Seite 250 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG den falschen Scheck beglichen. Der Hochstapler hatte sich für einen französischen Staatsbürger ausgegeben, der beim Völkerbundsekretariat als Uebersetzer arbeite. PHILATELIE. (Neuheiten.) Die im Erscheinen begriffene neue Königs serie Rumäniens hat 5 weitere Werte zu verzeichnen. Es sind dies: 50 Bani braun, 4 Lei orange, 714 Lei blau, 10 Lei hellblau und 16 Lei grün. Sämtliche Marken zeigen das Bild des Königs C a r o 1. — Neu zu melden für Bulgarien ist, daß die Zuschlagsmarke für Sonntagsbriefe ihre Zeichnung ge ändert hat. Das Markenbild zeigt jetzt ein Sanatorium an einem Strand. Die neue Marke ist zu verzeichnen als zu 1 Lewa braunrot und olivgrün. In guter Ausführung erschienen die seit langem ange kündigten Rubelwerte für Sowjetrußland. Das Marken bild des Wertes zu 1 Rubel zeigt das neue Telegraphenamt in Moskau, die 3-Rubel-Marke den Staudamm des Lenin-Wasser werkes und das Werk selbst. Die Inschriften der beiden neuen Marken sind russisch und Esperanto. Ihre Werte und Farben sind: 1 Rubel stahlblau und 3 Rubel dunkelbraun. — Die neue Freimarke zu 145 Oere für Schweden zeigt Krone und Posthorn. Ihre Farbe ist hellgrün. (Danziger Erinnerungsmarken.) Zur Erinnerung an die Konstituierung der Freien Stadt Danzig, die vor 10 Jahren am 15. November erfolgte, gibt die Postverwaltung der Freien Stadt Erinnerungsmarken heraus. Es erhalten die in Umlauf befindlichen Wertzeichen von 5 Pf. bis 1 Gulden einen Auf« druck »1920 15. November 1930«. (Neue amerikanische Gedenkmarken.) In den Vereinigten Staaten von Amerika sind wieder zwei Gedenkmarken aus- gegeben worden, die eine mit dem Standbilde George W a- s'hingtons und den Jahreszahlen 1755 und 1930 zur Er innerung an die Schlacht von Braddocks Fielet, die andere mit dem Kopfe des Generals von Steuben und den Jahres zahlen 1730 und 1930, beide Marken in roter Farbe und für 2 Cents. Das Steuben-Bildnis geht auf die Plakette des Ber liner Bildhauers Karl Dautert zurück. Es ist vielleicht das erstemal, daß eine amerikanische Briefmarke das Werk eines deutschen Künstlers wiedergibt. VERSCHIEDENES. (Ted bekannter Sammler.) In Berlin ist im Alter von 53 Jahren der Musikschriftsteller Dr. Werner Wolf f heim gestorben, der im Jahre 1913 die Musikabteilung des ersten Kongresses für Aesthetik und allgemeine Kunstwissenschaft or ganisiert hat. Seine ungemein reichhaltige und wertvolle Mu sikbibliothek hat Leo Liepmannssohn in den letzten zw'ei Jahren aufgelöst. (Erleichterungen in der Ausfuhrabgabe für Kunstge gen stände.) Ueber Einschreiten der Vereinigung der Antiquitäten- und Kunsthändler Wiens hat das Bundesministerium für Finan zen nachstehende Verfügung getroffen: »Für Gegenstände ge schichtlicher, künstlerischer oder kultureller Bedeutung ist mit Wirksamkeit vom 1. November 1930 im Falle der Erteilung der Ausfuhrbewilligung durch das Bundesdenkmalamt die Aus fuhrabgabe in der Höhe von 10 von Hundert des von der Denkmaibehörde festzusetzenden Schätzwertes nur dann zu entrichten, wenn der einzelne Gegenstand einen Schätz wert von über 500 S hat. Das gesetzliche Ausfuhrver bot für die bezeichneten Gegenstände bleibt selbstverständ lich unberührt.« (Ein Skelettsammler.) Ein absonderlicher Prozeß beschäf tigte das Liverpooler Zivilgericht. Der Streitgegenstand war — das Skelett eines lebenden Menschen. Der Privatgelehrte Charles Brown, der die hervorragendste Skelettsamm- 1 u n g von ganz England besitzt, war ganz begeistert, als er eines Tages dem siebzigjährigen Bettler Viktor A h u c 1 e be gegnete; der Greis besitzt nämlich auffällige Verkrüppelungen am ganzen Körper und Brovvn wollte sich diese Rarität auf keinen Fall für seine Sammlung entgehen lassen. So kam es zu einem Vertrag, durch den sich der Bettler zur Ueberlas- sung seines Ske'ettes an Brown, der spleenige Sammler zur Zahlung einer Monatsrente von einem Pfund verpflichteten. Acht Monate lang ging alles in bester Ordnung. Da wurde der Krüppel von einer Elektrischen überfahren und so schwer ver letzt, daß man ihm den rechten Fuß amputieren mußte. Brown weigerte sich nun, di» Rente weiter zu zahlen, der Bettler brachte aber eine Klage auf Einhaltung des Vertrages ein. Vor Gericht erklärte der Wissenschaftler voll Empörung: »Ich kaufte das Skelett, weil es ein schiefes Rückgrat und ver krüppelte Hände und Füße hat. Oh, es wäre eine herrliche Abnormität geworden, ein Prachtstück meiner Sammlung. Ich kann aber nur ganze Skelette brauchen; übrigens, dieser Abucle hat sein Skelett mit Willen verdorben; ich habe Zeu gen dafür, daß er wie ein Blinder in die Straßenbahn hinein gelaufen ist. Sicher wollte er mir nur einen Streich spielen, weil ihm vermutlich die Rente nicht hoch genug war.