Nr. 1 I INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG Seite 1 15 308 Lorrain, 8 Radierungen 45 317 Urs Graf, 21 Bl. aus der Kl. 'Passion 30 324 100 Radierungen verschiedenen Inhaltes 45 347 A, Legrand, Il-s sont heureux 60 368 'Sammelalbum 55 371 C. Schütz, Prospekt von Mariazell 44 380 J. Ziegler, Gegend zwischen den Donaubrücken nächst Wien 50 Chronik. BIBLIOPHILIE. (Vincent van Gogh in Japan.) In Japan ist soeben ein Sammelwerk über Vincent van Gogh erschienen, das, aus zwei Bänden bestehend, nicht weniger als 1560 Seiten zählt. Der Verfasser ist R. Shi-kijbai, leitender Arzt eines Krankenhauses. In dem Buche wird auf 380 Seiten das Leben des Malens er zählt, daran schließt sich auf 100 Seiten eine Untersuchung seiner seelischen Erkrankung. Weiter enthält das Werk eine Aufzählung sämtlicher echter Gemälde des Künstlers, sämtlicher abgehaltenen Ausstellungen, sämtlicher über ihn erschienenen Werke aller Sprachen und zahlreiche Wiedergaben von van Gogbs Gemälden in vorzüglichem Wiedergabeverfahren, BILDER (Ein unerkannter Verrocchio.) Das Berliner Schloßmuseum bewahrt als Erbe der alten Kunstkammer der Hohenzollern einen über 1 ‘A Meter hohen, bronzenen Kerzenhalter, der das italienische Datum Mai und Juni 1468 trägt, In diesem Meister werk dekorativer Bronzekunst hat nunmehr Dr. Wilhelm R. Valentine r, der als Museumsdirektor in Detroit wirkende deutsche Kunstgelehrte, ein Werk des Andrea Verrocchio erkannt, und zwar jene bisher verlorengeglaubte Arpeii des großen Florentiner Bildhauers, die er 1468 als ersten Auftrag von der Stadtbehörde übertragen erhielt und die für den Audienzraum des Palazzo Vecchio bestimmt war. Valentiner ist durch einen Vergleich mit dekorativen Einzelheiten anderer Bildwerke des Verrocchio, wie des Grabmales des Piero und Giovanni de Medici in S. Lorenzo in Florenz, zu seiner Zu schreibung gekommen, die er soeben im „Burlington Magazine" begründet. (Neues von Raffael und Michelangelo.) Professor Adolio V enturi, der Altmeister der italienischen Kunstforschung, macht jetzt in seiner Zeitschrift „L'Arts“ ein bisher unbekann tes Frauenbildnis von Raffael bekannt. Es hat kleines Format, ungefähr von derselben Größe wie Raffaels Grazien in Chantilly, der Traum des Ritters in London, der hl. Georg im Louvre und in Leningrad. Das Bild der Frau im dunklen Kleid, mit offenem Haar, steint vor einer weiten Landschaft. Es ist in der Florentiner Zeit des Meisters entstanden. Ein gleichfalls bisher unveröffentlichtes Werk Michelangelos kann Professor Karl von T o 1 n a i, der an der Hamburger Universität lehrende Kunstgelehrte, im Jahijbuche der preußi schen Kunstsammlungen vorlegen. Das Werk befindet sich im alten iLandhause der Familie Buonarotti zu Settignano bei Florenz. An der Wand eines Raumes des ersten Stockes sieht man dort eine große Schwatzkohlenzeichnung, die der Ueber- lieferung zufolge von der Hand des jungen Michelangelo stam men soll. Dargestellt ist eine nackte Männergestalt, deren rechter Arm erhoben ist und einen Angriff zu parieren scheint. In der erhobenen rechten Hand hält sie anscheinend einen Kieferknochen, ähnlich wie der eine Meerkentaur auf dem Stich Mantegnas „Kampf der Meerkentauren". Das Werk lehrt, daß der junge Künstler sich zunächst an eine der Richtungen in der Kunst seiner Vaterstadt anschloß, die des Pollajuolo, der den Organismus des menschlichen Körpers mit aller Ener gie erforschte, nicht an die ornamental-bewegte „dekadente“ Richtung des Botticelli und nicht an die bürgerlich-biedere, epische Weise seines Lehrers Ghirlandajo. PHILATELIE, (Neuheiten.) Die neue Freimarke von Mexiko zu 15 Cent., die infolge der Erhöhung des Auslandsportos nötig wurde, zeigt eine Episode aus dem Leben des Bruders ßarto- lomä, der im religiösen Leben des Landes eine Rolle spielte. Die Farjbe ist ultramarin. — -Nikaragua hat immer Mangel an kleinen Werten und überdruckt wieder eine Anzahl höherer Werte. — Panamakanalzone. Die 14 Cent., Indianerkopf, der