichen Komposition „Homerisches
Gelächter", F. v. Defregger mit der ersten Fassung zum
„Das jüngste Brüderchen“ und „Dorlbrand", und sein Zeitge -
nosse Wilh. von Diez mit einem „Sancho Pansa“ zu nennen.
Die „Römerin“ von A. Feuerbach, die „Augustusbrücke“
von G. Kühl, das zur Zeit in Köln auf der großen Leibl-
Ausstellung befindliche „Bildnis der Frau Apotheker Rieder“
von Wilhelm Leibi, der bekannte „Backofen", „Garten in
Wansee", „Strandszene", „Ernte“, „Dorfteich", „Biergarten“,
„Bildnis des Maler Sperl“ von M. Liebermann, „Der
Hafen von Antwerpen", von G. S c h ö n 1 e b e r, zwei Stil -
leben mit „Spargel“ und „Fasan" von Charles Schuch, eine
Zeichnung von G. Segantini „Apostel", vermutlich sein
Selbstporträt, „Die Landungsbrücke in Hamburg - Uhlenhorst"
von M. S 1 e v o g t, „Der Spaziergang" von C, S p i t z w e g,
ein tiefgründiges „Blumen- und Fruchtstilleben", eine
„Schwarzwaldlandschaft“, ein „Damen- und Herrenbildnis" von
Hans T h o m a, „Das Badehaus" und „Der Mondsee“ von W.
TrüBner, „Die Ruhe auf der Flucht“, ein „segnender
Christus" und eine Federzeichnung „Nähstube" von F. v.
U h d e, sowie nicht weniger als fünf Werke von Heinr. von
Zügel, in der Hauptsache aus der Frühzeit des Künstlers,
mögen aus der Vorschau hier genannt sein. Einen erschöpfen -
den Ueberblick über die Sammlung gibt der mit 32 Tafeln in
Lichtdruck ausgestattete Katalog der Sammlung, der Anfang
April erscheint und durch Hugo H e 1 b i n g, München, Wag-
miillerstraße 15, zum Preise von Mark 4.— erhältlich ist.
(97. Kunstauktion bei Albert Kende.) Bei der vom 4. bis
6 Februar bei Albert Kende in Wien abgehaltenen Ver -
steigerung (siehe Nr. 6) wurden weiters folgende Preise (in
Schilling) erzielt:
Antiquitäten, Möbel etc.
344 Altwiener Kaffeeservice um 1760 800
| 345 Altwiener Dejeuner um 1799 2500
368 Vergoldete Silbertabatiere, Mitte 19, Jahrh 250
373 Rokoko-Golddose um 1750 1850
376 Diamanten-Diadem, ca. l l A Karat 1050
393 Japanische Cloisvue-Vase 150
394 Bronzekoro 260
396 Altjapanische Holzpaneaux 230
397 Ein Paar chinesische Bronzevasen 320
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 7
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Oslasialisches Kunsigewerbe
Bronzen, Skulpturen, Keramik der Han- bis Ch’ien-Lung-Zeit — Stichblätter, Jadearbeiten u. a.
Antiquitäten
Möbel, Keramik, Bronzen, Silber, Gläser u. a.
Illustr. Kat. 2010
Ausstellung: 13. bis 15. April 1929 Versteigerung: 16. und 17. April 1929
Galerie eines österreichischen Sammlers
Hervorragende Gemälde
von Bäcker, Ferd. Bol, Borgognone, ßrueghel, Lucas Cranach, Hans v. Culmbach, van Dyck, Feti,
Lawrence, Pfennig, Rubens, Strozzi, Teniers, Tintoretto, Veronese u. a.
Kat. 2011 mit ca. 40 Abbildungstafeln
Ausstellung: 27. bis 29. April 1929
Versteigerung: 30. April 1929
Rudolph Lepke’s Kunsl-Audions-Haus
BERLIN W. 35 Pofsdamerslraße 122 a b
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‘VTYTYYTYYY'rTYY'rYY’rTTYYyTYYYYTYYYTTYTYYYYYYVTTTYTTTTTYTYTYTTYYTTYTTVTTYTVYyVVYYYYV
398 Indischer Fauteuil 320
399 Bronzevase mit Kirschblütenranken 360
404 Rauchtopasgruppe 960
416 Empire Silbergefäß, 330 g 270
428 Fauteuil im Renaissancestil 110
430 Großer Biedermeier-Stehspiegel 100
432 Louis XVI., Standuhr 220
433 Reichgeschnitzter Ohrenfauteuil im Barockstil . . . 150
436 Vierteiliger Etagerentisch, Spät-Empire 160
437 Dreiteilige Nußholzvitrine 240
438 Kleine zweisitzige Louis-XVI.-Bank 30C
440 Damen-Toilettentisch, um 1820 150
444 Kleiner Rouleaux Damensalon-Schreibtisch 230
447 Zweitüriger Nußholz-Trumeau, um 1770 500
448 Buffet aus Kirschholz, um 1820 260
449 Konsole, Kirschholz, um 1800 220
450 Empire-Damen-Toilettetisch, um 1800 460
(Schluß folgt.)
AUSSTELLUNGEN.
Berlin. Galerie Flechtheim. Maillol.
Karlsruhe. Badische Kunst halle. Van Gogh.
Paris. Galerie Jean Charpen.tier. Madrassi, Aime
Barraud et Fabiano, — Galerie Le G o u p y. Eric Scott,
Galerie Georges Petit. Pierre et Francois Sicard, C.
