Seite 11Ö INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Nr. 11 NUMISMATIK. (Münzen und Medaillen aus dem Fürstenbergischen Münzkabinett.) In zwei Abteilungen werden nun Münzen und Medaillen aus dem berühmten Fürstlich Fürsten- herrischen Münzkabinett in Donau eschingen versteigert. Die Sammlung antiker Münzen wird am 30. Mai bei Adolf E, Cahn in Frankfurt a. M. ausgeboten. Sie enthält unter anderem eine Sondersammlung byzantinischer Münzen der Kreuzfahrerstaaten und den gallo- griechischen Goldfund von Auriol in Südfrankreich. Eine zweite Versteigerung findet am 7. Juni und an den folgenden T, . in der Münzhandlung Otto Helbing Na c h t o ä e r in München statt. Es kommen dort die M ü n e n und Medaillen des historischen und heu tigem rechtsrheinischen Bayerns unter den Hammer. Eine so umfangreiche. Sammlung von großen Seltenheiten aus einem begrenzten Gebiet zusammenzubringen, war nur zu Anfang und um die Mitte des vorigen Jahrhunderts möglich. Man staunt über die Reichhaltigkeit und Vorzüglichkeit des hier Gebotenen, aus dem nur einige Beispiele herausgegriffen seien. Die geprägte Medaille Maximilians I., die goldene Prämien medaille von 1769 der Mannheimer Akademie der Wissen schaften Karl Theodors, die außerordentlich seltenen geprägten Goldkronen Ludwigs II. von 1865 und 1866, die geistlichen Prägungen der Bistümer Salzburg, Passau, Regensburg, Bam berg und Würzburg sowie die in der Abteilung Brandenburg- Franken eingereihte wundervolle silberne Bildnismedaille Friedrichs des Aeltern von Mathe® Gebel 1528, VERSCHIEDENES. (Tod bekannter Sammler.) Aus Berlin wird gemeldet: Ein Freund der Kunst und der Künstler, der unter den Samm lern Berlins eine ganz besondere Stellung einnahm, der Zahn arzt Josef Grünberg ist vor einigen Tagen gestorben. Er war ein Mann, der alle freie Zeit, die ihm seine ausgedehnte Praxis ließ und alle Mittel, die sie ihm bot, seiner leiden schaftlichen Verehrung für künstlerische Arbeit, namentlich für sein Lieblingsgebiet der Graphik widmete. Enge Freund schaft verband ihn namentlich mit Max S 1 e v o g t und Emil O r 1 i k, aber auch mit manchen andern wie Bernhard Pan kok, deren gezeichnete, radierte, lithographierte, xylographi- sche Blätter Grünberg, in allen Zuständen, mit den Probe drucken, und in einer Vollständigkeit sammelte, die sonst von keinem erreicht wurde. Zärtlich behütete er diese Schätze in seiner Wohnung, die manches fröhliche und angeregte Künstler- Konsilium bis in frühe Morgenstunden beherbergt hat. Durch seine eifrige Sammeltätigkeit und den vertrauten Umgang mit Männern, deren Werke er in seinen Mappen bewahrte, eignete sich Grünberg ungewöhnliches Verständnis für alle Zweige der graphischen Kunstausübung an. Seine technische Geschicklich keit brachte ihn sogar dazu, eine neuartige, sehr leistungsfähige Presse für den Bilddruck zu konstruieren, mit der dann Freunde eifrige Versuche anstellten. (Max v. Boehn gestorben.) ln München ist der Kultur- und Kunsthistoriker Max v. Boehn im Alter von 72 Jahren gestorben. Boehns Hauptinteresse galt deT Mode verschiedener Jahrhunderte, deren Entwicklung er kulturhistorisch zu er klären suchte. Viele Teilgebiete dieses großen kulturhistori schen Gebietes unterzog er als erster einer gründlichem Be arbeitung, so die Zeit des Rokokos, Empirs und Biedermeier. Die Trachtenkunde des 19. Jahrhunderts hat er selbst erst begründet. Von seinem Wohnsitz in München bereiste er die Welt, arbeitete viel in Bibliotheken und brachte für seine Werke viel seltenes Bildmaterial zusammen. Er verfaßte aber auch ein gutes Buch über Miniaturen und Silhouetten und schrieb Künstlerhiographien über Giorgione, Palma Vecchio, Guido Reni, Lorenz Bernini und Karl Spitzweg. (George Grosz geht nach New York.) Der Berliner Zeich ner und Maler George Grosz hat eine Berufung an die Art Student Leage in New York erhalten. Er ist bereits nach Amerika abgereist und wird dort zunächst einige Monate als Lehrer wirken. Findet der Künstler in New York die künstle rische Befriedigung, die er erhofft, dann beabsichtigt er, die „Probezeit", die er sich ausbedungen hat, zu verlängern. Je denfalls bedeutet für Grosz die Berufung nach Amerika eine Ehrung seines Künstlertums, dessen Qualität und Eigenart in den Ausstellungen der Aquarelle und Bilder, die er bei Bruno Cassirer und Alfred Flechtheim gezeigt hat, besonders stark hervorgetreten sind, (Das Schicksal der Scheurleer Sammlungen.) Aus Amsterdam wird uns geschrieben: Im Besitze des Bankiers Dr. Scheurleer, der mit dem Zusammenbruch seiner Bank Scheurleer und Söhne im Haag sein gesamtes Vermögen verlor, befinden sich zwei Kunstsammlungen von Weltruf: eine histori sche Sammlung von Musikinstrumenten und eine Sammlung ägyptischer und griechischer Plastik. Beide