Seite 54 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Nr. 5 Chronik,. AUTOGRAPHEN. (Heine-Dokumente.) In der Stargardt-Auktion, von der in der letzten Nummer die Rede war, kommt auch eine kleine Serie von H e i n e - Dokumenten zur Versteigerung. Es ist darunter ein Brief des Dichters an seinen Freund Friedrich Merkel, der das Datum 1. März 1828 trägt und wie folgt lautet: »Ich möchte Dir viel antworten, würde mir nicht das Schreiben allzu sauer. Es sieht überhaupt sehr sauer mit mir aus. Das hiesige Clima hat vollendet, was der Aerger be gonnen. Ich klage, :ja ich klage, selbst auf die Gefahr hin, daß man meinen Klagen nicht glaubt. Wer nichts durch seine Klagen gewinnen kann, dem sollte man doch glauben!« Heine spricht in diesem Briefe auch über die Verlobung der Therese Heine und über seinen Verleger Campe, dessen »Knickrig keit« er der »Generosität« Cottas gegenüberstellt. Er (Cotta) versteht seinen Mann « Ein Hauptstück der Serie ist das von Engel als »Bruchstück aus dem deutschen Entwurf zu einem Testament Heines« bezeichnete Manuskript, das bei Hirth voll ständig albgedruckt ist und von dem Hirth glaubt, daß es nicht eigentlich das Testament, sondern eine brieflich niedergelegte Bitte des Sterbenden an Carl Heine ist. Hirth meint, der Brief sei auf Veranlassung Mathildens geschrieben worden, die »ihre Interessen (jederzeit sehr gut wahrzunehmen verstand und Heine in seinem Siechtum unablässig mit ihren Besorg nissen gepeinigt haben mag, ob ihre Zukunft nur gehörig sichergestellt sei.« Um ihr willfährig zu sein, verstand sich Heine zu diesem ergreifenden und überaus demütigenden Schriftstück, das seine Wirkung deshalb verfehlen mußte, weil es nie in die Hände des Adressaten gelangte. (Verschwundene Autogramme.) Die Gesellschaft Natur forschender Freunde, die seit dem Jahre 1774 besteht, hat seit ihrer Gründung ein Autogrammbuch geführt Alle ordent lichen Mitglieder haben sich darin eingetragen, und so ent hält das Buch die Namen vieler berühmter Forscher und Ge lehrten, So besitzt es für die Gesellschaft großen Wert. Seit dem Jahre 1925 wird dieses Buch nun vermißt. Es ist möglich, daß sich das Buch bei einem Berliner Buchbinder befindet. Ein Mitglied der Gesellschaft war nämlich beauftragt, das Buch embinden zu lassen. Durch den Tod des betreffenden Mitgliedes ist der Buchbinder, der das Buch erhalten hat, unbekannt geblieben und war bisher nicht zu ermitteln. Für die Wiederbeschaffung wird eine Belohnung von 100 Mark ausgesetzt. Nachrichten über den Verbleib sind zu richten an die Gesellschaft Naturforschender Freunde, Berlin, Invaliden straße 43, Museum für Naturkunde. BILDER. (Ein Rembrandt in Kapstadt.) Wie aus Kapstadt ge meldet wird, soll ein Gemälde des Michaelis-Museums, das bisher dem Schüler Rembrandts, Aert van Gelder, zuge schrieben wurde, als echter Rembrandt erkannt wor den sein, (Federzeichnungen von Tintoretto auigeiunden.) Durch einen besonderen Glücksfall gelang es, in der Salzburger iStudienbibliothek eine Anzahl kostbarer Handzeichnungen der Bologneser und venezianischen Schule des 16, Jahrhun derts zu entdecken. Der ehemalige Direktor der »Albertina« in Wien, Josef -Meder, entdeckte nun unter diesen kost baren Handzeichnungen einzelne besonders wertvolle, darunter als kostbarste fünf Blätter mit Federzeichnungen von der Hand Tintoretto s, von denen eines den ersten Entwurf zu des Meisters Riesenwandgemälde »Das Paradies« im großen Ratssaale des Dogenpalastes zu Venedig darstellt. Ueber die Herkunft dieses wertvollen Besitzes ist noch nichts Bestimmtes bekannt. Die Funde werden zur Festspielzeit zur öffentlichen Ausstellung gelangen, (Gemälde und Handzeichnungen Josef Scharls.) Gegen wärtig wird in der Galerie Günther Franke und J. B. N e u- mann in München eine Ausstellung von Gemälden und Handzeichnungen Josef Scharl's gezeigt. Gelegentlich die ser Ausstellung widmet H. Eckstein in der Zeitschrift »Kunst und Künstler« diesem jüngeren Münchner Künstler einen illustrierten Aufsatz. (Kein Verkauf des Braunschweiger Vermeer.) Der Kampf um Vermeers »Mädchen mit dem Weinglas« in Braun schweig scheint nun endlich erledigt zu sein. Als kürzlich der Landtagsausschuß in