« Ent rüstet wies der alte Krüppel diese Beschuldigung zurück und erklärte; »Ich habe Ihnen mein Skelett verkauft, aber wo steht es denn, daß es ganz sein muß? Meinen Fuß können Sie ja jetzt schon haben, wenn Sie wollen, aber zahlen, zahlen müssen Sie . . .« Hier griff nun der Richter vermittelnd ein und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Abucles Skelett so schwer beschädigt ist, kam ein Vergleich mit einer Monats rente von zehn englischen Schilling zustande. MUSEEN. (Ein technisches Museum für Kinder.) Im South-Kensinj- ton-Museum zu London wird jetzt eine „Kinderabteilung" eingerichtet, die die Entwicklung der angewandten Wissen schaft und ihren Einfluß auf den kulturellen Fortschritt in möglichst einfacher und verständlicher Weise vorführen soll. Man verwendet hier ganz neue Methoden der Veranschauli chung, um die jugendlichen Besucher nicht zu langweilen. Ins besondere werden große Panoramen aulgebaut und Figuren von Menschen, Tieren und Maschinen angebracht, die auf die klarste und sinnfälligste Weise die Einzelheiten und Bedeu tung der Erfindungen aufzeigen. (Diebstahl im Lateran-Museum.) Aus Rom wird uns ge meldet; Ein dreister Diebstahl ist im Lateran-Museum ver übt worden. Die Diebe, die den Wert ihrer Beute genau ken nen mußten, kletterten an der Seitenfassade des Lateran- Palastes empor und drangen in die Räume ein, die dicht neben dem historischen Saal, in dem im vorigen Jahre die Lateran- Verträge zwischen Italien und dem Vatikan unterzeichnet wurden, ein. Wertvolle geschnittene Steine und Mosaikfrag ments, die, wie man annimmt, zu Liebhaberpreisen im In- uni Ausland abgesetzt werden sollen, fielen ihnen in die Hände. Anscheinend ist die Polizei aber bereits der Diebsbande auf der Spur. Achtzehn verdächtige Personen wurden festgenom men. VOM KUNSTMARKT. (312. Kunstauktion bei C, J. Wawra.) Der glänzend ver laufenen Hausauktion, über die an anderer Stelle berichtet wird, läßt C, J. Wawra in Wien am 24. und 25, November eine Kunstauktion folgen, die ebenso reichhaltiges wie wert volles Material vereinigt. Es handelt sich um die Nachlaß- Sammlung des Kommerzialrates Leopold Hutter (Wien) und eine Alt-Wiener Sammlung eines erst kürzlich verstorbenen Wiener Bankgroßen, dessen Namen der Katalog nicht nennt. Eines der Hauptstücke der Sammlungen ist ein Porträt Thor- waldsens von Heinrich von Heß, der, ehe er sich der Kir chenmalerei zuwandte, als Porträtmaler Hervorragendes lei stete. Von Gemälden alter Meister wären besonders ein M o 11 n a e r (Holländisches Bauernwirtshaus), zwei dekorative Bilder von J. R o o s (1754 datiert und signiert), ein N o 1 p e und ein Wynarts zu nennen. Unter den modernen Meistern dominieren die Münchener und Düsseldorfer. So ist u. a, An dreas Achenbach mit einer vorzüglichen Landschaft bei Regenstimmung, Defregger mit einem Bilde aus seiner be sten Schaffensperiode, den zwei Dirndl, vertreten. Der mit Recht sehr geschätzte Hans Gude scheint mit zwei Gemäl den aut. Mit künstlerischem verbindet außerordentlicher Raritäts werl ein Männerbildnis von Kupetzky, der zu seiner Zeit der gesuchteste Bildnismaler Wiens war. Unter den Aquarellen und Handzeichnungen finden wir Arbeiten von Rudolf v. Alt, Danhauser, P. Fendi, Hildebrandt, Hogüet, Kurzbauer, Wilhelm Leibi (Lesende Frau), Rausch, Rottmann, Schleich, Schwan thaler, Mor. von Schwind u. a. Den Handzeichnungen reihen sich ausgezeichnete englische farbige Kupferstiche an. Möbel im Stile Louis XV. und Louis XVI., reizende Bildteppiche, deutsches Silber des 17. Jahrhunderts, Porzellane der Wiener, Berliner und Meißener Manufakturen sowie frühe französische Porzellane vervollständigen die Sammlungen, deren Besichti gung Kunstliebhabern auf das wärmste empfohlen sei. (106. Kunstauktion bei Albert Kende.) Die vom 19. bis 22. November bei Albert Kende in Wien stattfindende 106. Kunstauktion vereint das Beste aus den Nachlässen der als Sammler bekannt gewesenen Herren Ministerialrat Dr. Franz Reichsfreiherr von W erner und Regierungsrat Dr. Heinrich Steger und der Sammlung der Frau Lisa Gutherz-Di t- mar (Wien). Daß es trotzdem 965 Nummern geworden ssind, spricht nur dafür, daß die Genannten mit Geschmack gesam melt haben, In der Sammlung Vf'erner sind besonders die Scheiben bemerkenswert. Wir begegnen da einer nord deutschen Scheibe um 1440, darstellend die stehende Maria im Strahlenkranz, einer oberösterr. Scheibe um 1430 mit dern