Seite 208 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Nr. 20 raern umfaßt die Ostade-Sammlung, darunter viele seltene, frühe Zustände; das gleiche gilt auch von dem Rembrandt-Oeuvre, in dem beson ders Abraham und die Engel, Triumph des Mar- dochai, Christus lehrend, Petrus und Johannes, der Stern der Heiligen drei Könige, nackte Frau mit Füßen im Wasser, hervorragen. Von Zasinger dürfte das interessante Genreblatt »Die Umarmung« in seiner prächtigen Tonfülle ungewöhnlich zu nen nen sein. An die Kupferstich-Sammlung schließt sich eine kleine, aber interessante Abteilung von ca, 70 Num mern Handzeichnungen mit schönen Blättern von Blechen, Castiglioni, Chodowiecki, Führich, Goltzius, Gravelot, Koch, Neureuther, Overbeck (mit großen dekorativen, in der Literatur bekannten Kartons, Allegorien auf das Familienleben darstel lend), Quaglio, Zuccarelli etc. an. Besondere Er wähnung verdienen: Ein Bildnis Moses Mendelssohns in Oel von dem Berliner Hofmaler Frisch, ein rei zender Mädchenkopf in Oel von Moritz von Schwind, ein Bildnis des Philosophen Johann Georg H a m a n n’s, des »Magus des Nordens«, in Kreide, Endlich sind noch Abteilungen von Ansichten und deutschen Künstlern des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts angeschlossen. Der Katalog mit 892 Nummern und 32 Abbildun gen in Lichtdruck ist zum Preise von RM, 3.—- zu . haben. Vermögen in Cuftpostmarken. Von Wilhelm Wflke (Hamburg). Vor mir liegt ein interessanter Bericht, der sich mit der Wertsteigerung der Luftpostmarken be schäftigt. In Amerika, dem Land der Luftpost sammler, erfreuen sich die Luftpostmarken schon seit Jahren größter Beliebtheit. Flugpost ist das Sammelgebiet, das alt und jung anzieht. Diese Ent wicklung des Briefmarkensammelns ist nicht ver wunderlich, denn wir wissen, daß die amerikanische Postverwaltung aus dem Interesse für Luftpost rechtzeitig Nutzen gezogen hat. Wir deutschen Sammler bewundern immer wieder die geschickte Aufmachung der amerikanischen Luftpostsachen, Ein Erstflugtag ist in Amerika nahezu ein Festtag. Die Neueröffnung von Flugplätzen ist fast unbegrenzt, da günstige Landeflächen von Natur her im ganzen Lande vorhanden sind. Die Einrich tung einer kleinen Station und das Aufziehen einer Signalflagge genügen, um ein geeignetes Stück Land zum Flugplatz zu erklären. Der erste Abflug von dem neuen »Lufthafen«, kurz Erstflug genannt, wird auch für die Postsendungen festlich begangen. Diese Sonderstempel enthalten zumeist einen Hinweis auf den Erstflug. Oftmals sind es auch sehr ansprechende Bildstempel. Es ist erstaunlich, wie die Findigkeit der amerikanischen Post immer wieder neue und an ziehende Darstellungen, Formen und Farben für die Erstflugstempel bringt, so daß der Sammeleifer trotz der großen Zahl der bereits herausgekommenen Luft- postscempe! nicht nachläßt, sondern neue Freunde findet — nicht zum Schaden der U.-S.-A.-AIR MAIL, die dabei ein recht gutes Geschäft macht. Meines Erachtens ist nur aus dieser Entwick lung heraus Amerika zum führenden Land der Luft postler geworden. Es liegt ja einmal im Menschen, immer das als etwas Besonderes zu betrachten, was erstmalig veranstaltet wird. Habe ich oben von dem großen Aufschwung dieses modernen und allge mein interessierenden Sammelgebiets gesprochen, so soll jetzt mit einigen Beispielen versucht werden, das in der Ueberschriftzeile versprochene »Vermögen in Luftpostmarken« aufzurechnen. Die Beträge, die für seltene Luftpostmarken angelegt werden, sind phan tastisch hoch. Den Rekord hält die hellblaue 5-Cents-Luftpostmarke von Honduras, die mit rund 2500 Dollar bewertet wird. Aber selbst bei dem höchsten Gebot bleibt dieses kleine Stückchen Papier sehr schwer erreichbar, denn nur sieben »bemittelte« Sammler können sich in den Besitz der erhalten gebliebenen Exemplare teilen. Dann kommt Neufundland mit seinen zwei Ge denkmarken an die Flüge von H a w k e r und D e P i n e d o. Diese beiden Seltenheiten haben einen Verkaufswert von 1800 Dollar. Die kolumbiani sche Luftpostmarke von 1921 kostet 500 Dollar, und ein paar Spezialitäten der Philippi nen werten etwa 250 Dollar. Die Liebhaberei, Luftpostmarken zu sammeln, ist naturgemäß noch nicht alt, da der erste Versuch in Amerika, Post durch die Luft zu befördern, am 23. Oktober 1911 stattfand. Aber in den letzten Jahren ist das Interesse für diesen jungen Zweig der Philatelie sehr stark gestiegen, und damit natürlich auch die Preise. Ein bedeutender Fachmann versi chert die etwa ungläubigen Leser, daß jemand, der mit einiger Umsicht und gutem Verstand in den letz ten fünf Jahren 700 Dollar in Luftpostmarken an legte, jetzt leicht über eine Sammlung verfügen könnte, die einen Verkaufswert von 5000 Dollar re präsentiert. Der Luftpostsammler hat also von vorn herein die Gewißheit, daß sein Geld gut angelegt ist. Die einzige vollständige Sammlung von Luftpost marken soll inNewY ork der Finanzmann Clarence P r i c e besitzen. Hervorragend ist auch die Luft postsammlung des bekannten Pianofabrikanten Theo dore S t e i n w a y. Chronik. AUTOGRAPHEN. (Die Versteigerung bei J. A. Stargardt.) lieber die am 29. September bei J. A. Star gar dt in Berlin abgehaltene Autographenauktion wird uns von dort berichtet: Bismarcks Briefe an seinen Jugendfreund Gustav Scharlach (siehe Nr. 18) gingen zurück, weil die Taxe von 3550 Mark nicht erreicht werden konnte; nur das Konvolut seiner Steuerakten, unter denen sich ein Mahnzettel des Berliner Magistrats vom 1. August 1871 befand, wurden für 350 Mark verkauft. Auch die Ode Voltaires an die Kaiserin Maria Theresia und bedeutsame Briefe von Schiller, Heinrich Leopold Wagner und Büchner blieben ohne Gebot. Dagegen erreichten einig« gleichfalls wertvolle Stücke, die nicht ganz so hoch im Kurs liegen, recht ansehnliche Preise. 450 Mark brachte ein Briag Friedrich des Großen an den Feldmarschall Prinzen Georg von Hessen-Kassel, 450 Mark eines der Memoranden Mirabeaus aus der Zeit seiner Tätigkeit als geheimer Agent Frankreichs in Berlin, 275 Mark ein Schreiben der Dichterin Annette v. Droste-Hülshoff über ihre Mine raliensammlung und 206 Mark ein französicher Brief von Karl Marx.