Braunschweig zu der Frage eines eventuellen Verkaufes des weltberühmten Bildes Stellung nahm, gab, wie die »Braunschweigische Landeszeitung« berichtet, ein Vertreter der Regierung Kenntnis von einem Telegramm des Reichsinnenministers, worin dieser seine Verwunderung dar über ausdrückt, daß im Lande Braunschweig Verhandlungen geführt würden mit dem Ziele, ein so eminent wertvolles Kunstwerk, iwie „Das Mädchen mit dem Weinglas- , abzugeben. Bei einem eventuellen Verkauf werde der Reichisinnenminister sein Veto einlegen, da das Gemälde unter Reichskunstschutz stehe. (Bildergeschäfte eines früheren Bankiers,) Der gewesene Eigentümer eines kleinen Bankgeschäftes Benzion Lustmann in Wien wurde unter der Beschuldigung des Betruges dem Landesgericht eingeliefert. Der Mann, der seit Jahren voll kommen verschuldet ist, hat in der letzten Zeit 5 0.0 0 0 Papst feil der in Postkartenform anfertigen lassen und verschiedenen Personen Geld unter der Vorspiegelung herausgelockt, sie an dem Vertrieb dieser Bilder, die die eigen händige Unterschrift des Papstes tragen werden, zu beteiligen. Auch Bilder des Reichspräsidenten Hin den bürg und solche von Karl Marx wollte er anfertigen lassen. HANDSCHRIFTEN. (Die Wallenstein-Briefe im Wiener Staatsarchiv.) Zwischen der Tschechoslowakei und Oesterreich wird gegenwärtig wegen der Herausgabe der im Wiener Staa ts archiv befindlichen Wallenstein-Briefe verhandelt. Die Korrespondenz stammt aus den letzten Lebensjahren Wallensteins und umfaßt etwa 6000 Briefe und Konzepte. Wallenstein-Forscher nehmen an, daß in diesem reichhaltigen Material manche Aufklärungen über Wallensteins Pläne und Absichten zu finden sind. Im tschechoslowakischen Innen ministerium in Prag befinden sich etwa 2 5,0 0 0 Wal lenstein-Briefe und Urkunden, darunter auch zahl reiche kaiserliche Handschreiben an den General. Von allen diesen Dokumenten wurde bisher nur ein geringer Teil wissen schaftlich bearbeitet. (Ein unbekannter Brief Abaelards.) In der Heidelberger Akademie der Wissenschaften legte Professor E. H offmann eine Arbeit von Dr. Raymond Klibansky vor, in der ein unbekannter Brief Abaelards an seine Freunde und Schüler aus einer Handschrift der Heidelberger Universi täts-Bibliothek (cod. heidelbergensiis 359,8) veröffentlicht wird, Als Anhang der Arbeit folgt ein unbekanntes Gedicht Abaelards. NUMISMATIK (Münzauktion in Charlottenburg,) Am 16. Märe und den folgenden Tagen versteigert die Münzfirma F. Scblessin- g e r in Charlottenburg Münzen und Medaillen, vorwiegend Hambwgischer Prägung, Unter den Goldmünzen sind beson ders ein Hamburgischer Taler von 1687 und ein V 2 Portuga- leser von 1695 bemerkenswert. Sehr reich ist die Sammlung an Dukaten des 17, bis 19, Jahrhunderts. (Haydn-Schillinge.) Zur Erinnerung an den 200. Geburts tag Josef Haydns am 31, März 1932 wird die Ausgabe von Haydn -Gedenkmünzen geplant Aehnlich wie die Mozart-DoppeLschillinge, die zu den Wiener Festwochen zur Ausgabe gelangen sollen, werden auch als Haydn-Gedenk münzen Doppelschillinge mit dem Kopfbildnis des großen Mu sikers geprägt werden. PHILATELIE. (Neue Luitpostmarken für Tripolis.) Fünf neue Werte von Luft post marken für Tripolis sind erschienen. In Rotationsdruck ausgeführt, zeigen ihrer vier einen Araber, der ein Flugzeug grüßt. Die Werte sind eine Lire (hellblau), 1.20 (dunkelbraun), 1.50 (hellorange) und 5 Lire (grün). Ein Wert zu 80 Centesimi (lila) zeigt antike Ruinen. (Gedenkmarken.) In Salvador erschienen die seit längerem angekündigten Erinnerungsmarken für Menende z. Es sind: 1 Centavo violett, 3 (Centavos braun, 5 Centavos dunkelgrün und 10 Centavos rötlliichorange. Außerdem er schienen die ebenfalls angekündigten Gedenkfilugpostmarken anläßlich des hundertsten Todestages von General Simon B o 1 i v a r, und zwar 15 Centavos rot, 20 Centavos grün, 25 Centavos weincot und 40 Centaivos lilablau. VERSCHIEDENES. (Tod bekannter Sammler.) Am 18. Februar starb in Wien der Herausgeber des »Neuigkeits-Weltblattes«, Kom merzialrat August Kirsch, der als Viennensia-Sammler be kannt war. Mit großem Fleiß und Verständnis trug er eine wertvolle Sammlung zusammen, an der er mit der kindlichen Liebe des echten Sammlers hing.