Nr. 4 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Seite 39 ten französischen Porzellane dies 18, Jahrhunderts j verfertigt wurden; das echte Hart-Porzellan hatte allen Versuchen, seine Zusammensetzung zu ent rätseln, hartnäckig getrotzt. Wie lange aber (besaßen nun eigentlich die Chi nesen die Kenntnis dieses Stoffes, den nachzuerfin den dem Abendlande so enorme Schwierigkeiten bereitete? Diese Frage hat bereits im Anfang des 18, Jahrhunderts die Wißbegier de Europas gereizt. Die am besten fundierte der damaligen Vermutun gen, nämlich, daß die Chinesen ihre Erfindung schon vor dem 5, Jahrhundert v. Chr, gemacht hätten, ging auf chinesische Angaben zurück, die (der in China leibende Jesuitenipater, Pere d‘ E n t r e c o 1- 1 e s, mitgeteilt hatte. Alle übrigen Annahmen über einen noch älteren Ursprung, wie sie in großer Zahl geäußert wurden, waren ohne die geringste tatsäch liche Grundlage, und die Entdeckung von chinesi schen Porzellanen in einem ägyptischen Grabe aus der Zeit um 1800 v, Chr., die man im Jahre 1834 machte, erwies sich als ein frecher Betrug. Unter Ausnutzung der von den Sinologen bis her gewonnenen Resultate kommt nun Ernst Zim mermann, der Leiter der Dresdner Kgl, Porzel lansammlung, in einem Aufsatz im „Orientalischen Archiv" zu dem Ergebnis, daß das chinesische Por zellan aller Wahrscheinlichkeit nach um die Wende des 6. Jahrhunderts n. Chr. erfunden worden ist und daß sein Erfinder der damalige Minister der öffent lichen Arbeiten Ho c h o u war. Das Hauptzeugnis für die Beantwortung der Frage ist eine chinesische Quelle, die besagt, daß es Ho chou (der eine ausge dehnte Kenntnis von alten Gemälden besessen ha- j ben und mit Altertümern sehr vertraut gewesen sein soll) gelang, zu einer Zeit, als die Kunst, Glas zu machen, schon seit langer Zeit verloren war und die Arbeiter nicht wagten, neue Versuche zu machen, aus einem grünen Porzellan Ge fäße herzustellen, die nicht von wirklichem Glas zu unterscheiden waren. Um die gleiche Zeit finden sich noch zwei weitere Nachrichten, die melden, daß Arbeiter Keramiken hergestellt hätten: weiß und glänzend wie Jade. Vor dieser Zeit, so führt nun Zimmermann aus, sind die Nachrichten über die chinesische Keramik überaus spärlich und nichtssagend. In der Tang- Dynastie (618—907) dagegen beginnen die eigent lichen Lobpreisungen des Porzellans. Die früheren Nachrichten üiber keramische Erzeugnisse lassen sich außerdem in keiner Weise auf Porzellan be ziehen, während es ungezwungen möglich ist, in der Beschreibung der späteren echtes Porzellan zu er kennen. Ja, in der oben wiedengegebenen Quelle ist sogar der Weg, auf dam die Erfindung vor sich ging, deutlich ersichtlich. Es ist nicht besonders gewagt, umsomehr als eine ganze An,zahl anderer Gründe, die sich auf die Technik der Porzellanher- stelJung usw. beziehen, vorhanden sind, aus diesen Tatsachen den Schluß ziehen, daß Ho chou gegen Ende des 6. oder Anfang des 7. Jahrhunderts das Porzellan als erster erfand. China hat demnach schon mindestens 1300 Jahre vor Europa eines seiner klassischen Erzeugnisse herzustellen vermocht, wie es ja eine ganze Anzahl anderer Erfindungen — der Buchdruck und der Kompaß stammen aus etwa der gleichen Zeit — schon Jahrhunderte vor uns besaß. Dubletten der Cremitage. Aus Leipzig wird uns geschrieben: Am 5. und 6. Miai werden C. G. Boerner alte Hand Zeichnungen aus den Sammlungen des verstorbenen Geheimrates Ehlers (Göttingen) und des verstorbenen Direktors Dr. Gaa in Mann heim versteigern. Während sich die Sammlung des, letzteren im wesentlichen auf Blätter holländischer und flämischer Meister beschränkt, kommen aus der Sammlung Ehlers die Handzeichnungen der nieder ländischen, italienischen, Schweizer und französi schen Schule zur Versteigerung. Der Katalog, der etwa 50 Lichtdrucktafeln und Farbenreproduktionen enthalten wird, ist in Vorbereitung. Als Haupt blätter der Versteigerung nennen wir hier schon eine Originalzeichnung von Moreau le Jeune,. für eines der Blätter aus der Folge „Monument du Costume", eine prachtvolle Gouache von Lav- r e i n c e, deren Gegenstück vor neun Jahren bei Boerner vorgekommen ist, frühe italienische Zeich nungen aus dem Kreis des Filippino L i p p i, ferner Qriginalzeichnungen von Correggio, Del- sarto, Tizian, Hubert Robert, Schweizer S c h e i b e n r i s s e. Die niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts sind qualitativ und zahlenmäßig gleichfalls sehr gut vertreten, ähnlich wie in der Versteigerung Otto im letzten Jahre. Die Kupferstich-V ersteigerung wird besonders durch die Dubletten der Eremi tage und anderer staatlicher Museen der Sowjet union zugkräftig werden. Sie enthält ein großes . c»