U. S. A. eihieli den bekannten Aufdruck: CANAL / ZONE zur Verwendung im Kanalgebiet. — Auf einer neuen Freimarke von Peru zu 10 Cent., rot, ist das Brustbild des amtierenden Präsidenten Cerro in Galauniform verwendet worden, ohne Wissen des damit Geehrten. Da aber sine Verordnung besteht, nach welcher lebende Peruaner Staatsmänner weder Brief marken noch Banknoten schmücken dürfen, mußte die Marke schleunigst aus dem Verkehr gezogen werden. Immerhin ge langte sie vier Tage lang in Lima zum Schalterverkauf. Im Muster von 1 Sol. Bolivar-Reiterdenkmal ist 20 Cent, braun rot zu melden. — Persien. Als erster Wert in der neuen Währung, die schon seit 21. März ,1932 in Kraft ist, erscheint 75 Di. (-Dinar) schokoladen. Die Freimarke zeigt ein neues Brustbild des Schahinsc-ha-h -Resa Schah Pahlaewi in reich verziertem Rahmen. Trotz allem englischen Einfluß ist in einem Schriftband „Po-ste-s Persanes" zu lesen. (Deutsche Nothilfe 1933.) Die diesjährigen Marken der deutschen Nothilfe werden Bilder aus den Werken Richard Wagners bringen. (Neue päpstliche Marken.) Wie uns aus der Stadt des Vatikans gemeldet wird, sind dort neue Marken in Vorbereitung. VERSCHIEDENES (Dr. Julius Leisching gestorben.) Am 26, Mai ist in Wien der Direktor des Salzburger Museums, ,Dr. Julius Leisching, nach einer Operation im 68. Lebensjahre gestorben. -Leisching gehörte zu den bekanntesten Kunstgelehrten Oesterreichs. 25 Jahre lang stand er an der Spitze des Mährischen Gewerbe- museums in Brünn, das er gänzlich reformiert und mit neuem Geist erfüllt hatte. 1922 übensiedelte er nach Salzburg, wo er fruchtbaren Boden für eine höchst ersprießliche Tätigkeit fand. Das Carolino-Augusteum, das städtische Museum inmitten der Stadt, leitete er und erreichte durch seine geistreiche Neuauf- ■siellung verblüffende Resultate. Wenn man heute eine so überaus genußreiche Wanderung durch die Bestände des Mu seums machen und in höchst -stimmungsvoll arrangierten Innen räumen die Epochen des Salzburger Kunsthandwerker studieren kann, so verdankt man das Leisching. -Es sei hier nur auf die großartigen Interieurs aus der Spätrenaissance und dem Früh barock hingewiesen, denen die Salzburger Hafnerkeramik d.e Stimmung gibt. Die natürliche Ergänzung dieser von schönster Volksveijbundenheit zeugenden Arbeit bildete die ganz persön liche Schöpfung des Verstorbenen: Die Salzburger volkskund liche Sammlung, für die er den liebenswürdigen Rahmen von Schloß Hellbrunn zur Verfügung hatte. Wenn in Schloß Hellbrunn selbst so neuartige, prachtvolle Wirkungen der Aus stellung erzielt wurden, wie die Statue des gerüsteten Erz bischofs Wolf 'Dietrich zu Pferd oder die kulturgeschichtlich hochinteressante Küche, so zeugt auch dieses von dem Geiste, den Leisching in Salzburg erweckt -hat. Leisching war ein Bruder des unseren Lesern wohlbekannten früheren Direktors des Oeslerreichischen Museums in Wien, .Hofrat Dr. -Eduard Leisching, der seit Jahren Berater der Stadt Wien in allen Kunst-ding-en ist. (Expertisen-Sperre an den Staatlichen Museen in Preußen.) Der Generaldirektor der Siaat'ichen Museen in Preußen ver fügte einen Runderlaß an die wissenschaftlichen Beamten und Angestellten: Die Dienstanweisung vom 10. Mai 1924 gestattet den Beamten der Staatlichen Kunstsammlungen Preußens unter bestimmten Voraussetzungen die schriftliche Begutachtung von Kunstwerken (sog. Expertisen). Auf die Revisionsbedürftigkeit dieser Dienstanweisung ist von mii wiederholt in den letzten Jahren hingewie-sen worden. Verhandlungen, die eine Regelung der Angelegenheit für die wissenschaftlichen Beamten und An gestellten an den öffentlichen Kunstsammlungen des Reiches, der Länder und der Kommunen zum Ziele hatten, sind bisher nicht zum Abschlüsse gelangt. Bei dieser Sachlage ersuche ich im Interesse des Ansehens der deiFschen Kunsthistoriker und der Berutsehre der deutschen Kunsthistoriker die wissenschaft lichen Beamten und Angestellten der mir unterstellten Kunst-