Seite 78 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Nr. 7 (Ausstellung in Budapest.) Man schreibt uns aus Buda pest: Für die zweite ungarische. Markenausstellung gibt sich sowohl im In- wie im Auslande großes Interesse kund. Bisher haben sich folgende bekannte Philatelisten zur Teilnahme ge meldet: Ministerialrat Franz Kölbig aus dem Finanzmini sterium, Dr. Kamillo M a r z 1 o f 1 aus Berlin, Direktor Ale xander Pint er i cs, Wilhelm P a r a c c o, Ingenieur Richard J e r i e aus Prag. Auch die neuen Zeppelin-W ert- Zeichen aus Anlaß des Ungarnfluges 29.—30. März) werden ausgestellt sein. VERSCHIEDENES. (Dr. Otto Nirenstein.) Der Inhaber der Neuen Galerie in Wien, Otto Nirenstein, wurde dieser Tage zum Doktor der Philosophie promoviert. Er hatte seinerzeit, nach Beendi gung des Krieges, dem Studium entsagt und sich der Verlags tätigkeit und später, im Anschluß daran, dem Kunsthandel zu gewandt, Er, der vorübergehend Schüler Ittens gewesen war, brachte eine Mappe von Lithographien dieses Künstlers, im Verein mit Lanyi, heraus. Der Erfolg verpflichtete ihn zur selbständigen Weiterarbeit. Er gründete den Verlag neuer Graphik, der sich in kürzester Zeit durchsetzte und ein be deutendes Ansehen genoß. Der Antrag, die Kunstableilung des Rikola-Verlages zu übernehmen, war für Dr. Nirenstein der Anlaß, mit seinem bisherigen Verlag dort einzutreten, und nun erschien eine weitere Reihe bedeutsamer druckgraphischer Publikationen und Buchausgaben. Vor etwa acht Jahren grün dete Dr. Nirenstein die Neue Galerie, die schon mit den frü hesten Ausstellungen die Aufmerksamkeit des In- und Aus landes erregte. Eine der ersten Veranstaltungen war eine Aus stellung zu Ehren Schieies, dessen Leben und Werk er in einem umfangreichen Buch beschrieb, das im Vorjahr bei Zsol- nay erschienen ist. Neben retrospektiven Ausstellungen waren es besonders jene, die den großen Lebenden gewidmet waren, die eine kraftvolle Bereicherung des Wiener Kunst! eben,s be deuteten. Derzeit beherbergt die Neue Galerie eine Renoir- Ausstellung .Das Wirken Dr. Nirensteins ist so vielfältig und so tiefgreifend, daß es sich in wenigen Worten nicht sagen läßt. Seit einigen Jahren hat er die Johannes-Presse, einen Kunst- und Buchverlag von Belang; er ist im Vordergrund aller kunsthändlerischen Tätigkeit, wozu ihn seine schönen Kennt nisse, seine überall geschätzte, ausnehmend große Korrektheit und sein gerades Wesen berechtigen. Es darf nicht uner wähnt bleiben, daß Dr. Nirenstein zu den aufrichtigen Freunden der Künstlerschaft Wiens gehört; was er hier wirkt, verbirgt seine Bescheidenheit; nur in einer Position tritt er, in dieser Beziehung, in die Oeffentlichkeit: er gehört als geschäfts führender Vizepräsident dem Ausschuß des Künstlerbundes Hagen an, und auch von dieser Stelle aus greift er in die künstlerischen und schließlich auch kunstwirtschaftlichen Ver hältnisse Wiens ein. Der Hagenbund räumte Dr. Nirenstein die Stelle zweifellos nicht nur wegen seiner Fähigkeiten ein, son dern auch in Anerkennung seiner vielfachen ideellen Be strebungen. —n. (F. A. von Sommaruga.) In Berlin starb, wie uns von dort gemeldet wird, plötzlich der in Sammler- und Kunst händlerkreisen bekannte Freiherr F. Alfred von Somma ruga. Der Verblichene, ein Mitglied der Wiener Familie dieses Namens, hatte erst vor kurzem die Leitung des neuge gründeten Kunsthauses H. Leue & Co. in Berlin übernom men, das sich mit der Versteigerung einer Sammlung aus Potsdamer Privatbesitz eben sehr gut eingeführt hat. (Antiquitätenschau auf der Wiener Frühjahrsmesse.) In letzter Stunde noch kam eine Antiquitätenschau auf der Wiener Früh jahrsmesse zustande, die dank dem überaus geschmackvollen Arrangement durch Frau Lilü Berger, der Gemahlin des Präsidenten der Vereinigung der Antiquitäten- und Kunsthändler, Kommerzialrat Rudolf Ber ger, sich sehr gut präsentierte und auch die Bewunderung der zahlreichen Besucher fand. In erster Linie war es Herr Berger selbst, der die Ausstellung reichlich mit wertvollen Objekten beschickt; seinem Beispiele folgten die Firmen Pollak & Winternitz, Ignatz Pick, Leo Pick, Noe Klein, Dr. Ignaz Schwarz, Andrä Schnürers Nachf., Johann Marischka, L. Nehammer-Prinz, Madl- Siedle r, Conrad Schneider, Max H e v e ;s i, Elsa Zeisler und andere, die das Schönste