Seite 14 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Nr. 2 Aber gehören sie auch nicht d'er Vereinigung an, ihr Solidaritätsgefühl ist nicht erloschen, ein Appell an dieses würde gewiß nicht vergeblich sein. Wir hielten es für einen großen Fehler, wenn die Vereinigung aus falscher Scham diesen Appell unterlassen würde: man kann sich einzelne Persön lichkeiten einfach nicht wegdenken, wenn von einer Antiquitätensehau in Wien die Rede ist. Die Frem den würden zuallererst die sehen, die nicht da sind. Die Mitteilung der Vereinigung, Die Zuschrift der Vereinigung der Antiquitäten- und Kunsthändler Wiens lautet: „In der Ausischußsitzung vom 8. d, M, berichtete der Vorsitzende, Kommerzialrat Rudolf Berger, über den Vorschlag der Wiener Messe A. G„ im Rahmen der Jubiläumsmesse eine Anti qui- tätenschau zu veranstalten. Es wurde beschlos sen, eine aus den Herren Kommerzialrat Rudolf Berger, Edwin Großmann, Albert Kende und Dr. Paneth bestehende Deputation zur Messe leitung zu entsenden. Bezüglich des Unterbleibens der Dezember auktionen ist bereits jetzt das Einvernehmen mit den maßgebenden Auktionshäusern herzustellen. Gegen eine Erweiterung der Anzahl der Auktiona toren sowie des Auktionswesens überhaupt ist energisch Stellung zu nehmen. Schließlich berichtete der Vorsitzende über den Stand der beabsichtigten Herbstausstellung im Kunstgewerbe museum, Dieser Bericht wurde zur Kenntnis ge nommen und außerdem beschlossen, auch während der Festwochen Maßnahmen zur Geschäftsbe- lebung der Branche zu treffen. Sobald die Voraus setzungen geklärt sind, ist unverzüglich die o r - deutliche Vollversammlung einzuberufen und auch hierüber zu berichten,“ cRehabilitierung Jlembrandts. Eine seltsame Nachricht kommt aus Amster dam: Darnach hat der holländisch-amerikanische Schriftsteller Hendrik Willem van L o o n, der seine Abstammung von Hendrikje Stoffels, der Gattin Rembrandts, ableitet, vor dem dortigen Gericht einen Prozeß angestrengt, der die bürgerliche — Rehabili tierung Rembrandts bezweckt. Rembrandt war um die Mitte der Fünfzigerjahre des 17. Jahrhunderts in solche finanzielle Bedräng nis geraten, daß über sein Vermögen Konkurs ver hängt werden mußte. Rembrandts starker Sammel eifer hatte in den Jahren 1653 bis 1655 dahin geführt, daß er für Kunstgegenstände aller Art mehr Geld ausgab, als er mit seiner Malerei verdiente. Bereits im Jahre 1655 hatte er Darlehen in einer Gesamt höhe von 10.000 holländischen Gulden auf genommen, doch genügte diese Summe nicht, die Schulden, die er bei verschiedenen Gläubigern gemacht hatte, ab zudecken. Schließlich riß auch die Geduld seiner Gläubiger, sie riefen die Hilfe des Gerichtes an und es gelang ihnen, vor der Amsterdamer Schuldkam mer die Zahlungsunfähigkeit Rembrandts festzustel len. Am 25. und 26. Juli des darauffolgenden Jahres wurde von der Schuldkammer ein genaues Inventar des Rembrandtschen Besitzes aufgenommen, das heute noch erhalten ist. Es enthält eine lange Liste wertvoller Gemälde von Rubens, van Dyck, Brouwer und italienischer Meister sowie zahlreicher Kupferstiche und Radie rungen. In einem vierbändigen Werke waren Stiche nach Raffael, in einem einbändigen Callots enthalten. Im Dezember 1657 wurde dieses ganze Inventar auf 11.000 Gulden gerichtlich geschätzt und zum Zwangs verkauf gestellt. Rembrandt mußte auch sein Haus in der Breestraße verlassen. Einige Tage danach be gann bereits die Zwangsversteigerung der Rembrandt schen Kunstschätze im Gasthof »Zur Kaiserkrone«, wo Rembrandt auch seinen Wohnsitz aufgeschlagen hatte. Durch die Ungunst der damaligen wirtschaft lichen Verhältnisse gingen aber nur für 5000 Gulden Kunstgegenstände fort, während die nichtverkauften Stücke für eine spätere Auktion zurückgestellt wur den. Sein Wohnhaus wurde für 11.218 Gulden ver steigert und ging in das Eigentum eines Schuhmachers über. Mit dem zwangsweisen Verkauf des Rembrandt schen Besitzes war aber der Konkurs noch nicht beendet, Rembrandt mußte vielmehr auch weiterhin mit den Einnahmen aus seinem künstlerischen Schaffen der großen Zahl seiner Gläubiger haften. Schloss JCohenwerfen eine Jtuine. Aus Salzburg wird uns geschrieben: Eine Sehenswürdigkeit des Landes Salzburg ist nicht mehr: Schloß Hohenwerfen, der Ziel punkt so vieler Fremder, ist durch eine Feuers brunst in eine Ruine verwandelt worden. In der Nacht auf den 9. Jänner brach in. dem Bibliotheks raum des Schlosses, dessen Entstehung in das elfte Jahrhundert zurückreicht, ein Brand aus, der rasch um sich griff und bald das ganze Schloß einäscherte. Nur der Glockenturm mit der berühmten Glocke blieb intakt. Einen gewissen Trost bietet die Tatsache, daß keine Kunstschätze den Flammen zum Opfer fielen. Was an Kunstschätzen einst da war, hat der Be sitzer, Erzherzog Eugen, als er nach dem Umsturz Oesterreich verließ, um sich in Basel anzusiedeln, mit sich genommen. Die berühmte Waffensamm lung hat der Erzherzog übrigens sehr bald zu Geld gemacht, Er verkaufte sie um einen horrenden Be trag — man sprach von einer Million Dollar — an die Anderson-Gallery in New York, die sie in einer Reihe von Auktionen zur Auflösung brachte. Die Anderson-Gallery schnitt aber dabei schlecht ab — in Amerika fand sich nicht das erwartete Interesse für alte Waffen und so mußten die Objekte förmlich verschleudert werden. Eine Folge dieser verun glückten Transaktion war, daß die Anderson- Gallery, um sich halten zu können, sich mit der American Art Gallery vereinigte, eine Verbindung, die sinnfällig in dem Doppelnamen der Firma zum Ausdruck kam. Ein glücklicher Zufall fügte es, daß ein bekann ter Wiener Sammler, der Großindustrielle Leopold Freiherr von Popper-Podragy zu der Zeit in Amerika weilte und an der Versteigerung teilnahm. Baron Popper ließ sich natürlich die Gelegenheit nicht entgehen, eine große Anzahl der Objekte zu erwerben. Er kaufte mehrere hundert Stücke, dar-