Nr. 7 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Seite 71 Erstausgaben der deutschen Citeratur. Paul Graupe in B e r 1 i n versteigert am 13. und 14. April die Erstausgaben der deut schen Literatur vom 18. bis 20, Jahrhundert aus der Bibliothek Dr. Felix Kaufmann (Frank furt a. M.). Die hohe Qualität der Sammlung ist bekannt; zählte doch der Besitzer seit Jahrzehnten zu den großzügigsten und wählerischsten Käufern des Mark tes. Er hat es verstanden, die großen Seltenheiten in Exemplaren von auserlesener Schönheit oder be sonderer Provenienz zusammenzustellen. Von be sonderen Stücken seien genannt: ein prachtvoll ge bundenes, vollständiges Exemplar von Arnims »Trösteinsamkeit«, ein besonders breitrandiges, in der Zeit gebundenes »Römisches Carneval«, ein Ge schenkexemplar Goethes an die Familie Reich hardt, und eines der ganz wenigen Geschenkexem plare des »West-Oestlichen-Divan« in rotem Maro quin auf stärkstem Karton. Ferner enthält die Bi bliothek außer ungewöhnlich dekorativ gebundenen Gesamtausgaben die äußerst seltenen Kindermär chen von E. T, A, H o f f m a n n und vor allem das vielleicht seltenste Stück der deutschen Literatur, die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm in der ersten Ausgabe. Die seltenen frühen Erstausgaben von Gottfried Keller sind sämtlich in unbeschnittenen Exemplaren in den Ori ginalumschlägen vorhanden; von den Heinrich von K 1 e i s t - Erstdrucken fehlt keiner. Eine der größ ten Raritäten des 19. Jahrhunderts, das »Liederbuch Dreier Freunde« von S t o r m und den Gebrüdern M o m m s e n ist in einem völlig frischen Exemplar da, ebenso die von der Droste-Hülshoff gleich nach ihrem Erscheinen verbrannten Gedichte. Schiller ist vor allem mit dem wohl schön sten Exemplar der »Räuber«, das jemals auf den Markt kam, mit dem »Venuswagen«, der Anthologie von 1782 und anderen Kostbarkeiten vertreten, Wieland mit den drei Göschen'schen Gesamtaus gaben, von denen eine besonders kostbar in Maro quin der Zeit gebunden ist. Besonders interessant sind auch einige Auto graphen, Zum erstenmal kommen mit dieser Auk tion einige der deutschen Briefe Friedrichs des Großen, dreiunddreißig an der Zahl, an seinen vormaligen Kammerdiener Fredersdorff auf den Markt. Es sind höchst persönliche, in einem kuriosen und regellosen Deutsch geschriebene, spon tane Freundschaftsbriefe, in denen sich das Privat leben des Königs vielseitig spiegelt, Ein weiteres kostbares Autograph ist das eigenhändige Gedicht »Entoptische Farben« von Goethe, Jena 1817, eines der tiefsinnigsten naturphilosophischen Ge dichte der Spätzeit. Eine zweite Abteilung des Kataloges bringt eine schöne Auswahl von illustrierten Bü chern des 18.—20. Jahrhunderts aus der gleichen Bibliothek sowie schöne Drucke deutscher und aus ländischer Pressen und eine Reihe der schönsten Bodoni-Drucke. Der Markt hat wohl seit langer Zeit keine Bi bliothek deutscher Literatur von solcher Qualität gesehen, sodaß die Auktion auf das größte Interesse rechnen darf. Die Sammlung Dr. JCans Wendland, Cugano. Vom 24, bis 28. April versteigern Hermann Ball und Paul Graupe in Berlin die umfang reiche Sammlung Dr. Hans W e n d 1 a n d, Lugano, die aus allen Kunstgebieten und Stilarten außerge wöhnliche Stücke enthält. Unter den Gemälden trifft man Namen wie G u a r d i, der durch eine prachtvolle große An sicht des Canale Grande in Venedig vertreten ist, ferner Goya, Greuze, Tiepolo, Isabey wie eine Menge holländischer Kleinmeister des 17. Jahr hunderts. Das Gebiet der mittelalterlichen Pla stik wird aufs vorzüglichste durch einige große französische Madonnenstatuen des 14. und 15. Jahr hunderts sowie durch eine große Sandsteinstatue eines Heiligen aus dem 12. Jahrhundert repräsen tiert. Aus dem 18. Jahrhundert stammen u, a, drei große Tonmodelle von F a 1 c o n e t. Besonders reichhaltig ist die Sammlung an schönen französi schen Louis-XV.- und Louis-XVI. -Möbeln, die vielfach die ersten Ebenisten als ihre Meister auf weisen; so der große, mit reichsten Bronzebeschlä gen verzierte Büroschreibtisch von Jacques D u - b o i s, Sitzgarnituren mit Gestellen von Jacob, kleine Mahagoni - Servanten von W eissweiler und andere. Eine besonders umfangreiche Abteilung in der Sammlung bilden auch die schönen alten Tep piche, darunter kleinasiatische und chinesische Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts von beson ders guter Erhaltung. Schließlich sei noch die stattliche Reihe italie nischer Renaissance- und Barockbronzen erwähnt, vor allem ein berühmter Meisterguß des Giovanni da Bologna. Jlltere orientalische JCnüpfteppiche. Die Sammlung älterer orientalischer Knüpfteppiche aus dem Besitz von Exzellenz Schefik Pascha (Stambul) trägt einen ganz beson deren Charakter. Sie unterscheidet sich von den bei uns üblichen, meist aus dem europäischen Handel zusammengebrachten Teppichsammlungen dadurch, daß sie mit wenigen Ausnahmen nur eine Gattung, und zwar türkisch-kleinasiatische Teppiche umfaßt. Diese Geschlossenheit ist ein gewisser Vorzug und gibt der Sammlung einen seltenen und eigenen Reiz. Er läßt uns fast bedauern, daß die mit Verständnis und Liebe für die heimische Kunstfertigkeit im Lande selbst zusammengebrachte Sammlung wertvoller Beispiele derselben nicht weiter vereinigt bleibt, sondern nun in alle Winde verstreut werden soll. Der von Dr, E r d m a n n verfaßte Katalog son dert das Material sinngemäß in verschiedene Grup pen. Unter den nach ihrer Herkunft als Ushak, Bergama, Kula, Ladik usw. bezeichneten anatoli- schen Gattungen weisen wir auf die schönen Ber- gama-Teppiche (Katalog-Nr, 155—157, Tafel 18 und 19) hin, die ihren Zusammenhang mit den alte-