Nr. 9 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG Seite 75 Jludolf «51Gosse versteigert seinen Jiunstbesitz. Aus Berlin wird uns geschrieben: Rudolf M o s s e versteigert seinen Kunstbesitz. Ende Mai 1934 kommt im Palais Mosse auf dem Leipziger Platz, wo sie die langen Jahre hin durch sich befand, die Kunstsammlung Mosse unter den Hammer, Die Rudolf Mosse- Treuhandverwaltung, die auch den Mosseschen Kunstbesitz verwaltet, hat mit seiner Verwertung die Herren Hans Carl Krüger und Karl Haber stock betraut, die der Firma Rudolph L e p k e die Durchführung der Versteigerung übergaben. Die Sammlung Mosse enthält eine kleine An zahl ausgewählter alter Gemälde von Jan Steen, Jacob R u i s d a e 1, Adr. van 0 s t a d e und einige englische Bilder der guten Zeit; der eigentliche Be stand der Galerie setzt sich aus Gemälden des 19, Jahrhunderts zusammen, unter denen die besten Namen, zum Teil mit glänzenden Leistungen vertreten sind. Wir nennen von den bekanntesten Bildern den Dr. Stenglein von Wilhelm Leibi, „Die hehre Muse“ von ß ö c k 1 i n, „Bacchus und die Windgötter‘‘ von Feuerbach, den „Frühlings sturm“ von Ludwig v. H o f m a n n, die „Scholastica“ von Blechen, ferner Werke von Thoma, Lenbach, Menzel, Stuck, Spitzweg, Uhde, Kallmorgen, Claus Meyer, Sperl u, a. Von ausländischen Meistern heben wir ein Hauptwerk von Josef Israels und Bilder von Zorn, Mauve, Bisschopp hervor. Einen besonderen Ruf erhält die Sammlung durch die monumentale Plastik; sie ent hält einen großen Löwen von G a ul, die Susanna von Reinhold Begas, bedeutende Skulpturen von Lederer und anderen Bildhauern, Die Einrichtungsgegenstände entsprechen dem Niveau einer vornehmen Wohnungskultur des Ber lins der Vorkriegszeit, Es sind keinerlei Sammelob jekte, sondern nur vom Standpunkt des persönlichen Geschmacks erworbene Kunstwerke, die in sparsa mer Verteilung die Räume belebten und schmückten. Der pompöse französische Gobelin aus der Manufacture Royale d‘Aubusson, Handel und Schiff fahrt darstellend, gehört mit zu den besten Erzeug nissen der Manufaktur, Gleichwertig sind die S i t z- m ö b e 1 derselben Epoche: Ein Herrenzimmer im Sheraton-Stil, sehr geschmackvolle kleine Einzel möbel und als dekorative Objekte Alt-Meißener Kamingarnituren, Kronen, Teppiche, Wandbespan nungen vervollständigen das Bild zu einer künstleri schen Einheit. JCollitzers JCostüm- und Uniformsammlung im Dorotheum. Vom 28, bis 30, Mai d, J, findet in der Kunst abteilung des Dorotheums in Wien die Ver steigerung einer Sammlung statt, wie sie ihresgleichen in Oesterreich wohl nicht mehr hat und auch im übrigen Europa, außer in öffentlichem Besitze, wohl nicht vorhanden ist. Es ist dies die Kostüm- und Uniformsammlung des Historienmalers Pro fessors Karl Leopold H o 11 i t z e r, der in einer Sammlertätigkeit eines ganzen Menschenalters zu- samm.engetragen hat, was seit den Tagen des 17. Jahrhunderts von Soldaten und friedlichen Bürgern an Kleidern und anderen Gegenständen, die zur Kleidung gehören, getragen wurde. Die geschichtlich ungemein interessante und auch überaus reichhaltige Sammlung — sie umfaßt an siebenhundert Nummern — erstreckt sich auf mili tärhistorische Objekte und Uniformen. Reiter und Fußvolk von den Tagen des Prinzen Eugen bis auf unsere Zeit ziehen in bunter Reihe an uns vorbei, zeigen die Wandlung in Form und Farben von Kopfbedeckung und Kleidung, die Wandlung der Bewaffnung nach dem jeweiligen Stande der Technik und nach dem Orte der Ver wendung der einzelnen Truppenkörper. Es ist Form gewordene Kriegsgeschichte, die in kompletten, ad justierten Figuren und Einzelgegenständen vor un serem Auge ersteht, von den schweren Reitern der Türkenkriege, denen noch manches Unbewegliche des Ganzgepanzerten anhaftet, über das Bunte und Farbenprächtige der in schönen Farbenharmonien zusammengestellten altösterreichischen Uniformen der französischen Epoche bis zu den, reiner Tarnung dienenden, sich Landschaft und Gelände anpassen den, jeden Prunk vermeidenden Uniformen;', des Weltkrieges. Unter den Zivilkostümen finden sich Barockfracks, Rokokomänner- und -Frauenkleider, eine reiche Auswahl von Kleidungsstücken aus dem Vormärz, aus den 48er Jahren bis zur Makartzeit. Die Ausstellung dieser hochinteressanten Samm lung (19, und 22, bis 26. Mai) wird schon aus dem Grunde zu den ausgesprochenen Ereignissen gehö ren, da sie zum erstenmale geschlossen der Oeffent- lichkeit zugänglich gemacht werden wird. JCunstwerke aus Schloss Jtter* Den Kunstobjekten aus Schloß Wetzdorf ließ das Dorotheum in Wien am 26. und 27. März solche aus Schloß Itter in Tirol folgen. Die Kauf lust war an beiden Tagen sehr rege, was darin zum Ausdruck kam, daß die Ausrufspreise durchgehends stark überboten wurden. Für die herrliche Marmor gruppe der Medea von Lemoyne fand sich kein Ab nehmer, was wohl darauf zurückzuführen sein dürfte, daß die Statue auf Schloß Itter geblieben war und Interessenten die weite Reise gescheut haben, um sie an Ort und Stelle zu besichtigen. Nachstehend die erzielten Preise (in Schilling); 1 Porträt der Angelika Kauffmann, Punktierstich . . 3 2 Mutter und Kind, böhmisches Porzellan 12 3 Schweighofer, Schloß Tyrol bei Meran, ... 11 6 Elfenbein-Stoßzahn mit ,Silberfassung 8 7 Habermann, Ortschaft mit Kirche, Aquarell . - 14 9 Lot, bestehend aus vier Mehrlaufpisitolen, Terzero- len etc, 18. J 8 10 Biedermeier-Freundschaftsbecher 15 11 Ein Paar holzgeschnitzte Wandarme für Kerzen, 18. J. 22 12 Ein Paar Pistolen, europäisch 9 13 Italien, Anf. 19. J., Strand bei Neapel. Guasch . . 25 14 Konvolut von sechs älteren. Teigmodeln 25 15 Zwei orientalisch montierte Büffelhörner 6 17 Standuhr in schwarzem Holzgehäuse 22 181 'Barockrahmen, um 1730 45