Internationale $ammler-2eifunfl Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde Herausgeber: Norbert Ehrlich 23. Jahrgang Wien, 15. Jänner 1931 Nr. 2 <Antiguitätenschau auf der Wiener Jftesse. Wir erhalten Mitteilung von einem interessan ten, förderungswürdigen Plan: im Rahmen der Wie ner Frühjahrsmesse, die diesmal den Charakter einer Jubiläumsmesse tragen wird — sind es doch zehn Jahre, daß in Wien Messen veranstaltet werden — soll eine Antiquitätenschau stattlinden. Wir begrüßen den Plan mit besonderer Genug tuung, traten wir doch schon anläßlich der ersten Messe im Jahre 1921 aufs wärmste dafür ein, daß der Messe eine Ausstellung von Kunstobjekten ein verleibt Werde. Gleich bei Ankündigung der Messe, deien Bedeutung für Wien uns klar war, schrieb die „Internationale Sammler-Zeitung 1 ‘ (Nr. 14, vom 15. Juli 1921): „Als Waren- und Mustermesse gedacht, sind in das Programm der Wiener Messe nur mo derne Erzeugnisse aufgenommen worden, von Bran chen, die dem Sammler nahestehen, nur B u c h, Graphik, Philatelie, Notgeld und allen falls noch Glas und Keramik, soweit sie künst lerisch ausgeführt sind. Die bildende Kunst geht seltsamerweise ganz leer aus: in der ersten Messe der alten Kunstmetropole ist buchstäblich kein Raunt für sie. Es gibt kein Plätzchen für G emä'l d e, keines für plastische Arbeiten, von Antiquitä ten. schon gar nicht zu reden, die notorisch den Hauptanziehungspunkt für die Frem den aus aller Herren Ländern bilden.“ „Gewiß“, schrieben wir weiter, „Antiquitäten gehören nicht zu den Gegenständen, die auf einer Waren- und Mustermesse vorgeführt werden sollen, aber überall, wo der Sinn für die Bedürfnisse von Kulturmenschen lebendig ist, sind den Messen Kunst ausstellungen und Kunstverstejgerungen einverleibt worden und überall hat man damit die besten Erfahrungen gemacht. Es war eine Attrak tion da, die sich auch praktisch in eine große Summe umsetzte, die der .Messe zugutekam. Von dieser Erkenntnis ausgehend, hat Frankfurt am M a i n es bisher nie unterlassen, seine Messe mit einer Kunstauktion zu verbinden, für die die ersten Kunstauktionsinstitute, wie Hugo H e 1 b i n g, F, A, C. P r e s t e 1 und Rudolf B a n g e 1 gewonnen wur den. Dem Beispiele Frankfurts folgte neuestens die alte Messestadt Leipzig und auch das kleinere Graz, das sich eben rüstet, seine Messe anziehungs reich zu gestalten, will auf das Reizmittel einer Kunstausstellung nicht verzichten. Dort haben sich alle bildenden Künstler und alle der bildenden Kunst dienenden Vereinigungen zusammengetan, um im Rahmen der Messe eine Kunstschau zu veran stalten. In Wien ist die Kunst zunächst aus der Messe verbannt; man will, so hört man sagen, später ein mal die Sache in Erwägung ziehen, vielleicht bei der nächsten Messe, Die Kunst kann warten.“ Ganz sind, wie man sich erinnern, wird, unsere Worte nicht in die Luft gesprochen worden; war auch die Leitung der Messe nicht für die Sache zu haben, so fand denn doch während der Messezeit, wenn auch abseits vom Messepalast, eine kleine Antiquitätenschau in Wien statt. Den Bemühungen des Leiters der Theater-, Konzert- und Kinomesse, Geheimen Hofrats Professor Rainer Simons war es noch >n letzter Stunde gelungen, eine Anzahl von Antiquitätenhändlern für seinen Plan zu gewinnen, der Theatermesse auch eine Ausstellung von A 1 t- kunstgegenständen aller Art anzugliedern, Wenn die Aktion schon infolge der knappen, zur Verfügung gestandenen Zeit nur ein schwaches Bild von dem hohen Niveau des Wiener Antiquitätenhandels ge ben konnte, so war doch der Antiquitätenhandel nicht ganz von der Messe ausgeschaltet, und es war, wie sich zeigte, für beide von Vorteil, für die Messe sowohl als auch für den Antiquitätenhan- L Heuer wird die Antiquitätenschau gewiß gut vorbereitet sein: sie wird auch zweifellos von der Messeleitung genügenden Raum erhalten, um sich würdig repräsentieren, zn können. Dazu verpflichtet unsere Antiquitätenhändler schon der Ruf, den sie in der Welt genießen, Bürgschaft bietet auch die Leitung der Vereinigung der Kunst- und Antiquitä tenhändler, in deren Händen das Arrangement liegt. Sicherlich wird die Vereinigung schon sehr Ko'd an die Antiquitätenhänd :1 er mit der Aufforderung herot'- treten, die Antiquitätenschau mit dem besten, d°s sie haben, zu. beschicken. Es ist im Interesse 4 er Sache zu erwarten, daß die Vereinigung sieh dabei nicht allein auf ihre Mitglieder beschränken werde: die Einladung muß auch an alle jene ergehen, die ans diesem, oder jenem Grunde der Vereinigung ferne stehen. Wir müssen da einen Punkt berühren, von dem wir lieber nicht gesprochen hätten. Es haben sich in der letzten Zeit infolge von Vorgängen, die wir un- erörtert lassen wollen, innerhalb der Vereinigung Unstimmigkeiten ergehen, die dazu führten, daß eine Anzahl von Mitgliedern ihren Austritt aus der Vereinigung vollzog. Es sind wahrlich nicht die schlechtesten, die die Vereinigung verlassen haben,