Nr. 20 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG Seite 177 Eine Ausstellung in Prag. Aus Prag wird berichtet: Im Rahmen des Napoleon-Kongresses wurde im Palais Clam-Gallas (Husgasse) die Ausstellung von Napoleon-Erinnerungen eröffnet. Sie zeigt zumeist zeitgenössische Gemälde und Stiche, von denen nur wenige bekannt sind, obgleich in Prag von derglei chen sehr viel zu sehen ist. Mit Napoleon wurde hier seit je ein förmlicher Kult getrieben. Von den alten Gastwirtschaften hatten die meisten ihre Napoleon ecke; die am reichsten ausgestatteten sind im Re staurant von „Schnei 1" und das ,Napoleonzimmer’ von Zavrel am. Wilsonbahnhof, das besonders wertvolle Blätter aufweist. Uebrigens sind auch alle Prager Antiquare mit ihren Beständen herausgerückt und haben in ihren Schaufenstern kleine Ausstellun gen arrangiert. Hier in der offiziellen nun sind auf fallend schön vertreten Jugendbildnisse des Korsen und dazu moderne Landschaftsmalereien aus Korsi ka, gefertigt von Melka, Das kleinste, aber wohl kostbarste Stück ist ein Bildchen von Meissonier „Napoleon bei Waterloo 1 (Katalognummer 481); es ist leider recht unscheinbar in einer Vitrine ver steckt. Weiter gibt es da nebst Waffen und Unifor men einen richtigen Reliquienschrein, enthaltend des Kaisers Tafelgeschirr, Bestecke und Fragmente sei nes Portepees. Als Kuriositäten sind ausgestellt: ein in der Schlacht bei Austerlitz zerschossenes Kruzi fix und ein Stück jener Linde, unter der von den drei Kaisern der Waffenstillstand geschlossen wurde. Eine riesige Reliefkarte stellt das Schlachtfeld von Probst heida dar, wo sich vor nun 120 Jahren die Völker schlacht entschied, Unter den vielen hier ausgeleg ten Tagesbefehlen, Briefen und. Dokumenten, ist be sonders ein in tschechischer Sprache abgefaßter Auf ruf des Erzherzogs Karl aus dem Jahre 1800 von Interesse, in dem die jungen Leute von Prag zur Bil dung von Legionen aufgefordert werden. Wohnungseinrichtung einer Sammlerin. Die Versteigerung der Wohnungseinrichtung der Frau Elise Umlauf, die das Dorotheum vom. 8. bis 11. November durchführt, hebt sich weit über das Niveau der sog. Hausauktionen. Denn hier sind nicht allein mit Geschmack zusammengebrachte Ein richtungsstücke, wie sie zum Bestand einer vorneh men Wohnung gehören, hier ist eine Reihe von. kompletten Sammlungen, die neben ihrem von Wachsbossierungen an, die von Mei stern, wie Caspar Johann H a r d i, Caspar Bernhard H a r d y in Köln, dessen Schüler H a g b o 1 d und dem Mannheimer Johann Georg H i n e 1 herrühren. Reizend ist die Sammlung der Altwiener Tra gantfiguren, die naturalistisch bemalt sind und auf ovalen oder runden Sockeln aus Papier stehen. Besonders gefallen die Figuren, die von H ö g 1 e r Fig. 3. Jan van der Vinne, Italienische Küstenland schaft. materiellen Wert von kulturhistorischem Interesse sind. So eine Art Figdor-Sammlung im kleinen! So finden wir eine Sammlung von Heiligen bildern, Ziehbildern und Glückwunsch karten, die das Gepräge der Biedermeierzeit j tragen. Unter den Glückwunschkarten viele von : Endletz berge r, der zu den geschätztesten j Meistern dieser Kleinkunst gehört. Die Heiligenbilder j sind meist fein ausgeführte Klosterarbeiten auf Per- j gament, Dieser Sammlung reiht sich eine Kollektion modelliert sind und unvergessene Lieblinge aus der Wiener Bühnenwelt darstellen, wie Fanny Elßler, Direktor Carl als Staberl, Nestroy als Pan in der Operette „Daphnis und Cloe“, Wenzel Scholz als Radfahrerin, Karl Treumann als Bombardon, Beck mann als Vater der Debütantin, die Müller'-Nettl als Debardeur, Fürst als „Böhm in Amerika“, die Link- Dessauer als Prinzessin Methusalem etc. Die größte und wertvollste Sammlung ist die Dosensammlung. Sie umfaßt mehr als hundert