Seite 224 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Nr. 22 klöpplerin" von 1881. Von Gr einer sind drei große Gemälde vorhanden, von ihm und Kling er außerdem Zeichnungen ersten Ranges, von letzterem auch das prachtvolle zweite Exemplar des Kopfes der Salome in griechischem Marmor. Von Auslän dern erwähnen wir einen vorzüglichen Jozef Israels, zwei Bilder von Co rot, unter diesen eine Landschaft von allerhöchstem Rang. Dieser Samm- Fig. 2. Louis-XIII.-Sessel mit italienischer Stickerei. lung schließt sich eine Reihe von Graphiken mit ausgewählten Blättern von' Manet, Renoir, Zorn, Munch, Liebermann, Käthe Kollwitz u. a. an. Der zweite Teil umfaßt, wie erwähnt, die de korative Kunst des Hauses. Möbel sind nur wenig hergegeben, dagegen das, was dem Besitzer jetzt als Ueberfluß erschien, nämlich seine kostbare Samm lung von Miniaturen und Tabatieren. des 18. Jahr hunderts, Porzellane, Silber, Teppiche, Bronzen und emaillierter Renaissance-Goldschmuck. Einige Sitz- möbe! sind durch ihre kostbaren Bezüge bemerkens wert, feine französische Petit - Pointarbeiten des 17. Jahrhunderts auf rotem Samt „montiert, andere mit Gobelinbezügen flämischer und französischer Herkunft oder mit italienischer Stickerei, wie der in Fig, 2 abgebildete Louis-XIII.-Sessel, Die Sammlung von Miniaturen zeigt ganz erlesene Werke. Es ist unbegreiflich und doch der Fall, daß eine so subtile und preziöse Kunst wie die Bildnismalerei auf Elfenbein des 18. Jahrhunderts vernachlässigt werden konnte. Gerade dieser Zweig der Kunst gibt viele Möglichkeiten stillen Genießens und offenbart uns den Reichtum von Charakteristik und Kultur in höchster Meisterschaft.. Dabei braucht -auch ein erstklassiges Miniaturbild nie mit so hoben Summen zu rechnen wie etwa ein Oelgemälde eines bedeutenden Künstlers aus derselben Epoche. Das Miniaturbild hat den Vorzug, in Gruppen vereinigt, dekorativ an der Wand zu wirken, oder, in Vitrinen verschlossen, zu besonderen Gelegenheiten genossen werden zu können. Es ist ganz sicher derjenige Kunstzweig, der trotz oder gerade wegen der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse am aller ersten wieder zur Geltung und zur Aufnahme durch die Sammler kommen wird. In der Sammlung Bleicher! sind französische und deutsche wie englische Schulen des 18. Jahr hunderts gleichmäßig mit kleinen Meisterwerken vertreten, die teils in Bildrahmung, teils in kostbaren Dosen eingelassen, den Beschauer begeistern. Bei den Porzellanen des 18, Jahrhunderts über wiegt Meissen aus der ersten Hälfte mit seiner Plastik, aber auch Frankenthal, Ludwigsburg, Wien sind gut vertreten. Das Silber ist nicht zahlreich, jedoch können einige ganz besondere Prunkstücke hervorgehoben werden, so die große D’oppelscheuer, eine Augsburger Arbeit aus dem Ende des 16, Jahr hunderts und die Monatsschale von dem Meister Paul Hübner um 1583, die aus einer Serie von zwölf Monatsdarstellungen stammt und bei Rosenberg besonders erwähnt ist, eine Augsburger Arbeit, eben falls aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Daß die Teppiche dem Geschmack des Ganzen angepaßt sind, sei nebenbei noch erwähnt. Die reich illustrierten Kataloge (Nr. 2048 und 2049) sind durch Rud. L ep k e in Berlin zu be ziehen. Jlus der Villa Schratt in J3ad Jschl. Die 410. Kunstauktion, die das Dorotheum in W i e n vom 29, bis 31, Oktober durchführte, hatte eine besondere Attraktion durch den Umstand er halten, daß ein beträchtlicher Teil der Objekte •—■ 336 — aus der Ischler Villa der gewesenen Hofburg schauspielerin Katharina Schratt stammte, um die die Gloriole schwebt, die Freundin des Kaisers Franz Josef gewesen zu sein. Der Monarch be suchte während seines Sommersejours, den er regel mäßig in Bad Ischl hielt, die charmante Künstlerin in ihrer Villa, wo er auch gewöhnlich zu frühstücken pflegte. Es hatte darum für viele einen pikanten Reiz, Gegenstände zu erstehen, mit denen Franz Josef irgendwie in Berührung kam. Qualitativ wertvoller als diese Gegenstände waren jedoch die aus anderem Besitz herrührenden, die sich an den Ischler Besitz der Frau Schratt an schlossen. Hieher gehörten die Bilder von Cuyp, Frans Floris, de Heem, Francken etc., die durch schnittlich das Doppelte des Ausrufspreises erreich ten. Im ganzen ergab die dreitägige Auktion etwas über 100.000 S, bez. mit dem Aufschlag ca, 121.000 S. Nachstehend die erzielten Preise (in Schilling): Bilder und Graphik, 1 Barockmaler um 1700, Bildnis eines Magnaten, 65 : 54 cm 60 2 Biedermeier-Maler um 1825, Bildnisse eines Herrn und einer Dame in Volkstracht, 75 : 59 cm 50 3 Biedermeier-Maler um 1850, Zwei Kinderbilder, 53 : 41 cm 220 4 Deutscher Barockmtaler, Mädchen mit Obstkorb, 74 : 56 cm 260 5 Deutscher Barockmaler des 17. Jahrh., Der Abschied und die Heimkehr des verlorenen Sohnes, 51 : 82 cm 110 6 Deutscher Maler des 17. Jahrh., Dame mit Blumen korb und Rosenzweig, 95 : 73 cm . . 60 7 Desgleichen, Dame mit Fächer am Kohlenbecken, 95 : 73 cm ........... . 90