Internationale $amm(er2ßifunß Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde Herausgeber: Norbert Ehrlich 24. Jahrgang Wien, 15. Jänner 1932 Nr. 2 Cine Soldmünzen-Schau Zu einer Zeit, wo immer mehr Staaten von der Goldwährung abgehen und die Goldmünze nach und nach aus dem internationalen Verkehr verschwindet, verdient eine Ausstellung besondere Beachtung, die das Staatliche Münzkabinett in Berlin im dortigen Kaiser-Friedrich-Museum eröffnete. Sie vereinigt die schönsten Goldmünzen des Mittelalters aus dem Besitz der Sammlung und bietet in einer erlesenen Auswahl ein schönes Bild der Mannigfaltigkeit, in der der gotische Stil jener Zeit diese kleinen Werke der Stempelschneider zu wahren Kabinettstücken der Kleinkunst auszugestalten wußte. Und oben drein empfängt man ein lehrreiches Stück geldge schichtlicher Aufklärung aus der Epoche, in der die Goldwährung in den Staaten Europas sich ausge bildet hat.' Kustos Prof. Dr. Artur Suhle erläutert das in den »Berichten aus den preußischen Kunstsammlun gen« in anregender Form. Die Ausstellung setzt in jener Zeit ein, die nach der Lücke des 10. bis 12. Jahrhunderts fast kein Gold neuer Art kannte: nach dem Zerfall der fränkischen Goldwährung unter den Merowingern hatten die Karolinger das Prägen von Goldmünzen fast ganz aufgegeben und sich der rei nen Silberwährung zugewandt; das Gold, das im übrigen Europa noch umlief, stammte fast alles aus Byzanz und Arabien. In Spanien und Portugal fin gen die neuen christlichen Staaten im 12. Jahrhun dert an, in Nachahmung der Araber Goldmünzen zu prägen, die Maravedis, von denen vor einiger Zeit das Berliner Kabinett eines der ältesten portu giesischen Stücke erwarb, mit dem König Alfons T. zu Pferde, der das Schwert schwingt. Während diese Münzen nicht über die iberische Halbinsel hin auskamen, haben die Augustalen, die der Staufen kaiser Friedrich II. als König von Sizilien in An lehnung an die Goldmünzen der römischen Kaiser schlagen ließ, starken Umlauf gehabt. Diese schönen großen Goldmünzen veranlaßten im November 1252 Florenz zum Schlag des soge nannten Florenus mit dem Bild der Lilie, des reden den Wappens der Stadt, und Johannes des Täufers. Diese Münze ist zusammen mit den Ducatus, der seit 1284 in Venedig geprägten Goldmünze, in Mas sen ausgegeben worden: um 1336 prägte man jähr lich vom Florenus 350.000 bis 400.000 Stück. Beide Münzen halfen einem überall stark empfundenen Mangel ab, sie wurden maßgebend für ganz Mittel und Osteuropa, der Handelsverkehr erhielt durch sie einen festen und allgemein anerkannten Wert maßstab. Der deutsche Ausdruck war anfangs Gulden, d. h, Goldstück, erst später, als sich sein Aequivalent in Silber neben ihn stellte, kam »Goldgulden« auf; die Abkürzung fl.-Florenus lebt heute noch fort. Bald beginnen die Nachahmungen in Böhmen mit seiner eigenen Goldgewinnung, im Rheinland, wo die Guldenprägung mit den Zahlungen Eduards III. von England für die Kriegshilfe deutscher Fürsten an ihn zusammenhängt: so zahlt im Jahr 1338 Edu ard 300.000 fl. Etwa gleichzeitig erhalten die rhei nischen geistlichen Kurfürsten das Recht der Gold münzprägung, und 1385 schlossen die drei Erzbi schöfe von Köln, Trier, Köln und Mainz sowie der Kurfürst von der Pfalz einen Münzverein, der die Machtstellung des rheinischen Guldens über ganz Deutschland begründete. Das Münzkabinett erwarb kürzlich von dem Bearbeiter des rheinischen Münzwesens, A, N o ß, eine Reihe kölnischer Gulden des Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden, mit dem Haupt heiligen des Stiftes Köln, dem hl. Petrus und Wap pen. Nachgeahmt wurden diese Goldgulden bald ebenso wie die Florene; so erwarb das Museum jüngst einen bisher nur in Wien befindlichen Gul den Erzbischofs Christophs von Bremen aus dem Braunschweigischen Herzoghause, Im Wett streit mit dem rheinischen Kurfürsten suchte der deutsche Kaiser von ihm geschlagene Goldgulden in den Verkehr zu bringen, die sogenannten Apfelgul den mit dem Reichsapfel. Nach seinem Typus prägte Lüneburg Goldgulden nach Schrot und Korn des Kaisers und der Kurfürsten; in der Ausstellung sieht man aus dem Goldfund von Burg Frenz (Kreis Dü ren), der nach 1614 verborgen wurde, einen solchen Lüneburger Gulden mit Johannes dem Täufer, der das Lämmlein trägt. In Oesterreich prägte Kaiser Friedrich III. einen Gulden mit dem hl. Kaiser Heinrich II., der Reichsapfel und geschultertes Kreuzzepter trägt. Sein Nachfolger Maximilian ließ Gulden schlagen mit dem hl. Babenberger Mark graf Leopold, dessen Attribute, Fahne und Kirchen modell, sich auf die Errichtung von Stift Klosterneu burg beziehen — die Münze stammt aus einem im März 1929 in Bergholz-Ausbau bei Saarmund (bei Potsdam) aufgefundenen kleinen Schatze von Talern