Seite 230 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Nr. 21 Alten stellt sich neben die besten humoristischen Tonfiguren aus dem Mutterlande und Kleinasien. Auch die älteren Bronzen sind italisch, und zwar etruskisch. Unter ihnen befindet sich eine eigenartig ansprechende Kriegerstatuette. Italisches Erbgut in klassizistischem Gewände stellt die auf das sorg fältigste durchgeführte Statuette einer Venus dar, die angeblich in Herculaneum gefunden wurde. Von Fig. 3. Attischer Glockenkrater (Rückseite). ähnlicher Feinheit sind die kleinen Figuren des Harpokrates und des Herakles. Mit den letztgenannten Werken befinden wir uns bereits in der römischen Kaiserzeit. In ihr sind die meisten Steinskulpturen der hier vereinigten Sammlungen entstanden. Doch führen uns in die älteren Zeiten zurück der reifarchaische Kalkstein kopf eines kurzbärtigen Mannes aus Cypern und das marmorne Weihrelief an die Göttermutter, dessen Typus uns aus der attischen Kunst des 4. Jahrhun derts v. Chr. bekannt ist. Unter den Kopien klas sischer Meisterwerke ist die von Ueberarbeitung leider nicht verschont gebliebene Wiederholung vom Kopfe der Hestia Giustiniani im Museum Torlonia zu Rom hervorhebenswert. Die alte Frische hat da gegen der Gerätfuß mit der an hellenistische Darstel lungen anknüpfenden Statuette des jugendlichen Dionysos bewahrt. Die malerische Weichheit seiner Arbeit kehrt verwandt an dem Frauenköpfchen wie der, vor dem man schwanken könnte, ob es nicht ein Original vom Beginn des Hellenismus sei. Cha rakteristisch zeigt sich römische Art an in dem weib lichen Bildniskopf aus der Zeit der Matidia, während das Porträt eines bärtigen Griechen die Fortführung einer älteren Tradition verrät. Dasselbe gilt von der Gestalt des Knaben Kakrageros aus Kibyra in Klein asien, dessen wohlerhaltener Grabstein ihn in einer naiskosartigen Umrahmung wiedergibt. Der Kaiserzeit gehört schließlich auch die Mehr zahl der Gläser an, wenngleich die Grenzen dieser Periode von mehreren Stücken nach oben wie nach unten hin überschritten werden. Mannigfaltig in der Form, der Farbe und der Technik bieten diese Gläser den Sammlern der heutzutage besonders begehrten Kunstgattung manche Gelegenheit zur Vervollstän digung ihres bisherigen Besitzes. Der mit 15 Abbildungstafeln versehene Katalog Nr. 2035 ist durch Rud. Lepke zu beziehen. Die November Auktionen des Dorotheums. Die November-Versteigerungen des Doro- theums stehen im Zeichen der Haus-Auktionen. Vom 6. bis 8. November bringt das Dorotheum im Palais Salm-Reifferscheid t, VII., Men- tergasse 11, einen Großteil der Palaiseinrichtung des Altgrafen Erich Salm zur Versteigerung. Wie das Palais selbst im Stile der vornehmen kleinen Hotels im Faubourg St. Germain erbaut ist, so ist auch die Einrichtung, die von erlesenstem Geschmack zeugt, in der Zusammenstellung der Möbel, der Stiche, der verschiedenen Nippes und Bibelots und all des nied lichen Kleinkrams, der Konsoltische, Etageren, Spieltische, Vitrinen im französischen Stile belebt. Aus dem reichen Mobilienbestand seien ein Louis-XVI.-Kasten aus Mahagoniholz mit vergolde ten Bronzeverzierungen und französischer Klapplatte mit Wedgewoodeinlage, sowie eine Louis-XVI.-Gar nitur mit einem Gestell aus gebeiztem Nußholz, be legt mit reichen, geschnitzten, vergoldeten Verzie rungen, und 2 Fauteuils, eine Arbeit aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, erwähnt. Neben Porzellanen der Wiener und Meißener Manufaktur wird die Auktion ein entzückendes Ser vice aus Würzburger Porzellan mit den Miniatur porträts der Familie Salm aus dem Anfang der Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts und ein umfangreiches, gut erhaltenes Wiener Tafelservice aus dem Jahre 1807 bringen. Den Clou des Porzel lanbestandes bildet ein schönes Service aus Sevres- porzellan aus dem 18. Jahrhundert, wie es in dieser Art auch im Musee des Arts decoratives des Pariser Louvre nicht seinesgleichen hat. Hervorzuheben ist auch ein Reisebesteck in gepreßtem Lederetui. Die Griffe sind aus Bronze und feuervergoldet und wei sen ziselierte, reiche Rokokoornamente auf. Auf den Griffen ist neben einer Meistermarke der Wie ner Vorratsstempel für Silber aus den Jahren 1809 und 1815 eingeprägt. Bei diesen Gegenständen dürfte es sich um eine süddeutsche Arbeit aus der Mitte des 18. Jahrhunderts handeln. Neben vielen an deren Dingen findet sich eine zirka hundert Stück umfassende Dosensammlung, die von der Vor liebe des Sammlers für diese Erzeugnisse alten Kunstgewerbes zeugt. Die zweite Hausauktion des Dorotheums ist für den 17. und 18. November angesetzt, Sie wird in dem Hause I., Löwelstraße 8, vor sich gehen, dem Hause, in dem Dr. Albert F i g d o r gelebt und seine Sammlungen aufbewahrt hat. Im zweiten Stockwerke wohnte der berühmte Sammler: unter ihm im ersten Stockwerke der Großindustrielle Isidor M a u t h- ner, und dessen Gattin Jenny. Waren diese kunst sinnigen Menschen auch nicht Sammler in so großem Stile, wie Dr. Figdor, so haben sie doch ihre Villa in Pötzleinsdorf zu einem Museum Altwiener Kunst gestaltet und ihre Stadtwohnung in der Löwelstraße war mit Kostbarkeiten aller Art gefüllt, Vor einem halben Jahr etwa starb Isidor Mauthner und seine Witwe, die sich nun ganz auf ihren Pötzleinsdorfer Besitz zurückzieht, löst die Stadtwohnung auf. Besuchern dieser Patrizierwohnung ist die Ein richtung in lebhafter Erinnerung. Durch ein Entree mit schönen Empirekommoden und einer in den Farben sehr gut erhaltenen Tapisserie aus der Ge schichte Alexanders des Großen gelangt man in einen kleinen Vorraum, dessen Wände vollkommen mit Bildteppichen bedeckt sind. Zwei Stücke einer reich mit wilden Tieren staffierten Grammont-Ta pisserie, eine große Verdure in wenigen saftigen Farben gehalten, mit zwei Pfauen im Vordergrund, und das Fragment einer großen flämischen Tapis serie, Venus aus einem Urteil des Paris, von großer Feinheit der Zeichnung, fallen vor allem auf. Neben schönem Empire-Mobiliar befindet sich in diesem