aus ihren Beständen zur Verfügung stellten (Pollak & Winternitz u. a. einen pracht vollen Gobelin). Die Schau soll anläßlich des Rotary- Kongresses in erweitertem Umfang wiederholt werden, wobei wohl Anlaß sein wird, auf sie eingehender zurückzu- kommen, (Tod bekannter Sammler.) Aus Budapest wird uns gemeldet: Der frühere Hausbesitzer Bela Roth, der in der Inneren Stadt und in Oien einmal zahlreiche große Zinshäuser besessen hatte, wurde in seiner Wohnung erhängt aufgefunden. Roth war infolge mißglückter Spekulationen zugrundegerichtet und mußte seine .sämtlichen Häuser verkaufen. Er war auch ein bekannter Bildersammler, dessen Kunstbesitz einen sehr großen Wert darstellte. Vor kurzer Zeit wurden seine Bilder von Gläubigern gepfändet und sollten zur Versteigerung kom men. Dies bedrückte ihn so sehr, daß er freiwillig aus dem Leben schied. (Die Zinnsoldatensammlung Exkaisers Wilhelm.) Aus dem Haag wird uns gemeldet: Der eben erschienene Jahresbe richt des holländischen Heeresmuseums enthält die Mitteilung,, daß Exkaiser Wilhelm dem Museum eine große Sammlung von Zinnsoldaten, darunter 500 Zinnsoldaten, die Frie drich den Großen und seine Armee darstellen, geschenkt habe, (Die Spitzen- und Stickereisammlung der Erzherzogin Isabelle.) Man schreibt uns aus Budapest: Die aus meh reren tausend Stück bestehende Spitzen- und Stickereisamm lung der Erzherzogin Isabelle, Gattin des Erzherzogs Friedrich, gelangt im nächsten Monat im Kunstgewerbemuseum zur Ausstellung. (Das Werk Tüman Riemenschneiders.) 400 Jahre sind vergangen, seitdem Tilman Riemenschneider, der große niedersächsische Bildhauer, gestorben ist. Aus diesem Anlaß veranstaltet dais Provinzialmuseum zu Hannover eine große Gedächtnisausstellung, die alles Erreichbare Riemenschneiders, auch aus dem Auslande, zusamnuenbringen will. Die Eröffnung! ist auf den 5. April angesetzt. (Graphiker-Tagung in Nauheim.) Der Bund Deutscher Gebrauchs-Graphiker hält seine diesjährige Tagung, der Ein ladung seiner Landesgruppe Rhein-Main folgend, vom 14, Ibis 17. Mai in Bad Nauheim ab. Im Rahmen dieser Tagung findet eine Ausstellung besonderer Art statt. Die Schriftleitung der »Gebrauchsgraphik« nämlich schreibt unter den ordent lichen und korrespondierenden Mitgliedern des Bundes einen Wettbewerb zur Erlangung von Umschlagentwürfen aus. Der Reiz einer solchen Aufgabe sowie die gebotene Freiheit in der Wahl darstellerischer und drucktechnischer Gestaltung lassen besondere Bemühungen und eindrucksvolle Ergebnisse er hoffen. (Die Entwicklung der modernen Straßenbeleuchtung.) Im Deutschen Museum in München ist eine Sammlung auf gestellt worden, die das Werden der modernen Straßen beleuchtung veranschaulicht. Da über die Existenz einer Straßenbeleuchtung im Altertum so gut wie keine authenti schen Nachrichten vorliegen, beginnt die Reihe mit der ersten öffentlichen Straßenbeleuchtung in Paris, einem Pechkonb, Daran schließt sich eine alte Rülböllampe, die an einem Seil zwischen zwei Holzmasten aufgehängt ist. Ein fünfflammiger Gaslocbbrennec der Londoner Straße stammt von 1814. Dann folgen Hauptentwicklungisstufen der elektrischen Straßen beleuchtung bis zu einem Sohleuderbetonmast mit Doppel ausleger und zwei Schrägstrahlern für Wolfram-Drahtlampen. (Jubiläum der Holzblasinstrumentefabrik Heckel.) Die be kannte, in Musikerkreisen berühmte Fabrik für Holzblasinstru mente von Wilhelm iHeckdl in Bielbrich a. iRh. feiert in. diesen Tagen ihr lOOjähriges Bestehen. Begründet von dem aus dem Vogtlande emgewanderten Johann Adam Heckel, der zu sammen mit dem Fagottisten Karl All m e n r ä^d e r ver besserte Klarinetten |und Fagotte konstruiert hat, ist das Unter nehmen unter Führung von Johann Adams Sohn Wilhelm zu einer Bauanstalt von Holzblasinstrumenten, überhaupt gewachsen. Bekannt ist die Vorliebe Richard Wagners für die iHeckel- schen Fagotte, Kontrafagotte und Oboen. Das von Richard Strauß mit Vorliebe verwandte Heckeiphon (Bariton-Oboe), die Heckeiphon-Klarinetten und die Kointraibaßklarinette sind Erfindungen Wilhelm Heckels. Heute wird die Firma von Wilhelm Hermann Heckel, dem ältesten Sohne Wilhelm Heckels, geleitet. (Eine Schnitzerei aus der Zeit Abrahams.) Bei den Aus grabungen Professor Dr. Garstangs .in Jericho ist ein geschnitzter W olifskopl in Ebenholz ans der Zeit