Seite 68 Nr. 7 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG JCölner JCunstversteigerungen. Am 7, und 8. April wird bei Lempertz in Köln eine sehr bemerkenswerte Versteigerung von Werken alter Kunst stattfinden, die zu einem be trächtlichen Teile aus dem alten Kölner Familien- be,sitze des Geheimrates Dr. SelijJmann stammen. Hinzu kommen Stücke aus dem Besitze Baron von B e t h m a n n - H o 11 w e g (Burg Rheineck), sowie aus mehreren anderen rheinischen Provenienzen. Von mittelalterlicher Kunst seien er wähnt: Acht gotische Gläser, ein silberner Altar aufsatz um das Jahr 1000, ein Aquamanile und ein Simson-Leuchter aus dem 13. Jahrhundert. Etwa 50 rheinische Glasmalereien des 16. und 17. Jahr hunderts bilden eine weitere interessante Katalog abteilung. Unter den Gemälden befindet sich ein authentisches Altarwerk von dem Meister von Kappenberg, eine hervorragende vlämische Tafel aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, mehrere gute Niederländer des 17. Jahrhunderts (Simon de Vlieger, Adriaen Brouwer). Den breitesten Raum im Katalog nehmen die alten Möbel ein. Hier sieht man eine lange Reihe zeitechter Sitzmöbel, die dem holländischen und westdeutschen 17. und 18. Jahrhundert entstammen, einen niederrheinischen Stollenschrank um 1550, einen Renaissance-Zahltisch aus der gleichen Zeit, eine sehr reich geschnitzte Zimmertäfelung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und eine komplette Zim merboiserie, die dem Lütticher Kunstkreise aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angehört. Am 10. April gibt es bei Lempertz eine archäolo gische Versteigerung, deren Material in der Haupt sache die Sammlung des Sanitätsrates Dr. Feld- mann in Düsseldorf bildet. Es befinden sich da zirka 180 römische Gläser, meist aus rheinischen Fundorten, Sigillata- und Nigra-Keramik, apulische und attische Gefäße des sechsten bis vierten vor christlichen Jahrhunderts, darunter eine Prachtvase aus der Werkstatt des athenischen Achilleusmeisters. Die JCandzeichnungen des JCunstäauses Jlrtaria. Das Kun.sthaus A r t a r i a & Co. in Wien, nächst Christie in London das älteste Kunsthaus Europas, führt seine schon im Vorjahre angekündigte Absicht, zu liquidieren, nun aus. Im Rahmen der Frübjahrs- versteigerung von C. G. Boerner in Leipzig Fig. 1. Tintoretto, Erscheinung der Madonna als Himmelskönigin. kommt, wie von uns schon gemeldet, die reiche Kunstbibliothek der Firma unter den Ham mer. Vorher schon, am 7. und 8. April, werden sämt liche Bestände des Kunsthauses an Handzeich nungen im Dorotheum in Wien verauktio niert. Es handelt sich, wie Dr. Leporini im Vor worte zum Katalog mit Recht betont, um eine große Sammlung, die in einem Teile auf die Frühzeit des Geschäftes zurückgeht und Blätter aus alten Wiener und italienischen Sammlungen enthält. Die guten Traditionen dieser Sammlungen verbinden sich, sagt er, mit vielen der vorliegenden Stücke, darunter einer Anzahl guter Zeichnungen mit gesicherter Zuschrei bung, sowie manchen Blättern in den Konvoluten, die eines eingehenden Studiums wert sind und noch der endgültigen Bestimmung harren. Unterstreichen möchten wir besonders die Worte, daß viele Stücke eines eingehenden Studiums wert sind und noch der endgültigen Bestimmung harren, Fs gibt also wissenschaftliches Neuland zu erforschen, was Sammler gewiß reizen wird, zumal die Ausrufspreise, den heutigen Verhältnissen ent sprechend, sehr niedrig sind. Aus der Reihe der Zeichnungen alter Meister seien vor allem zwei Studien zu einem Christus am Kreuze (Feder in Braun und Rötel), Arbeiten Jörg B r e u des Aelteren, hervorgehoben, die mit S 1500 zur Ausbietung gelangen. Ueberaus interessant sind vier Blatt Kostümstudien nach Zeichnungen aus dem Jahre 1440, möglicherweise nach Wandgemälden. Die Federzeichnungen selbst sind deutsche Arbeiten des 16. Jahrhunderts und bei einer Schätzung von S 2000 mit einem Rufpreis von S 900 angesetzt. Eine Feder- und Pinselzeichnung in der Art des Naldini, darstel lend Madonna und Heilige, Altarentwurf, ist floren- tinische Arbeit des 16. Jahrhunderts. Sie stammt aus der Sammlung Gelosi und wird mit S 100 ausgerufen. Von Giovanni B. Pittoni sind die Opferung der Iphigenie (Feder- und Pinselzeichnung) und eine Opferszene in Kreide- und Federzeichnung vorhan den. Der Holländer Hermann S a f 11 e v e n (Rotter dam 1609—1685, Utrecht) ist mit der Pinsel- und Federzeichnung einer Kanallandschaft vertreten. Eine auffallend feine Arbeit ist T i n t o r e 11 o s Er scheinung der Madonna als Himmelskönigin, die un-