Raymond, Jacques Bille.
AUKTIONEN.
9. April. Berlin. Rud, L e p k e, Sammlung Nicmann
und anderer Pnvatbesxtz. Gemälde neuerer Meister.
9. bis 11. April. Köln. Math. Lempertz. Sammlung ]
Fabrikant H. Perlia (Aachen) und anderer Besitz. Möbel
und Kunstgewerbe.
11. April. Köln. Math. Lempertz. Ostasiatica. Aus den
Sammlungen G. 0 h 1 y {Frankfurt), A. Sproesser (Hamburg)
und aus anderem Besitz.
11. April. Wien. Glückselig. Porzellansammlung, Ge -
mälde Dr. Julius B i s c h i t z (Budapest) und Porzellan aus
süddeutschem Besitz (Manufakturen Meißen, Wien, Franken -
thal, Ludwigsburg, Höchstete).
12. und 13. April. Hambuig. Bücherstube Hans
G ö t z. Bibliothek der Grafen von Blome auf Schloß Salzau
in Holstein,
15. und 16. April. Berlin. Paul Graupe. Bibliothek des
Herzogs von Leuchtenberg. Manuskripte, Inkunabeln,
illustrierte Bücher des 16. bis 19. Jahrhunderts. (Bodoni, Aldus,
Elzevir.)
16. April. Frankfurt a. M. Hugo H e 1 b i n g. Sammlung
W ertheimer. Porzellane, Möbel.
16. und 17. April. Berlin. Rud. L e p k e. Ostasiatisches
Kunstgewerbe. Antiquitäten.
17. April. Frankfurt a. M. Hugo H e 1 b i n g. Sammlung
v. Etzel. Chinesische und japanische Gemälde, japanische
Farbenholzschnitte. — Nachlaß C. F. S t i e b e 1. Chinesische
Frühkeramik, ostasiatische Porzellane und Bronzen.
17. April. Berlin. Paul Graupe. Farbstiche, Zeichnungen,
Ansichten.
23. April. München. Hugo H e 1 b i n g. Sammlung von
B. Oelgemälde erster Meister des 19. Jahrhunderts.
23. und 24. April. Köln. Math. Lempertz, Ostasiati -
sche Kunst aus den Sammlungen A. G. Sproesser (Ham -
burg), W. O h 1 y (Frankfurt a. M.) und anderem Besitz.
25. und 26. April Aachen. Ant. Creutzer, vorm. M.
I empertz. Sammlung Adolph Schweitzer (Aachen) u. a.
Gemälde alter und neuer Meister, Antiquitäten, Möbel, Tep -
piche etc.
29. und 30. April. Wien. Dorotheum. Gemälde, Anti -
quitäten, Gläser, Vitrinenobjekte, darunter Objekte aus dem
Nachlaß des Prinzen Karl von Bayern.
30. April. Berlin. Rud. L e p k e. Galerie eines öster -
reichischen Sammlers. Gemälde des 15. bis 18. Jahrhunderts.
30. April. Köln. Math. Lempertz. Gemälde alter
Meister aus verschiedenem Besitz.
2. Mai. Wien. Dorotheum. Graphik.
6. bis 8. Mai. Berlin. Hollstein & Puppel. Schloß
Sammlung und ausländische Museumsdubletten. Erstklassige
Kupferstiche des 15. bis 18. J,
7. Mai. Frankfurt a. M. Sammlung Ludwig v. G a n s.
Gotische Gobelins, Gemälde, Plastiken, Kunstgewerbe, Möbel,
leppiche, Sammlung persischer Fayencen. — Aus der Samm -
lung Licht, Wien. Mittelalterliche Holzskulpturen,
10. und 11. Mai. Leipzig C. G. B o e r n e r. Sammlung
von Passavant-Gontard (Frankiurt), Kupferstiche alter Meister,
13, bis 15. Mai. Leipzig. C. G, B o e r n 6 r, Sammlung Ju -
lius Model (Berlin). Französische Kupferstiche und Farben -
drucke des 18. Jahrhunderts.
Mitte Mai. Wien. Dorotheum. Sammlung Alexander
Fleischner. Von der Gotik bis zum Barock. Mobiliar. Pla -
stik, Gemälde.
28. Mai. Frankfurt a. M. Joseph B a e r & Co. Bibliothek
Justizrat J. L i e b m a n n. Illustrierte Bücher. Einbände, Welt -
literatur etc.
29. Mai. Frankfurt a. M. Joseph Baer & Co. Sammlung
Heinrich Stiebei II. Americana, Inkunabeln, illustrierte
Bücher, alte Medizin, Judaica, etc.
Mai. Berlin. Paul Graupe. Bibliothek Alfred Simon.
Die bedeutendste Sammlung moderner Luxusdrucke.
(Wiener Bank-Verein.) Die 59. ordentliche Generalver -
sammlung des Wiener Bank-Verein findet am 16. April
d J. um 11 Uhr vormittags im Anstaltsgebäude stätt. Gegen -
stände der Tagesordnung: Jahresbericht des Administrations -
rates, Bericht der Zensoren, Beschlußfassung über die Ver -
wendung des Reinerträgnisses des Jahres 1928, statuten -
mäßige Wahlen. Je 5 Aktien ä Nominale S 20.— geben das
Recht auf eine Stimme. Die Deponierung der Aktien hat bis
spätestens 10. April 1929 zu erfolgen.