Seite 118 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG Nr. 11 G u a r d i. Unter den drei Gemälden von Tizian nimmt das Bildnis des Federigo II. Gonzaga, Herzogs von Mantua, das dem berühmten Porträt des Fran cesco Maria della Rovere in den Uffizien über raschend nahesteht, den ersten Rang ein. »Venus vor demJBpiegel«, das Fig. 2 wiedergibt, identifizieren Gronau und Hadeln mit einer Venus, die sich im 17. Jahrhundert in der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm, des Regenten der Niederlande, in Brüssel befand. Hadeln gibt noch an, daß das Bild, bevor es in die Galerie des Erzherzogs überging, dem jüngeren Crasso in Venedig gehörte, wo es Carlo Ridolfi 1648 sah und folgendermaßen beschrieb: »Una Venere rarissima, che si mira nello specchio con due Amori«, Der dritte Tizian ist eine Danae, die ehemals im Besitze der Herzoge von Orleans sich befand und nach Gronau dem Bild der Wiener Galerie an Qualität überlegen ist. Von T i n t o - r e 11 o verzeichnet der Katalog zwei herrliche Männerbildnisse aus dem Fünfziger- und dem Beginn der Sechzigerjahre, von T i e p o 1 o die »Apotheose des Aeneas«, »Christus heilt einen Besessenen« und eine virtuose Skizze zu einem seiner größten Werke, dem Deckengemälde der Scuola dei Carmine zu Venedig mit der Darstellung der Madonna mit dem Jesuskinde, die dem seligen Simon erscheint, G u a r d i endlich ist mit einem seiner schönsten Bilder, dem »Bankett zu Ehren der Grafen des Nordens« vertreten. Nemes Textilsammlung steht einzig da. Friedländer erzählt uns: »Als Knabe, in Ungarn, ehe daß er etwas von Tizian oder Greco erfahren hatte, griff er instinktiv nach schönfarbigen Geweben. Von diesem Schatze, den er stetig bereicherte, haben die Stürme des Lebens ihm nichts entreißen können. In diesem engen Bezirke kam er dazu, sein Ideal zu verwirklichen. Ein Stück alten Samtes war für ihn absolute, von gedanklichen Beziehungen gelöste Schönheit.« Teilnehmer der ersten Figdor-Auktion in Wien werden sich noch erinnern, mit welchem Eifer Nemes der Versteigerung der Samte folgte, von denen ihm wohl kein ihn interessierendes Stück entging. Die Skulpturen umfassen vorwiegend süddeut sche Holzfiguren aus dem 15, und 16. Jahrhundert, für die Nemes eine besondere Vorliebe hatte. Auch die Arbeiten aus dem Kunstgewerbe zeigen den her vorragenden Kenner, der weniger auf wertvolles Material, als auf künstlerische Ausführung bedacht war. Schließlich sei auf die schönen Augsburger und italienischen Möbel, die orientalischen Fayencen, die italienischen Majoliken und Porzellane hinge wiesen, die sich würdig in den Rahmen einfiigen. Die Jrühjahrsauktionen bei C. £. JSoerner. Die Frühjahrsauktionen bei C, G. Boerner in Leipzig (siehe Nr. 10 der »Internationalen Sammler-Zeitung«) schlossen mit der Versteigerung der Handzeichnungen alter Meister ab, bei der folgende namhafte Preise (in Mark) er reicht wurden: 27 Boucher, Kopf eines jungen Mädchens mit Blu men im Haar, im Dreiviertelprofil nach links . . . 10500 28 Ders., Junges Mädchen mit ihrer Dienerin an einer Fontäne, im Begriff, ein Bad zu nehmen 4500 29 Dens., Venus in ganzer Figur stehend, von vorn . . 7000 30 Ders., Aktfigur eines jungen Mädchens, halb liegend nach rechts ° 6800 33 Ders., Skizzenblatt mit Puttenstudien in verschie denen Größen und Stellungen 2300 46 Louis C a r r o g i s de Carmontelle, Zwei Her ren des Plofes, ein Geistlicher und ein Kavalier, im Park diskutierend , 3600