Sammlungen, die in eigens errichteten mo dernen Museumsgebäuden untergebracht sind, stellen, auch einen großen Geldwert dar. Um die Gläubiger zufriedenzu stellen, wird es nötig werden, die Sammlungen zu veräußern und den Erlös der Liquidationsmasse zuzuführen. Doch sind die Käufer vorläufig noch nicht vorhanden. Die Stadtgemeinde ‘s Gravenhage würde den Kunstbesitz gern erstehen, hat je doch nicht -die zum Ankauf erforderlichen Mittel. (Freie Vereinigung der Antiquitätenhändler in München.) An 40 Antiquitätenhändler haben sich in München zu einer „Freien Vereinigung der Antiquitätenhändler” zusammenge schlossen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Herr Roth, zum zweiten Herr R i g g a u e r gewählt. (Die gotische Ritterrüstung von Burg Kreuzenstein,) Das Wiener Zivillandesgericht hat, wie von uns seinerzeit berichtet, nach wiederholten Verhandlungen, in denen eine Reihe von Sachverständigen vernommen wurde, den Besitzer der Burg Kreuzenstein in Niederösterreich, Graf Johann W i 1 c z e k, der eine gotische Ritterrüstung an die Berliner Kunsthandlung Kahlert & Co. um 105.200 Schilling verkauft hatte, ver pflichtet, gegen Rückstellung der Rüstung den Kaufpreis an den Kläger zurückzustellen. Es liege, hieß es in der Begrün dung, ein gemeinsamer Irrtum über die Echtheit der Rüstung vor und sei daher ein gültiger Verkauf nicht zustande ge kommen. Der Vertreter Wilczeks, Dr. Alfred W u r z i a n, ergriff gegen dieses Urteil die Berufung an das Oberlandes gericht und brachte gleichzeitig eine Klage auf Wiederauf nahme des Verfahrens ein, über die am 24. Mai verhandelt wurde. Dr. Wurzian beantragte die Unterbrechung de® Be rufungsverfahrens bis zur rechtskräftigen Entscheidung über die Wiederaufnahme des Prozesses und behauptete, daß in dem abgeführten Prozesse der Senat hauptsächlich aus dem Grunde zur Stattgebung der Klage gelangt sei, weil er die Aussage des als Vermittler dienenden Rittmeisters Rücker, die ob jektiv falsch sei, seinem Urteile zugrundelegte. Ueberdies machte er geltend, daß bereits vor dem rechtskräftigen Kauf der Rüstung die Käufer im Bundesministerium erfuhren, daß die Rüstung, die zahlreiche Ersatzteile habe, keine 4000 Schil ling wert sei. Eine diesbezügliche Aufzeichnung sei erst nach dem Urteile durch dem Sekretär des Grafen. Michelfa.it, aufgefunden worden. Der Senat wies das Unterbrechungsbe gehren sowie alle neu angebotenen Beweise ab. Er wird die Entscheidung über die Wiederaufnahme des Prozesses .schrift lich bekanntgeben. (Münchner Goethe - Ausstellung.) Aus München wird uns gemeldet: Die für Juni geplante Goethe-Ausstcl- lung in der Residenz verspricht eine einzigartige Veran staltung zu werden. Unter der Leitung hervorragender Sach verständiger wird nicht nur Goethes literarische Bedeutung dargeslellt, sondern es werden auch seine mannigfachen Be ziehungen zur Naturwissenschaft, zur Kunst, zur Musik usw. beleuchtet. Insbesondere wird die Ausstellung zahlreiche in teressante Bildnisse Goethes und plastische Darstellungen brin gen. Im Mittelpunkt der Abteilung „Goethe und die Natur wissenschaft" steht Goethes Farbenlehre. Durch Zeichnun gen und durch Naturpräparate wird der Grundgedanke der Pflanzenmetamorphose und die Entwicklung der Pflanze ver deutlicht; an Schädeln wird Goethes Auffassung der Wirbel metamorphose und seine Entdeckung des Zwischenkiefers er läutert. Die Abteilung „Goethe und die Musik" will die viel gestaltigen Beziehungen, die der Dichter von frühester Jugend bis ins hohe Alter zu dieser Kunst unterhielt, in einzelnen Dokumenten seines Lebens und Schaffens' wie der Musik seiner Zeit festhalten. Einen ziemlich großen Raum der Ausstellung wird das Kapitel „Goethe und die bildende Kunst" einnehmen. Insbesondere soll der Anteil der Münchner Künstler an der Goethe-Illustration möglichst lückenlos vorgeführt werden. Eine weitere Abteilung wird es unternehmen, das Verhältnis Goethes zur Magie und den verwandten Gebieten, wie Alchemie, Astrologie, Magnetismus usw., aufzeigen. (Eine ausgeraubte Schatzkammer.) In dem Spessart-Schloß Mespelbrunn, dem Familiensitz des Grafen von Ingel heim, ist ein schwerer Einbruchsdiebstahl verübt worden. Eine Frankfurter Wandergesellschaft, die das Schloß besichtigte, fand in einem neben dem Ahnensaal liegenden Erkerzimmer, das „Schatzkammer“ genannt wird, sämtliche Vitrinen und Schränke erbrochen und ausgeräumt. Die Vitrinen bargen sehr wertvolle alte Goldmünzen, Schmuckstücke, unge faßte Edelsteine und andere Kostbarkeiten, unter denen sich eine Reihe von unersetzlichen Stücken befanden. Bis auf das letzte Stück ist alles spurlos verschwunden. Als Täter kommt ein junger Mann in Betracht, der vor einigen Tagen im Schloß erschien und angab, den Auftrag zu haben, die elektrische